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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Die verkannte Lust am Schmerz – der Masochismus

Mit Humor: Frau als Amazone - Mann als Pferd
Die Lust am Schmerz unter dem Vorzeichen der Sexualität wird häufig als Algolagnie, auf Deutsch etwas „Schmerzlust“ bezeichnet. Inzwischen hat man sich darauf geeinigt, eher den Begriff „Sadomasochismus“ oder einfach „Masochismus“ zu verwenden. Der Volksmund sagt auch „Sadomaso“ dazu.

Der Wortschöpfer: Richard von Krafft-Ebing

Der Begriff selbst ist im Grunde genommen völlig wertlos. Der Psychiater Richard von Krafft-Ebing hat den Begriff Masochismus 1886 geprägt, ohne dabei viel nachzudenken. Ihm ging es darum, dem Begriff „Sadismus“, der auf die Bücher des Marquis de Sade Bezug nimmt, etwas Gleichwertiges entgegenzusetzen. Dabei bot sich seiner Meinung nach der Autor und Zeitgenosse Leopold Ritter von Sacher-Masoch an. Er genoss zu Lebzeiten (1836 - 1895) große Popularität und ist bis heute durch sein Werk „Venus im Pelz“ bekannt.

Die offiziellen Definitionen

Es gibt mehrere „offizielle Versionen“ des Begriffs, die alle eines gemeinsame haben – die geschlechtlichen Lüste werden durch Demütigungen, Schmerzen und Unterwerfungen angeregt. So etwas im Dorsch (1):

Masochismus (ist) diejenige Perversion, bei der das Erleben des Orgasmus mit dem Erleiden von Demütigung, Schmerz oder Qual einhergeht.

In einer anderen Quelle heißt es (2):

Masochismus (bezeichnet das) Empfinden sexueller Erregung durch körperliche und seelische Misshandlung. In weiterem Sinn versteht man darunter alle Lustgefühle die durch Unterdrückung hervorgerufen werden.

In fast allen Lexikoneinträgen werden der Psychoanalyse nach Sigmund Freud einige Sätze gewidmet, die aus heutiger Sicht als Spekulationen gelten.

Masochismus - dem Begriff fehlt die beweisbare Ursache – bis heute

Inhaltlich und streng wissenschaftlich gibt das Werk von Krafft-Ebing allerdings wenig her. Masochismus wird bei ihm – wie auch bei nahezu allen anderen Autoren – mit der Sexualität des Menschen in Verbindung gebracht. Und wenn sie nicht dazu diente, Nachkommen zu zeugen, sondern aus anderen Gründen praktiziert wurde, nannte man sie eine Perversion, später auch eine Paraphilie. Vergessen haben die heutigen Autoren dabei offenbar, in welchem Zusammenhang die Psychologie bis in die 1980er-Jahre den „Masochismus“ sah. Zu den „Perversionen des Geschlechtslebens“ zählte man „Homosexualität, Masochismus, Sadismus, Fetischismus, Exhibitionismus und Voyeurtum. Man berief sich, auf Sigmund Freud, der die Ursachen solche Phänomene bekanntlich in „eine frühe Phase der Kindheit“ verlegte. (3)

Kein Wunder, dass viele vor so viel „wissenschaftlicher Objektivität“ in die Knie gingen und tatsächlich glaubten, nicht „alle Tassen im Schrank“ zu haben, wenn sie darunterfielen.

Zeitgeist, Quälgeister und Mysterien

Nun hat sich seither etwas getan – doch der „alte Geist“ der Psychiatrie und Psychologie spukt immer noch in den Köpfen der Menschen herum. Man vertraut sehr auf Freud, glaubt überhaupt, dass die Psychologie ausreicht, um Naturphänomene zu beurteilen. Immer wieder hören wir von einem riesenhaften Topf mit „Unbewusstem“, das in uns schlummert. Das Wissen darüber ist zwar nicht „streng geheim“, aber es kann auch nicht beschrieben werden. Also würde jeder kritische Mitmensch sofort sagen: „Dann existiert es auch nicht“.

Und so ähnlich ist es bis heute. Ich las diesen markanten Satz eines neuen medizinischen Ratgebers zuerst: (4)

Wie sich Masochismus entwickelt, ist weitgehend unbekannt. Es gibt dazu verschiedene Hypothesen.

