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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Wie die Pandemie Begierde in schnellen Sex wandelt

Das Date im Bett: Folge der Pandemie?
Frauen und Männer, die auf Sex nicht verzichten wollen, treffen weiterhin begehrlich Suchende, die ebenfalls vor Lust bersten. Sollten sie nicht. Tun sie aber.

Sagte ich „Frauen und Männer“? Oh ja, und ich kann das per Zitat belegen:

Auf Sex möchte ich nicht verzichten. Klar, mir geht es dabei auch um Nähe, aber vor allem um Bestätigung. Begehrt zu werden hilft mir dabei, mich selbstbewusst und schön zu fühlen.
Eine nette Umschreibung, aber das Ziel ist eben, die Begierde in Lust zu wandeln und die Lust in Selbstbestätigung.

Mir scheint, die schnellen Verabredungen werden gar nicht erst als „Beziehungsversuche“ getarnt, wie es im konventionellen Online-Dating üblich ist. Und ich bekomme die Bestätigung dafür, denn die „Situationen, in denen es zu One-Night-Stands kommt, sind natürlich seltener geworden.“

Darf ich lächeln? Die Situationen sind „natürlich“ seltener geworden? Kam man (ob Frau oder Mann) früher etwa häufiger in die Versuchung, sogleich heftig der Lust zu frönen? Offenbar war das so. Wieder lese ich:

Für verbindliche Dates braucht man Bars, Theater und Kinos.

Die also braucht man? Und eine Flasche Wein, zu zweit gebechert, reicht gerade mal für die Befriedigung aktueller Gelüste, wobei nicht der Wein gemeint ist?

Nun gut – ich muss das alles nicht verstehen. Aber mich beschleicht immer mehr der Verdacht, dass die „neue Notgeilheit“ mit allerlei Ausreden einhergeht. Mit und ohne Pandemie.

Zitate: ze.tt.
Grafik: Historisch, anonym.

Die Woche: Lustiges, Unsinniges - und der Penis

In dieser Woche gab es viel Unsinn zu lesen, vor allem über Singles und Partnersuche. Die Damen und Herren Redakteure versuchten, die letzten Krümel aus dem leeren Nachrichtentopf über die Liebe 2020 herauszurutschen. Neben den „Senioren“ (mal ab 50, mal ab 60) waren es vor allem die Online-Dating-Branche, die mit einer „Studie“ auf sich aufmerksam machen wollte. Da kommen die Guten ins Töpfchen (nämlich zum betulichen Online-Dating mit Chats und Trallala) und die Schlechten ins Kröpfchen, weil sie einander unvorsichtigerweise tatsächlich physisch begegnen. Oder habe ich das wieder mal falsch verstanden?

Singles und Paare in der Pandemie

Lustig wurde es in einem Artikel, den ich die Woche über gar nicht erwähnt hatte – wie ist es bitte, JETZT auf Partnersuche zu sein, oder noch simpler „Wie flirtet man in Mund-Nasen-Schutz-Zeiten?“

Interessant war auch das schnörkellos-selbstbewusste Interview mit einer schweizerischen Paartherapeutin.

Das „rein Sexuelle“ haben wir auf den Penis reduziert. Über ihn wird viel gesprochen, und hätte er Ohren – er würde protestieren.

Unser etwas vergessenes Thema „Singles“ wurde mit einem mehr als eigenartigen Zungenschlag unters Volk gebracht. Nachdem der Titel extrem irreführend war, erwies sich, dass die CIS-Leute alle nicht wissen, was Singles brauchen. Ich vermute, dass du, lieber Leser, CIS bist. Also weißt du’s auch nicht, oder?

Wahre Liebe, unwahre Liebe – ich kanns nicht mehr hören, ehrlich. Und ich fand wirklich noch einen Menschen in einem Forum, der sich aufblies: Wir würden „verlernen“ wie echtes Dating geht, wenn wir Online-Dating betrieben würden. War eine Einzelmeinung, aber sie wohnt immer noch in vielen Köpfen.

