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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Die andere Art der männlichen Emanzipation - femininer werden?

Emanzipieren sich die Männer von ihrer Geschlechterrolle?

Dieser Abschnitt wendet sich an Frauen, Männer und Paare, die sich nicht an das konservative Rollen- und Geschlechterverständnis halten oder die die versuchen wollen, es spielerisch zu durchbrechen.

Was wissen wir über männliche Sexualität? Männer werden doch sowieso erregt, geben dies offen zu und errötend dabei mehr oder weniger. Je nachdem, wer gerade anwesend ist. Und weil das so ist, wer fragt eigentlich danach, was sie erregt? Das wissen wir doch, nicht wahr? Seht ihr, und nun dürft ihr über eure Klischees nachdenken. Denn ganz so ist es nicht mehr.

Männer haben durchaus weibliche Anteile .

Seit langer Zeit wissen wir, dass Männer heimliche Wünsche haben, die wir im 20. Jahrhundert noch ausschließlich den Frauen zuschrieben. Ein wesentlicher Faktor ist die Hingabe an eine Person, die man auch als „Unterwerfung“ bezeichnen könnte. In der Realität wird sie zumeist verborgen, doch aus den männlichen Tagträumen wissen wir, wie viele Männer an sexueller Unterwerfung interessiert sind (53 %, 1). Dies beinhaltet Fesselungen (46 %, 1), Schläge (29 %, 1) und Entwürdigungen (29 %, 2).

Immer mehr Männer liebäugeln auch mit allerlei ungewöhnlichen sinnlichen Erfahrungen, die sowohl von Frauen wir auch von Männern ausgehen können. Beispielsweise „von Fremden masturbiert zu werden“ (ungefähr zwei Drittel, 1). Im Rollenspiel, erdacht oder real, versuchen einige Männer, sich ausgesprochen „verfügbar“ darzustellen oder darum zu bitten, „wie eine Frau“ behandelt zu werden. Zahlen darüber stehen nicht zur Verfügung, in der erotischen Literatur begegnen wir aber allen Arten der äußerlichen wie innerlichen Feminisierung des Mannes.

Fakten aus dem Bereich der Wissenschaft - heimliche Männer-Lüste

Orale Praktiken, wie etwa „Fellatio“ (3) zu geben, kommen in der Fantasie immer häufiger vor, und auch über „Cuckolding“ wird mehr und mehr fantasiert. Intime Begegnungen mit Männern kommen mittlerweile in vielen Fantasie-Schilderungen von MMF-Dreiern vor. Offenbar nicht nur in der Fantasie, denn intime Kontakte zwischen Männern bleiben dabei kaum aus. Zudem sind immer mehr Männer an analen Lüsten interessiert, teils innerhalb von Unterwerfungsfantasien, teils aber auch in der „realen“ sexuellen Hingabe an eine Frau, die einen Mann nachahmt. Wie und in welcher Weise dies in der Realität geschieht, liegt im Graubereich der Paare und Triolen. Öffentlich wird darüber so gut wie nie gesprochen. Sucht ihr nach Fakten? Sie verbergen sich hinter den Fantasien. Wo immer Frauen bereit sind, die Fantasien in spielerische Realitäten zu verwandeln, werden Fakten geschaffen, die niemals dokumentiert werden. Die Lust daran, die Grenzen konservativer Heterosexualität zu überschreiten, ist ohnehin stets um einige Prozentpunkte größer als der Wunsch nach homosexuellen Kontakten. (3).

Gibt es einen geheimen Wandel bei den Lüsten der Männer?

