Skip to content
 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Die verkannte Lust am Schmerz – der Masochismus

Mit Humor: Frau als Amazone - Mann als Pferd
Die Lust am Schmerz unter dem Vorzeichen der Sexualität wird häufig als Algolagnie, auf Deutsch etwas „Schmerzlust“ bezeichnet. Inzwischen hat man sich darauf geeinigt, eher den Begriff „Sadomasochismus“ oder einfach „Masochismus“ zu verwenden. Der Volksmund sagt auch „Sadomaso“ dazu.

Der Wortschöpfer: Richard von Krafft-Ebing

Der Begriff selbst ist im Grunde genommen völlig wertlos. Der Psychiater Richard von Krafft-Ebing hat den Begriff Masochismus 1886 geprägt, ohne dabei viel nachzudenken. Ihm ging es darum, dem Begriff „Sadismus“, der auf die Bücher des Marquis de Sade Bezug nimmt, etwas Gleichwertiges entgegenzusetzen. Dabei bot sich seiner Meinung nach der Autor und Zeitgenosse Leopold Ritter von Sacher-Masoch an. Er genoss zu Lebzeiten (1836 - 1895) große Popularität und ist bis heute durch sein Werk „Venus im Pelz“ bekannt.

Die offiziellen Definitionen

Es gibt mehrere „offizielle Versionen“ des Begriffs, die alle eines gemeinsame haben – die geschlechtlichen Lüste werden durch Demütigungen, Schmerzen und Unterwerfungen angeregt. So etwas im Dorsch (1):

Masochismus (ist) diejenige Perversion, bei der das Erleben des Orgasmus mit dem Erleiden von Demütigung, Schmerz oder Qual einhergeht.

In einer anderen Quelle heißt es (2):

Masochismus (bezeichnet das) Empfinden sexueller Erregung durch körperliche und seelische Misshandlung. In weiterem Sinn versteht man darunter alle Lustgefühle die durch Unterdrückung hervorgerufen werden.

In fast allen Lexikoneinträgen werden der Psychoanalyse nach Sigmund Freud einige Sätze gewidmet, die aus heutiger Sicht als Spekulationen gelten.

Masochismus - dem Begriff fehlt die beweisbare Ursache – bis heute

Inhaltlich und streng wissenschaftlich gibt das Werk von Krafft-Ebing allerdings wenig her. Masochismus wird bei ihm – wie auch bei nahezu allen anderen Autoren – mit der Sexualität des Menschen in Verbindung gebracht. Und wenn sie nicht dazu diente, Nachkommen zu zeugen, sondern aus anderen Gründen praktiziert wurde, nannte man sie eine Perversion, später auch eine Paraphilie. Vergessen haben die heutigen Autoren dabei offenbar, in welchem Zusammenhang die Psychologie bis in die 1980er-Jahre den „Masochismus“ sah. Zu den „Perversionen des Geschlechtslebens“ zählte man „Homosexualität, Masochismus, Sadismus, Fetischismus, Exhibitionismus und Voyeurtum. Man berief sich, auf Sigmund Freud, der die Ursachen solche Phänomene bekanntlich in „eine frühe Phase der Kindheit“ verlegte. (3)

Kein Wunder, dass viele vor so viel „wissenschaftlicher Objektivität“ in die Knie gingen und tatsächlich glaubten, nicht „alle Tassen im Schrank“ zu haben, wenn sie darunterfielen.

Zeitgeist, Quälgeister und Mysterien

Nun hat sich seither etwas getan – doch der „alte Geist“ der Psychiatrie und Psychologie spukt immer noch in den Köpfen der Menschen herum. Man vertraut sehr auf Freud, glaubt überhaupt, dass die Psychologie ausreicht, um Naturphänomene zu beurteilen. Immer wieder hören wir von einem riesenhaften Topf mit „Unbewusstem“, das in uns schlummert. Das Wissen darüber ist zwar nicht „streng geheim“, aber es kann auch nicht beschrieben werden. Also würde jeder kritische Mitmensch sofort sagen: „Dann existiert es auch nicht“.

