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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Zweierlei Maß in der Liebe?

weibliche begierde ist heute normal, die umsetzung bisweilen schwierig


„Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe“ ist eine der vielen Abwandlungen es Lateinischen „Quod licet Josi, non licet bovi“. Damit sollte eigentlich der Herrschafts- und Definitionsanspruch der Mächtigen gefestigt werden: Was Jupiter darf, darf der Ochse noch lange nicht.

Was in der Liebe erlaubt und verboten ist, erfahren wir an besten anhand von Verführungen. Verführt der Mann die Frau nicht zur Unzeit, so ist es das notwenige Übel des Lebens. Also Daumen nach oben. Verführt die Frau den Mann, so ist dies bereits anrüchig, ob es nun zur Unzeit oder gerade zur rechten Zeit geschieht. Daumen nach unten.

Verführt die weitläufige Tante den volljährigen Neffen, so gibt das zwar Anlass zu vordergründigem Nasenrümpfen, hintergründig ist die Mutter aber froh, dass es wenigstens die Tante war und nicht die Schlampe aus der Nachbarschaft, die schon zwei Mal den Tripper hatte. Sollte aber der weitläufige Onkel die volljährige Nichte verführen, so schreien alle unisono Zeter und Mordio, selbst, wenn alles völlig einvernehmlich geschah und keiner Schaden dabei nahm. Natürlich haben auch schon Tanten Nichten verführt und Onkel Neffen – aber soweit zu denken, reicht schon wieder viel zu weit für das Alltagsparkett, auf dem wir uns bewegen.

In unseren vorurteilsschwangeren Köpfen sind Frauen das schwache Geschlecht, und sie müssen deshalb auch willensschwach sein, während Männer, die ja angeblich das strake Geschlecht repräsentieren, willensstark sein müssen. Die Moral macht es sich leicht, sobald diese Scheinwahrheit mal in den Köpfen sitzt, denn demnach ist es so:

Die willensschwache Frau ist jeder nur erdenklichen Verführung ausgesetzt, und gibt im Zweifel lieber nach, auch wenn sie Zweifel an ihren Handlungen hat. Sie verführt weder aktiv noch hat sie jemals den eignen Vorteil im Sinn und schon gar nicht die kriminelle Energie, dem andern zu schaden.

Demgegenüber steht in den Vorurteilen der willensstarke Mann, der alles verführt, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, der den Willen der Frauen bricht und im Zweifel gerne Machtmittel einsetzt, wenn es dabei zu Zögerlichkeiten kommt. Er lässt sich hingegen niemals gegen seinen ausdrücklichen und erklärten Willen verführen, noch hat er einen Nachteil daraus, verführt zu werden. Statt dessen beansprucht er alle Vorteile egoistisch für sich und entwickelt dabei zuweilen erhebliche kriminelle Energien.

Im Grunde beurteilen wir Frauen und Männer noch wie im frühen 20. Jahrhundert. Doch Frauen haben heute wilde Gelüste, sind begehrlich und wollen mindestens zum Teil viel mehr, als zu haben ist. Aber dieselben Frauen halten sich eben auch zurück, weil sie befürchten, als „Schlampen“ abgestempelt zu werden oder gar als „mannstoll“ diffamiert zu werden. Schon manche Frau sagte: „Ich würde ja gerne mal …“, und dann folgt etwas, wobei der Zuhörer rote Ohren bekommt, „aber ich traue mich nicht.“

Männer verführen – Frauen werden verführt. Dieser Grundsatz steckt so tief, dass eine ganz neue Gruppe von verführungsbereiten Frauen drauf wartet, von Verführerinnen entdeckt zu werden: die saturierten, erfolgreichen, jungen bi-neugierigen Frauen. Selbst für sie gilt der Grundsatz, sich in die Nähe der Verführerinnen zu begeben und dann auf die Verführung zu warten.

Manche Frauen verführen inzwischen – selbstbewusst, und durchaus auch selbstsüchtig. Doch noch immer müssen es sich Frauen „leisten können“, was zumeist heißt, das gesellschaftliche Ansehen ihres Handelns zu ignorieren, nach dem Motto: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebst du frei und ungeniert“. Nicht selten sind es dann heute die Töchter, die sagen: „Aber Mutter, das tut eine Frau wie du doch nicht“. Ja, und damit wäre wohl bewiesen, dass die Tradition der unterschiedlichen moralischen Beurteilung von weiblichem und männlichem erotischen Handeln auch in die nächsten Genrationen fortgetragen wird.

Titelbild © 2010 by anna

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