Das ist schön und zurückhaltend formuliert – heißt aber eben auch nur: Es gibt keine Fakten, sondern nur Vermutungen. Die meisten stammen aus den Tiefen der Psychologie und erweisen sich schnell als unbeweisbare Hypothesen. Wobei sich die Frage ergibt: Wieso halten sich eigentlich Hypothesen über ein ganzes Jahrhundert, die niemals schlüssig bewiesen werden konnten?

Alternativen – das Menschlich, das Tierische und die Gehirne

Die Evolution und das Verhalten von Säugetieren, die in Gruppen leben, könnte Aufschlüsse ermöglichen. Sie müssen schließlich um ihre Positionen in der Gesellschaft kämpfen – und zum Kämpfen gehört auch, rechtzeitig „den Schwanz einzuziehen“ und anderen das Terrain zu überlassen. Demut und Unterwerfung sind dabei wichtige Elemente, und sie werden spielerisch erworben. Diese Eigenschaft hat zunächst nichts mit dem Masochismus zu tun, wirkt aber als Komponente in ihm. Und sofort entsteht die nächste Frage: Warum sind Geisteswissenschaftler eigentlich so sehr am morbiden Charme der sexuellen Unterwerfung interessiert?

Naturwissenschaften udn die Kybernetik des Gehirns

Wäre da nicht die Gehirnforschung – hätten wir ohne sie je erfahren, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Schmerzempfinden und dem Belohnungssystem gibt?

Nein, wir haben noch nicht verstanden, warum Schläge oder Demütigungen bei einem Menschen Lust, beim anderen Schmerz und beim nächsten Wut oder Verzweiflung auslösen. Die Kybernetik des Gehirns, namentlich der Informationsfluss und seine Verknüpfungen, sind für uns unbekanntes Terrain. Gegenwärtig können wir diese Umstände nicht entschlüsseln, und es ist ausgesprochen fragwürdig, ob wir es jemals können werden.

Spekulationen und Fehlsteuerungen der Psyche

Und eben weil wir nichts wirklich wissen, was da an Daten durch uns hindurchläuft, etwas bewirkt oder nicht bewirkt, etwas hinterlässt oder auch nicht, wird über die Ursachen spekuliert. Nützt dies irgendeinem Menschen? Ich denke, das es niemandem wirklich nützt, auf eine Spekulation hereinzufallen.

Bevor du diese Seite verlässt: Es gibt tatsächlich suchtartige Erkrankungen, die zu Fehlsteuerungen der Psyche führen. Der Grund dafür liegt in einem Fehler im „System“. Wenn wir nicht lernen, die Euphorie zu beherrschen, die körpereigene Drogen ins uns auslösen, dann können wir in Gefahr geraten, Opfer des eigenen Belohnungs-Systems zu werden. Und das ist dann wirklich gefährlich.

(1) Dorsch.
(2) Spektrum Lexikon Psychologie
(3) Fischer-Lexikon Psychologie. Neubearbeitung, Frankfurt 1957. bis mindestens 1975).
(4) Das Zitat und weitere Informationen beispielsweise bei „Netdoktor.de“.
Bild: Nach einer japanischen Vorlage, anonym, nachkololoriert


- und heute habe ich einige Fragen: hat dich dieser Artikel interessiert oder begeistert? Findest du ihn noch aktuell? Was sagst du zu dem Thema? Möchtest du kommentieren?

Die Prediger(innen) der Neuzeit - brauchen wir sie, um uns das Leben zu erklären?

The Things That Ya Preacher Is Liable To Teach Ya
No It Ain′t Necessarily So.
(Porgy and Bess)


Ich habe mehrere Anlässe, das Denken unserer Zeit zu bezweifeln. Nicht ganz so, wie bei DuBose Heyward in Georg Gershwins Oper „Porgy and Bess“.

Prediger(innen) der Neuzeit - verstehen sie selbst, was sie sagen?

Den Predigern in aller Welt ist im Grunde klar: Sie reden über Ansichten, die sie sie selbst kaum verstehen. Sie haben gelernt, dass man diese Weisheiten irgendwo abschreiben kann, aber sie haben keine Ahnung, wie man damit leben kann. Wenn sie studiert haben, sind sie gewohnt, die einfachen Dinge so lange zu verkomplizieren, bis sie nur noch untereinander darüber sprechen können. Das wäre nicht einmal so schlimm – wenn sie dabei nicht über uns alle sprechen und letztlich über uns alle urteilen würden.