Sektierer und Sperma-Männerbünde

Das dumme Geschwätz dieser Woche kam nicht nur von Corona-Leugnern und anderen Sektierern, sondern auch von einer merkwürdigen Männergesellschaft, die beschlossen hat, ihre Prostata nicht zu bemühen, solange wir den November schreiben. Erst hatten wir darüber nur eine Satire gebracht, doch später wurde uns die wahre Natur dieser merkwürdigen Gestalten bewusst: Eigentlich sind sie erklärte Frauenfeinde. Es handelt sich offensichtlich um Männer, die sich über ihr Sperma definieren. Sprich nicht gerade für sie.

Der „Tagesspiegel“, sonst von uns gerne zitiert, brachte reißerisch einen Artikel über eine neue Dating-App für Teenies. Über solche Apps wäre wirklich zu reden – und zwar sehr kritisch. Aber nicht auf diese Weise.

Leider auch Pandemie ...

Wir selbst (seufz) hatten es nicht besser als alle anderen: Null Themen, die wirklich diskussions- oder mitteilungswürdig waren. Darüber schrieben wir dann auch … musste mal sein.

Ich verstehe sehr gut, warum sich Menschen in der Pandemie zurückziehen. Aber das gilt für persönliche Begegnungen. Warum sie sich auch sonst so zaghaft äußern, will mir hingegen nicht in den Kopf.

In jedem Fall - bleibt gesund und behaltet euren Verstand. Den braucht ihr in jedem Fall weiterhin.

Lustiges und Ernstes von einer Paarberaterin

Da frag doch besser mal den Storch ...
Auf der Suche nach etwas Lustigem fand ich zum Wochenende vor allem dies:

Bluewin: Was glauben Sie: Wird es bald viele Corona-Babys geben?
Therapeutin: Das ist eher eine Frage für den Storch.

Ich bin auf die die Seite gestoßen, weil die Redaktion von „Blue Win“ dort versprochen hatte, das „Geheimnis einer langjährigen Beziehung“ zu enthüllen. Stattdessen erfuhr ich recht brauchbare Details aus dem Berufsleben einer schweizerischen Paarberaterin. Sehr lesenswert und weitgehend schnörkellos.


Escort-Dienste und Covid-19 – was ist da noch möglich?

Sinnlichkeit, Dessous, Musik ... Escort ist nur ein neuer Name für die bezahlte Geliebte
Plötzlich stehen in der Presse Branchen im Fokus, die Journalisten sonst nur mit „spitzen Fingern“ anfassen. Besonders in einem Bereich ist dies der Fall: in allem, was üblicherweise mit dem Wort „Prostitution“ belegt wird. Die Berichterstattung reicht von Situationsschilderungen über Stellungnahmen von Verbänden und letztlich auch Statements von Politikerinnen und Politikern. Und die Prostitution selbst ist ein „weites Feld“. Sie genau zu fokussieren ist fast unmöglich. Unsere Redaktion wollte wissen, welche Schwierigkeiten Escort-Dienste in Corona-Zeiten haben und ob die Frauen, die sich als Escorts verdingen, nun arbeitslos geworden sind. Dazu haben wir Fragen gestellt, die erstaunlich offen beantwortet wurden. Unsere Interviewpartnerin war Anna von "Escort Deluxe"

Liebes Zeitung: Seit der Corona-Krise haben viele selbstständige Dienstleister Schwierigkeiten, Geld zu verdienen. Welches ist die größte Schwierigkeit, mit der Sie gegenwärtig zu kämpfen haben?

Anna: Die Regularien zur Bekämpfung der Pandemie betreffen natürlich auch den Escort Sektor. Ein Escort Service fällt unter das Prostitutionsrecht und Prostitution ist zurzeit verboten. Es ist also aktuell nicht möglich, Escort Dates zu vermitteln.

LZ: Wäre dies nicht so – hätten Sie da nicht andere Probleme, wie etwa die eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten, die Sicherheitsabstände, die Schließung von Gaststätten und Hotels oder die Angst vor Infektionen? Was wirkt Ihrer Meinung nach schwerer?

