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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Geisteswissenschaftler, Querdenker, Kapitalisten und die Liebe

Naturwissenschaftlich gebildete Menschen vermuten stark, dass es sich bei Querdenker gar nicht um Querdenker handelt, sondern um Menschen, die einen Balken vor dem Kopf haben.

Natürlich sind deshalb nicht alle geisteswissenschaftlich gebildeten Menschen Querdenker, aber wenn es um die Liebe geht, haben sie gleichfalls den einen oder anderen Balken vor dem Kopf. Drei davon bilden in der Kombination eine Ideologie, die tatsächlich immer noch populär ist.

Das böse, böse Patriarchat

Der eine heißt „Patriarchat“. Das ist etwas, das wir aus dem „Alten Testament“ kennen. Der Patriarch hatte die absolute Gewalt über alles, was sein war. Die Soziologie (und nur sie) weiß (oder glaubt zu wissen), was ein Patriarchat ist und wie es sich auswirkt. Und ich kann euch halbwegs garantieren: Das ist nicht mehr dasselbe wie beim alten Moses, also nicht mehr die Herrschaft des Vaters und Hausherrn über alles und jeden. Vielleicht lest ihr mal nach - so etwas schadet nie.

Der absolut schreckliche Kapitalismus

Das zweite heißt „Kapitalismus“. Er hat sich seit seiner „Erfindung“ stark verändert, und nicht überall, wo Markt ist, ist auch Kapitalismus. Doch auch, was nicht genau definiert ist, taugt für Beschimpfungen anderer, wenn nicht aller. Denn wenn „der Kapitalismus“ Schuld an allem ist, dann ist jeder Einzelne entlastet. Heißt im Klartext: Alles, was dir nicht gelingt, ist dadurch bedingt, dass du im Kapitalismus lebst. Tatsächlich glauben das Menschen, die im Grunde keinen Querbalken auf der Stirn tragen.

Der edle und hilfreiche Feminismus

Die dritte Variante steht „auf der anderen Seite“, nämlich dort, wo weder Adams noch Marx zu Hause sind, und wo der Mann bestenfalls zur Fortpflanzung taugt: im Feminismus.

Die viel besser Welt aus Utopia

Was bedeuten könnte: Wo die Welt von Frauen regiert wird, wo also letztlich das Matriarchat herrscht, ist die Welt besser. Jedenfalls, wenn noch der Kommunismus hinzukommt. Und wenn die betroffen Ideologien nicht nur in Studierstuben funktionieren, sondern auch in der Praxis.

Was bleibt mir da noch zu sagen?

Gedanken sind frei? Oh nein, nicht mehr für Männer, fürchte ich. Und für Naturwissenschaftler(innen)? Noch genießen sie das Privileg der freien Rede - doch dann und wann wird es ihnen schon streitig gemacht.

Warum Wissenschaft und Realität auseinanderklaffen

Ich habe gerade eine Textstelle gelesen, die für mich sehr aufschlussreich war. Formal geht es dabei um Feminismus, aber es könnte um nahezu alles aus dem Bereich der Geisteswissenschaften gehen.

Lassen Sie mich zunächst einmal zitieren, was ich behandeln will (etwas gekürzt):


Die größte Schwierigkeit sei es … die gelernten akademischen Konzepte in den Alltag zu übersetzen. Ich schämte mich ein wenig, weil ich mit all meinen aktuellen Debatten und Terminologien im kulturfeministischen Gepäck fast gar nichts anzubieten hatte, was im Gleichstellungsalltag auf dem Land, in der Kleinstadt oder der Provinzstadt von Nutzen wäre.


Ich habe nur die Teile zitiert, die ich für relevant für die Grundhaltung der Geisteswissenschaften halte. Sie glauben, den Menschen tatsächlich zu verstehen, und nicht nur dies: Sie wollen ihr Bild vom Menschen, so, wie sie ihn verstehen, auch vermitteln. Und mehr noch als dieses Menschenbild zu vermitteln wollen sie es nach Möglichkeit verändern.

Mir steht nicht an, daran Kritik zu üben, und ich gebe gerne zu, auch schon so gedacht zu haben. Es wäre schön gewesen, ein Messias des logischen Denkens geworden zu sein oder wenigstens dessen Prophet. Doch zwischen der Theorie sei sie auch noch so fein erarbeitet, und ihrer Umsetzung steht die Realität. Und diese Realität fußt auf dem „Machbaren“, nicht auf dem „theoretisch Möglichen“.

Was ich noch dazu sagen muss: Die Diskussion hat gar nichts mit Großstädten, Kleinstädten, Provinzstädte oder dem flachen Land zu tun. Vielmehr hat sie etwas mit dem zu tun, was Menschen erfahren können, erfahren wollen und zu ändern bereit sind. Und da sollte ich vielleicht noch dies ergänzen: In Großstädten gibt es ein Publikum, das empfänglich für Strömungen und Zeitgeist-Erscheinungen ist, und dort fällt auch nicht auf, wenn man/frau einmal „falsch liegen“ sollte. In dem, was die Autorin die „Provinz“ nennt, muss frau/man zu dem stehen können, was gesprochen und getan wurde. Und also sagt und tut man nur das, was längerfristig (also über den Tag oder die Trends hinaus) als sinnreich und wirksam angesehen wird.

Letztendlich kann ich nur dies sagen: Ich möchte die Realität lieber nach dem Muster von Paul Watzlawick definieren als nach dem, was Religionen und Ideologien dafür halten.