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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Die Umkehrung der Verführerrolle

Die verführerische und zugleich kämpferische Frau, 1920
Wer verführt eigentlich wen zu was? Für die Erzkonservativen ist es klar: Das Weib verführt, sein Name war Eva, und damit begann das ganze Schlamassel. Heute mag man das nicht mehr so stehen lassen. Und in der Tat ist die Genesis mehrdeutig: Eva war nicht Gottes ursprüngliches Geschöpf, weil er den Menschen als Mann und Weib schuf - komplett und perfekt.

Vor 200 Jahren - Frauen haben sowieso keine Geschlechtslust

Die Behauptung, das Weib sei die böse, verführerische Kraft, weil sie der Schlange verfallen war, die mit falscher Zunge redete, gehört heute zum Religionsmüll. Das „neue“ Weib, das die Psychiatrie und der Zeitgeist im 19. Jahrhundert aufbauten, war im Grunde ein „Unwesen“, das zu behandeln war, falls es zur „Hysterie“ neigte, und eben auch, falls es der „Mannstollheit“ verfiel. Nur die völlige Anpassung an das bürgerliche System oder wahlweise ein radikaler Ausbruch aus der Gesellschaftsordnung konnte die Frau retten, die sich nicht in das Schema einordnen wollte - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen.

Vor 100 Jahren - Keuschheit lohnt sich

Vor 100 Jahren noch wurde den jungen Frauen dringend dazu geraten, sich „alle Vertraulichkeiten, die auf die Sinnlichkeit abzielen, energisch zu verbieten.“ Der Hinweis allerdings weist auch darauf hin, dass es nicht mehr so selbstverständlich war, „keusch“ zu bleiben. Das alte System der bürgerlichen Selbstverständlichkeiten war ausgelöscht, der Krieg hat ein Chaos hinterlassen, und viele junge, heiratsfähige Männer hatte der Krieg dahingerafft. Was letztendlich hieß: Viele junge Frauen suchten einen eigenen Weg aus der Misere - wirtschaftlich wie auch sexuell. Behauptet wurde, dass neun von zehn Frauen, die sich ihrem Liebhaber „hingegeben hatten“, nicht von ihm geheiratet wurden. Da wäre natürlich die Frage: Hatten sie dies erwartet? Wollten sie durch Ihre „Hingabe“ im Konkurrenzkampf einen Vorteil erlangen? Oder beschlich sie einfach die natürliche Lust, die man ihnen gar nicht zubilligen wollte?

Die1950ern - Fortsetzung der Keuschheitsideals

Die „Keuschheitserziehung“ der Töchter war bis weit in die 1950er Jahre der übliche Standard - und je vehementer er gefordert wurde, umso weniger wurde er eingehalten. Die Forderung „als Jungfrau in die Ehe“ zu gehen, erschien vielen jungen Frau als völlig absurd - lediglich die Furcht vor Schwangerschaften war noch als Hindernis. Als die Zeitschrift TWEN 1962 bezweifelte, dass die Jungfräulichkeit der Frau bei der Eheschließung irgendeinen Wert habe, gab es gar ein Skandälchen.

Seit etwa 1980 hörte man von Frauen, die bei Dates verführen
Heute: Verführen oder verführen lassen?
Die ersten Berichte über weibliche Verführer bei Dates gab es in den 1980er-Jahren, aber sie gelangten damals noch nicht in die Presse. Erst seit sich der Journalismus mit dem sogenannten „Online-Dating“ auseinandersetzte, und es die ersten Berichte über eine angeblich „Abschlepp-Kultur“ gab, fiel der Öffentlichkeit wie Schuppen von den Augen. Frauen traten wesentlich häufiger als Verführerinnen auf, als man je gedacht hatte: Mal verdeckt-aktiv durch ausdrückliche Ermunterung, mal als pro-aktive Verführerinnen.

Dahinter verbirgt sich keinesfalls ein Geheimnis, denn der Schlüssel heißt: Heute muss der Sex stattfinden, denn heute bin ich in jeder Hinsicht darauf vorbereitet.