Und so ähnlich ist es bis heute. Ich las diesen markanten Satz eines neuen medizinischen Ratgebers zuerst: (4)

Wie sich Masochismus entwickelt, ist weitgehend unbekannt. Es gibt dazu verschiedene Hypothesen.

Das ist schön und zurückhaltend formuliert – heißt aber eben auch nur: Es gibt keine Fakten, sondern nur Vermutungen. Die meisten stammen aus den Tiefen der Psychologie und erweisen sich schnell als unbeweisbare Hypothesen. Wobei sich die Frage ergibt: Wieso halten sich eigentlich Hypothesen über ein ganzes Jahrhundert, die niemals schlüssig bewiesen werden konnten?

Alternativen – das Menschlich, das Tierische und die Gehirne

Die Evolution und das Verhalten von Säugetieren, die in Gruppen leben, könnte Aufschlüsse ermöglichen. Sie müssen schließlich um ihre Positionen in der Gesellschaft kämpfen – und zum Kämpfen gehört auch, rechtzeitig „den Schwanz einzuziehen“ und anderen das Terrain zu überlassen. Demut und Unterwerfung sind dabei wichtige Elemente, und sie werden spielerisch erworben. Diese Eigenschaft hat zunächst nichts mit dem Masochismus zu tun, wirkt aber als Komponente in ihm. Und sofort entsteht die nächste Frage: Warum sind Geisteswissenschaftler eigentlich so sehr am morbiden Charme der sexuellen Unterwerfung interessiert?

Naturwissenschaften udn die Kybernetik des Gehirns

Wäre da nicht die Gehirnforschung – hätten wir ohne sie je erfahren, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Schmerzempfinden und dem Belohnungssystem gibt?

Nein, wir haben noch nicht verstanden, warum Schläge oder Demütigungen bei einem Menschen Lust, beim anderen Schmerz und beim nächsten Wut oder Verzweiflung auslösen. Die Kybernetik des Gehirns, namentlich der Informationsfluss und seine Verknüpfungen, sind für uns unbekanntes Terrain. Gegenwärtig können wir diese Umstände nicht entschlüsseln, und es ist ausgesprochen fragwürdig, ob wir es jemals können werden.

Spekulationen und Fehlsteuerungen der Psyche

Und eben weil wir nichts wirklich wissen, was da an Daten durch uns hindurchläuft, etwas bewirkt oder nicht bewirkt, etwas hinterlässt oder auch nicht, wird über die Ursachen spekuliert. Nützt dies irgendeinem Menschen? Ich denke, das es niemandem wirklich nützt, auf eine Spekulation hereinzufallen.

Bevor du diese Seite verlässt: Es gibt tatsächlich suchtartige Erkrankungen, die zu Fehlsteuerungen der Psyche führen. Der Grund dafür liegt in einem Fehler im „System“. Wenn wir nicht lernen, die Euphorie zu beherrschen, die körpereigene Drogen ins uns auslösen, dann können wir in Gefahr geraten, Opfer des eigenen Belohnungs-Systems zu werden. Und das ist dann wirklich gefährlich.

(1) Dorsch.
(2) Spektrum Lexikon Psychologie
(3) Fischer-Lexikon Psychologie. Neubearbeitung, Frankfurt 1957. bis mindestens 1975).
(4) Das Zitat und weitere Informationen beispielsweise bei „Netdoktor.de“.
Bild: Nach einer japanischen Vorlage, anonym, nachkololoriert


- und heute habe ich einige Fragen: hat dich dieser Artikel interessiert oder begeistert? Findest du ihn noch aktuell? Was sagst du zu dem Thema? Möchtest du kommentieren?

Die Woche: Männer, dreiste Zuweisungen, fehlende Logik, Gefühlsinvestitionen und Sadomaso

Seit einigen Jahren beobachte ich, dass viele Menschen, die heute Partner suchen, völlig vergessen haben, worum es eigentlich geht. Wenn du wenig über dich weißt und noch weniger über andere und das Leben zu zweit nicht einschätzen kannst, was dann?
Immerhin könntest du meinen Beitrag dazu lesen. Er enthält auch Lösungen.

