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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Was bin ich in der Liebe?

was nun? echt sein oder eine rolle spielen in der liebe?


Von allen Seiten hören wir derzeit: „Sei authentisch“, oder „verstelle dich nicht“, und dies soll, so die Autorinnen und Autoren, ganz selbstverständlich auch für die Liebe gelten. Psychologisch bewanderte Zeitgenossen erden in diesem Fall auch von dem wahren „Selbst“, das man (beispielsweise durch „Selbsterfahrung“) an den Tag legen sollte, oder von dem „wahren ICH“. Die Kitsch- und Esoterikfraktion neigt mehr dazu, von der „Sprache der Seele“ oder vom „Wissen des Herzens“ zu sprechen.

Die Menschen wollen uns etwas Gutes tun – leider

Was wollen diese Leute uns sagen? Auf den ersten Blick wollen sie uns etwas Gutes tun, weil es angeblich leichter ist „authentisch zu sein“ als „eine Rolle zu spielen“. Aber genau hier kommen schon die ersten Risse in die Fassade: In unserem Leben sind wir so gut wie niemals ausschließlich „authentisch“, sondern wir leben mit erlernten sozialen und persönlichen Rollen, die wir uns im Laufe des Lebens angeeignet haben. Sie sind Teile unserer Persönlichkeit. Ein Beispiel:

„Du bist aus deinem innersten Selbst überzeugt, dass Menschen nur ehrlich sind, wenn sind absolut nackt sind. Dennoch wirst du als absolut ehrlicher Bankangestellter nicht nackt in der Schalterhalle arbeiten.“

Keine Chance, „absolut authentisch“ zu sein

Der Zivilisationsmensch hat also gar keine Chancen, immer und überall sein innerstes Selbst zu offenbaren, selbst ein Pfarrer nicht. Wenn das schon nicht möglich ist, wie soll es dann ein Mensch tun, der die Liebe eines anderen gewinnen will?

Wagen wir einen zweiten Blick: Ist es denn erstrebenswert, authentisch zu sein, und vor allem: Sollten wir in der Liebe authentisch sein?

Authentisch sein – ganz allgemein

Der Weg nach „Innen“, wo wir das „Authentische“ vermuten, ist immer dann gut, wenn wir unsere eigenen Absichten erforschen wollen, zum Beispiel, welche Ziele wir anstreben oder welchen Partner wir suchen sollten. Dies hilft uns, weil wir sonst vielleicht einer „äußeren Verblendung“ unterliegen könnten, in einem kurzen Satz: „Er lebt zwar in einer verführerischen Welt, aber diese Welt wird nie meine Welt“.

Authentisch sein in der Liebe?

Alles, was mit der Liebe zusammenhängt, von der Verliebtheit bis zur Treue, ist ein Gaukelspiel von Mutter Natur. Der Kulturmensch hat es in romantische Vorstellungen von Liebe und Partnerschaft gewandelt, konnte dabei aber des Pudels Kern nicht ausmerzen: Die Liebe ist nach wie vor ein biologisches Phänomen, in dem Mutter Natur das Hirn vernebelt, und uns zu einem relativ riskanten, sehr facettenreichen Spiel verleitet. Wer „auf Freiersfüßen“ geht, oder wie man heute sagt, „Dating“ betreibt, kann deswegen gar nicht authentisch sein: Er will ja gerade einen Zustand erreichen, in dem er eben nicht authentisch ist, nämlich verliebt sein. Wäre Dating ein reines Spiel um eine Vernunftehe, müsste man dies nicht einwenden. Doch um Vernunft geht es erst in zweiter Linie: Zwischen zwei Menschen kann sich beim Date viel entwickeln, aber die Lust aufeinander entwickelt sich meist schneller als der Wunsch, zusammenzubleiben, und also sieht die Lust über die Vernunft. Das ist gar nicht so schlecht, wie es sich anhört: Es führt dazu, uns von den nötigen Kompromissen bei der Partnerwahl zu überzeugen und nicht ständig nach den Rosinen im Kuchen der Singles zu bohren. „Dating“ und „absolut authentisch sein“ ist also ein Widerspruch in sich und keinesfalls ein wünschenswerter Zustand.

Wer und was bin ich in der Liebe?

Ebenso unsinnig, wie hundert Prozent authentisch zu sein ist es freilich, ausschließlich eine Rolle zu spielen. Rollen haben ebenfalls mehrere Seiten:

- Du bist eine lustvolle Schlampe und spielst dich selbst.
- Du bist eine lustvolle Schlampe, die die Rolle einer lustvollen Schlampe spielt.
- Du bist eine lustvolle Schlampe und spielst die Rolle einer braven Sekretärin, die endlich einen festen Partner sucht.
- Du bist eine schüchterne, brave und zurückhaltende Frau, spielst dem Partner aber die lustvolle Schlampe vor.

Kritiker werden nun einwenden, dass man niemals nur “eine lustvolle Schlampe ist“, aber als simples Beispiel mag dies genügen.
Du wirst leicht erkennen, dass wir nur im ersten Beispiel eine authentische Person haben, dass aber mindestens das zweite und dritte Beispiel Möglichkeiten aufzeigt, die auch tatsächlich genutzt werden und gut spielbar sind – lediglich die vierte Rolle ist schrecklich, und zwar für alle Beteiligten.

Nun kann man leicht erkennen, was der Kern der Rolle ist, und zwar nicht nur in der Liebe: Man kann sie spielen, solange sie mit einem wichtigen Teil der Persönlichkeit, der jetzt und hier aktuell ist, übereinstimmt.

Was bin ich also in der Liebe?

Du bist in der Liebe derjenige Teil deiner Persönlichkeit, der in der Situation zur Liebe bereits ist – nicht mehr und nicht weniger. Du musst also nicht authentisch sein. Versuche, eine glaubwürdige Rolle zu spielen, wenn du eine feste Beziehung suchst oder eine erregende Rolle, wenn du eine kurzfristige Begegnung suchst.

Bild © 2009 by Alejandro Slocker

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liebepur am : Authentisch sein – oder doch lieber nicht?

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