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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Die süßen, bösen Abweichungen von der sexuellen Norm

Körperteile im Fokus - ist es Fetischismus?
Ich kenne viele Menschen … die auf das Stichwort meinen, Fetischismus sei doch eigentlich etwas sehr Harmloses und Reizvolles. Gewiss, manche solche Neigungen erscheinen rührend oder als Galanterie.

Der Autor Joachim Pauly, Hamburg 1957.

Als Joachim Pauly dies schrieb, galt es noch als völlig unakzeptabel, sexuelle Themen anzusprechen. Insbesondere in den Familien der Beamten und der kleinen Angestellten wurden alle sexuellen Themen ausgeblendet. Geschlechtsteile hießen „edle Teile“, die Fortpflanzung an sich wurde mit rosa Wolken verhüllt, und die Kinder brachte eines Tages der Klapperstorch.

Und dann gar Fetischismus? Wenn man darüber sprechen wollte, musste man sich einen weißen Kittel anziehen, um „wissenschaftlich“ zu wirken. Derartige Bücher erscheinen damals als „Privatdrucke“, die nur an „Subskribenden“ geliefert wurden.

Reden wir also von den süßen, bösen Abweichungen des Geschlechtslebens und den Reizen, die von der Kleidung ausgehen. Denn das, was mit „Fetischismus“ ursprünglich gemeint war, ist ja die Bekleidung, der sich die Person „hingibt“. Es ist sozusagen der Ersatz für die unerfüllte Hoffnung, mit einer Frau Geschlechtsverkehr zu haben. Oder so ähnlich. Die Definitionen variieren, die Lust an sinnlicher, duftiger und stimulierender weiblicher Bekleidung bleibt.

Die sinnliche Abweichung - der "Fetischismus"

Der Finger im Mund als fetischistische Geste

Allerdings haben wir im Sprachgebrauch mit dem Wort „Fetischismus“ ein Problem: Es steht mittlerweile für eine unspezifische sexuelle Abweichung, also fetischistische Tendenzen als Lebensstil. Dann gilt als Fetisch, was in der psychologischen Literatur einst nahezu ausschließlich als solcher galt: das Kleidungsstück einer Frau – ohne Frau. Der Volksmund aber sagt auch „Fetisch“, wenn sich ein auffälliges Kleidungsstück an der Frau befindet, also das Bein im Strumpf, der Fuß im Schuh oder die Brust im BH. Und damit nicht genug: Schließlich gilt auch mancher Körperteil selber als Fetisch: besonders Brüste und Füße.

Die große Zeit der Fetische ist vorbei - die Reize aber bleiben

Bei so viel „Fetischismus“ gerät dann auch die „krankhafte Variante“, die einst „Connaisseurs“ aus „wissenschaftlichen“ Gründen beschäftigte, ins Hintertreffen. Die Marotte, weibliche Kleidungsstück zu sammeln, beschäftigt zwar noch den einen oder anderen Liebhaber, aber die große Zeit der „Fetische“ ist vorbei.

Was blieb, war das „Reizvolle“, von der Reizwäsche über den Reiz erigierter Brustwarzen bis hin zum begierigen Ansaugen der weiblichen Finger. Eben alles, was so schrecklich schön frivol ist.

Offizieller Begriff Fetischismus: MSD-Manuals
Umgangssprachliche, fragwürdige und falsche Definitionen von Fetischismus:

(1) Handlungen, die ungewöhnlich sind oder anderen ungewöhnlich erscheinen, weil sie nicht direkt zum Koitus führen.
(2) Lüste, die von einem Körperteil (statt von der ganzen Person) ausgehen.
(3) Lüste, die durch die Dekoration eines Körperteils entstehen, wie etwa „Reizwäsche“ (Dessous).
(4) Lüste, die durch die Berührung von Körperteilen ohne Dekoration (nackte Füße, Zehen, Finger, Brüste) entstehen, die aber nicht unmittelbar dem Geschlechtsverkehr dienen.
(5) Der Wunsch nach leichten Schlägen (Flagellationen) und Rollenspielen dieser Art wird oft als „Fetisch“ bezeichnet.
(6) Das Tragen von Damenwäsche durch Männer gilt manchmal als „fetischistisch“.
(7) Das Tragen von ungewöhnlichen Kleidungsstücken (Stiefel) beim Sex wird ebenfalls gelegentlich als „Fetisch“ bezeichnet.



Die Lust an erotischen Züchtigungen

Es geht nicht immer um Handschläge, aber ...
Es gibt Dutzend von Gründen, wissenschaftliche und pseudowissenschaftliche, warum Menschen lieben, erotisch gezüchtigt zu werden.

Ich will euch zunächst zwei der populärsten sagen: Das Kindheitstrauma und die Flut von Endorphinen, die dabei ausgestoßen werden. Auf der Skala möglicher Erklärungen finden wir „die Lust am Schmerz“, die „Herausforderung“ die mit der Züchtigung verbunden ist und schließlich der Wunsch, für die „geheimen Vergehen“ zur Rechenschaft gezogen zu werden. Rein biologisch könnte ich noch die Durchblutung der Genitalien nennen, die zumindest bei Schlägen auf den nackten Po unzweifelhaft gegeben ist.