Wenn nicht, saugst du dir deine Informationen möglicherweise aus Online-Beiträgen von Interessengruppen, Einzelinteressenten oder journalistischen Plaudertaschen. Und das alles ist für dich völlig ohne Wert. Ich habe darüber geschrieben – aber wer bin ich? Was ist mein Blog gegen die Medien, die uns bis zum Rand (und teils wissentlich) mit Unsinn abfüttern?

Na schön – ich erreiche die Jugend nicht mehr. Das muss ich in Kauf nehmen. Dennoch beklage ich, dass kaum noch jemand die Wahrheit sucht, die Logik versteht und trotz alledem mit der Unlogik leben kann, die Liebe beinhaltet. Komplizierter Zusammenhang? Einfach geht eben nicht immer.

Gefühlsinvestitionen

Die Frage, die sich die Liebeszeitung stellte (und auch viel von euch), war vor allem, warum Frauen ihre „Gefühlsinvestitionen“ beklagen und Männer keine Gefühle „investieren“. Er ist wirklich aufschlussreich – und solltet ihr heute nichts anders lesen, dann lest diesen Artikel.

Männer – das „krankgeredete“ Geschlecht?

Männer werden in der letzten Zeit häufig mit dem psychologisch-emotionalen Knüppel traktiert. Es gibt tatsächlich mehrere Psycho-Trends, die darauf abzielen, Männer zu diffamieren, speziell „toxische Beziehungen“ aufzubauen, Machiavellisten zu sein oder Egozentriker (Narzissten). Dahinter stehen hauptsächlich Küchenpsychologen, meist weibliche, aber auch etliche Redakteurinnen und Redakteure – und sogar einige Menschen, die angeblich zu den gestiegenen Eliten gehören. Eigentlich ist es allerdings reine Sensationsmache oder auch Populismus Ob auch religiöse Vorstellungen hineinspielen? Manchmal zweifel ich an unseren angeblichen wissenschaftlichen Eliten.

Zwei Mal haben wir versucht, Männer-Mythen zu entzaubern. im ersten Fall geht um das Eine (und um dich). im zweiten Fall darum, ob der Mann sich binden will oder nicht (und auch um dich). Ob es gelungen ist? Immerhin stehen beide Artikel in einem leicht verständlichen Deutsch. Sie sollten dich eigentlich überzeugen.

Sadismus und Masochismus sowie die Lust daran

Nachdem das Interesse an „Sadomaso“ erheblich zurückgegangen ist, wurde es nach unserer Meinung Zeit, jetzt noch nüchterner mit dem Thema umzugehen. Kann „Dominanz“ als Hobby praktiziert werden? Und was ist mit den Masochisten/Masochistinnen? Ist die Lust an der Unterwerfung weiterhin ein Thema? Und wer wird eigentlich davon sexuell erregt? Vorläufig ist es nur ein Gedankenspiel. Damit eine Diskussion daraus wird, benötigen wir „Mitmacher(innen)“, die ihre eigenen Gefühle schildern möchten. Nur Mut …

Das übliche Presse-Geschnatter über die Liebe

Ich habe das Pressegeschnatter über die Liebe ausgelagert. Du findest die wundersamen Blüten des Journalismus jetzt zusammen mit eignen Beiträgen bei Quora im Salon.

Abgesang

Liebe funktioniert auch bei Hitze – und wenn beiden der Schweiß dabei in Bächen über den Leib läuft – warum eigentlich nicht. Immerhin ist Lust etwas Natürliches. Und in diesem Sinne: ein wunderschönes Wochenende.

Der Sadismus, der Masochismus und das erotische Knistern

Sadistin, Masochistin - eine Frage der Rolle oder des Lebens?
Wenn eine Person eine andere demütigt, sie ängstigt, bedroht, schlägt oder in anderer Weise an körperlichem Leid einer anderen Person Vergnügen empfindet, gilt diese Person als Sadist(in). Üblicherweise sonnen sich Sadisten darin, Macht über andere zu haben. In einigen Fällen erzeugen solche Handlungen aber auch sexuelle Erregung.

