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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Pornografie – devote Frauen, herrschsüchtige Männer?

Viktorianische Hingabe - mit Hut
Dies ist ein Essay. Es behandelt an wenigen Beispielen aus frivolen historischen Romanen, wie sich der Zeitgeist mit der Fantasie paart. Zudem zeigt er, wie die Wissenschaft Vorurteile nährt.

Die devote Frau in der Realität und der Erotik des 19. Jahrhunderts

Am Ende des 19. Jahrhunderts erblickte eine neue Romangattung das Licht der Welt, die man als „schlüpfrig“ bezeichnete. Sicher, man konnte vorher schon ähnliches lesen, wenn man beispielsweise Bücher des Marquis de Sade besaß. Aber erst zum Ende dieses Jahrhunderts entstanden Werke, die zwischen „großer Literatur“ und „schludrig geschrieben Machwerken“ standen. Eine große Anzahl von ihnen drehte sich um Frauen, die auf alle erdenklichen Arten sexuell „behandelt“ wurden … was durchaus dem Zeitgeist entsprach. „Die Wissenschaft“ hatte gerade verbindlich festgestellt: Das „gesunde Weib“ hätte weder erotische Bedürfnisse noch war es daran interessiert, eine eigene Sichtweise der Welt zu erwerben. Verhielt sich jenes Weib nicht so, dann wurde es als „krankhaft“ eingestuft. Die Romane der damaligen Zeit handelten deshalb hauptsächlich von der „Unterwerfung“ der Frau unter den Willen des Mannes – emotional und sexuell. Das ist der Grund, warum wir einen Teil der viktorianischen erotischen Literatur als so „entsetzlich“ empfinden: Der Mann nahm sich, was er wollte, weil er glaubte, dass dies sein gutes Recht sei. Zwar gab es gesellschaftliche Einschränkungen – wir dürfen aber nicht vergessen, dass sich derartige Vorgänge weitgehend „hinter den Fassaden der Wohlanständigkeit“ abspielten.

Fragwürdige Wissenschaft, überspitze Realität und der Freiheitsdrang

Im Grunde waren Gedanken an aktive wie passive Unterwerfung nicht einmal Pornografie – sondern eine überspitze Schilderung tatsächlicher Verhältnisse. Ungefähr zu der Zeit, als der Briefroman und viele andere ähnliche Werke erschienen, begann im Vereinigten Königreich der Protest gegen die Männerherrschaft. Obgleich der Vorgang an sich viele Männer empörte, hatten die protestierenden Frauen am Ende mehr Freiheiten - außer sexuellen Freiheiten. Darüber waren sich Frauen und Männer durchaus einig.

Was bis heute zurückblieb, ist eine gesellschaftliche Vorstellung vom „Wesen der Frau“ . Solange sie ihr sexuelles Verlangen „gedeckelt“ hielt und „man ihr nichts nachsagen“ konnte, behielt sie ihren guten Ruf. Doch sobald etwas von ihrer sinnlichen Begierde an die Öffentlichkeit drang , wurde sie zur „Schlampe“ , die es „offenbar mit jedem trieb“.

Davon zeugen auch einige Textstellen im Briefroman „Beauty and the Birch“, der allgemein auf 1905 datiert wird und als besonders ehrenrührig gilt. Darin wird eine junge Frau über alle erdenklichen Maße gedemütigt, und zwar hauptsächlich, weil sie sich in England sexuelle Freiheiten „herausgenommen“ hatte.

Die devote Frau - ein Teil der viktorianischen Erotik

Ein Mediziner hält einen „Einführungsvortrag“, in dem er betont, dass alle Unsäglichkeiten, die er nun vorführen werde, allein die Schuld der Frau seien:

Sie brauchen sich keine Sorgen darüber zu machen, was ihr hier angetan wird. Sie ist sowohl in der Ehe als auch außerhalb der Ehe gut an sexuelle Handlungen gewöhnt, und verhielt sich dabei in ihren Gelüsten eigensinnig und egoistisch … sehen Sie, sie ist eine gebildete Frau, emanzipiert und selbstbewusst.

