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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Sexy sein

halb und halb - zwischen "äußerlich sexy" und "innerlich sexy"


Es ist schon eine Weile her: Da saß ich also in einem dieser wundervollen Kellerlokale in Kopenhagen mit einer wesentlich jüngeren Kollegin. Wir aßen eine Kleinigkeit, besprachen den Arbeitstag, und schließlich sagte sie relativ unvermittelt: „Was denkst du von mir?“

Für eine geborene Britin eine ungewöhnliche Frage, doch nie um Antworten nie verlegen, also sagte ich: „Du bist eine schöne Frau, weißt dich gut anzuziehen und hast ein gutes Benehmen“. Sie sah mich völlig perplex an und sagte nach einer längeren Pause: „Das meine ich nicht – was denkst du über meine Arbeit?

Junge, erfolgreiche Frauen wollen nicht hören, dass sie "sexy" sind

Die Beobachtung, dass junge Mitarbeiterinnen vor allem wissen wollten, wie ich sie beruflich einschätze und wie ich ihren Werdegang beurteile, habe ich seit etwa 1990 ständig bemerkt. Damals begann die Welle der weiblichen Karrieren, wenngleich nicht in meiner damaligen Branche – die wurde noch gemieden wie die Pest, doch auch dort hat sich inzwischen ein Wandel ergeben. Ganz anders verhielt es sich mit langjährigen, bewährten Mitarbeiterinnen über 35: Sie wollten vor allem als Frauen wahrgenommen werden – was sie als Mitarbeiterinnen Wert waren, wussten sie längst selber.

Bei der Karriere hilft äußere Attraktivität allerdings

Ähnliche Beobachtungen kann man überall machen: Junge, aufstrebende Frauen sind begierig, an die Futternäpfe des großen Geldes, der Macht und des Ansehens zu kommen – wenn sie schön und „sexy“ sind, wissen sie es selber. Haben sie einmal das Teenageralter verlassen, dann gehen sie einfach davon aus, als Frauen begehrt zu sein, auch wenn sie nicht „auf der Pirsch“ sind. Äußere Attraktivität hilft beim Erfolg, wenn auch die anderen Komponenten wie Ausbildung, Kenntnisse, Fähigkeiten und Verhalten stimmen.

Je älter, umso lieber hören Frauen, dass sie attraktiv sind

Ältere, gereifte und bereits saturierte Frauen hingegen wollen wissen, wie attraktiv sie auf Männer wirken – und dies meist völlig unabhängig von der Position, dem Alter und dem Familienstand. Die Tatsache, dass sie machtvoll, wichtig und kompetent sind, ist ihnen voll bewusst, und wenn wir es ihnen als Männer sagen, dann sind wir bereits zweite Wahl. Sie wollen, dass wir ihre „schönen“ Eigenschaften bewundern, und dazu gehört auch ihr Aussehen.

Wie wirke ich als Frau? Ist das "sexy"?

„Wie wirke ich als Frau“, ist die eigentliche Aussage, die hinter dem Wort „sexy“ (bei Frauen) steht. Im Englischen ist diese Verbindung schnell hergestellt: „sexy sein“ heißt wörtlich „geschlechtsbezogen sein“ , und für die Frau bedeutet dies, dass sie nach außen zeigt, gerne eine Frau zu sein. Im Deutschen existiert kein übergreifender Begriff für „sexy“. Man kann „betont männlich“ oder sehr maskulin sein, wenn man ein Mann ist, oder „betont weiblich“ oder sehr feminin sein, wenn man eine Frau ist.

Die Frage, die sich dabei ergibt, hängt mit dem Rollenbild zusammen: Während „betont männlich“ und „der große Boss“ offenbar gut zusammengeht, scheint „Top-Managerin“ und „betont feminin“ nicht zu passen. Das gefällt vielen Frauen nicht: Sie wollen zwar Karrieren, aber sie wollen dabei weder „männliche Züge“ entwickeln noch als Neutrum durch den Raum schweben.

Zwangsweise Härte - und lustvolle Weiblichkeit?

Die Sichtweise, dass eine weibliche Führungskraft zwangsweise männliches Verhalten anzunehmen hat, die Distanz, die jede Managerin und jeder Manager zu seinen Mitarbeitern auf Dauer bekommt, und die Härte mancher Entscheidungen führen dazu, dass sich diese Frauen danach sehnen, wieder als Frauen wahrgenommen zu werden. Mittlerweile wissen wir, dass dies bisweilen zu Konflikten und grotesken Situationen führen kann. Bekannt wurde das heimliche Doppelleben einer verheiratete Managerin, die sich mit einem bezahlten Liebhaber in einem Hotel traf und danach erpresst wurde. Man darf getrost annehmen, dass dies nur die Spitze des berühmten Eisbergs ist: eine Frau, die ständig unter Beobachtung steht, sich „maskulin“ zu verhalten hat und unnachgiebige Härte im Beruf zeigen muss – wer hätte kein Verständnis dafür, wenn sie sich manchmal gerne verwöhnen lassen würde?

"Sexy aussehen" heißt nicht "sexy sein"

„Sexy aussehen“ und „sexy sein“ ist natürlich zweierlei, etwa so unterschiedlich wie sich „feminin zu geben“ und „ganz Frau zu sein“. Junge Frauen, besonders Teenager, versuchen die äußere Hülle „sexy“ zu ahlten, haben aber noch nicht gelernt, ihre Gefühle in ein Netz einzuweben, das sie befähigt „ganz Frau“ zu sein. Andererseits müssen sich reife, sinnliche Frauen kaum „sexy“ kleiden, um als erotische weibliche Wesen wahrgenommen zu werden – sie strahlen eben das aus, was man früher als „Charme“ bezeichnete. Um das Bild weiter zu vereinfachen und auf Äußerlichkeiten zu reduzieren: Eine Kostümjacke ohne Bluse, bei der unklar ist, welche Dessous darunter getragen werden, wäre ein wundervoller Lockstoff für eine Dame, die weiß, wer sie ist und wie sie wirkt – die offensive, weniger selbstbewusste Frau würde wohl eher ihren Push-up-BH anziehen, und ihr Schaufenster dabei weit öffnen. „Sexy“ wären beide – nur auf völlig unterschiedliche Art.

Hinweis: Ich danke Cassy Bouffier für die Anregung zu diesem Artikel.

Foto © 2010 by Kelly Finnamor

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