Sexuelle Erregung bei dominanten und unterwürfigen Personen

Die Frage, ob die ausführende Person dabei sexuell erregt wird und wie häufig das vorkommt, liegt im Dunkel. Sicherer ist hingegen, dass die Zuschauer(innen) dabei durchaus sexuell erregt werden. Schon bei den Schilderungen aus der viktorianischen Epoche wird deutlich, dass junge Frauen, die einer „körperlichen Züchtigung“ beiwohnen, durch sadistische Szenen sexuell erregt werden. Dabei wird oft betont, dass sie zwischen Mitleid und Erregung schwanken, sich am Ende jedoch bei einigen der Zuschauerinnen das Gefühl der Wollust stärker anregt als das Mitgefühl.

Gefühlsmix bei Masochisten

Über das Gegenstück des Sadisten, den Masochisten, wissen wir mehr. Zum einen, weil er/sie meist redseliger ist. Dann aber auch, will sich „her sadistisch“ verlangte Menschen weitaus lieber über ihre Partner/Kunden/Klienten sprechen als über sich selbst. Demnach reicht das Spektrum des Masochisten von Demütigungen, Strafen und körperlichen Erniedrigungen bis hin zur reinen sexuellen Erregung. Der Gefühlscocktail kann dabei durchaus aus mehreren Komponenten bestehen, die ansonsten als „nicht kompatibel“ gelten.

Erotische Attraktivität sorgt für das "Knistern"

Erotisch knistert es besonders, wenn der Peiniger (Sadist) oder die Peinigerin erotisch besonders attraktiv ist. Darauf beruht auch die Werbung sogenannter „Dominas“, die sich gerne mit einer Mischung aus körperlicher Attraktivität, strenger Mine oder Haltung und ungewöhnlicher Kleidung zeigen.

Lust auf Macht und Lust an der Unterwerfung - die Motive

Genau genommen handelt es sich bei nahezu allen freiwilligen sadistisch/masochistischen Begegnungen um Spiele mit der Macht. Um sie zu genießen, muss einer (eine) Lust dazu haben, Macht auszuüben, der oder die andere benötigt Lust an der Unterwerfung. Normalerweise spielen die Partner dabei mit echten Emotionen, etwa so, wie Schauspieler in einer Tragödie. Das bedeutet aber auch: Sie lassen eine Person in sich frei, die sonst nichts ans Licht gelassen wird - und dies für eine überschaubare Zeit.

Was wir von Schauspielern lernen können

Schauspieler erzählen gelegentlich, dass sie die Charaktere, die sie spielen, oft besser kennen als ihre eigene Persönlichkeit. Und ein guter Spieler (oder eine Spielerin) als „Unterwürfiger“ kann im „wahren Leben“ durchaus ein auf sich selbst bezogener Manager oder eine Managerin sein. Wann die „wahre Persönlichkeit“ herauskommt, bleibt im Grunde stets ein Geheimnis der betroffenen Personen.

Sonderfall Domina als Beruf?

Bei professionellen Dominas lässt sich nur schwer einschätzen, ob sie „in der Rolle“ tatsächlich sie selbst sind oder nur eine entsprechend gekleidete Frau sind, die das Kunstprodukt „Domina“ verkörpert. Beispielsweise bewerben sie auf ihren Webseiten einen „Lebensstil“, der völlig künstlich und damit auch äußerst unglaubwürdig wirkt. Doch gerade diese Werbung lockt ihre Klienten an – sie sollen glauben: „Ja, die ist so“ und nicht „Ja, die spielt es glaubwürdig.“ Deutlich wird dies auch an den Fotos: Nur selten wirkt die Haltung wirklich streng, ist das Gesicht wirklich undurchdringlich und der dominante Effekt tatsächlich sichtbar.

Dominanz als Hobby-Machtspiel?

Auf der anderen Seite kann eine Frau durchaus dominant auftreten, ohne jemals den Beruf einer Domina ausgeübt zu haben. Meist war es ganz einfach für sie, dominant zu sein. Sie musste nur ausprobieren, wer in ihren Bannkreis treten wollte und dann herausfinden, wo die Grenzen dieser Person liegen. Auf diese Weise kann sie Freundschaftsdienste einfordern oder ungewöhnliche emotionale und/oder körperliche Anstrengungen verlangen. Das alles kann ein absolut harmloses Spiel sein oder aber auch eines, das an den Grundlagen der Existenz rüttelt.