Offenbar wartete die Gesellschaft jener Zeit nur drauf, dass eine solche Person „betraft“ werden müsse. Die Beleg dazu stammen keinesfalls aus fragwürdigen Quellen, sondern von leibhaftigen Wissenschaftlern jener Zeit, die einen untadeligen Ruf genossen. Aus dem gleichen Grund gibt im Roman auch ein Arzt die fadenscheinige Begründung.

Unterwürfige Männer - dominante Frauen

Unter strenger Hand ...

Ob in großen Romanen oder schlüpfrigen Erzählungen – nicht immer waren die Herren dominant und die Frauen über allen Maßen unterwürfig. Als Leopold Ritter von Sacher-Masoch seinen berühmten Roman „Venus im Pelz“ (1870) schrieb, hatte er viele Nachfolger in der Trivialliteratur, die den Frauen Dominanz zuwiesen, den Männern aber eher Unterwerfung.

Auch dabei wurden die Figuren überzeichnet, beispielsweise im wohl bekanntesten dieser Werke, „Die Weiberherrschaft“, das in drei Bänden veröffentlicht wurde (zuerst 1893). In diesem Fall wird ein junger Mann einer privaten Gouvernante zugeführt, die ihn disziplinieren soll.

Verwirrspiele auf der erotischen Bühne

Was dabei herauskommt, ist ein Verwirrspiel, um die Geschlechterrolle des Jünglings und seine völlig „Unterwerfung unter den Rock“. Hier geht es nicht allein um die recht brutale Erziehung durch die Hand von Frauen, sondern um eine Mixtur aus geschlechtlicher Verwirrung, sexueller Begierde und exklusiven Strafen.

In vielen weiteren, meist britischen Geschichten unterschiedlicher Qualität geht es später immer wieder um die „Lust an der Rute“, die bei verschiedenen Gelegenheiten und unter manchem Vorwand auf dem Gesäß lustvoller Damen und Herren landet. Die Rollen wechseln dabei, wie auch die Motive der Beteiligten. Es geht um Strafen und Lüste, Korrekturen und Hingabe, emotionale Kälte und feurige Begeisterung. Kurz gesagt: Der Leser oder die Leserin bekommt das beliebte Lesefutter - ein Wechselbad der sinnlichen Empfindungen.

Diese Sehnsüchte sind immer noch vorhanden – entsprechende Versuche finden wir in zahllosen Kurzgeschichten. Doch sehr selten finden wir eine Schilderung, die unsere Gedanken wie eine Welle mitreißt, sodass wir glauben, selbst beteiligt gewesen zu sein.

Was die Wissenschaft betrifft - wir blicken in einen Abgrund von Unfähigkeit, sich in die Psyche hineinzuversetzen und den Wandel zu begreifen. Und wir schauen auf eine Festung, die von Arroganz geschützt wurde. Die Bespiele am Schluss mögen es belegen.

Nachweise, Quellen, Ergänzungen

(Oben, Mitte) Standbilder aus einem erotischen Film, der nach einer Erzählung aus viktorianischer Zeit gedreht wurde. Nach dem Roman "The Way of a Man with a Maid" (1908 geschrieben).
(Unten) Buchtitel Leipziger Verlag, historisch, ohne Datum.
Die Zitate wurden etwas "entschärft". Der entsprechende Briefroman erschien unter zahlreichen anderen Titeln.
Literatur: The Origins of Sex" zum Wandel der britischen Gesellschaft in der "ersten sexuellen Revolution" , London 2012.
"The Plasure is all mine", London 2013.
Neue Sichtweise auf die Jetztzeit: "Porno - ein unverschämte Analyse",ab Seite 57, Hamburg 2023.


Angebliche "Wissenschaftliche" Beweise:

Wie allgemein bekannt, hat die Frau in ihrem ursprünglichen Wesen, also unverdorben, unberührt und gesund, nur selten - wenn überhaupt - ein sexuelles Verlangen. Sie unternimmt auch keine Schritte, die auf ihr sexuelles Verlangen hindeuten - aus dem ganz einfachen Grund, dass sie ein solches Verlangen nicht spürt.

Der Arzt William Andrus Allcorr, 1856.

