Johann Fürchtegott Gramse hat die Nase voll von angeblichen "Datingfehlern", die wie Aufforderungen an Männer klingen, sich zu ändern. Er sagt klar: HALT - bis hierher und nicht weiter - und rät, Frauen gegebenenfalls abzulehnen, die aalglattes Wohlverhalten fordern.



Wir hören es immer wieder: „Die größten Datingfehler der Frauen“, „Die größten Datingfehler der Männer“, „Tipps, wie Sie Datingfehler vermeiden können“.

Halt. Verdammt noch mal - HALT. Wie können eigentlich erwachsene Menschen so bescheuert sein, eine umfassende Veränderung ihrer Persönlichkeit, mindestens aber eine signifikante Verhaltensänderung, mit „Tipps, um Fehler zu vermeiden“ erreichen? Mal ehrlich, Freundinnen und Freude, das grenzt an miesen Boulevard-Journalismus – oder sollte ich gleich schreiben: an Volksverdummung?

"Fehler"? Sind wir Männer fehlerhaft, weil wir leben?

Alleine dies reißerisch gebrauchte Wort „Dating-Fehler“ ist bereits eine Dreistigkeit. Wir sollten doch eigentlich davon ausgehen, dass wir Menschen mit Eigenschaften sind, und diese Eigenschaften auch einsetzen wollen – und zwar mit unserer ganzen Persönlichkeit, und nicht mit einer roboterhaften Leerhülle, die “keine Fehler“ machen darf. Vielleicht lassen sich all diese Journalistinnen und Journalisten einmal sagen: Wir dürfen Fehler machen, wie dürfen versagen, wie dürfen nicht so sein, wie uns die anderen gerne hätten. Was soll eigentlich diese lachhafte Anpasserei? Stromlinienförmig an eine Frau heranrobben, die Persönlichkeit vorher platt walzen lassen und dann in der Farbe chargieren wie ein Chamäleon?

Männer wollen Frauen - und keine Zicken

Nein, niemals. Die Frauen, die Zickencharakter haben, mögen noch so viele Forderungen an uns Männer stellen – sobald wir sie erfüllen, verlieren sie das Interesse. Also kümmern wir uns bitte nicht darum, ob wir zu offensiv oder zu defensiv sind – seien wir nichts als wir selbst, das reicht völlig. Fall es den typischen „Zimtzicken“ nicht passt, haben wir keine Fehler gemacht, sondern eine Beziehung vermieden, die uns nichts als Ärger eingebracht hätte. Frauen, die offen, ehrlich und selbstischer sind, werden von uns Männern übrigens durchaus erkannt – und nicht in den Zickenstall gestellt.

Gentleman? Nur für Ladies, nicht für Tussen

Ach bitte, da wäre noch so eine Forderung: Die Frauen wünschen sich von uns Männern, dass wir immer Gentleman sind. Erinnert mich fatal an Eartha Kitts Lied „A Gentleman needs Time“ – aber nicht nur das. Was glauben die Frauen eigentlich, wie sie sich überwiegend benehmen? Wie Ladies? Auf eine Tusse passt ein Macker, auf eine Zicke ein Bock, und auf eine Dame passt ein Herr – das heißt aber nicht, dass die Gentlemen auch Tussen und Zicken an ihrem Tisch wünschen.

Wer will denn wie eine Dame behandelt werden, hey? Damen werden in der Regel immer wie Damen behandelt, und mancher ältere Herr weiß, wie sich die "Damen des Gewerbes" freuen, wenn man mit ihnen umgeht wie mit "richtigen" Damen. Doch halt mal – HALT! Da sollen wir Männer dafür sorgen, „dass sie (die Frauen, die man beim Date trifft) sich in seiner Gegenwart wohlfühlt, darauf achten, dass ihr Glas immer voll ist … und bei einem Date lieber fünf Minuten zu spät als zu früh erscheinen – nicht dass er sie mit nassen Haaren und nur einem geschminkten Auge antrifft.“

Damen müssen erst mal zeigen, dass die den Namen verdienen

Ja, wie haben wir es denn? Eine Frau, die mit nassen Haaren und nur einem geschminkten Auge zum Date geh, um das andere vielleicht noch im Waschraum nachzuschminken, ist alles andere als eine Dame – sie ist eine Frau, die man besser niemals kennenlernt. Ja, und was die Gentleman betrifft – wir hätten ganz gerne, wenn die Frauen uns den Aufenthalt mit ihnen angenehm gestalten würden und beispielsweise nicht so laut sprechen würden, dass die Leute am Nachbartisch jedes Wort verstehen. Damen tun dies übrigens auch nicht.

Also - langer rede kurzer Sinn: Wir dürfen alle Fehler machen – Frauen wie Männer. Wenn unsere Dating-Partner meinen, damit nicht leben zu können, dann sollen sie eben wieder nach Hause gehen und weiter nach der eierlegenden Wollmilchsau, die Supertusse mit Intelligenz und DD-Brüsten oder dem Ritter ohne Fehl und Tadel mit großem BMW und Familiensinn suchen. Da wünsche ich viel Glück, so wahr ich Gramse heiße.

"So wahr ich Gramse heiße" ist das Schlüsselwort für Satiren, die J.F.G überall im Internet schreibt.

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