Alle Erklärungen mögen für irgendetwas zutreffen. Aber keine der Erklärungen wird dem gerecht, was Menschen wirklich fühlen.

Warum Erklärungen kaum etwas bedeuten

Ein Teil der Theorien wirkt aufgesetzt. Kaum ein gesunder Erwachsener ist ein „Schmerzliebhaber“. Wäre er ein solcher, so würde er den Schmerz an sich lieben. Das kommt vor, ist aber wahrhaftig selten. Sogenannte „Schmerzliebhaber“ lieben den Schmerz im Zusammenhang mit der Person, die ihn auslöst – mit all dem, was dazugehört. Es ist nie der Schmerz selbst, sondern die gesamte Prozedur, das Spiel mit Rollen und Situationen.

Eine Frau schilderte es sinngemäß so (1):

Ich liebe alle Teile davon, die Vorbereitung darauf, das eigentliche Spanking, die Nachwirkung und alles, was ich ansonsten dabei fühlen kann. Ich genieße es, weil es mir erlaubt, die Kontrolle für ein paar Minuten aufzugeben, und ich mag das Gefühl, unglaublich intim dabei zu sein, wenn ich mit der Hand geschlagen werde.

Wirkliche Gefühle bleiben meist "geheim"
Was jemand „wirklich“ fühlt, gehört zu den Geheimnissen, die nur derjenige kennt, der etwas dabei empfindet – und dies detailliert zu schildern, ist oft so gut wie unmöglich.

Wer die Sache psychologisch angeht, der wird die Gefühle benennen. Doch damit gleiten wir wieder ab ins Banale. Dann lese ich von der Überwindung der Scham, von Befürchtungen und Demütigungen, vom Wunsch, Tränen zu vergießen und mehr.

Das Gefühl an sich wird dadurch nicht deutlich. Es geht uns buchstäblich „unter die Haut“ und lässt unsere Gefühle „Achterbahn fahren“. Selbst die besten Autorinnen und Autoren können uns nicht genau sagen, was dabei vor sich geht. Wie Schläge erwartet, befürchtet und genossen werden, wie der Luftzug über den freigelegten Po streicht, und wie sich die Geräusche der Schläge fortpflanzen und sich niemals mit der Ankunft des körperlichen Schmerzes im Gehirn synchronisieren.

Alles scheint in einer Wunderwelt besonderer Art zu geschehen – mit anderen Erwartungen, anderen Empfindungen auf der Haut, anderen Wahrnehmungen und anderen Sensationen des Fühlens.

(1) Wir haben einen Bericht dazu benutzt, der leider nicht verlinkbar ist. Er klang plausibel und authentisch.

Du und die Lüste der anderen

Selbstbewusstsein ... oder merkwürdige Neigung?
Wenn du als selbstbewusster Mensch Verabredungen eingehst, weißt du wahrscheinlich, was du von deinem Gegenüber willst. Wenn du wirklich gut darin bist, dann kannst du auch sagen, was du „wenigstens“ willst, wovon du maximal träumst und welche Abweichungen du gegebenenfalls tolerieren würdest. Dazu kommen Sehnsüchte, Lüste und Abweichungen, die du darüber hinaus gerne verwirklichen würdest.

Du - und dein Gegenüber

Das Leben anderer Menschen ist von ähnlichen Mustern durchzogen. Sind sie ebenfalls selbstbewusst, so wissen sie, welche Wünsche sie an andere haben, aber auch, welche Kompromisse sie eingehen würden. Und manche haben merkwürdige Lüste, die du im Moment nicht recht „unterzubringen“ weißt.

Wir Menschen haben eine recht merkwürdige Eigenschaft: Wir bezeichnen alles, was wir uns bei uns selbst nicht vorstellen können, als „Abweichung“. Solche Anliegen sinnlicher Art können uns amüsieren oder belasten, aber sie betreffen wirklich nicht den „Kern“ der Person.

Sinnlichkeit mit Haken und Ösen

Eine Partnerin oder ein Partner mit „Haken und Ösen“ mag uns zunächst befremden, aber solche Menschen können körperlich, emotional oder sozial sehr interessant sein. Wenn die neue Partnerin oder der Partner etwas vorschlägt, bist du keinesfalls verpflichtet, sofort zuzusagen. Aber manche dieser Praktiken können dich dahinführen, wesentlich mehr zu genießen und dich nicht „schuldig“ zu fühlen, wenn du etwas tust, was ein bisschen „verrückt“ ist.

Eine Freundin (Bloggerin) schrieb gerade:

Mit der richtigen Person kannst du Lüste ausprobieren, von denen du vorher nicht mal geträumt hast.

Ich habe schon oft gehört, dass die Personen, die man bei solchen Begegnungen kennenlernt, nicht unbedingt „gutes Beziehungsmaterial“ sind. Aber spielt das wirklich eine Rolle?

Könntest du nicht einfach sagen: „Eine solche Person würde ich nicht heiraten, aber die Erfahrung mit der Lust, die sie mir anbot, möchte ich nicht missen?“

Diese Frage kannst nur du beantworten. Und ich wünsche viel Glück und Erfolg dabei!