Der Cuckold – historisch und pornografisch
Dieser Tage lief mir wieder das „Cuckolding“ über den Weg. Und ich nahm mir die Zeit, den langen Weg in die Vergangenheit zu gehen, um dem „modernen“ Kuckucksweibchen auf die Spur zu kommen.
Seitensprünge – ganz normal?
Zunächst finden wir, dass im frühen Mittelalter „zahlreiche illegale Verhältnisse zu den … Selbstverständlichkeiten des Lebens“ gehörten. Solche Seitensprünge hatten dann und wann Folgen, und man beschloss, eheliche wie uneheliche Kinder gleich zu behandeln. Wer der Vater angeblich „ehelicher“ Kinder war, wusste ohnehin nur die Mutter. Das „Kuckuckskind“ wurde mit aufgezogen, auch noch in der bürgerlichen Epoche, denn man achtete auf die „Fassade“, nicht auf das, was tatsächlich geschah. Und so ging man sonntags eben mit „Kind und Kegel“ flanieren – das heißt „mit ehelichen und unehelichen“ Kindern.
Im alten England war der Cuckold ein beliebtes Thema
In der altenglischen Literatur ist der „Cuckold“ ein beliebtes Thema. Eine Frau, die mit einem anderen Mann schlief, beleidigte vor allem die Ehre des Ehemanns. Das lag daran, dass der Mann seine wesentliche Aufgabe ansah, die Ehefrau zu kontrollieren. Dabei zeigte sich oftmals das alte Schema: Je mehr die Ehefrau eingeengt wurde, umso mehr suchte sie einen Ausweg. Oder wie es in einem altenglischen Text (Die Eule und die Nachtigall) heißt:
Der Hahnrei und die aufgesetzten Hörner
Womit wir beim „Hahnrei“ wären, dem deutschen Ausdruck für den „Cuckold“. Das Wort wirkt etwas angejahrt, aber man sagt immer noch: „Sie setzt ihm Hörner auf“, obgleich der Zusammenhang zwischen dem „kastrierten Hahn“ (Kapaun) und dem „Hahnrei“ kaum noch bekannt ist.
Immerhin wissen wir nun, was sowohl ein Cuckold wie auch ein Hahnrei ist. Ein Ehemann, dessen Frau offenkundig Sex mit einem anderen Mann hat. Der Ehemann ignoriert dies aber oder toleriert die Beziehung. Um den ehelichen Frieden nicht zu gefährden.
Von der Realität in die Pornografie
Doch wie kam der „Cuckold“ in die Varianten der erotischen Literatur und insbesondere in pornografische Filme?
Zunächst zur Literatur: indem man den „Ehebruch“ gemeinsam als eine Art Rollenspiel inszeniert. Das heißt, ein recht liberales, „sexpositives“ Paar überlegt, wie man das eigene Sexualleben „auffrischen“ könnte. Nach einigen Diskussionen und oft auch nach einem längeren Zögern wird dann ein Dritter gesucht, der in die Rolle des Liebhabers schlüpft. Im Verlauf des Geschehens lässt sich die Ehefrau physisch befriedigen, während der Ehemann weitgehend in die Rolle des Voyeurs schlüpft.
In pornografischen Filmen, in denen man traditionell schneller „zur Sache“ kommt, wird die Handlung oft verschoben. Die Ehefrau inszeniert die Beregnung als sexuell bedürftiges „Hotwife“. Der Ehemann wird mit dem Klischee des Schwächlings versehen, und der muskulöse und übermäßig potente „Dritte“ taucht ebenso schnell auf, wie er wieder verschwindet.
Heute – die Realität und die sinnliche Vorstellung
Gut – das wäre also das, was ist. Doch warum begeistern diese Geschichten, Filmszenen und Darstellungen so sehr? Und welche Gründe mag es geben, tatsächlich einen „Selbstversuch“ zu wagen?
Wenn ihr interessiert seid, verfolgen wir das Thema weiter. Interessant ist vor allem, wie sich das Thema „Cuckolding“ in den letzten Jahren verändert hat. Spielen Offenheit, Polyamorie, Heteroflexibilität und ähnliche Phänomene eine Rolle? Oder hat das Interesse an „Dreiern“ einfach zugenommen, die ja oft auch Cuckold-Elemente enthalten?
Die Redaktion ist gespannt, was ihr denkt.
Bild: Le cucu armé, historisch, Buchillustration.
Zitiert unter Verwendung von "Die deutsche Familie", Frankfurt 1974
Langzitat (keine wörtliche Übersetzung) nach publicmedievalist
Seitensprünge – ganz normal?