Ist (das Weib) geistig normale entwickelt und wohlerzogen, so ist sein sinnliches Verlangen ein geringes. Jedenfalls … ist das Weib, welches dem Geschlechtsgenuss nachgeht (eine) abnorme Erscheinung (...). Das Weib verhält sich passiv. Es liegt dies in seiner sexuellen Organisation und nicht bloß in den auf dieser fußenden Geboten der guten Sitten begründet“

Der forensische Psychiater Richard von Krafft-Ebing, Stuttgart 1886.

Neues vom Dating-Kauderwelsch – Vision Bord Dating

Exotische Visionen - oder Ausbruch
VBD (Vision Board Dating) ist eine neue Fantasie-Bezeichnung, um eine Vision mit der Partnersuche zu verbinden. Dahinter steht manchmal der Gedanke, alles „hinter mir zu lassen“ oder auch „mich retten, indem ich eine Vision entwickle“. Auch der Gedanke, mithilfe einer Beziehung einen völligen Neubeginn zu wagen, kann dahinterstecken.

Vision Bord Dating

Wenn alle deine sonstigen Ziele unklar sind und deine Erfolge eher mies sind, könntest du auf diese Idee kommen: Ein neuer Mensch an einem fremden Ort könnte die Lösung für dich bringen. Manchmal klappt das sogar, aber es ist ein Wagnis. Klar, dass du bereit sein musst, dorthin zu reisen und ganz neu anzufangen. Und dazu brauchst du wenigstens Mut und ein gewisses finanzielle Polster. Bei einer Befragung sagten 23 Prozent, schon einmal davon gehört zu haben. (1)

Meine Beurteilung von Vision Bord Dating:

Positiv gesehen, ist dies die Abenteuer-Methode: Du gehst woanders hin, lernst andere Verhältnisse kennen und „erfindest“ dein Leben neu – mit einer Person, die „dort“ lebt. Negativ gesehen bedeutet es: „Rette mich, Fremder“. Und das kann wirklich schiefgehen. Vermutlich stammt die Idee aus TV-Shows (Doku-Soaps).

(1) Die Quelle wird aus technischen Gründen nur einmal genannt, und zwar in meinem ersten Artikel zum Thema.

Lustvolle Erniedrigungen

Seit Jahrzehnten Gegegstand der Fantasien - sinnliche Erniedrigungen
Was bedeutet es, lustvoll erniedrigt zu werden?

In der Frauenpresse (1) erschien neulich ein Artikel zum Thema – nicht zum ersten Mal. Die Erniedrigung muss also jemanden interessieren. Und so, wie es scheint, interessieren sich immer mehr Frauen für lustvolle Spiele mit heftigen Emotionen. Es ist also also an der Zeit, ein wenig mehr darüber zu erfahren.

Was ist eigentlich los bei der Erniedrigung?

Worum geht es beim Spiel mit der Abwertung, der Erniedrigung, der Unterwerfung?

Zunächst einmal: Die Möglichkeit, zu dominieren und/oder erniedrigt zu werden, gehört bei Menschen dazu, um die Rangordnung zu erproben. Das ist sowohl Spiel wie auch ernst – und wir tun es ja nicht den ganzen Tag, sondern nur dann und wann.

Spiele mit der Macht - starke Rollen und die Lust am Spiel

Wenn jemand diese Neigungen in ein Spiel mit der Macht umwandelt, dann sprechen wir von einem „Rollenspiel“. Das heißt: Wir spielen entweder die dominante Person oder die unterwürfige Person. Beide Rollen verlangen etwas Schauspielkunst und Einfühlungsvermögen. Dennoch hat die unterwürfige Rolle den Vorteil, „die Verantwortung beim Betreten des Spielzimmers abzulegen.“ Der oder die Unterwürfige kann also behaupten, für nichts, was nun geschieht, verantwortlich zu sein. Da ist Teil des Spiels und keinesfalls die Realität – denn die Handlungen des Spiels (der „Plot“) ist – zumindest im Groben – zuvor besprochen worden.

