Niemand bleibt heute verschont: Es ist
wieder einmal Valentinstag, und das freut zunächst mal jeden, der
damit seinen Umsatz steigern kann.
Um es Ihnen leicht zu machen: vier der wichtigsten Google-Suchanfragen dieser Tage und was dazu zu sagen wäre.
1. Valentinstag Film - und Bi-Valentinen
Ganz klar: Picknick am Valentinstag (eigentlich: „Picknick at Hanging Rock“). Ein Buch, das angeblich auf Tatsachen beruht, in Wahrheit aber reine Fiktion ist. Soweit dies beim Entstehen des Buches und des Films möglich war, durchziehen lesbische Wünsche den Film. Davon ist auch die Erzieher-Schüler-Beziehung nicht frei ist, etwa, wenn „Mademoiselle“ die wichtigste Figur, Miranda, mit einem Botticelli-Engel vergleicht.
Da
Bi-Wünsche vor allem bei Frauen in zuvor nie gekanntem Maße zugenommen haben, sollen angeblich auch immer mehr Frauen ihre Liebe zueinander dadurch ausdrücken, dass sie sich Sinnlich-süßes zum Valentinstag schenken. Warum auch nicht? Die Botschaft des Valentinstags, die uneingeschränkte Liebe der naturhaften Liebesgöttin macht ja nicht Halt vor homoerotischen Beziehungen.
2. Valentinstag Geschichte und Valentinstag Bedeutung
Das Konservativste und Christenfreundlichste über den Valentinstag, soweit es seriöse Quellen angeht, steht in der deutschen Ausgabe von
Wikipedia (Zitat):
Das Brauchtum dieses Tages geht auf einen oder mehrere christliche Märtyrer namens Valentinus (in Frage kommen vor allem Valentin von Terni oder Valentin von Viterbo) zurück.
Mir ist nicht klar, ob der Autor Katholik ist, aber eigentlich müsste es heißen: „
Aus katholischer Sicht“ oder wenigstens „
aus christlicher Sicht“ und es müsste ebenfalls das Wort „
ursprüngliche“ oder „
frühe“ vor „
Brauchtum“ stehen.
Wie auch immer: Der Ursprung des heutigen Valentinstags liegt nicht im Christentun, wie es die Pfaffen gerne hätten. Es ist durch und durch „heidnisch“. Das kann auch Wikipedia nicht verleugnen, denn plötzlich heißt es unter „Brauchtum“:
Die Popularität des Datums im angelsächsischen Sprachraum beruht auf einem Gedicht des englischen Schriftstellers Geoffrey Chaucer, „Parlament der Vögel“ (Parlement of Foul(e/y)s), das 1383 vermutlich aus Anlass einer Valentinsfeier am Hof König Richards II. fertiggestellt und erstmals öffentlich vorgetragen wurde. In dem Gedicht von Chaucer wird dargestellt, wie sich die Vögel zu eben diesem Feiertag um die „Göttin Natur“ versammeln, damit ein jeder einen Partner finde.
Die Göttin Natur
Das ist die
korrekte und tatsächliche Bedeutung: Nur hat der Autor etwas Wichtiges verschwiegen: Denn im Originaltext ist von einer gerechten Königin die Rede, die dann weiter im Text als "
edle Göttin der Natur" bezeichnet wird.
Originalzitat:
And in a launde, upon an hille of floures, was set this noble goddesse Nature.
In der
Nachdichtung:
Auf rings umgrüntem Blumenhügel thronte dort diese hehre Göttin der Natur.
Das gesamte Fest ist durch und durch von dieser Naturgottheit bestimmt, und (
siehe auch hier) „Sankt Valentin thront über allen, und die Vögel singen ihm zu ehren.“
3. Valentinstag Gedichte
Die meisten
Gedichte zum Valentinstag sind leider Bürger- Teenager- und Romantikkitsch. Dieses Gedicht von Max Herrmann-Neiße ist es nicht:
Lied
Deine lieben Brüste sind immer auf mich bedacht;
sie träumen in Weiss und Weiss geborgen
von mir wie versponnene Vögel der Nacht.
Wie Sonnen steigen sie auf am Morgen
und flattern in meiner Hände Herd.
Sie haben mir immer alles beschert,
um was ich bat. Alle meine Sorgen
sargten sie ein bis zum jüngsten Tag.
Und weiss wächst dein Arm aus deinem Kleid
wie ein Birkenzweig aus der Mauer am Hag.
Jedes Lied ist mir leid,
das nicht zu deinen Füssen lag!
Das Gedicht weist am deutlichsten auf den mittelalterlichen Ursprung des Valentinstags hin, also die Paarung der Vögel und die Hoffnung auf Sommer und Sonne hin.
4. Valentinstags Ideen
Ja, und sonst? Valentins-Tags-Ideen? Für Männer: Blumen sind noch immer hübsch, Konfekt auch, Preziosen natürlich ebenso, je nach Geldbeutel. Für den/die Liebste kochen, den/die Liebste zum Essen einladen? Vielleicht auch endlich den entscheidenden Satz aussprechen, der später als „Tag des Verlöbnisses“ gilt? Vor allem dies nicht: Kitschkarten, Kitschgedichte, Anzüglichkeiten – und bitte keine Dessous. Dessous kommen nicht an, weil sie wirklich passen müssen, wofür Männer kaum ein Auge haben – die Alternative „sinnliche Nachtwäsche“ trifft nur das Herz, wenn das Material edel ist.