Der Unterschied zwischen einem reinen Machtspiel und einem Spiel, bei dem die Macht des anderen zerstört werden soll, ist einfach. Das Machtspiel an sich ist ein Nervenkitzler, der zeitlich und räumlich begrenzt ist. Sobald man um die Existenz (oder den eigenen Wert) zuspielen beginnt, droht der Verlust innerer und äußerer Freiheit. Dann kommen wir in die Grauzone, in der es zumeist sehr ungemütlich zugeht - und dies auch dann, wenn anfänglich eine Übereinstimmung besteht.

Die Diskussion über diesen Artikel ist möglich. Er basiert auf Meinungen, die wir aus verlässlichen Quellen zusammengetragen haben. Grafik: Liebesverlag.de

Erotische Züchtigungen - wie Paare (und Einzelpersonen) damit umgehen

Paare haben oft Lust an erotischen Schlägen - schweigen aber gern darüber
Bei bestehenden Paaren entsteht zu Anfang das Gefühl, in einen intensiveren intimen Kontakt mit einer geliebten Person zu kommen und sich dabei völlig zu unterwerfen. Das kann einseitig der Fall sein oder auch wechselweise. Und schon haben wir einen Knackpunkt gefunden: Nehmen ist in diesem Fall schicker als Geben – jedenfalls für die meisten Spanking-Liebhaber(innen). Denn wer austeilt, muss sich erstens damit auskennen und zweitens ist ihr oder sein Vergnügen nicht so intensiv. Der Auslöser, es als Paar zu versuchen, kann ein Geständnis, ein Buch, ein Film oder ein Gespräch sein. Kaum jemand kann sich vorstellen, wie furchtsam viele Ehepartner sind, einander die Wahrheit über ihre geheimen Lüste zu verraten.

Einzelpersonen gehen oft zu dominanten Damen

Einzelpersonen mit Züchtigungswünschen, die allein der Lust in ihren vielen Varianten dienen, haben es meist schwer. Es heißt, dass ledige Männer oft krampfhaft versuchen, eine Partnerin mit einer eher „natürlichen“ sado-erotischen Veranlagung zu ergattern. Es gibt viele Gründe, warum dies schiefgehen könnte. Ich verrate einen der Gründe: es gehört in Wahrheit nicht zum Standard-Repertoire von Beziehungen, Lust „an sich“ zu zelebrieren. Wer einen Partner (eine Partnerin) sucht, der will seinem Leben eine neue Perspektive geben. Also scheint „Lust als solche“ nicht auf „Beziehungen“ zu passen. Bei Männern ist es daher üblich, solche Wünsche an Damen zu delegieren, die sich damit auskennen – sogenannte Dominas. Da immer mehr Frauen „bewusste“ masochistische Wünsche haben, gehen sie in den letzten Jahren oft den gleichen Weg. "Erotische Züchtigungen - wie Paare (und Einzelpersonen) damit umgehen " vollständig lesen

Das Haus der Frau Berkley und der Herr Ashbee

Eine mehrteilige Betrachtung über Wahrheiten und Mythen um die "englische Erziehung" und die Lust an erotischen Schlägen

Dritter Teil: Das Haus der Frau Berkley und der Herr Ashbee

Das Bordell der Theresa Berkley wurde von ihr vermutlich zwischen 1820 und ihrem Tod im Jahr 1836 betrieb. Im Jahr 1828 soll es ihr gelungen sein, ein neues Möbel für ihr Etablissement zu entwickeln, das man später das „Berkley Horse“ nannte. Neben ihren Fähigkeiten als Geschäftsfrau und Gouvernante soll es maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg des Bordells beigetragen haben.