Bei diesen Spielen geht es also darum, die Rangordnung spielerisch zu durchbrechen. Am leichtesten ist dies für den Unterwürfigen, weil er/sie nach dieser Rolle lechzt, sie also nicht nur „annimmt“. Beim anderen Spieler ist es oft so, dass er/sie die Rolle zunächst nur „annimmt“, dann aber oft in sie „hineinwächst“. Sogenannte „Switcher“ beherrschen beide Rollen.

Halten wir fest: Erniedrigungen sind ein Spiel mit der Macht.

Worte, Taten, Körperkontakte und Illusionen

Worte und Taten sind die Hauptwerkzeuge der dominanten Person. Als Spieler(in) nimmt sie sich heraus, die andere Person abzuwerten, zu entehren und zu beleidigen. Neben der Möglichkeit, dem anderen „psychisch zu nahe zu kommen“ hat sie weitere Trümpfe, denn sie kommt dem Unterwürfigen auch körperlich nahe. Dabei wird die gesamte Bandbreite des Spiels offengelegt: Es geht um bewusste Grenzüberschreitungen, am Beispiel:

- Es geht nicht darum, dass sich die andere Person auszieht. Vielmehr geht es darum, dass sie sich schämt, sich zu entkleiden oder entkleidet zu werden.
- Unerheblich ist, welche Mängel die andere Person wirklich hat. Es geht darum, sie wegen einiger Mängel zu beschämen.
- Das Ziel ist nicht, den anderen zu berühren, sondern dies ohne jede Hürde tun zu können.


Wie die Macht spielerisch demonstriert wird

Spiele dieser Art existieren in unendlichen Variationen. Üblicherweise demonstriert die dominante Person ihre Macht durch:

- Beleidigungen verbaler Art, die keinen Widerspruch dulden.
- Erzeugen von Angst, Furcht oder Einsamkeit, auch durch extreme Dunkelheit oder Heiligkeit.
- Den Beweis, dass der Partner/die Partnerin ihr völlig ausgeliefert ist.
- Eine beliebige körperliche Annäherung.
- Die Möglichkeit, Strafen zu verhängen, zu vollziehen oder auszudehnen.
- Hemmung eines oder mehrere Sinne, üblicherweise Hören oder Sehen.
- Manipulationen durch „Mehrfachbindung“ (Doublebinds) oder solche mit dem Zeitgefühl.

Bekannte und beliebte Rollenspiele

Es gibt ohne jeden Zweifel sehr extreme Spielsituationen, die hier nicht beschrieben werden können. Normalerweise sind die Szenarien aber einfach: Auf der einen Seite spielen Personen, denen Macht zugewiesen wird. Dazu gehören Lehrer(innen), Erzieher(innen), Gouvernanten, älteren Verwandte, namentlich Nenntanten oder jede andere Art von Respektsperson.

Die andere Seite wird von jungen bis mittelalten Erwachsenen verkörpert. Das wären dann Schüler(innen), Zöglinge, Neffen oder Nichten oder aber jede andere Art von Personen, die sich darin gefallen, unterwürfig zu sein.

Oft sind lustvolle Erniedrigungen nur Abenteuer der Sinne

Manchmal besteht das Spiel ausschließlich aus der Machtfrage, der Disziplin oder der Vergeltung durch Strafen. Dann ist es ein Abenteuer der Sinne, das zwischen Furcht und Hoffnung wie in einer Traumsequenz. Und schließlich ist es der Klassiker: Im Hintergrund lauert ein erotisches Begehren, das während des Spiels ständig herausgefordert wird.

Es gibt ganz sicher andere Spielformen, die hier nicht zur Debatte stehen können, weil sie tatsächlich unter dem Motto „Schuld und Sühne“ ausgeführt werden.

Doch um sich ein Bild zu machen, was in solchen sinnlichen, zwiespältigen und abenteuerlichen Rollenspielen passiert, eignet sich das, was du gerade gelesen hast, recht gut.