Auch die neue Frauenbewegung der 2010er Jahre hat daran kaum etwas geändert - die Frauen, die aktiv verführen will, erreicht ihre Ziele gegen alle Zeitströmungen und sonstige Tendenzen.

Dafür gibt es gute Gründe: Wer seine Zeit mühevoll „frei schaufeln“ muss, sei es aus sozialen, beruflichen oder biologischen Gründen, geht selten Umwege. Der Mann für das Date kann vielleicht ein Partner fürs Leben werden, aber er kann auch Partner für eine Nacht ein Wochenende oder einen Kurzurlaub sein.

Sollte es zur Regel werden, dass die Frau verführt?

Für eine Umkehr der Verführerrolle gibt es gute Gründe. Der erste ergibt sich aus der Evolution, der zweite aus der Emanzipation, der Dritte aus dem Zeitgeist: Es ist einfacher, selbst zu fragen, als sich fragen zu lassen und dann meist spontan eine Antwort finden zu müssen. Die Nachbeben um #metoo erzeugen einen zusätzlichen Anreiz, selbst zu fragen: Es ist die einzig unmissverständliche Art, zu zeigen: „Ich bin bereit“.

Verführen nur "Schlampen"?

Dennoch wird das Thema weitgehend ausgeklammert. Denn im öffentlichen Raum wird kaum eine Frau zugeben, dass sie sich gezielt verführen ließ oder aktiv verführte. Es gilt als frivol, schlampenhaft, nicht ladylike oder was immer es sonst an Entschuldigungen geben mag. Vor der Öffentlichkeit kommt immer noch viel besser an, zu sagen „ich bin schwach geworden“ oder „ich war schon leicht angetrunken, als ...“, gefolgt von dem üblichen Bedauern, es dennoch getan zu haben.

Keine Prognose - aber die Wage schlägt zugunsten der Frauen aus

Ich wage keine Prognose, ob es eine „völlige Umkehrung“ der Verführung geben wird. Aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass es einfacher für eine Frau ist, einen zu Anfang distanzierten Mann zu verführen. Ungleich schwerer ist es für einen Mann, eine zu Anfang lustlose Frau zu verführen.

Bild oben: Titelbild der emanzipatorischen ausgerichteten Zeitschrift "Woman Ciizen", 1920
Unten: Verführerische Liebesszene, 2010er Jahre, ohne Quelle

Begierde wecken, verführen und an sich binden

Schönheit kann sehr verwirrend sein ...
Im Grunde ist es ganz einfach, einen Mann zu begeistern – AIDA lässt grüßen. Nein, nicht die AIDA von diesem Verdi. Die andere AIDA. Das ist der ehemalige Star der Seminare, die aus gewöhnlichen Frauen und Männern Starverkäufer machen wollten.

AIDA - eine Verkaufsformel, die sich auch für die Partnersuche eignet

Was sagt uns diese AIDA?

Ganz viel mit wenigen Buchstaben:

Du musst Aufmerksamkeit erregen. Das ist das erste „A“. Womit du Aufmerksamkeit erregst, ist nicht ganz so wichtig: Schönheit, Haltung, Kleidung, Selbstbewusstsein – alles ist denkbar. Es muss nur zum Mann passen, den du begeistern willst.

Das reicht aber nicht, denn nun musst du sein Interesse an Dir wachrufen. Das ist das „I“. Hier kommt der Flirt ins Spiel, die Preisgabe von Informationen, die du nicht jedem beliebigen Mann gibst. Einfacher: Macht dich mit dem interessant, was du wirklich bist und kannst.

Das „D“ steht für „Desire“ (Verlangen) und kann in Deutsch ganz gut mit „Drang“ übersetzt werden. In dieser Phase machst du den Mann heiß auf dich – und damit wird auch klar, dass du „zu haben“ bist.

Das letzte „A“ ist dann der Abschluss - eine Verlängerung des Dates, eine intimere Begegnung oder auch nur ein zweites Treffen.

