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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Der Mangel an Lust, die Lust am Schauen

die lust am schauen - ist sie schuld am lustverlust?


Es gibt kaum noch ein medizinisches oder außermedizinisches Forum, in dem nicht heftig diskutiert wird, warum Männer offenbar keine Lust mehr auf Sex haben. Andererseits wird (insbesondere von Frauen über 40) beklagt, dass Männer viel zu viel Lust auf Sex hätten, Frauen lediglich als Objekte der Lust sehen würden und wieder verschwänden, wenn sie ihren Wunsch nach schnellem Sex erfüllt bekamen. Nimmt man nun noch die zahllosen Zeitungsberichte über das Thema „Seitensprung“ hinzu, dann könnte man zu dem Schluss kommen, der Mann sie triebhaft, morallos und über alle Maßen „schwanzgesteuert“ – nur bei der ständigen Freundin oder Ehefrau, da würde die Lust lahmen.

Der Feind ist schnell ausgemacht. In einem Artikel der Wochenzeitung „Freitag“ wurde der Grund gefunden: es sei die Verfügbarkeit von Pornografie im Internet. Als Kronzeuginnen dienen dabei zwei Autorinnen des „Orlanda“-Verlags (Ex-Frauenselbstverlag) und eine britische Feministin.

Die rosarote Mädchenwelt und die Skrupellosigkeit der erwachsenen Frauen


Der schreibenden Feministin, Natasha Walter, passt die Entwicklung „junger Frauen“ nicht. Die 44-jährige Journalistin behauptet, die jungen Frauen würden sich, wie der Titel „Living Dolls“ sagt, zu Sexobjekten machen. Was zwar im Buch steht, aber ansonsten nicht deutlich wird: Die jungen Frauen selbst glauben nicht, Sexobjekte zu sein, sondern erleben ihre eigene Sexualität durchaus selbstbewusst. Die Beurteilung, sie seien Sexpüppchen, die schon von Jugend an in einer rosa Mädchensoße schwimmen und dann aufgrund falscher Vorbilder zu menschlichen Larven mutieren, ist eine Fremdbeurteilung – möglicherweise nicht einmal eine sorgfältige Beobachtung. Denn die „süßen Prinzessinnen“ verstehen durchaus, Forderungen zu stellen, und dies massiv. Sie gestalten ihr Sexleben selbst und nicht selten sehr freizügig, und am Ende dieser Zeit sind sie wahnsinnig „lecker“, wenn es um die Wahl des „finalen“ Partners geht, der ebenfalls alsbald wieder betrogen werden kann – und zwar mit nonchalanter Skrupellosigkeit.

Frauen orientieren sich kaum noch an Ideologien

Um nicht falsch verstanden zu werden: Niemand wünscht sich die rosa Soße, und das Mädchenbild, das von manchen Medien verbreitet wird, ist sicher nicht dasjenige, das wir uns wünschen – nur ist diese Diskussion so abgeschmackt, dass man sie schon nicht mehr hören kann: Auch vor 50 Jahren haben sich „Mädchen“ schon an den „falschen Vorbildern“ orientiert und die Kirchen- und Gutmenschenvertreter haben dagegen mit Engelszungen und Teufelskrallen gepredigt. Man kann nicht erwarten, dass sich Jugendliche an Schriften, Ideologien und anderen Kopfgeburten orientieren: Grau, liebe Freundinnen, ist alle Theorie, und keine junge Frau will nach den Normen der schwarzen oder lila Bücher leben. Der Dschungel der Realität stellt andere Anforderungen als der Frauenbuchladen.

Der Feind ist mithin ausgemacht: Wie Don Quichotte kämpfen die Ritterinnen der Neuzeit gegen das Moloch Internet, ohne jedoch Konzepte zu haben. Dabei gibt es durchaus Tendenzen, die beachtenswert sind: Männer gehen virtuell mit Frauen fremd, wie die Autorin Hannie van Rijsingen feststellte. Dabei geht es um Männer, die ein „zweites Sexualleben“ im Internet begonnen haben oder „im Geheimen ein Sexleben mit dem Computer führen.“ Sicher – das gibt es. Fragt sich nur, ob sie ihr Vergnügen mit virtuell verfügbaren, aber ansonsten realen Personen führen, wie etwa im Chat oder in Seitensprungportalen oder mit den Filmchen, in denen es darum geht, den Mund zu öffnen und dann mit strahlendem Gesicht und heftigem Begehren etwas in den Mund zu nehmen, was Männer bestenfalls in die Hand nehmen.

Entfremdung durch das Internet?

Apropos lustvolle Entfremdung, Hände und dergleichen: Auch lustvolle Frauen Chatten im Internet mit verführerischen Männern, und manche Frau sieht heimlich Pornografie – doch dürfen wir auch einmal nachfragen, was Vibratoren in diesem Zusammenhang bedeuten? Jede bessere Feministin würde sie empfehlen zur Steigerung der Orgasmusfähigkeit – von Entfremdung keine Spur, nicht wahr?

Die "Pornografisierung" - das neue Schlagwort


Da fehlt nun nur noch das Buch von Myrthe Hilkens, die „McSex“ schrieb, und gegen die (angebliche) „Pornofizierung unserer Gesellschaft“ anzugehen versucht. Nun muss man sich allerdings vergegenwärtigen, dass der Alltag eines Menschen normalerweise gar nicht pornofiziert ist, weil dafür kaum Zeit bleibt. Zufälligerweise sah ich neulich einen Privatsender, und siehe: er war nicht pornofiziert, sondern vor allem partnervermittlungsverseucht. Vor und nach jeder Sendung musste ich mir das dumme Gewäsch zweier konkurrierender Internet-Partnervermittlungen anhören.
Es fehlt nicht an Vorwürfen, die Zeit sei pornografisch, sexistisch oder sadistisch verseucht, wie kürzlich ein anderer Autor schrieb. Doch es ist ein Unterschied, ob die Zeit beschrieben oder bewertet wird – und wenn sie bewertet wird, dann erwarten die Leser auch Lösungen und Auswege – und nicht das Herumhacken auf Feindbildern. Die Unlust der Männer, die Flucht in die Pornografie, das Lechzen nach sexuellen Sensationen könnet immerhin auch noch andere Gründe haben als der zu häufige erotische Kontakt mit dem Internet – und eine „neue sexuelle Befreiung“ zu fordern, wie es heute oft geschieht, ist völlig sinnlos, denn die „sexuelle Befreiung“ ist ihren Urhebern ebenso schnell aus der Hand geglitten wie die Frauenemanzipation: Menschen tun nun einmal nicht mehr, was die Führerinnen und Führer ihnen befehlen – sie handeln auf Dauer nach eigenem Gutdünken. Diese Tatsache hat auch etwas Beruhigendes.

foto: © 2005 by miss rouge

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