Warum versuchen wir nicht, die Dinge einfacher zu sehen?

Ja, das können wir. Und nicht nur das. Warum ist es nicht möglich, über Geschlechterrollen offen zu diskutieren? Warum rümpfen Menschen die Nase, wenn sie das Wort „Pornografie“ hören? Weil sie ihre Urteile schon gefällt haben, wenn sie zur Tür hereinkommen.

Die Dinge einfacher sehen. Erklären, was gemeint ist. Themen so aufbereiten, dass man darüber sprechen kann.

Reden wir anderen nicht nach dem Mund

Ich will es versuchen. Für mich. Für euch. Für alle. Themen dürfen nicht „tabu“ sein, weil sie angeblichen „Rechten“ oder „Linken“ nicht gefallen. Oder Feministinnen und LGBTQ*-Anhägern. Sie müssen auf den Tisch, auch wenn sie von manchen Moralisten und Gerechtigkeitsfanatikern abgelehnt werden oder wenn sie gegen eine gerade vorherrschende Meinung verstoßen.

Und nein, ich rede hier nicht von Bundespolitik. Und auch nicht ausschließlich von anderen. Sondern von uns – und sicher auch manchmal von mir.

Wer ist am Thema interessiert? Wer hat dazu etwas zu sagen? Ich bin gespannt.

Die Manosphäre und die Irrtümer der Wissenschaft

Nachdenken über die Evolution, über Psychologie und über Männer
Stützt die Wissenschaft die männliche Dominanz, wie sie in der sogenannten „Manosphäre“ ständig eingefordert wird? Oder anders gefragt, verhindert sie, dass Männer „feministisch“ zu denken beginnen?

Evolutionspsychologie - Spekulation oder Wissensschaft?

Werfen wir einen Blick in die Diskussion um die „Evolutionspsychologie“. Das ist ein psychologisch geprägter Wissenschaftszweig, der an die Evolution anknüpft. Grob gesagt, wollen Psychologen immer gerne das menschliche Verhalten erklären. Und die Evolutionspsychologen glauben, dass „wir“ es während der Evolution erworben haben und es deshalb bis heute fortbesteht. Deshalb, so sagen sie, sei die psychologische Betrachtung der Evolution eine glaubwürdige und nachprüfbare Quelle für unser heutiges Verhalten.

Folgen wir dieser These, so ist unser heutiges Verhalten auf die Prägung als „Mann“ oder „Frau“ zurückzuführen und damit in bester Ordnung.

Kritisch gesehen, ist dies allerdings eher eine kühne Annahme als eine Tatsache, denn menschliches Verhalten ist deutlich komplexer, dazu noch durchaus formbar, und sogar je nach Situation unterschiedlich. Ich zitiere:

Darin sind wir uns vielleicht nicht einig, aber wir sollten uns zumindest darin einig sein, dass Spekulationen über unsere entfernten Vorfahren in der Vergangenheit keine unbestreitbaren Fakten über menschliches Verhalten in der Gegenwart sind.

Psychologie und Realität - das Phänomen der Verallgemeinerung

Der eigentliche Grund allerdings liegt in der Tatsache, dass die Psychologie sich umso weiter von der Realität entfernt, je mehr allgemeine Theorien sie verbreitet. Anderseits kommt sie der Realität durchaus näher, wenn sie an die „Graswurzeln“ geht, also an das, was uns jetzt und hier begegnet und berührt.

Messen wir den Geisteswissenschaften zu viel Gewicht bei?

Für mich ergibt sich aber noch eine Frage: Können wir uns noch leisten, den Geisteswissenschaften, also Philosophie, Psychologie und Soziologie so viel Gewicht beizumessen? Warum reden wir von „Evolutionspsychologie“ und nicht von der Evolution selbst? Und aus welchem Grund weigern wir uns, die Natur als bleibende Grundlage für alle Entwicklungen der Person zu akzeptieren? Wieso vertrauen wir dabei nicht auf die Gehirnfunktionen, die daraus ein facettenreiches Bild entwerfen?

Minenfeld Gender - tun wir uns einen Gefallen damit?