Dieses Schema benutzen wahrscheinlich mit einigen Abwandlungen und Verzögerungseffekten etwa 95 Prozent der Frauen. In dieser Phase sind die Netze ausgeworfen, und ein Fisch hat sich darin verfangen.

Dieser Fisch bleibt dir aber nicht, weil dein Netz noch viele Schlupflöcher zulässt.

Ein Wink aus der Zeit vor 100 Jahren

Ein Dichter der Vergangenheit soll einmal gesagt haben (1):

Viele, fast alle … junge Frauen … werfen ihre Netze zum Fangen aus … aus, aber die meisten bemühen sich vergebens, weil ihre Netze nicht fest und haltbar genug sind: Die Schlingen der Schönheit allein genügen nicht, es muss auch dazukommen das Garn der Liebenswürdigkeit und Herzensgüte und vor allem die festen Maschen der Durchbildung.


Nützt uns das Wissen von 1920 heute noch?

Ein zweites Date, eine erregende Liebesnacht – das alles dient nur dazu, den Mann „näher“ kennenzulernen. Aber um ihn an dich zu binden, ist viel mehr nötig. Mag es auch so scheinen, als wäre er mit deiner Schönheit oder dem Sex, den du schenkst, äußert zufrieden. Auf lange Sicht will der Mann wissen, ob du ihm auch andere Gefühle entgegenbringst – Liebe, Verständnis, Güte, Treue und dergleichen. und letztendlich das, was der Dichter als „Durchbildung“ bezeichnet: das vollständige Bild aller Eigenschaften, die dich erstens auszeichnen und die ihm zweitens gefallen.

Heute - die Beziehung beginnt nach der Verführung - oder auch nicht

Ganz modern ausgedrückt: Wenn du ihn anmachst, heißt das noch nicht, dass er wirklich Interesse an dir hat. Und falls er Interesse hat, kann es ausschließlich dein Körper sein, der ihn begeistert. Dann überfällt ihn der Drang, dich zu verführen. Oder du verführst ihn, weil du alles „in der Hand“ behalten willst.

Aber dann geht es erst los mit der Beziehung. Der Mann will am Ende wissen, was er als „Gesamtpaket“ bekommt. An weiblichen „Wundertüten“ sind nur wenige Männer interessiert – es sei denn, sie suchten nichts als eine aufregende Geliebte.

Zitat nach: "Wie gewinne ich die Liebe eines Mannes", geschrieben 1920. Das Original-Zitat stammt möglicherweise aus einem er vielen Fortsetzungsromanen, die in jener Zeit in Zeitschriften veröffentlicht wurden.
Das Bild oben wurde nach einer Illustration aus jener Zeit (ca. 1920) gestaltet. Es ging dabei um "den Reiz ihrer Brüste als unwiderstehlichen Köder". Das Original soll von Gustave Brisgand als Rötelzeichnung ausgeführt worden sein.

Was wird jetzt eigentlich aus euch (und mir)?

Vorab: Ich schreibe dies bei 33 Grad Außentemperatur. Das ist zu wenig, um gar nicht zu schreiben und zu viel, um sich tief gründende Gedanken zu machen - einverstanden?

Zunächst: Nein,wir bleiben nicht im 19. Jahrhundert stecken - wir kommen rein erotisch wieder in der Jetztzeit an. Zwar lassen unsere Autorinnen und Autoren (wie auch alle anderen, die wir lesen) derzeit die Griffel und die Flügel hängen - aber es gibt sie wirklich, die Gegenwart.

Monoamouröse Beziehungen - warum nicht?

In ihr muss allerdings mal aufgeräumt werden. Die berechtigte Furcht vor Infektionen darf kein Tabu für neue, intime Beziehungen sein, zumal, wenn es sich um „monoamouröse“ Beziehungen handeln sollte. Und genau das nehmen wir ja an, wenn wir von „Partnersuche“ sprechen.