Manchmal besteht das Spiel ausschließlich aus der Machtfrage. Vor allem Aufsteiger der Gesellschaft haben ein dumpfes Gefühl, eigentlich für ihren unverschämten Egoismus bestraft zu werden. Früher waren es oft Manager oder Politiker (alle männlich), die sich durch Schläge reinwaschen wollten. Heute haben auch erfolgreiche Frauen das Gefühl, mit der Karriere eine Schuld auf sich geladen zu haben. Sie sehen in den Züchtigungen offenbar eine Art „innere Beichte“, die von Schuld befreit. Und schließlich gibt es den Klassiker: Im Hintergrund lauert ein ein erotisches Begehren, das während des Spiels ständig herausgefordert wird.

Es gibt ganz sicher so viele Spielformen, wie es Menschen gibt, die sich auf Rollenspiele einlassen. Doch um sich ein Bild zu machen, was in solchen sinnlichen, zwiespältigen und abenteuerlichen Rollenspielen passiert, eignet sich das, was du gerade gelesen hast, recht gut.

Was meinst du? Was kannst du dir vorstellen, was nicht? Egal, was du jetzt denkst: Empfehle diesen Artikel anderen, wenn du ihn magst. Und wenn du ihn nicht magst, dann sag es uns.

(1) Beispielsweise in der Jolie.
Zu diesem Artikel wurden weitere Quellen benutzt, zu denen keine Verlinkung möglich ist.
Bild: Vermutlich japanischer anonymer Künstler

Oralsex und andere Alternativen: Das aktive Stoßen und das sinnliche Aufnehmen

Unser Artikel „Oralsex und andere Alternativen: Das aktive Stoßen und das sinnliche Aufnehmen“ beschreibt in sachlicher Form und unter Berufung auf bekannte wissenschaftliche und seltene historische Quellen, wie Paare einander befriedigen. Der Artikel ist keine Anleitung, sondern dient ausschließlich der Information.
Eher selten - sinnliche Zehen als Comic

Noch vor einem Jahrhundert war es so gut wie unmöglich, alle Variationen des Geschlechtsaktes zu beschreiben – zumal, wenn es kein „vollständiger“ Geschlechtsakt zum Zweck der Zeugung war. Der Schweizer Psychiater August Forel schrieb 1905 (1), bei den sexuellen Variationen handele es sich um „sexuelle Perversionen durch Angewöhnung“. Demnach bedarf es eines „künstlich gereizten Sexualtriebes“, der in der „Abwechslung und der Sucht nach Seltsamkeiten“ Befriedigung sucht. Genannt wird von Forel sowohl „die Onanie“, wie auch „die Einführung des Gliedes in den Mund oder in den After“.

Die unendliche Varianten der gegenseitigen Befriedigung

Sowohl Fantasien wie auch Praktiken, die mit dem Penis zusammenhängen, nannte man zu jener Zeit noch „Irrumatio“. Das Wort bezeichnet das aktive Stoßen des Penis in eine Körperöffnung oder eine Körperstelle, die sich so weit verengen lässt, dass darin ein Penis aufgenommen werden kann. Theoretisch können es entsprechend eingesetzte Finger, Hände, Fußsohlen, Zehen, Oberschenkel, Armbeugen oder Brüste sein. Für einige der Praktiken gib es deutsche Wörter oder Fremdwörter. Bekannt sind Brustverkehr, Schenkelverkehr oder Achselverkehr. Zumeist (aber nicht ausschließlich) ist damit der aktive Geschlechtsverkehr auf einem weitgehend passiven Körper gemeint. In einem gewissen Gegensatz dazu steht die „aktive Aufnahme“ des Penis in den Mund (Fellatio) – und teilweise auch der sogenannte „Handjob“ oder der „Footjob“, bei denen die Reibung von der Partnerin ausgeht.