Die mysteriösen Geheimnisse der Frau Berkley

Die Geschichte der Frau Berkley, wie wir sie heute lesen, wurde allerdings erst weit nach ihrem Tod im Jahr 1836 geschrieben. Nachdem ihr Bruder, ein Missionar, das Erbe aus moralischen Gründen ausschlug, fiel es an Berkleys Hausarzt Dr. Vance, der sich allerdings später weigerte, das Erbe zu verwalten. Soweit scheint es sich um Fakten zu handeln.

Bücher, Bilder und Fantasien um das Leben der Frau Berkley

Ab hier beginnt die Fantasie Wellen zu schlagen. Denn besagter Dr. Vance behielt angeblich Frau Berkleys Korrespondenz. Und die war in jeder Hinsicht spektakulär, weil es ja nicht eine „unbekannte Perverse“ waren, die das Etablissement besuchten, sondern hohe Beamte, Geschäftsleute und Adlige. Man konnte sich vorstellen, was passiert wäre, hätte Dr. Vance diese Briefe tatsächlich besessen oder gar öffentlich gemacht.

Nachdem die mysteriöse Kiste mit den Briefen offenbar verschwunden war, fand sich ein Schriftsteller, aus dessen Feder die gesamte Legende entwickelt wurde. Dabei spielte auch ein Buch eine Rolle, nämlich die „Venus School Mistress“.

In die Welt gebracht wurde der Mythos von dem Schriftsteller Henry Spencer Ashbee (Pseudonym: Pisanus Fraxi), (1834 – 1900), der im Jahr 1877, also etwa 40 Jahre nach dem Ableben von Mrs. Berkley und fast 50 Jahre nach dem Erscheinen der Ausgabe des Buches, die Legende begründete.

Die angeblichen „Memoiren“ der Theresa Berkley

Was in den Schilderungen Ashbees auffällt, ist eine gewisse Doppeldeutigkeit. Einerseits schreibt er, dass die Memoiren der Theresa Berkley niemals veröffentlicht wurden, andererseits behauptet er aber auch, dass in diesen Memoiren eine Abbildung enthalten gewesen sie, die ihre Erfindung, das „Berkley Horse“ zeigte. Und er behauptete zudem, dass es eine ganz ausgezeichnete Abbildung des „Berkley Horse“ in einer der Ausgaben der „Venus School Mistress“ gab.

Seither kursiert das Gerücht, das auf Ashbee zurückgeht, in zahllosen Schriften weiter – und es wird ständig aufs Neue abgeschrieben.

Das Buch - die Venus School Mistress

Wie auch immer - die Geschichte der Memoiren von Frau Berkley ist frei erfunden. Werfen wir kurz einen Blick auf das Buch, das häufig als die „Memoiren der Berkley“ bezeichnet wird. Es ist eine relativ belanglose erotische Schrift, die dem Zeitgeist entsprach:

Venus School Mistress; or, Birchen Sports. By R. Birch.

Titel der Ausgabe von 1917
Die Ausgabe von ca. 1810 ist möglicherweise die älteste, aber es soll eine zweite Ausgabe von 1820 geben, in der „vier Abbildungen“ enthalten sind. Zehn Jahre später gab es eine weitere Ausgabe unter dem gleichen Titel, die sich angeblich auf eine ältere Ausgabe bezog, diesmal eine von 1788. In der Ausgabe von ca. 1830 (1938) soll auch das „Berkley Horse“ zu sehen sein – mit Mrs. Berkley einer Frictrice und dem Berkley-Horse. Darauf kommen wir noch. Wer an der Geschichte des Buches interessiert ist, sollte den folgenden Abschnitt lesen. Er wirft viel Licht auf die Praxis der Veröffentlichung erotischer Schriften im frühen 19. Jahrhundert.