Blüten beflattern

Ein bisschen heikler ist das „Flattern von Blüte zu Blüte“ - und ja, das sollte derzeit wirklich nicht übertrieben werden. Andererseits finden die meisten Menschen ihre sexuellen Kontakte (hoffentlich!) auch nicht im erweiterten häuslichen Umfeld - also weder bei der Haushaltshilfe noch bei der Tante. Und so muss denn - wohl oder übel - das Risiko eingegangen werden, sich auch mal mit einem/einer Fremden zu treffen. Zusammenkünfte zu privaten Zwecken, so las ich, seien ja in manchem Bundesland durchaus möglich, und dabei müsse „nicht zwingend ein Abstand von 1,50 Metern eingehalten werden.“ Bevor ihr es ausprobiert: Fragte eure Mama, die örtliche Zeitung, den zuständigen Gendarm oder wen auch immer, ob sich da nichts geändert hat. Nichts ist in diesen Zeiten so stabil wie die Änderungen.

Die meisten Damen, die ein bisschen flatterhaft sind und darüber auch bloggen, schieben gerade Frust, was sehr verständlich ist. Du kannst nicht über dein Sexleben (außer Haus) bloggen, wenn du keines hast.

Themen aus der Zeigefingerspitze saugen?

Wo nichts ist, hat zwar der Kaiser sein Recht verloren, aber nicht die Wiederkäuer-Presse. Derzeit wurde ich aufgefordert, folgende Artikel zu lesen:

1. Ich bin ein Sugar Baby und so viel verdiene ich dabei.
2. Mein Vater fragte mich, wie Lesbierinnen Sex haben.
3. Die Größe ist nicht wichtig, aber die Vorhaut schon.
4. Unser erster Dreier beendete unsere Beziehung.
5. Männer lieben Schlampen.
6. Was ich über Sex lernte, solange ich passiv war.
7. Wie ein Glücksspieler mir 50.000 USD anbot, um mich nackt zu sehen.


Übrigens hätte ich dafür bezahlen müssen, diese Artikel zu lesen. Darauf kann ich wirklich verzichten.

Vorwärts? Zurück? Oder doch lieber Gegenwart?

Und damit ist alles wie jeden Tag: Zurück in die Vergangenheit? Nicht unbedingt. Forsch in die Zukunft? Gelegentlich, aber nicht mit sensuell agierenden Sexpuppen. Und was bleibt? Richtig, du ist die 16.000-Euro-Frage beantwortet: Es ist die Gegenwart. Nur, dass ich für die Antwort keine 16.000 Euro zahle.

Nun müsste aber in der Gegenwart ein bisschen mehr passieren als „ich bin ja so allein, um mich ist’s le-e-er.“

Und das heißt eben: Doch in der Nähe suchen, unter den vier, 10 oder was weiß ich wie viel Menschen, zu denen du keine einsfuffzig Abstand halten musst, und die dennoch nicht mit Dir verwandt sind. Und du fragst dich vielleicht: Ist das ohne Gefahr möglich? Wie groß ist die Gefahr?

Ich bin versucht, Hoppe, Hoppe Reiter“ zu zitieren:

Fällt er in den Graben,
Fressen ihn die Raben.
Fällt er in den Sumpf,
Macht der Reiter plumps.


Ob’s schön ist, im Sumpf der Lust zu versinken? Ob’s gefährlich ist, in den Graben zu fallen und sich der Raben zu erwehren? Ich persönlich glaube nicht, dass sich ein Reiter davon abhalten lassen wird, sich aufs Pferd zu schwingen. Und die meisten Reiterinnen auch nicht.

Und ich beabsichtige ernstlich, in der Gegenwart zu leben ...

Die Gegenwart? Sie verstärkt die Probleme jener, die schon immer Schwierigkeiten hatte, und sie zehrt an der Geduld jener, die ihre stillen und offenkundigen Begierden gern befriedigen würden, die aber „noch abwarten“ wollen.

Und doch - es ist die Gegenwart. Und eigentlich hatten wir alle gehofft, genau in ihr zu leben und nirgendwo sonst.