Die „heiße“ Literatur und die ausweichende Wissenschaft

In der erotischen Unterhaltungsliteratur des beginnenden 20. Jahrhunderts finden wir extrem häufig die Lust um „Gamahuching“. Das Wort wurde sowohl für Cunnilingus als auch für Fellatio benutzt, und man konnte es in einem einzigen Roman immerhin 660-mal finden. (2)

Interessanterweise schweigt sich die wissenschaftliche Literatur aus dieser Zeit über Oralverkehr nahezu völlig aus. Die 1930 erschienene „Bilderlexikon Sozialgeschichten“, (3) eigentlich ein „Sittengeschichtliches Bilddokument“ verweist bei „Fellatio“ auf „Cunnilingus“ und gibt dazu eine wenig aufschlussreiche Erklärung. Nur die 1963-er Ausgabe des Buches von Armand Mergens (4) „Sexualforschung in Wort und Bild“ zeigt uns anhand einer bekannten US-amerikanischen Quelle, (Kinsey) wie weit „Fellatio“ unter amerikanischen Frauen verbreitet war. Um die Zahlen zu nennen: Ungefähr die Hälfte der US-Amerikanerinnen (48 Prozent) gaben bereits 1940 Fellatio, während es bei einer späteren Studie (1980) bereits etwa 90 Prozent waren. (5)

Unverheiratete junge Paare – Befriedigung durch Petting

Manche Autoren behaupten, der Oralkontakt sei eine Folge des damals populären „Pettings“. Mit dieser Methode erfüllten sich Liebespaare oder verlobte Paare den Wunsch nach körperlicher Befriedigung. Die Abstufung war ungefähr so (6):

1. Streicheln über der Kleidung ohne Genitalien.
2. Streichen der Genitalien durch die Kleidung.
3. Lustvolles Berühren der Genitalien ohne finale Befriedigung.
4. Echte Befriedigung mit zahlreichen Methoden, aber ohne „echten“ Sex (PiV).

Der Schock über Fellatio und die Freude daran

Die Anzahl der Frauen, die im Laufe ihres Liebeslebens bereits Fellatio gaben, haben viele erschüttert. Wie kann es sein, dass ganz gewöhnliche, gebildete bürgerliche Frauen ihren Freunden, Geliebten, Verlobten und Ehemännern Oralsex schenkten? Hatte man dies nicht vor allem bei Frauen aus „einfachen Verhältnissen“ vermutet? Und wie gingen sie überhaupt damit um?

Einige neue Studien sagen aus, dass Frauen durchaus genießen, Männern Fellatio zu geben. Eine neue Befragung/Studie will sogar wissen, dass neuen von zehn Frauen wirklich Lust auf Fellatio hatten (7). Der Hauptgrund, dies zu tun, liegt allerdings darin, dem Partner eine besondere Freude zu bereiten.

Negative Erfahrungen beim Oralverkehr

Negative Erfahrungen sind allerdings im Lauf eines Frauenlebens nicht selten. So gaben über drei Viertel der Frauen an, schon einmal schlechte Erfahrungen mit dem „Blowjob“ gemacht zu haben. Dazu zählt verständlicherweise, dass manche Frauen sich unter Druck gesetzt fühlten oder tatsächlich unter Druck gesetzt wurden. Tatsächlich soll es auch Männer gegeben haben, die viel zu lange brauchten, um zu ejakulieren. Und schließlich war es die schlechte Hygiene, die Frauen abschreckte.

Überraschend mag auch sein, dass Fellatio offenbar nicht als Vorbereitung auf andere Aktivitäten geplant war, sondern als Sologenuss. Dafür spricht, dass die Teilnehmerinnen recht genau Angaben darüber machten, was mit dem Ejakulat geschah, nachdem es das Licht der Welt erblickte - oder eben die Dunkelheit der Mundhöhle.

Allgemein – Varianten ohne PiV und „Oral“ gibt es weiterhin

Oralverkehr ist nicht die einzige Art des Geschlechtsverkehrs, bei der nicht der „biblische Sinn“ des Liebesakts (PiV) angewendet wird. Vor allem Männer erleben eine ausreichende, teils auch als sehr lustvoll empfunden Befriedigung, wenn auf den Penis Reibung ausgeübt wird. Und obwohl das Gefühl nicht so intensiv sein mag wie bei Fellatio oder Vaginalverkehr, erlebt der intensive, lang anhaltende Handverkehr eine Renaissance. (Zum Beispiel als „Edging“,8).