Dazu existiert folgende fast genau zutreffende Original-Recherche über den Ursprung (gekürzt):

Venus-Schulmeisterin; oder Birchen Sports. Von R. Birch, übersetzt aus Manons Memoiren. Gedruckt für Philosemus und verziert mit einem schönen Druck. Preis 10 Schilling, 6 Pence. Wahrscheinliches Erscheinungsdatum 1808 bis 1810…. Es gibt eine weitere Ausgabe von ca. 1820, „mit 4 farbigen Tafeln“.Um 1830 druckte Cannon das Werk mit dem Titel "Venus School Mistress; or Birchen Sports. Es wurde im Titel als ein „Nachdruck der Ausgabe von 1788“ bezeichnet und mit einem Vorwort von Mary Wilson eingeleitet, das einige Hinweise auf Mrs. Berkley enthielt. London: „Gedruckt von John Ludbury, Nr. 256, High Holborn. Es enthielt fünf oder sechs faltbare farbige Tafeln und ein Frontispiz (nicht faltbar), die „Das Berkley-Pferd“ darstellt. W. Dugdale gab um 1860 eine Ausgabe mit Titeln wie oben heraus.


(Der Preis betrug also 10 Shilling und sechs Pence, was etwa dem heutigen Gegenwert von 75 GBP entsprach, ein Frontispiz (der Bildertitel) befindet sich dabei auf der zweiten, dem Titelblatt gegenüberliegenden Seite). Weitere Ausgaben erscheinen angeblich 1917 und das ging immer so weiter - stets wurde behauptet, man drucke die Ausgabe von 1788 nach. Als das Vorwort der angeblichen von Mary Wilson dazukam, hieß es irgendwann „der verstorbenen Mrs. Berkley“, jedenfalls in der Ausgabe von 1917 (Nachdruck), die ich einsehen konnte.
Wann auch immer der Text geändert wurde - die Jahreszahl 1788 im Titel ist falsch


Täuschungen und Verwirrungen um Mary Wilson

Interessant ist dabei, dass die Täuschungen mit dem Manuskript noch weitergingen. Die angebliche „Mary Wilson“, die ebenfalls als Bordellwirtin klassifiziert wurde, wird nämlich als Autorin eines sehr ähnlichen Buches genannt, „The Spirit Of Flagellation. Es wurde als „gedruckt und herausgegeben von Mary Wilson“ deklariert und enthält auch das gleiche Vorwort. Das Original soll angeblich von 1827 stammen, aber 1830 ist ebenfalls möglich. Jedenfalls wurde die Neuauflage angeblich 1892 veröffentlicht.

Sie soll mit folgendem Text beworben worden sein:

Da die meisten Werke zu diesem Thema vergriffen und äußerst selten sind, beabsichtige ich, sie in schneller Folge in einer Reihe von Bänden zu ersetzen, die mit der Gegenwart einheitlich sind. Herren, die eine Gouvernante benötigen, oder Damen, die in diesen Zweig der eleusinischen Mysterien eingeweiht werden möchten, können vertraulich mit den notwendigen Informationen versorgt werden, indem sie mit mir über die Buchhändler oder andere Agenten kommunizieren, die ihnen diese Arbeit liefern können.

Maria Wilson.
1. Mai 1892."

Es handelt sich dabei um eine wirkliche, möglicherweise aber auch fiktive Bordellwirtin, deren Etablissement ihre Glanzzeit angeblich zwischen 1815 und 1830 hatte und die mit ähnlichen Attributen beschreiben wurde wie Frau Berkley. Auch diese „Information“ stammt von Ivan Bloch (nach Ashbee).

Ashbee und eine zweideutige Information

Jedenfalls behauptete Ashbee, auf der Frontispiz der „Venus School Mistress“ habe es eine Abbildung gegeben, die Frau Berkley, ihr wundersames Möbel, einen darauf festgebundenen Mann und eine Frictrice zeige. Ashbee selber schrieb dann allerdings:

Es gibt eine Darstellung in Mrs. Berkleys Memoiren. Sie zeigt einen Mann, der sich völlig nackt auf dem Chevalet befindet. Eine Frau sitzt auf einem Stuhl genau darunter, mit entblößtem Busen, Bauch und Schambereich und beschäftigt sich mit seinem Embolon, während Mrs. Berkley mit einer Rute auf sein Hinterteil einschlägt. Die weibliche Rolle als Frictrix nahm sich Miss Fisher, als Vorbild. Sie war eine schöne, große, dunkelhaarige Frau, an die sich jeder erinnern müsste, der in diesen Tagen die Charlotte Street besuchte.