Selbst wenn ich nun ein ideologisch besetztes Minenfeld betrete: Warum sprechen wir neuerdings von Geschlechteridentitäten oder gar vom „Gendern“? Sind wir nicht alle das, was wir aus der Natur ererbt haben und was dann im Schleudergang unserer Entwicklung verändert wurde? Tun wir uns einen Gefallen, wenn wir von „binären und nicht-binären“ Geschlechtervorstellungen reden?

Es geht auch ohne "Gender-Theorie"- Männer sind nicht "nur" Männer

Und nein, die Männer sollten jetzt besser nicht frohlocken. In den natürlichen Geschlechtern stecken männliche und weibliche Anteile, die sich unterschiedlich entwickelt haben. Und wir – also wir alle, haben sie nun einmal, ob sie „herauskommen“ oder nicht.

Zitat aus: TheNooSphere
Bild: Liebesverlag.de © 2023

Warum "Mann sein" so schwierig sein kann

Differenziertes Denken fällt vielen Menschen schwer, vor allem, wenn es um die Beurteilung des Zeitgeistes und seiner Auswirkungen geht. Kurz gesagt: Wir leben zwar alle in der gleichen Welt, aber wir haben durchaus unterschiedliche Sichtweisen darauf. Das allein wäre noch nicht einmal bemerkenswert. Wesentlich schwieriger ist, mit den Realitäten umzugehen. Und eine davon ist: Ein und dasselbe Phänomen kann man von zwei Seiten betrachten – und keine davon ist für sich genommen richtig oder falsch.

Männer erhalten widersprüchliche Botschaften - was bedeutet das?

Ich las einen umfassenden Artikel darüber, wie der heutige Mann in Mitteleuropa die Welt sieht, und ich zitiere zunächst diesen Abschnitt:

Viele Männer sind in einem Vakuum gefangen, weil sie widersprüchlichen Botschaften ausgesetzt sind: Die traditionellen Normen gelten weiterhin, es bleibt also alles wie immer. Hinzu kommen aber auch viele neue Normen, es soll also auch alles anders sein. So entsteht viel Verwirrung und Wut, weil die meisten Männer nicht wissen, wie sie mit dieser Spannung umgehen sollen.

Im Gegensatz zum Autor dieser Zeilen denke ich einfacher: Männer müssen diese Spannungen eben aushalten. Und nicht nur Männer. Jeder, der sich als Mann, Frau oder etwas anderes definiert, muss sich diesen Mehrdeutigkeiten stellen.

Drei Gruppen von Männern - welche Bedeutung hat das?

Der Autor Markus Theunert, von dem der Satz stammt, teilt die Welt der Männer in drei Gruppen.

Eine (vermutlich die kleinste Gruppe) sei mit Argumenten nicht zu beeindrucken. Sie würde Frauen eine bestimmte Rolle zuweisen, etwa so, wie man dies in den 1950er/1960er-Jahren tat. Eine weitere Gruppe findet an der Gleichstellung durchaus gefallen – sie fühlt sich mehr oder weniger bestätigt. Doch darum geht es dem Autor nicht so sehr – er versucht, die unentschlossenen Männer zu erreichen – eigentlich kein „Drittel“, sondern eher der größere Teil.

Appelle aus der Soziologie - sinnvoll oder nicht?

Die Frage ist allerdings, was durch solche „wissenschaftliche“ Appelle erreicht werden kann. Die Soziologie steht immer wieder im Verdacht, mehr Forderungen zu stellen als Lösungen anzubieten. Denn das Positive, das sich auf lange Sicht ergeben könnte, ist dem Soziologen nicht genug - im Original:

Gleichstellung lässt sich nicht von sozialer Gerechtigkeit trennen.

Warum eigentlich nicht? „Soziale Gerechtigkeit“ ist eine Forderung, die einer Utopie ähnelt. Gleichstellung ist ein Verfahren, um das Leben aller an beschreibbare Normen anzugleichen. Und da wäre noch eine letzte Bemerkung: Menschen leben nach ihren individuellen Vorstellungen – Männer, Frauen und alle, die sich woanders einordnen.

Dennoch: Der Artikel in der Schweizer „Wochenzeitung“ ist in jedem Fall lesenswert. Die Zitate stammen alle aus dem Beitrag der WOZ(CH).

Pornografie – devote Frauen, herrschsüchtige Männer?