Wissenschaft und Gefahren des Oralverkehrs

Wenn ihr die Werbung im Fernsehen beobachtet, ist euch sicher schon einmal aufgefallen, dass dort von einer „Impfung“ gegen „gewisse Risiken“ die Rede ist. Damit sind Risiken sexuelle übertragbarer Krankheiten gemeint, die bestimmte Krebsarten begünstigen können. Es ist sinnvoll, dazu einen Arzt zu konsultieren oder die betreffende Webseite des RKI aufzuschlagen, falls ihr euch objektiv informieren wollt. Auch die Webseite von ZEVA bringt ausführliche Informationen zum Thema, und ebenso das Portal lilli. für junge Frauen und Männer.


(1) August Forel: "Die sexuelle Frage"
(2) Historische Erotika und Gamahuche
(3) "Bilderlexikon Sittengeschichte" Nachdruck.
(4) "Sexualforschung in Wort und Bild" gibt sich besonders wissenschaftlich.
(5) Pubmed.
(6) Die meisten Dokumente darüber sind verschollen. Die Zahlen in "Schofield - das sexuelle Verhalten junger Leute" (USA), 1965 sind zu alt, um noch als Referenz zu taugen.
(7) Veröffentlicht in "The Bad Girls Bible" und anderwärts.
(8) In "Emotion" ausführlich beschrieben.
(9) RKI, Deutschland.
10) ZEVA, auch für ältere Erwachsene interessant
(12)Lilli (Oralverkehr, ausführlich) für junge Menschen

Zur Psychologie des Datings

Psychologie und Liebe - aber erst muss der Elefant raus
„Psychologie“ ist ein weites Feld spekulativer Gedanken … aber auch eine Wissenschaft, die sich ernsthaft bemüht, uns Menschen einen intensiven Blick auf unser „Selbst“ zu ermöglichen.

Unser Artikel befasst sich mit der heutigen Bedeutung der Psychologie im Alltag. Und damit, was „Psychologie“ mit dem „Kennenlernen“ zu tun hat. Dabei können wir ein paar „Schnittstellen“ entdecken, in denen „die Psyche“ uns hilft, aber auch behindert.

Aufräumen mit dem Ballast - Psychologie geht auch einfach

Zunächst aber will ich etwas „Ballast“ wegräumen, denn die heutige Psychologie ist relativ einfach, und sie erschließt sich auch dem Laien.

Um es mir einfach zu machen, benutze ich auch eine simple Erklärung (1):

Psychologie ist die Wissenschaft vom Verhalten (alles, was ein Organismus macht) und von den mentalen Prozessen (dem Erleben, den subjektiven Erfahrungen, die wir aus dem Verhalten erschließen).

Das klingt einfach, denn „Verhalten“ lässt sich leicht beobachten, während die „Psyche als solche“ sich nur schwer erklären lässt.

Zwei Arten von „Elefanten“, die oft im Raum stehen

Wenn jemand von „Psychologie“ spricht, stehen oftmals zwei Elefanten im Raum: Das „Unbewusste“ und das „Seelische“.

Elefant im Raum: Das „Seelische“ wird separat betrachtet

Mal bewusst einfach ausgedrückt, ist das „Seelische“ eine Art Gemisch von Einflüssen, die auf unser Gemüt oder unsere „Alltags-Verfassung“ einströmt. Wir rechnen oft die „Gefühle“ oder „Emotionen“ in das Gemisch hinein, die im Grunde zum „Natürlichen“ gehören. Man könnte diese Einflüsse „das ganz normale Leben“ nennen. Und wir tun dies auch fast alle – außer den Elefantenführern. Sie reden zum Beispiel von „Seelenverwandten“. Das aber ist Esoterik und hat mit Psychologie fast gar nichts zu tun – und auch nichts mit dem „Natürlichen“, also dem, was wir erklären und beobachten können.