Zunächst finden wir, dass im frühen Mittelalter „zahlreiche illegale Verhältnisse zu den … Selbstverständlichkeiten des Lebens“ gehörten. Solche Seitensprünge hatten dann und wann Folgen, und man beschloss, eheliche wie uneheliche Kinder gleich zu behandeln. Wer der Vater angeblich „ehelicher“ Kinder war, wusste ohnehin nur die Mutter. Das „Kuckuckskind“ wurde mit aufgezogen, auch noch in der bürgerlichen Epoche, denn man achtete auf die „Fassade“, nicht auf das, was tatsächlich geschah. Und so ging man sonntags eben mit „Kind und Kegel“ flanieren – das heißt „mit ehelichen und unehelichen“ Kindern.
Im alten England war der Cuckold ein beliebtes Thema
In der altenglischen Literatur ist der „Cuckold“ ein beliebtes Thema. Eine Frau, die mit einem anderen Mann schlief, beleidigte vor allem die Ehre des Ehemanns. Das lag daran, dass der Mann seine wesentliche Aufgabe ansah, die Ehefrau zu kontrollieren. Dabei zeigte sich oftmals das alte Schema: Je mehr die Ehefrau eingeengt wurde, umso mehr suchte sie einen Ausweg. Oder wie es in einem altenglischen Text (Die Eule und die Nachtigall) heißt:
Je öfter sie misshandelt wird, umso schneller erkennt sie ihre eigenen Bedürfnisse und versucht, sie zu befriedigen. Und Gott weiß, sie kann nicht anders, als ihn zum Hahnrei zu machen.
Der Hahnrei und die aufgesetzten Hörner
Womit wir beim „Hahnrei“ wären, dem deutschen Ausdruck für den „Cuckold“. Das Wort wirkt etwas angejahrt, aber man sagt immer noch: „Sie setzt ihm Hörner auf“, obgleich der Zusammenhang zwischen dem „kastrierten Hahn“ (Kapaun) und dem „Hahnrei“ kaum noch bekannt ist.
Immerhin wissen wir nun, was sowohl ein Cuckold wie auch ein Hahnrei ist. Ein Ehemann, dessen Frau offenkundig Sex mit einem anderen Mann hat. Der Ehemann ignoriert dies aber oder toleriert die Beziehung. Um den ehelichen Frieden nicht zu gefährden.
Von der Realität in die Pornografie
Doch wie kam der „Cuckold“ in die Varianten der erotischen Literatur und insbesondere in pornografische Filme?
Zunächst zur Literatur: indem man den „Ehebruch“ gemeinsam als eine Art Rollenspiel inszeniert. Das heißt, ein recht liberales, „sexpositives“ Paar überlegt, wie man das eigene Sexualleben „auffrischen“ könnte. Nach einigen Diskussionen und oft auch nach einem längeren Zögern wird dann ein Dritter gesucht, der in die Rolle des Liebhabers schlüpft. Im Verlauf des Geschehens lässt sich die Ehefrau physisch befriedigen, während der Ehemann weitgehend in die Rolle des Voyeurs schlüpft.
In pornografischen Filmen, in denen man traditionell schneller „zur Sache“ kommt, wird die Handlung oft verschoben. Die Ehefrau inszeniert die Beregnung als sexuell bedürftiges „Hotwife“. Der Ehemann wird mit dem Klischee des Schwächlings versehen, und der muskulöse und übermäßig potente „Dritte“ taucht ebenso schnell auf, wie er wieder verschwindet.
Heute – die Realität und die sinnliche Vorstellung
Gut – das wäre also das, was ist. Doch warum begeistern diese Geschichten, Filmszenen und Darstellungen so sehr? Und welche Gründe mag es geben, tatsächlich einen „Selbstversuch“ zu wagen?
Wenn ihr interessiert seid, verfolgen wir das Thema weiter. Interessant ist vor allem, wie sich das Thema „Cuckolding“ in den letzten Jahren verändert hat. Spielen Offenheit, Polyamorie, Heteroflexibilität und ähnliche Phänomene eine Rolle? Oder hat das Interesse an „Dreiern“ einfach zugenommen, die ja oft auch Cuckold-Elemente enthalten?
Die Redaktion ist gespannt, was ihr denkt.
Bild: Le cucu armé, historisch, Buchillustration.
Zitiert unter Verwendung von "Die deutsche Familie", Frankfurt 1974
Langzitat (keine wörtliche Übersetzung) nach publicmedievalist