Viktorianische Hingabe - mit Hut
Dies ist ein Essay. Es behandelt an wenigen Beispielen aus frivolen historischen Romanen, wie sich der Zeitgeist mit der Fantasie paart. Zudem zeigt er, wie die Wissenschaft Vorurteile nährt.

Die devote Frau in der Realität und der Erotik des 19. Jahrhunderts

Am Ende des 19. Jahrhunderts erblickte eine neue Romangattung das Licht der Welt, die man als „schlüpfrig“ bezeichnete. Sicher, man konnte vorher schon ähnliches lesen, wenn man beispielsweise Bücher des Marquis de Sade besaß. Aber erst zum Ende dieses Jahrhunderts entstanden Werke, die zwischen „großer Literatur“ und „schludrig geschrieben Machwerken“ standen. Eine große Anzahl von ihnen drehte sich um Frauen, die auf alle erdenklichen Arten sexuell „behandelt“ wurden … was durchaus dem Zeitgeist entsprach. „Die Wissenschaft“ hatte gerade verbindlich festgestellt: Das „gesunde Weib“ hätte weder erotische Bedürfnisse noch war es daran interessiert, eine eigene Sichtweise der Welt zu erwerben. Verhielt sich jenes Weib nicht so, dann wurde es als „krankhaft“ eingestuft. Die Romane der damaligen Zeit handelten deshalb hauptsächlich von der „Unterwerfung“ der Frau unter den Willen des Mannes – emotional und sexuell. Das ist der Grund, warum wir einen Teil der viktorianischen erotischen Literatur als so „entsetzlich“ empfinden: Der Mann nahm sich, was er wollte, weil er glaubte, dass dies sein gutes Recht sei. Zwar gab es gesellschaftliche Einschränkungen – wir dürfen aber nicht vergessen, dass sich derartige Vorgänge weitgehend „hinter den Fassaden der Wohlanständigkeit“ abspielten.

Fragwürdige Wissenschaft, überspitze Realität und der Freiheitsdrang

Im Grunde waren Gedanken an aktive wie passive Unterwerfung nicht einmal Pornografie – sondern eine überspitze Schilderung tatsächlicher Verhältnisse. Ungefähr zu der Zeit, als der Briefroman und viele andere ähnliche Werke erschienen, begann im Vereinigten Königreich der Protest gegen die Männerherrschaft. Obgleich der Vorgang an sich viele Männer empörte, hatten die protestierenden Frauen am Ende mehr Freiheiten - außer sexuellen Freiheiten. Darüber waren sich Frauen und Männer durchaus einig.

Was bis heute zurückblieb, ist eine gesellschaftliche Vorstellung vom „Wesen der Frau“ . Solange sie ihr sexuelles Verlangen „gedeckelt“ hielt und „man ihr nichts nachsagen“ konnte, behielt sie ihren guten Ruf. Doch sobald etwas von ihrer sinnlichen Begierde an die Öffentlichkeit drang , wurde sie zur „Schlampe“ , die es „offenbar mit jedem trieb“.

Davon zeugen auch einige Textstellen im Briefroman „Beauty and the Birch“, der allgemein auf 1905 datiert wird und als besonders ehrenrührig gilt. Darin wird eine junge Frau über alle erdenklichen Maße gedemütigt, und zwar hauptsächlich, weil sie sich in England sexuelle Freiheiten „herausgenommen“ hatte.

Die devote Frau - ein Teil der viktorianischen Erotik

Ein Mediziner hält einen „Einführungsvortrag“, in dem er betont, dass alle Unsäglichkeiten, die er nun vorführen werde, allein die Schuld der Frau seien:

Sie brauchen sich keine Sorgen darüber zu machen, was ihr hier angetan wird. Sie ist sowohl in der Ehe als auch außerhalb der Ehe gut an sexuelle Handlungen gewöhnt, und verhielt sich dabei in ihren Gelüsten eigensinnig und egoistisch … sehen Sie, sie ist eine gebildete Frau, emanzipiert und selbstbewusst.

Offenbar wartete die Gesellschaft jener Zeit nur drauf, dass eine solche Person „betraft“ werden müsse. Die Beleg dazu stammen keinesfalls aus fragwürdigen Quellen, sondern von leibhaftigen Wissenschaftlern jener Zeit, die einen untadeligen Ruf genossen. Aus dem gleichen Grund gibt im Roman auch ein Arzt die fadenscheinige Begründung.