Wie der Mythos zementiert wurde

Diese Beschreibung der angeblichen Illustration in den „Memoiren“ ist heute noch in jedem Artikel zum Thema zu lesen:

Es gibt eine Abbildung in Mrs. Berkleys Memoiren, die einen beinahe nackten Mann darauf zeigt. Eine Frau sitzt in einem Stuhl direkt darunter, Hintern, Bauch und Scham entblößt, die den Mann mit der Hand befriedigt während Mrs. Berkley seine Rückseite mit Birkenruten bearbeitet.


Wer dem Text glaubt, muss annehmen, dass Herr Ashbee tatsächlich die Memoiren der Theres Berkley gelesen habe, von denen er andererseits bestreitet, dass sie jemals veröffentlicht wurden. Und so beginnt die Legende vom „Berkley Horse“ tatsächlich mit Spencer Ashbee – aber sie endet nicht damit. In seinem Buch „Das Geschlechtsleben in England“ schreibt „Dr. Eugen Dühren“ (Der Arzt und Sexualwissenschaftler Iwan Bloch):

Pisanus Fraxi ließ (das Bild) in seinem „Index Librorum Prohibitorum“ reproduzieren. Nach dieser Reproduktion wurde das Bild wiederholt bei Hansen („Stock und Peitsche)“ und Eulenburgs „Sadismus und Masochismus“ (veröffentlicht.) Man findet das Chevalet auch auf modernen Flagellationsbildern. In Paris soll es währen der Weltausstellung von 1900 praktische Verwendung und viel Anerkennung bei Lebemännern gefunden haben.


Da Iwan Bloch ein angesehener Arzt war, zweifelte später niemand mehr daran, dass beides Realität war – die Memoiren einerseits und das „Berkley Horse“, so wie es Ashbee gesehen haben wollte, andererseits.

Eine Klappleiter im Luxusbordell?

Was uns nun noch fehlt, ist die Idee zur Zeichnung des angeblich „echten“ Berkley Horse, und wir finden sie erstaunlicherweise ebenfalls bei Iwan Bloch (wieder nach Ashbee):

Die kuriose Einrichtung ihres Geschäftes bestand aus einer zusammenklappbaren Leiter, aus Riemen, Birkenruten, (und) Stechginsterbesen … (Die jungen Frauen) wurden auf verschiedene Weise flagelliert … (und) manchmal wurden sie an die Leiter gebunden.

Diese Informationen stammen offensichtlich aus der Presse, weil die Betreiberin der „Akademie der Züchtigungen“, eine gewisse Sarah Potter, (auch Sarah Stewart genannt) angezeigt wurde. Ihre Gerätschaften landeten beim „Westminster-Polizeigericht“, und es ist überliefert, dass „die Öffentlichkeit davon erfuhr.“

Dieser Vorfall stammt allerdings (laut Bloch) aus dem Jahr 1863 – fällt also ungefähr in die Zeit von Ashbees Recherchen, was erneut Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit nährt.

Welchen Apparat hatte Frau Berkley wirklich erfunden?

Wer all dies gelesen hat, wird sich nun fragen: Wie hätte denn Frau Berkleys Erfindung „wirklich“ aussehen können? Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten. Größer, höher, schwerer und dennoch flexibler. Wie er allerdings „genau“ aussah, wissen auch wir nicht - aber es gibt durchaus Hinweise. Und davon nun in der vierten Folge.

Quellen (unter anderem):

Horntip, Books für Venus School Mistress und Spencer Ashbee.
Art and Popular Culture: Sexual LIfe in England.
Biblio Curiosa für: The Spirit of Flagellation.
Sowie dem Internet Archiv für Ian Bloch.

Alle Folgen:

Körperstrafen und Definition - Körperstrafen (Definitionen)
Die viktorianische Zeit und das 19. Jahrhundert Adel, Bürgertum, Fassaden.
Das Bordell der Frau Berkley und die einzige Quelle dafür bei Ashbee (hier)
Das angebliche „Berkley Horse“ - ein Möbel für ein Bordell.
Meine Vorgehensweise bei den Recherchen - die Wahrheit.