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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Frauen, Normalität und Sexualität - das vertrackte Bürgertum in uns allen

Dies ist der erste Teil eines zweiteiligen Artikels über Frauen, Heterosexualität, Bürgertum und die Etikettierungssucht der heutigen Gesellschaftsordnung. Der wzeite teil geht dann näher auf Heterosexualität ein - und entlarvt den Begriff als absolut überflüssig.
Sinnliche Blicke - aber wer schaut hier auf wen?


Die bürgerliche Welt mit ihren Wertvorstellungen, aber auch mit ihrer Verlogenheit, wohnt in uns allen. Auch heute noch, 100 Jahre nach ihrem Zusammenbruch. Überall kann man erleben, wie Scheinkämpfe zwischen Menschen, aber auch innerhalb ein und desselben Individuums ausgefochten werden. Zwischen der (wenigstens scheinbar) unendlichen Freiheit des Individuums und dem Verharren in bürgerlichen Wert- und Moralvorstellungen klaffte eine Lücke, die wir offenbar gerne mit äußerlichen Grabenkämpfen und innerlichen Konflikten füllen.

Sinnentleerte Stellungskämpfe zwischen Frauen und Männern

Täglich sehen wir es – beispielsweise in den immer noch bestehenden Stellungskämpfen zwischen Frauen und Männern, die mit ständig neuer Munition aus der populistischen Genderforschung versorgt werden. Die Ursachen sind schwer zu begreifen, aber leicht nachzuvollziehen, denn noch vor 100 Jahren „wurden“ Frauen verheiratet – und ihre eigene Meinung dazu war wenig gefragt. Sie musste nicht verliebt sein, wenn sie heiratete, ja, es wurde nicht einmal erwartet, das sie sich in ihren Ehemann verliebte. Ein geflügeltes Wort der bürgerlichen Epoche war: „Es ist beschämend, wenn ein Mann seine Ehefrau behandelt wie seine Geliebte.“ Inzwischen, so mag man einwenden, sind drei bis fünf Generationen ins Land gegangen, die Zeiten haben sich radikal verändert und selbstverständlich lieben Frauen innig und dürfen sogar ihr Lüsternheit öffentlich zeigen.

Bürgerliche Rest-Moral in uns allen -und das Gift der Romantik

Für Sie gelesen
Das mag so sein, aber alte Zöpfe werden lange getragen. Und darüber hinaus gibt es neue Schwierigkeiten und Einschränkungen. Da wäre zunächst die Frau, die auch 2014 immer noch nicht so ganz genau weiß, wohin sie die unendliche Freiheit führen soll. Das neue Ideal der beruflichen Karriere erweist sich als schwieriger als gedacht – und darüber hinaus zerstört es das lustvolle Erproben der eigenen Möglichkeiten in der Jugend. Darüber hinaus ist da das süße, schwere Gift der Romantik, das die Kultur aus der bürgerlichen Epoche „hinübergerettet“ hat.

Erinnern wir uns doch bitte kurz: Die Liebesromantik wurde erfunden, weil die Bürgertochter des 19. Jahrhunderts keine Chance auf Liebe hatte. Sie nutzte diese Droge, um sich wenigstens vorstellen zu können, wie chic eine „echte“ Liebe wäre. Und heute? Die „echte Liebe“ ist härter zu erreichen als gedacht, und die Frauen unserer Tage flüchten sich in Verliebtheit, heiße Affären und eben auch erneut in romantische träume.

Männer sind ebenso zwiegespalten: Ihnen ist die „Allmacht“ abhandengekommen, und sie werden dennoch als machtgierig angesehen. Sie sollen einen „neuen Mann“ verkörpern, aber zugleich bitte noch Gentlemen alter Schule sein und auf Wunsch der Frauen immer noch wissen, „wo es lang geht“.

Der Bildungsbürger - gierig nach Wissen, aber ohne Weisheit

Dem Bürger, der das Leben liebte und passioniert seinen Geschäften nachging, bekam bald ein Pendant zur Seite gestellt: den Bildungsbürger. Für ihn wurden gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts all jene Bücher geschrieben in denen „Gelehrte“ erläutern, was die Welt bewegt.

Ein Teil von ihnen befasste sich – nummeriert und nur für reife Menschen - mit der Sexualität. Ein noch kleinerer Teil mit der „konträren Sexualempfindung“, das die Autoren der damaligen Zeit als besonders delikat ansahen. Denn was konnte jemand anders sein als „normal“? (Wörtliches Zitat, 1)

Ist die sexuelle Entwicklung eine normale … so gestaltet sich ein bestimmter, dem Geschlecht entsprechender Charakter.


Man war damals der unverbrüchlichen Überzeugung, der Charakter selbst sei „geschlechtsspezifisch“, und ein normaler Charakter würde bei Frauen und Männern erheblich voneinander abweichen. Interessant dabei ist, wie sehr sich der zitierte Autor darauf konzentriert, „psychosexuale Hermaphroditen“ zu beschreiben, also Menschen, die sich zwar nicht willentlich, aber durch die Umstände ihrer Lebensweise für das gleiche Geschlecht entschieden haben.

„Homosexuale“ oder „Urninge“, also Menschen, die definitiv und ausschließlich Männer liebten, waren dem Psychiater hingegen rätselhaft – und blieben es auch.

Versäumen Sie nicht den zweiten Teil, der Ihnen die Augen über "Heterosexualität" öffnen könnte.

(1) Richard von Krafft-Ebing. Psychiater. "Psychopathia Sexualis".
Hinweis: Zu dieser Artikelserie wurden mehrere internet-typische Quellen nachgelesen. Benutzt wurde unter anderem auch das Archiv des Liebesverlags, einige historische Lexika, sowie das Buch "Straight" von Hanne Blank, Boston 2012. Bild: Nach einem alten Warenhauskatalog