Anna: Natürlich überwiegen hier die eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten, die das Vermitteln von Dates nicht gestatten. Wären Dates weiterhin erlaubt, würde die Schließung von Gaststätten und Hotels aber auch zum Problem werden, da die Escortdamen keine Hausbesuche machen und daher auf diese Einrichtungen angewiesen sind. Inwiefern die Angst vor Infektionen eine Rolle spielt, wird sich wohl erst zeigen, wenn das Kontaktverbot für den Escortsektor gelockert wird. Aktuell lässt sich das nur schwer einschätzen.

LZ: Apropos Lockerungen: Aus feministischer Sicht gibt es große Vorbehalte gegen Escort-Dienste, die ja, wie Sie richtig sagen, auch unter die Prostitutionsgesetzgebung fallen.

Anna: Ja, man muss ganz klar sagen, dass Escortdamen, bei aller Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit, Sexarbeiterinnen sind und aus dieser Sicht gibt es eben Menschen, die das aus emanzipatorischer Sicht befürworten oder ablehnen. Die Gründe dafür sind sehr vielfältig und es gibt sicher gute Argumente für verschiedene Perspektiven. Man sollte sich davor nicht verschließen oder voreingenommen sein.

LZ:Häufig wird aber der Vorwurf erhoben, keine Frau würde freiwillig solche Dienste anbieten.

Anna: Ich denke, es gibt keine Escortdame, die diesen Beruf ausschließlich aus erotischer Leidenschaft betreibt, auch wenn das natürlich für einige ein großer Antrieb ist. Es gehört auch immer der finanzielle Aspekt dazu. Aus Marketinggründen versuchen Agenturen natürlich, diesen Aspekt weitestgehend auszublenden, was ich nachvollziehbar finde. Schließlich wollen auch die Damen möglichst effektiv vermarktet werden. Dass das dann auf Kritik stößt, weil es ein falsches (Frauen-) Bild vermittelt, finde ich aber genauso nachvollziehbar.

LZ: Greifen wir die finanziellen Aspekte noch einmal auf. Stehen die Frauen, die Sie vermitteln, jetzt „ohne Einkommen“ da?

Anna: Da unsere Agentur nicht mit Damen zusammenarbeitet, die „Escort“ als Hauptberuf verstehen, gibt es bei uns eine Erwartungs-Tendenz zum „lukrativen Nebenerwerb“. Die tatsächlichen Verdienstmöglichkeiten sind dann abhängig von Faktoren wie Flexibilität, Zuverlässigkeit, Bildung, Erscheinungsbild oder davon, ob die Damen Stammkunden für sich gewinnen. Das heißt die Eigeninitiative der Damen spielt eine große Rolle.

LZ: Eine letzte Frage: Wie beurteilen Sie die Escort-Welt in der Zeit „nach Covid-19? Wird sich etwas Wesentliches verändern, oder wird es einen „Weg zurück in ihre Normalität“ vor Corona geben?

Anna: Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen haben viele Menschen stärker für die Themen Gesundheit und Hygiene sensibilisiert. Die Angst vor Ansteckungen und damit auch das neu gelernte Meiden von Nähe wird sicher noch eine Weile in den Köpfen einiger Kunden arbeiten. Ich denke, es wird deshalb nach den Lockerungen im Escort Bereich auf kurze Sicht weniger Buchungsanfragen in allen Agenturen geben, als in den Zeiten „vor Corona“. Auf lange Sicht aber wird es sich wieder normalisieren, da bin ich mir sehr sicher. Für mich ist die Frage entscheidend, wie lange das dauern wird und wie wir und auch andere Agenturen unbeschadet durch diese Zeit kommen. Es wird sicher finanziell bedingte Schließungen, vor allem kleinerer Agenturen geben. Eine hohe Fluktuation am Agenturmarkt gab es aber auch schon vor der Pandemie, insofern wird auch das auf lange Sicht wohl eher unbemerkt bleiben.

Hinweis: Die Fragen wurden schriftlich gestellt, die Antworten wurden ebenfalls schriftlich übermittelt. Wir danken Anne von Escort DeLuxe für die offenen Antworten auf unsere teils kritischen Fragen.

Bild: Historisches Foto, nachkoloriert