Der größte Elefant: das unendliche, geheimnisvolle Unbewusste

Der größere Elefant, der im Raum steht, ist allerdings das „Unterbewusstsein“. Es ist eigentliche eine Maus, die uns ab und an bei wichtigen Entscheidungen ins Ohr piepst und manchmal sogar begleitet. Doch wer schon einmal vom „Eisbergprinzip“ gehört hat, der weiß, dass die Maus längst riesige Dimensionen angenommen haben soll. Nur ein Siebtel unserer „psychischen“ Existenz ist uns „bewusst“, so sagen die Elefantenführer jedenfalls, und die restlichen sechs Siebtel gehörten zum „Unbewussten“, oder wie man auch sagt, zum Unterbewusstsein. (2)

Man muss kein Psychologe sein, um zu erkennen, dass man sich als schreibender Laie oder Fachmann mit den riesigen „sechs Siebteln“ des Unbewussten interessanter machen kann als mit dem schnöden einen Siebtel, das uns Fakten liefert.

Die Psyche – absolut nüchtern und ohne Schnörkel

So, und nun ist die Frage: Was wollen wir wirklich von „der Psychologie“?

Das ist ganz einfach: Unsere „Psyche“ flattert ja nicht um uns herum und redet mit jedem über ihren (also unseren) Zustand. Sie zeigt sich vielmehr in unserem Verhalten. Das heißt, die Menschen (und eben auch die Psychologen) versuchen, uns anhand unseres Verhaltens einzuschätzen. Und nun dreht sich alles ein bisschen im Kreis. Je mehr wir die Wirkung unseres eigenen Verhaltens kennen, umso sicherer sind wir uns. Und umso sicherer können wir einschätzen, wie es mit den Kontakten zu anderen aussieht.

Wahrscheinlich habt ihr schon gemerkt, dass wir unser aktuelles Verhalten auch mit dem Verhalten anderer vergleichen. Das kann problematisch sein, denn wir „müssen nicht in ihren Schuhen gehen“, wie man so salopp sagt. Und das heißt auch: Letztendlich müssen wir akzeptieren, dass „andere nun mal anders“ sind.

Verhalten trifft auf Verhalten – das Kennenlernen

Und nun kommen wir endlich dem „Kennenlernen“ nahe. Denn wenn wir eine Person suchen, die mit uns durchs Leben geht, dann suchen wir jemanden, dessen Verhalten wir verstehen. Und wir können sogar versuchen, jemanden mit einem „ähnlichen Verhalten“ zu finden. Das ist üblich, aber nicht der einzig richtige Weg. Denn sinnvoll wäre auch, jemanden zu suchen, der uns in unserem Verhalten ergänzt. Womit dem alten Luxus-Streit über „Gleichheit“ und „Gegensätze“ schon mal der Wind aus den Segeln genommen wurde. Unsinnig ist lediglich, jemanden zu suchen, der uns mit seinem Verhalten dauerhaft behindert.

Schön wäre es ja, wenn alle immer und überall so einfach wäre, wie ich es hier zusammengestellt habe. Aber da wären doch noch einige offene Fragen, denn wir Menschen stellen uns ja noch weitere Fragen zum Zusammensein und Zusammenleben.

Leben und Beziehungen – hochkomplexe Systeme

Dies will ich noch einmal deutlich machen: Lebewesen, Paare und menschliche Gemeinschaften sind hochkomplexe Systeme. Das heißt, dass wir nicht einfach einen Schalter umlegen können, um etwas zu verändern. In uns wirkt die gesamte Evolution weiter, sodann unsere Kultur(en), die Art, wie wir das Erwachsensein erlernt haben wie weit wir uns mit uns selbst auskennen.

Wenn wir von „Beziehungen“ reden und von der „Psyche“ sprechen, sollten wir zudem bedenken, dass sich die Natur vorbehalten hat, im Zweifel ihre stärkste Waffe einzusetzen: den Sexualtrieb.

Wenn jemand mir hier weiter folgen möchte – bitte schön. Ich stehe immer zur Verfügung, um Fragen zu beantworten. Und ich werde diese Woche noch einen weiteren Artikel veröffentlichen, der sich mit der „Psychologie des Datings“ auseinandersetzt.

Zitate und Erläuterungen:
(1) Lehrbuch der Psychologie, Prolog.
(2) Im Internet kursieren Fantasien von "unbewussten Anteilen" von 80:20 oder sogar 90:10. Beweise dafür werden so gut wie nie mitgeliefert. Interessant dürfte noch sein, dass es eine Art Volkspsychologie gibt, die immer noch dem "Eisbergmodell" anhängt.