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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Klassische Musik ist angeblich keine Pop-Musik

Giora Feidman - keine Berührungsängste mit dem Budapester Festival Orchester (Leitung: Iván Fischer)

Warum schreibt die "Liebeszeitung" über Musik? Weil Musik etwas sehr Sinnliches ist, weil sie Freude und Lust verbreiten soll - und zwar für alle. Wer die sogenannte "klassische" Musik auf die Stufe des "Elitären" stellen will, nimmt ihr die Lust und gräbt ihr damit das Wasser ab.

Manchmal kann man nur sanft, aber energisch das weise Haupt schütteln. Gerade lese ich von FOCUS-Redakteur Michael Klonovsky einen Artikel (nicht im FOCUS erscheinen, sondern auf "freiewelt"), der sich gegen die Popularisierung der sogenannten „klassischen“ Musik wendet.

"Klassische" Komponisten trafen die Lust des Volkes

Ich könnte mit unverdächtigen und populären Musikergestalten wie Wolfgang Amadeus Mozart, Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch, Giuseppe Francesco Verdi, Leonard Bernstein und Georg Gershwin gleich fünf Komponisten aus dem Stegreif nennen, die zu ihrer Zeit Publikumslieblinge waren. Sie repräsentierten populäre Musik ebenso wie den "Kunstanspruch", eine Musik, die darauf ausgelegt war, ein breites, für Sinneslüste offenes Publikum anzusprechen.

Nehmen wir mal diesen Wolfgang Amadeus Mozart. Sein heute als Oper bezeichnetes Werk „Die Zauberflöte“ wurde nicht in einem prunkvollen Opernhaus für die durchlauchtige Gesellschaft, sondern in einem Schmierentheater fürs Volks aufgeführt. Ja, auf dem Plakat zur Premiere erschien nicht einmal der Musikus Mozart als Autor, sondern der Verfasser des Librettos, der durch durch und durch populistisch orientierte Emanuel Schikaneder, der zudem Theaterbesitzer und Papageno in einer Person war.

Da kann ich nur befremdet diese Zeilen lesen (wörtliches Zitat):

Die gute alte Klassik soll als Hure drapiert werden und in Konkurrenz zu den anderen musikalischen Hürchen treten, die sich fürs zeitgenössische Publikum aufstrapsen, wie würdelos.


Würdelos? Die sogenannte „klassische Musik“ ist keine Musik der Würde, sondern eine Musik, die eine besondere Kunstfertigkeit vom Interpreten verlangt, der nicht Schöpfer des Werks, sondern Ausführender ist. Um diese Kunstfertigkeit, diese Leidenschaft und (oftmals) auch um diese Perfektion geht es heute in der Interpretation der sogenannten „klassischen“ Musik.

Die Pop-Musik von früher - auch "klassische" Komponisten schreiben fürs Publikum

Die „klassische“ Musik ist wirklich und wahrhaftig die „Pop-Musik“ von früher – man darf nur nicht den Fehler machen, dass sie es ausschließlich ist. Die Fürsten aller Länder bestellen bei den Herren Komponisten ja überwiegend keine Musik, um sich zu besinnen, sondern eine solche, um sich zu amüsieren. Andererseits sind Komponisten Besessene, die aus sich selbst heraus etwas Einmaliges schöpfen wollen – ein Widerspruch, den vermutlich jeder Künstler kennt.

Die Brücken sind längst gebaut - warum sollten wir sie einreißen?

Die Brücken zwischen Weltmusik, Volksliedern, Jazz, Popmusik, Filmmusik und allen Formen der früheren Konzert- und Opernmusik sind ja längst gebaut. Ob sie in dem Maße begangen werden, in denen man es sich wünschen würde, ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Doch eines weiß ich gewiss: Die Lust am Spiel, die Sinnlichkeit und der Humor spielen in der „klassischen“ Musik eine viel größere Rolle, als man denkt. Sie könnte gar noch eine größere Rolle speilen, wenn sie nicht ständig mit dem lächerlichen Heiligenschein umkränzt würde, der ihr gar nicht guttut.

Wer solche Sätze schreit, erweist nicht nur der klassischen Musik, sondern der Musik generell einen schlechten Dienst:

Es würde der Klassik gut tun, wenn sie wieder exklusiv, elitär, geheimnisvoll würde!


Nein – die Musiker der zuvor genannten Komponisten war weder elitär noch „geheimnisvoll“, und sie wurde nicht ausschließlich für selbst ernannte Eliten („Zitat: „Privileg der höheren Klassen“) geschrieben.

Vielleicht sollten Musikkritiker ganz generell dies bedenken: Der heutige musikalische Künstler möchte gehört werden. Wenn er nicht nur interpretieren will, sondern selber Musik erschaffen oder wenigsten variieren – welchem Genre wird er sich wohl zuwenden? Richtig, er wird populäre Musik erschaffen. Ich wüsste keinen Grund, warum wir ihn davon abhalten sollten.

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