Der Mythos vom "Berkley Horse"

Links: Moderne Nachbildung, rechts: Originalzeichnung, entzerrt. Die Figur zum Größenvergleich
Der Mythos um den legendären Prügelbock begann mit dem Tod der Theresa Berkley im Jahre 1836, als ihr Vermögen durch Verzicht der Erben an die Krone fiel. Alle Unterlagen, die sich damals im Besitz von Frau Berkley befanden, wurden angeblich zerstört. Doch nun begannen die Gerüchte zu brodeln. Das bekannteste drehte sich tatsächlich um das mysteriöse „Berkley Horse“.

Die Geschichte diese Prügelbocks ist wird mit Pseudo-Belegen untermauert, die allesamt wertlos sind, weil keiner der angeblichen Belege zum Zeitpunkt der Untersuchungen wirklich existierte. Lesen wir einfach nach (1,2):

In Mrs. Berkleys Memoiren befand sich ein Kupferstich, der das „Pferd“ in Action darstellte. Man sieht Mrs. Berkley eigenhändig die Posteriora des auf dem Chevalet befestigten Mannes peitschen, während ein auf einem Stuhl darunter sitzendes stark dekolletiertes Mädchen ihm Dienste als "Frictrix" (3) leistet. Eine Abbildung des „Pferdes“ findet sich in der Ausgabe der „Venus School-Mistress“ von 1836, wonach Pisanus Fraxi es in seinem „.Index Librorum Prohibitorum“ zu Seite XLIV reproduciren liess. Nach dieser Reproduction wurde das Bild wiederholt bei Hansen „Stock und Peitsche“ S. 167 und Eulenburg „Sadismus und Masochismus“ S. 61. Man findet das Chevalet auch auf modernen Flagellationsbildern. In Paris soll es während der Weltausstellung von 1900 practische Verwendung und viel Anerkennung bei Lebemännern gefunden haben.


Bei so viel Experten und Zeitzeugen (Bloch, Hansen, Fraxi, Euleburg, Besucher der Weltausstellung) wäre es sehr unwahrscheinlich, wenn ein Bild ganz und gar verschwände. Eigenartig ist auch, dass niemand auf dieser Welt mehr ein Exemplar des Bildes, sei es aus den Büchern oder kopiert, in Händen halten würde.

Informationen aus zweiter und dritter Hand

Wie in der heutigen Zeit auch, brüsteten sich Journalisten und Buchautoren auch damals mit einem angeblichen „authentischen“ Wissen. Die Gentlemen, die im Etablissement von Frau Berkley verkehrten, hüteten sich, darüber zu sprechen, und die wenigen, die man wirklich zum Reden brachte, sprachen vom „Chevalet“, also einem Gestell, an das man einen Mann festbindet, während er geschlagen wird. Jede „Gouvernante“, ob sich nun um die Inhaberin des Etablissements oder eine Angestellte handelte, war auf solche „Prügelböcke“ angewiesen – denn das waren sie im engeren Sinne. Wie bereits erwähnt, dienten sie einerseits der Vervollständigung der Illusion, der Gouvernante ausgeliefert zu sein, wie auch zur Sicherheit der Besucher.

Woher stammten die Ideen für die Prügelböcke?

Bild aus einem Zeitungsbericht, angeblich aus 1905
Die meisten Ideen für Prügelböcke in erotischen Etablissements lassen sich auf den Vollzug von Prügelstrafen in der Justiz zurückführen, ein kleinerer Teil auf die Praxis der häuslichen Züchtigung (insbesondere an Domestiken) und der schulischen Züchtigung (insbesondere in Internaten). Die Idee, die Justiz als Vorbild zu nehmen, ist nicht so abwegig, wie es scheint, denn die Etablissements benötigten besonders stabile, schwere Geräte, die für den Dauergebrauch geeignet waren. Man kann durchaus annehmen, dass ein solches Gerät in einem Flagellationsbordell noch weitaus häufiger gebraucht wurde als im Zuchthaus. Die Idee zum Modell, das angeblich von Frau Berkley verwendet wurde, entstammt sehr wahrscheinlich einem Londoner Zuchthaus. Eine Leiterkonstruktion vorne, eine Auflage für den Körper, verschiedene Ösen, um Riemen daran zu befestigten – das alles deutet auf das Vorbild eines Zuchthauses hin. Allerdings ist die Zeichnung selbst eindeutig ein Produkt der Fantasie. Wenngleich Iwan Bloch davon ausgeht, dass es sich um eine „Leiterkonstruktion“ handelt, ist seine Schilderung die Grundlage der Illusion, man könne mithilfe des Geräts einen Gentleman „in jeder beliebigen Lage“ peitschen.

