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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Partnerwahl: Welche Rolle spielt der Zufall heute noch?

zufälliges treffen - der wunschtraum vieler menschen auf partnersuche


Das tatsächliche Handeln des modernen Menschen bei der Partnerwahl und seine Wunschvorstellungen klaffen heute so weit auseinander wie vor 100 Jahren. In der damaligen Zeit ist die Wunschvorstellung die romantische Liebe, die insbesondere den Mädchen eines Tages widerfährt, währen die Realität die Konvenienzehe war – so ziemlich das Gegenteil einer romantischen Liebesheirat. Heute haben die jungen Mädchen im Grund immer noch die gleichen Wunschvorstellungen, nämlich der romantischen Liebe zu begegnen, die her zufällig als gesucht ins Haus schneit. Das wäre kulturell erträglich, wenn dieses grimmsche Virus nicht auch die Frauen über 30 noch krankmachen würde – und sogar einige Männer.

Doch nicht von Romantik soll hier die Rede sein, sondern vom Zufall. Beklagt wird immer wieder, dass die moderne Art der Partnerwahl den Zufall ausschließen würde, dass man dem Schicksal nicht mehr die Einkehr ins eigene Leben gestatten würde, und nicht zuletzt – dass die heutige Partnersuche nichts als „Partnershoppen“ wäre.

Zufall beim konventionellen Kennenlernen

Reden wir also vom Zufall. Das konventionelle Kennenlernen in der heutigen Zeit kennt viel weniger Zufälle, als man sich träumen lässt: Wir besuchen stets die gleichen Orte, erweitern unseren Bekanntenkreis selten und pflegen immer weniger breit angelegte, das eigene Lebensumfeld überschreitende Kontakte. Selbst wenn der Zufall nun zu Besuch kommen wollte, würden wir ihn denn überhaupt hereinlassen? Ist unser Leben so offen, dass der Zufall noch Platz darin hat?

Ich meine, wir sperren den Zufall aus. Was wäre denn ein „Zufall“? Er kann in unserem gewöhnlichen Umfeld nur durch den ungewöhnlichen Besucher entstehen, und einem ungewöhnlichen Umfeld durch jemanden, den wir als für uns „gewöhnlich“ erachten. Doch die Prinzessin oder der Prinz, die nicht zu den beständigen Gästen der Bars, Bistros, Klubs, Vereine oder sonstigen potenziellen Balzplätzen gehören, an denen wie verkehren, kommt selten herein. Andererseits vermeiden wir, an die Orte zu gehen, wo wir dem Zufall begegnen könnten: Auf ungewöhnlichen gesellschaftlichen Ereignissen wie Empfänge, Vernissagen oder Lesung könnten wir einem Menschen „gleicher Wellenlänge“ begegnen, der dort seien Zeit nicht wegen der Präsenz absitzt, sondern fasziniert von der Thematik oder Situation ist.

Das klingt ein wenig exotisch, nicht wahr? Aber es zeigt, was wir alles tun müssten, um dem Zufall eine Chance zu geben.

Der Zufall beim Kennenlernen durch Online-Partneragenturen

Drehen wir uns nun um 180 Grad und betreten wir die Welt der Online-Partneragenturen. Das Wort „Zufall“ wird hier nicht in den Mund genommen, im Gegenteil – ich will hier keinen der Werbesprüche wiederholen, aber bei jeder Agentur wird dem Kunden suggeriert: Hier erleben Sie keine Zufälle – hier wir der Partner maßgeschneidert aus dem breiten Angebot geliefert – nach fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen, versteht sich.

Heute will ich Ihnen ersparen, abermals auf die Verlässlichkeit der „wissenschaftlichen“ Erkenntnisse einzugehen – darüber schreibe ich nun wirklich genug – ich will vielmehr fragen: Wie sieht es denn mit dem Zufall aus?

Warum der Zufall beim Online-Dating eine große Rolle spielt

Das Interessante: Der Zufallsfaktor ist bei den Agenturen mindesten genauso groß, wenn nicht noch größer als im Alttag. Wichtig ist nämlich nicht der Partnerübereinstimmungstest, sondern die Gesamtsituation: Sie entschließen sich, jetzt (und nicht zu einem anderen Zeitpunkt) Menschen zu finden, die jetzt und hier (also nicht zu anderen Zeiten und nicht woanders) Partner suchen. Das kann man durchaus eine zufällige Situation nennen. Selbst, wenn Sie nun unterstellen, dass Sie eine Vorauswahl „passender“ Partner bekommen, dann treffen Sie sich doch nur mit einigen Wenigen, und wer es schließlich sein wird, bestimmt wieder weitgehend der Zufall. Da muss Sabine H. aus F. eben mal zufälligerweise intensiv in ihre Mailbox gucken, und aus einer Laune heraus gerade Sie aussuchen, und weil sie sich gerade gut fühlte, setzte sie zwei äußerst verführerische Zeilen in die E-Mail und sogar ihre Handynummer. Wahrscheinlich hat diese Methode sogar mehr Erfolg als das Verfahren von Inge B. aus S., die erst einmal alle Email ausdruckt, nach Matchingpunkten ordnet, die Highlights mit dem Marker überstreicht und dann am Ende die Lust verliert, überhaupt jemandem zurückzuschreiben.

Der Zufall? Er ist beim Online-Dating der ständige Begleiter, auch wenn das die Partneragenturen anders sehen. Eigentlich ist es doch ganz beruhigend, dass uns der Zufall doch noch in die Hände spielt, und wir nicht das Ergebnis einer erbsenzählerischen „Vermatchung“ werden, nicht wahr?

Bild © 2009 by Adam Smith

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