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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Wer hat die Macht in der Liebe?



Wer hat eigentlich die Macht in der Liebe? Wie ist es möglich, dass der vermeintlich Schwächere der Beziehung dominiert, obwohl er eigentlich unterwürfig ist? Warum sind Masochisten nicht zwangsläufig Sklaven der Lust? Dieser Artikel behandelt das Thema in höchst ungewöhnlicher Weise - und seine Thesen lassen sich sowohl auf "gewöhnliche" wie auch für sadomasochistische Beziehungen anwenden.

Es ist schon einige Jahre her, als ich einmal einen Butler traf. Als er seinen Beruf nannte, konnte ich nicht umhin, ihn zu fragen: „Ja, wie ist denn möglich, in unserer Zeit noch ein Diener zu sein?“ Er lächelte mild über meine Frage, und sagte dann in wohlgesetzten Worten: „Es kommt immer darauf an, welches Verhältnis Sie zu Ihrer Herrschaft haben“.

Viel später habe ich mich dann mit den Fragen der Machtverhältnisse in Beziehungen beschäftigt, und im Grunde ist dabei auch nichts anderes herausgekommen: Wenn zwei an sich ungleichgewichtige Menschen ihre Beziehung in einer Balance halten, und beide damit zufrieden sind, dann können sie lange Jahre wirklich gut miteinander auskommen – vielleicht sogar ein Leben lang.

Der dominantere Partner hat nicht die alleinige Macht

Ein weitverbreiteter Irrtum besteht darin, dass der dominante Partner in solchen Beziehungen die alleinige Macht hat. Es gibt zahllose Beispiele aus der „Welt da draußen“, in der beispielsweise die Sekretärin den Chef als "graue Eminenz" heimlich führt – was schon damit beginnt, ihm bestimmte Unterlagen bevorzugt zur Kenntnis zu bringen. Ebenso finden wir in Literatur und Praxis zahlreiche Beispiele dafür, wie Frauen hinter dem Rücken ihrer Männer „die Fäden ziehen“, obwohl sie selbst nie in den Vordergrund treten.

Wie kann das sein? Es ist eigentlich sehr einfach, wenn man nicht in den überkommenen Strukturen denkt. Die Kybernetik zeigt uns, dass eine geringe steuernde Kraft gewaltige Energien lenken kann. Wer sich in der Kybernetik nicht auskennt, dem kann ich gerne ein anderes Beispiel geben: Ein Riesengüterzug donnert über eine Weiche – wohin er aber fahren wird, hängt davon ab, wie die Weiche gestellt wird – und darauf hat der Güterzug nicht den geringsten Einfluss.

Wenn die Katze die Besitzerin dominiert

So ähnlich ist das auch mit der Dienerin und dem Herrn in sadomasochistischen Beziehungen. Der sanftere, schwächere, auch unterwürfigere Teil beginnt, die Macht zu lenken. Dabei nutzt er aus, dass der dominantere Teil oft nicht sicher ist, wie er bei der Verwirklichung seiner Ziele vorgehen sollte, ja nicht einmal, wie er den anderen in sinnreicher Wiese dominieren kann. „Ich will meine Dienerin unterwerfen“ reicht eben nicht. Er muss damit auch gewisse Bedürfnisse seiner Dienerin erfüllen, und nur wenn er es tut, entwickelt sich eine positive sadomasochistische Beziehung, von der beide einen Gewinn haben. Wer nicht glaubt, dass der schwächere Partner den stärkeren lenken kann, dem will ich gerne ein Beispiel geben:

Ich weiß nicht, ob ihr je gesehen habt, wie eine unzufriedene, schwache kleine Miezekatze ihre starke Besitzerin zur Verzweiflung bringen kann, wenn sie mit ihr mault: Die kleine, schwache Katze schaffte es, dass die gestresste Firmenchefin beim Heimkommen nicht zuerst an sich selbst denkt, sondern zuerst die Katze füttert, die es durch geschickte Manipulationen geschafft hat, ihre Herrin zu „erziehen“. In ähnlicher Weise kann beispielsweise eine unterwürfige Frau ihren Meister erziehen, sich zuerst um sie zu kümmern, bevor er sich irgendwelchen anderen Interessen widmet – und sie kann ihre persönlichen Wünsche durchsetzen, obgleich das Spiel verlangt, dass sie gar keine Rechte hat.

Was im Hintergrund wirklich geschieht, ist ein sogenannter psychokybernetischer Prozess. Falls er positiv verläuft, lernt jeder Spieler am Verhalten des anderen, was beiden nützt. Diese Struktur verfestigt sich unter günstigen Bedingungen mit der Zeit, sodass beide ihr Verhalten für gut und richtig halten, weil sie beide dadurch gewinnen. Dabei interessiert die beiden Partner kein bisschen, wer dabei von vom stärker beeinflusst wird, es sei denn, es gäbe Probleme in der Beziehung.

Um es noch einmal zu verdeutlichen: Die unterwürfige Person kann durchaus befähigt sein, die dominante Person zu steuern, indem sie, wie der Volksmund sagt, die „richtigen Knöpfe drückt“. Sie kann damit beispielsweise dafür sorgen, dass ihre Bedürfnisse nach Unterwerfung, Strafe und Sühne tatsächlich in der Weise erfüllt werden, wie sie es sich vorgestellt hat. Man wird nicht viel Fantasie brauchen, um festzustellen, dass diese Prozesse nicht auf sadomasochistische Beziehungen beschränkt sind – sie können in jeder Beziehung auftauchen.

Masochistisch ist nicht deckungsgleich mit unterwürfig

Zu bedenken wäre auch, dass „masochistisch“ (schmerzgeil) nicht gleichbedeutend mit „devot“ (unterwürfig) ist – beide Eigenschaften existieren unabhängig voneinander und müssen erst zusammenkommen, damit eine besondere Art von sadomasochistischer Unterwerfung zustande kommt. Zudem kommt hinzu, dass viele Menschen fälschlich glauben, „devot“ oder „masochistisch“ zu sein, wäre ein immerwährender Charakterzug. Es gibt eine Fülle von Menschen, die in bester Position sind, zur Arbeit in feinstem Zwirn erscheinen und viel Macht ausüben, und die dennoch in ihrem Privatleben ihre devote oder masochistische Ader ausleben wollen. In gleicher Weise gibt es Menschen, die als Privatleute ihre sadistischen und herrischen Züge ausleben wollen, im öffentlichen Leben aber eher als ausgemachte Verlierer gelten.

Wer an die typische Rollenverteilung „Männer sind Sadisten, Frauen Masochisten“ glaubt, solle seine Vorstellungen in die Wüste schicken, denn dieses Klischee funktioniert heute nicht mehr. Wenn es dazu eines Beweises bedarf: Die männlichen Masochisten lungern vor den Haustüren der käuflichen herrschen Damen und zahlen brav ihren „Tribut“, um eingelassen zu werden, weil „echte Beziehungen“ dieser Art nur schwer zu ergattern sind. Masochistische Frauen hingegen weichen bereits auf Beziehungen zu dominanten Frauen aus, weil sich entsprechende Männer nicht in ausreichender Zahl finden lassen.

Man kann ganz generell sagen, dass naturbegabte dominante Menschen beiderlei Geschlechts sozusagen die „freie Auswahl“ unter den devoten Personen haben, während die devoten Menschen sich geeignete Herrinnen und Herren eher erkämpfen müssen.

Bild oben: © 2009 by Noize Photography