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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
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Männliche Verführer: Wer fürchtet sich vorm bösen Wolf?

verführung

Erotische Verführungen gelten in der christlichen Kultur, zu der ja auch die Kultur der Bundesrepublik gehört, immer noch als unakzeptabel. Einen andren „zur Hingabe zu bewegen“ gilt demnach als Frevel, wenn nicht gar als Sünde.

Die christliche Kirche hat daran einen gewaltigen Anteil: Selbst heutigen Feiertagschristen und sogar religionslosen Deutschen wurde tief in die Seele gebrannt, dass Verführen ein Werk des Teufels ist. Die Katholiken sind der unverbrüchlichen Überzeugung, dass Eva die Wurzel allen Übels war, weil sie angeblich Adam verführte und dass diese „Erbsünde“ erst mit der jungfräulichen Geburt des Religionsstifters getilgt werden konnte – eine Behauptung, die sich nur aus klerikaler Arroganz herleiten lässt.

Der Religionsstifter selbst stand der Verführung so „cool“ gegenüber, dass er den Menschen riet, in ihre Seelen zu schauen und erst dann zu verurteilen: „Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein“.

Der böse Wolf als Schreckgespenst für den durchtriebenen Mann

Dennoch wurde das wilde, ungestüme Tier namens Mann immer wieder monströs vorgeführt: Der Franzose Perrault war der eigentliche Urheber des angeblich so deutschen Märchens „Rotkäppchen“, das in Deutschland von den Plagiatoren Grimm verbürgerlich und verkindlicht wurde. Im Original liest es sich anders: Ein Mädchen geht in den Wald, wo es dem arglistigen Wolf begegnet, der es gerne dort verführt hätte, es aber wegen einiger störender Waldarbeiter nicht tut, sondern zu einer List greift: Er wird das Rotkäppchen erst nackt ins Bett locken und dann „auffressen“ und es wird kein Happy End geben, aber eine Moral:

''Hier sieht man, dass ein jedes Kind und dass die kleinen Mädchen (die schon gar, so hübsch und fein, so wunderbar!) sehr übel tun, wenn sie vertrauensselig sind, und dass es nicht erstaunlich ist, wenn dann ein Wolf so viele frisst. Ich sag ein Wolf, denn alle Wölfe haben beileibe nicht die gleiche Art: Da gibt es welche, die ganz zart, ganz freundlich leise, ohne Böses je zu sagen, gefällig, mild, mit artigem Betragen die jungen Damen scharf ins Auge fassen und ihnen folgen in die Häuser, durch die Gassen Doch ach, ein jeder weiß, gerade sie, die zärtlich werben, gerade diese Wölfe locken ins Verderben.''


Der Konterpart zum bösen Wolf ist nicht nur im Märchen der edle Königssohn, der keine List kennt, sondern reinen Herzens und voller ritterlichen Muts das unschuldige, aber bereits vom Leben gebeutelte Mädchen auf sein Schloss holt – und wenn sie alle nicht gestorben sind, dann leben sie noch Hunderte von Jahren in den Mädchenseelen weiter.

Warum die Unschuld gewahrt werden musste

Das Bürgertum des 19. Jahrhunderts brauchte solche Lügen. Die Bürgermädchen hatten immerhin ihre „Unschuld“ zu verlieren, wenn sie auch nur daran dachten, irgendeinem Galan zum Opfer zu fallen. Da waren nicht nur die Märchenschreiber beteiligt: Auch bei der Lektüre des „Faust“ wurden sich die Bürgermädchen klar, wohin es führt, wenn man sich vom dahergelaufenen Quacksalber während der Verführung ein Kind andrehen lässt – und man wusste auch, wer die treibende Kraft im Hintergrund war: das Böse Selbst, Mephistopheles in Person.

Nun ja, nicht jede ging ins Wasser: Aber allein dieser Aufwand, eine Hebamme zu finden, die sich in der Kunst der Abtreibung auskannte – da wurde den Mütterlein doch von vornherein ganz schwummrig, und das Väterlein bangte um die Mitgift: Die musste dann ja wohlmöglich verdoppelt werden, um das Töchterlein noch „unter die Haube“ zu bringen: wie schrecklich, wie schrecklich.

Nicht alle Töchter hielten sich an die Weisungen

Die Töchter, die es sich leisten konnten, aus der Familie gelegentlich zu entfliehen, fürchteten den Teufel nicht – aber sie alle hatten Angst vor Schwangerschaften. Das führte dazu, dass sie entweder einige Tricks probierten, von denen auch damals schon gemunkelt wurde, oder dass sie den Weg des geringsten Widerstandes gingen: Sie ließen sich bis zu einem gewissen Grad verführen, achteten aber darauf, nicht penetriert zu werden. „Halbjungfern“ nannte man sie, weil sie sexuelle Lüste zuließen, aber eben keinen vaginalen Geschlechtsverkehr.

Übrigens waren Prinzen damals wie heute rar und so richtig vorstellen konnte man sich eigentlich auch nicht, im weichen Bett eines Schlosses vom edelen Prinzen verführt zu werden. Auch die Bürgermädchen ahnten damals schon, dass Verführungen etwas unglaublich lustvolles waren, und brachten ihr Blut mit Räuberfantasien in Wallungen, denn wenn sie schon einem Mann verfallen wollte, dann bitte keinem zögerlichen Blaublütler, sondern einem kräftigen, wilden Gesellen, der sich auf die Liebe verstand. Bei den meisten der jungen Damen blieb es allerdings bei der Fantasie – nur in Romanen und Erzählungen wurden die wilden Kerle Wirklichkeit.

Abgeschmackte Maschen statt kunstvolle Verführungen

Ach ja, die Männer: die wenigsten von ihnen eignen sich zum Casanova, und das wissen sie auch. Auch die sexbesessenen Spinner, die sich rühmen, jede Frau herumzukriegen, sind eher Abziehbilder der großen Verführer der Literatur. Verführen in einer Bar, mit einer dieser abgeschmackten Maschen, die im Internet für viel Geld verhökert werden? Immer nach dem gleichen Schema, nur mit einer anderen Tusse, die sowieso darauf wartet, abgeschleppt zu werden? Wie langweilig.

Die Herren früherer Epochen haben sich wenigstens noch ausgeheckt, wie sie verheiratete hochwohlgeborene Damen, jungfräuliche Verlobte fremder Herren oder gar Novizinnen in Nonnenklöster verführen könnten – die Minnesänger waren im Übrigen auch nicht so keusch, wie die Schulweisheit behauptet, sondern verfügten über ein mächtiges Repertoire an Verführungskünsten.

Halten wir es doch fest: Keine erwachsene Frau fürchtet sich noch vorm bösen Wolf, und die meisten sogenannten „Trickverführungen“ in unserer heutigen Zeit werden zumeist zu einem Zeitpunkt besiegelt, in dem die Dame bereist genügend Alkohol im Blut hatte, um leichtfertig „Ja, was soll’s, tu ich es eben“ zu signalisieren – die Angst vor Schwangerschaften, der Haupthinderungsgrund der Vergangenheit, ist ja längst weggefallen.

Eine ausgezeichnete Quelle für Verführungen : lechzen.de

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Die Welt der Verführungen ist vielfältig – über das Klischee „Männer verführen Frauen“ ist oft geredet und geschrieben worden, allerdings hat man dabei kaum berücksichtigt, dass Frauen kaum noch die armen, hilflosen und verführbaren Wesen von „damals“ war

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