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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Online-Dating: der Tod der Erotik und die Unmöglichkeit des Flirts?

Unsere Ansichten über die Liebe und die Partnerwahl sind in der Regel von eigener Erfahrung geprägt. Das hindert uns einerseits, die Liebe historisch richtig einzuschätzen und andererseits, die kulturellen Veränderungen wahrzunehmen, die gerade jetzt in Liebe, Lust, Leidenschaft, Sexualität und Partnerwahl stattfinden.

Aus dieser Sicht komme es zu Fehleinschätzungen, die ich Ihnen kurz auflisten will:

- Die romantische Liebe sei die Grundlage der Partnerwahl.
- In der Partnerwahl dürfe es keinen Markt geben.
- Die Partnerwahl würde heute (!) zum Warenaustausch degradiert.
- Partnerwahl müsse zufällig geschehen.
- Die Partnerwahl sei abhängig von (oberflächlichen) Gemeinsamkeiten.
- Einen Partner zu finden sei ein Produkt des Zufalls oder des Schicksals, nicht aber der gezielten Suche.
- Die moderne Partnerwahl töte die Erotik.
- Die Flirts würden deklassiert oder verunmöglicht.

Ich habe schon oft davon geschrieben, wie geschichtslos die Menschen sind, die allenthalben eine „romantische“ Partnerwahl als „Normalzustand“ ansehen. Dazu erübrigt sich im Grunde jedes weitere Wort, denn wer die Geschichte der Liebe vom Moses bis zum Ende des Bürgertums kennt, weiß, dass die romantische Liebe eine kleine, adrette Nebenrolle in der Geschichte der Paarbeziehungen gespielt hat, aber niemals die Hauptrolle. Auch später (nach 1917) war sie nicht die treibende Kraft der Liebe, und sie ist es bis heute nicht geworden. – es sei denn, im Liebeskitsch, wie wir ihn in Schlagern und Filmen vorfinden.

Für den Warenaustausch gilt, dass die Heirat bis gegen 1917 im Bürgertum kaum etwas anderes war als ein Vertrag zwischen den Brauteltern und dem Schwiegersohn, bei dem die Tochter sozusagen „Vertragsgegenstand“ war.

Der Rest besteht aus den üblichen Mantras: Man wiederholt ständig, was sein soll und ignoriert die Dinge, wie sie sind. Da werden gemeinsame Interessen als „Gemeinsamkeiten“ bezeichnet und zum „Muss“ einer Beziehung erhoben, obgleich feststeht, dass sich gerade die oberflächlichen Gemeinsamkeiten, wie Musikgeschmack, Lesestoff und Kinovorlieben so gut wie gar keinen Einfluss auf das Eheglück haben. Auch der Zufall ist eines der Behauptungen, die ständig neu erfundene werden: Zufälle gibt es nur dann, wenn es zahlreiche Begegnungen unter Menschen gibt, die sich ohnehin sympathisch sind.

Erotik hat – im weitesten Sinne - etwas damit zu tun, wie man das Eigen Liebes- und Lustleben auffasst, aber nichts mit der Partnerwahl an sich, und Flirts sind völlig unabhängig von der Partnerwahl fast immer und überall möglich.

Natürlich kann „der Richtige oft ganz anders sein, als man denkt“, doch auch das setzt voraus, dass man in einem Umfeld lebt und arbeitet, indem es sehr viele mögliche „richtige“ Partnerinnen oder Partner gibt. Ich selbst habe nach einer jahrzehntelangen Tätigkeit in einem sehr kommunikativen Beruf eine Tätigkeit ausgeübt, die man nur in aller Stille und mit höchster Konzentration erfolgreich ausführen kann (in einem Beruf, in dem Frauen eher rar waren) – ich kenne also beide Umgebungen.

Wenn es noch etwas zu sagen gäbe, dann dies: Jeder mag mit der Methode der Partnersuche glücklich werden, die ihm liegt – nur wäre es unsinnig, sich über die eine oder andere Methode zu beklagen, wenn man sie über Jahre vehement erprobt und sie sich am Ende als erfolglos erweist.

Insofern ist Online-Dating ein Segen, vor allem für Menschen, die hart arbeiten, einsame Arbeitsplätze haben, über 35 sind oder bereits eine zweite oder dritte Ehe anstreben. Die Alternativen, die es für sie angeblich gäbe, sind zumeist auf absurdeste Art an den Haaren herbeigezogen worden.

Hinweis: In diesem Artikel werden Fragmente von Aussagen aus dem Web-Tagebuch von Claudia Klinger mitverwendet, die aber nicht wörtlich zitiert wurden. Die übrigen Ansichten entstammen anderen Webseiten. Büchern und der privaten Korrespondenz unseres Autors.

Via: lustgespinst.

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