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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Belle de Jour – eine Frau entflammt die Briten



Es ist hier eine feine Dame angekommen, die eine so vornehme Haltung bei so verführerischem Benehmen besitzt, dass man nichts anderes denken kann, als dass in ihr etwas wahrhaft Göttliches liegt”.

Die oben erwähnten Worte schrieb ein Korrespondent an die Markgräfin Isabella d’Este Gonzaga. Gemeint war eine Kurtisane: Tullia d’Aragona. Doch bereits in der damaligen Zeit finden wir Warnungen, es den Kurtisanen nicjht gleich zu tun: Neben dem „Widerwillen, der Sättigung und dem Ekel“ wird vor allem das einsame, in Armut und oft bitterer Not verbrachte Alter.

Belle de Jour und die klassischen Kurtisanen

Tullia d’Aragona
Heute ist wieder eine Kurtisane im Gespräch: "Belle de Jour“, war einst eine Bloggestalt und Romanfigur. Dieser Tage offenbarte sie ihre wahre Identität: Es ist die Medizinerin Dr. Brooke Magnanti, die während ihrer Studienzeit den Beruf einer modernen Kurtisane ausübte, oder, wie man heute sagen würde, einer „Begleiterin“. Aber nicht nur das: Sie schrieb darüber in einem Blog, hatte damit einen riesigen Erfolg, und musste am Ende nicht einmal mehr zahlungskräftigen Männern „zu Willen sein“, sondern wurde eine gefeierte Autorin.

Kann und darf eine Hure glücklich sein?

Allerdings – was nicht sein darf, das kann auch nicht sein. Die britische Presse beschäftigt sich seither in seitenlangen Artikeln in ansonsten durchaus seriösen Zeitungen mit der Frage, ob eine Hure jemals in ihrem Beruf glücklich werden kann – und vor allem mit der dunklen Seite der Prostitution. Dabei wird jede Äußerung der „Belle“ auf die Goldwaage gelegt, zum Beispiel die über ihre jüdische Mutter, die ihr gesagt haben soll, man müsse immer “auf alles vorbereitet“ sein und dass Schulden zu haben ganz schrecklich wäre. Dies hat sogar die jüdische Presse aufgescheucht, und das „Jewish Journal“ zitiert sogar einen Rabbi, der blumig ausführt, dass auch der mosaische Glaube die Prostitution verurteile.

Die Realität - Geld für Illusionen

Bleiben wir lieber auf der Erde, wo bekanntlich nicht alles so ist, wie es der Herrgott manchmal gerne hätte. Frauen wie die „Belle“ gab und gibt es im verborgenen in jeder beliebigen Gesellschaftsordnung, sogar im Bürgertum des 19. Jahrhunderts. Sie nutzen die Möglichkeit, mit ihrem Körper, geschickt ausgespielten Emotionen und nicht zuletzt einer guten Erziehung viel Geld zu verdienen – ungefähr den 50-fachen Stundenlohn eines Zimmermädchens, wie glaubwürdig versichert wird. Zu Zeiten der klassischen Kurtisanen war es noch wesentlich mehr: Die „besseren Damen“ nahmen damals zwischen 20 und 40 Scudi, was etwa dem drei- bis fünffachen Monatslohn eines damaligen Verwaltungsangestellten in Rom entsprach.

Was selten irgendwo geschrieben wird: Frauen nach Art der „Belle“, verkaufen nicht ihren Körper, sie verkaufen den Traum, mit einer wunderschönen, liebevollen und geistreichen Frau ausgehen zu können, die ihnen letztendlich sogar noch die Illusion gibt, mit einer wirklichen Freundin im Bett gewesen zu sein.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Belle eine gewisse Vorbildfunktion haben könnte, und vermutlich deswegen schlagen die Diskussionswogen gerade so hoch. Die Verlockung angeblich leicht verdienten Geldes könnte junge Frauen dazu veranlassen, es der „Belle“ gleichzutun – befürchten jedenfalls die Briten.

Soziale Fähigkeiten und Ekel - sind andere Frauen "besser"?

Man mag sie beruhigen: Nicht jede Studentin ist so klug und weltgewandt, so schön und charmant, so willensstark und umsichtig, um sich im Beruf einer Begleiterin zu bewähren. Wenn angeblich „social skills“ so viel zählen, dann zählen sie in diesem Beruf erst recht.

Was die Abscheu und den Ekel angeht: Jeder möge selbst entscheiden, wie er damit umgeht. Ich erlaube mir allerdings die Frage, was moralischer und ekelerregender ist: Eine Frau, die sich an der Bar von einem dahergelaufenen Pick-up-Artist ins Bett labern lässt und hernach weggeworfen wird wie ein gebrauchtes Papiertaschentuch oder eine Frau die in vollem Bewusstsein ihres Tuns mit einem fremden Mann schläft, und dabei den möglicherweise aufkommenden Ekel charmant überspielt.

Quellen:

Informationen über die Kurtisanen sowie Zitat oben: A. Semerau, "Die Kurtisanen der Renaissance". Bild der Tullia d’Aragona: Ebenda.
Zur Kaufkraft des Scudo nach "Die Verwaltung der päpstlichen Staatsschuld in der Frühen Neuzeit" von Moritz Isenmann von Franz Steiner.
Enthüllung der Identität in der "Times"
Diskussion in der Times über "glückliche Huren"
Ein weiterer Standpunkt in der "Times" über die Opferrolle von Huren.
Belle-freundlicher Beitrag bei der BBC.
Bild oben: Ausschnitt aus dem Holzschnitt "Das Liebesgetändel" von Hans Sebald Beham, geboren um 1500.

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