Lassen wir also Iwan Bloch alias Dr. Eugen Dühren noch einmal zu Wort kommen:

Im Wesentlichen ist es eine verstellbare Leiter, die bis zu einem beträchtlichen Grade ausgespannt werden kann und auf welcher der Betreffende festgeschnallt wurde, indem für Kopf und Genitalien Öffnungen gelassen wurden.
"Der Mythos vom "Berkley Horse" " vollständig lesen

Hat es jemals ein „Berkley Horse“ gegeben?

Hundertfach im Internet zu finden: das angeblich "berühmte" Berkley Horse
Ich entführe euch heute einerseits in die Welt des 19. Jahrhunderts, andererseits in die wundersamen britischen Einrichtungen, die man „Flagellationsbordelle“ nennt. Dabei machen wir auch noch einen kleinen Ausflug in eine Welt zwischen Journalismus und angeblichen „Experten“ aus der Wissenschaft. Kommt also mit ins Vereinigte Königreich, nach London, gegen 1828.

Die Blütezeit der Flagellationsbordelle

Die Flagellationsbordelle erlebten gerade ihre Blütezeit. Dabei handelt es sich um Luxusbordelle, in denen außer den „üblichen“ Dienstleistungen des Gewerbes auch noch die aktive und passive Flagellation zelebriert wurde. Die Gentlemen, die dort verkehrten, konnten sich also in unterschiedlicher Weise von „Gouvernanten“ körperlich bestrafen lassen. Darüber hinaus waren einzelne Etablissements auch mit Verhörräumen und Foltergeräten ausgestattet, um noch ungewöhnlichere Bedürfnisse zu erfüllen. Für diejenigen Herren, die derartige Strafen nicht empfangen, sondern auszuteilen wollten standen andere Damen zu Verfügung, die dergleichen erduldeten.

Prügelbänke und Chevalets
Einfache Prügelbank, wie sie in vielen Museen zu besichtigen ist

Wollte sich ein Gentleman der körperlichen Züchtigung unterziehen, so musste es möglich sein, ihn an einer stabilen Vorrichtung festzubinden. Dies diente einerseits dazu, ihn physisch wie auch emotional zu überzeugen, dass er in der Gewalt der Gouvernante war. Andererseits diente es seinem Komfort und seiner Sicherheit. Man verendete allerlei Vorrichtungen, um dies zu ermöglichen, von speziell dafür eingerichteten Betten über Prügelbänke unterschiedlicher Art, manche hart, andere komfortabel gepolstert. Und schließlich Geräte, die den Körper stehend aufnehmen konnten. Damit wären wir schon beim „Berkley Horse“, das angeblich von der Bordellbesitzerin Theresa Berkley erfunden wurde.

Das Berkley Horse

Bis heute ist umstritten, ob es das „Berkley Horse“ wirklich gegeben hat. Sein Mythos entstand aus verschiedenen, zumeist recht fragwürdigen Quellen, zu denen auch die diesbezüglichen Werke des Sexualwissenschaftlers Dr. Iwan Bloch (Dr. Eugen Dühren) gehören. Bloch berichtet vom Hörensagen, doch nennt er als Gewährsmann einmal „seinen Freund Pisanus Fraxi, (Henry Spencer Ashbee) den er als „größten Kenner des menschlichen Geschlechtslebens und seiner Verirrungen“ beschreibt. Das einzige, was sie gemeinsam haben: Sie haben niemals ein derartiges Gerät gesehen. Wie konnte dann der Mythos um das Berkley Horse entstehen, das angeblich sehr berühmt war und das interessierte Gentlemen aus ganz London anzog?

Wenn Du das wissen willst, dann lies die Fortsetzungen dieses Artikels ...