Unterwürfige Männer - dominante Frauen

Unter strenger Hand ...

Ob in großen Romanen oder schlüpfrigen Erzählungen – nicht immer waren die Herren dominant und die Frauen über allen Maßen unterwürfig. Als Leopold Ritter von Sacher-Masoch seinen berühmten Roman „Venus im Pelz“ (1870) schrieb, hatte er viele Nachfolger in der Trivialliteratur, die den Frauen Dominanz zuwiesen, den Männern aber eher Unterwerfung.

Auch dabei wurden die Figuren überzeichnet, beispielsweise im wohl bekanntesten dieser Werke, „Die Weiberherrschaft“, das in drei Bänden veröffentlicht wurde (zuerst 1893). In diesem Fall wird ein junger Mann einer privaten Gouvernante zugeführt, die ihn disziplinieren soll.

Verwirrspiele auf der erotischen Bühne

Was dabei herauskommt, ist ein Verwirrspiel, um die Geschlechterrolle des Jünglings und seine völlig „Unterwerfung unter den Rock“. Hier geht es nicht allein um die recht brutale Erziehung durch die Hand von Frauen, sondern um eine Mixtur aus geschlechtlicher Verwirrung, sexueller Begierde und exklusiven Strafen.

In vielen weiteren, meist britischen Geschichten unterschiedlicher Qualität geht es später immer wieder um die „Lust an der Rute“, die bei verschiedenen Gelegenheiten und unter manchem Vorwand auf dem Gesäß lustvoller Damen und Herren landet. Die Rollen wechseln dabei, wie auch die Motive der Beteiligten. Es geht um Strafen und Lüste, Korrekturen und Hingabe, emotionale Kälte und feurige Begeisterung. Kurz gesagt: Der Leser oder die Leserin bekommt das beliebte Lesefutter - ein Wechselbad der sinnlichen Empfindungen.

Diese Sehnsüchte sind immer noch vorhanden – entsprechende Versuche finden wir in zahllosen Kurzgeschichten. Doch sehr selten finden wir eine Schilderung, die unsere Gedanken wie eine Welle mitreißt, sodass wir glauben, selbst beteiligt gewesen zu sein.

Was die Wissenschaft betrifft - wir blicken in einen Abgrund von Unfähigkeit, sich in die Psyche hineinzuversetzen und den Wandel zu begreifen. Und wir schauen auf eine Festung, die von Arroganz geschützt wurde. Die Bespiele am Schluss mögen es belegen.

Nachweise, Quellen, Ergänzungen

(Oben, Mitte) Standbilder aus einem erotischen Film, der nach einer Erzählung aus viktorianischer Zeit gedreht wurde. Nach dem Roman "The Way of a Man with a Maid" (1908 geschrieben).
(Unten) Buchtitel Leipziger Verlag, historisch, ohne Datum.
Die Zitate wurden etwas "entschärft". Der entsprechende Briefroman erschien unter zahlreichen anderen Titeln.
Literatur: The Origins of Sex" zum Wandel der britischen Gesellschaft in der "ersten sexuellen Revolution" , London 2012.
"The Plasure is all mine", London 2013.
Neue Sichtweise auf die Jetztzeit: "Porno - ein unverschämte Analyse",ab Seite 57, Hamburg 2023.


Angebliche "Wissenschaftliche" Beweise:

Wie allgemein bekannt, hat die Frau in ihrem ursprünglichen Wesen, also unverdorben, unberührt und gesund, nur selten - wenn überhaupt - ein sexuelles Verlangen. Sie unternimmt auch keine Schritte, die auf ihr sexuelles Verlangen hindeuten - aus dem ganz einfachen Grund, dass sie ein solches Verlangen nicht spürt.

Der Arzt William Andrus Allcorr, 1856.

Ist (das Weib) geistig normale entwickelt und wohlerzogen, so ist sein sinnliches Verlangen ein geringes. Jedenfalls … ist das Weib, welches dem Geschlechtsgenuss nachgeht (eine) abnorme Erscheinung (...). Das Weib verhält sich passiv. Es liegt dies in seiner sexuellen Organisation und nicht bloß in den auf dieser fußenden Geboten der guten Sitten begründet“

Der forensische Psychiater Richard von Krafft-Ebing, Stuttgart 1886.