Möglicherweise gibt es ihn, und zwar dadurch, dass eine Hürde weggefallen ist. Kein Mann muss sich schämen, beim Sex vermeintlich weibliche Eigenschaften zu zeigen. Und nur noch wenige Spießer und Moralprediger glauben, dass dies etwas mit „Homosexualität“ zu tun habe. Männer nehmen inzwischen alle Arten von Rollen an – das wird mehr oder weniger von ihnen erwartet. Dazu gehört die traditionelle Rolle, sich als großer Macker zu fühlen, wie auch die moderne Rolle des emotionalen Multitalents. Spielt er die Rollen nicht souverän, so wird er gerügt. Mal ist er zu zögerlich, dann wieder zu übergriffig. Dieser Knoten lässt sich kaum zerschlagen. Wenn der Mann jedoch seine femininen und unterwürfigen Anteile einbringt, kann er einen ganz anderen Weg gehen - vorausgesetzt, er begegnet jemandem, der ebenfalls nicht in Klischees denkt.

Ganz normal und doch offen: der junge Mann .

Die Männer der neuen Generationen (Y und Z) sind generell nicht völlig festgelegt auf Stereotypen. Das heißt, sie haben eine gewisse Flexibilität in den Geschlechterrollen, die sie wahrnehmen wollen. Ich erwähnte im ersten Teil dieser Betrachtungen bereits eine reißerisch aufgemachte Studie, die „beweisen“ wollen, dass sich fünf von 10 Angehörigen der jungen Generation nicht als „heterosexuell“ einordnen lassen wollen. Solche „verkürzten“ Denkweisen ergeben schicke Schlagzeilen, können aber nicht als Fakten gewertet werden. Tatsache ist lediglich, dass Männer zu einem hohen Anteil sowohl von Frauen wie von anderen Männern angezogen werden. Der Anteil der Personen, die sich ausschließlich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen, (meist „homosexuelle“ genannt) ist hingegen seit Jahren (und Generationen) nahezu konstant. Insofern bedeutet die Einschätzung „nicht eindeutig heterosexuell“ zu sein, wirklich gar nichts. Sie sagt nur aus, dass Zuneigung und Zärtlichkeit, Lust und Sinnlichkeit nicht eindeutig auf das gegenteilige Geschlecht ausgelegt ist. Die Jugend denkt also offensichtlich nicht in den Klischees der Vorgängergenerationen.

Die Antwort auf die Frage, dich ich zu Anfang stellte? .

Männer emanzipieren sich zögerlicher als Frauen. Die Auffassung, zu einem Geschlecht zu gehören und sich genauso verhalten zu müssen, wie es dieses Klischee erfordert, ist längst aufgeweicht. Dennoch werden Männer, sie sich zu ihren weiblichen Anteilen bekennen, oftmals diffamiert - auch von Frauen. Erinnern wir uns - zu Anfang stellte ich die Frage: mit wem wollen Männer welche Intimitäten wann und unter welchen Bedingungen teilen oder verwirklichen? . Die Antwort muss jeder selbst finden (und nicht ausschließlich Männer). Aber so viel scheint mir sicher zu sein: Die Antworten auf diese Frage werden in Zukunft bunter ausfallen, als es heute der Fall ist.

Zur Generation Z (und mehr), ausführlicher Kommentar.
(1) Daten aus der bislang verlässlichsten Studie über "geheime Wünsche" - "What Exactly Is an Unusual Sexual Fantasy?" von Christian C. Joyal, PhD, Amélie Cossette, BSc, and Vanessa Lapierre, BSc, Department of Psychology, Université du Québec à Trois-Rivières, Trois-Rivières, Québec, Canada.
(2) Ebenda, Es gibt durchaus verschieden Entwürdigungen - hier wurde eine herausgegriffen.
(3) Erläuterung dazu - die Diskrepanz zwischen „Ich fantasiere darüber, Fellatio zu geben“ (27 %) und „eine gleichgeschlechtliche Beziehung einzugehen“ (21 %) ist bemerkenswert.
Ungewöhnliche Bezeichnungen:
Cuckolding - "Mitwirkender Ehebruch", also "Fremdgehen der Ehefrau in Anwesenheit des Mannes.
MMF - "Teufelsdreier" mit zwei Männern und einer Frau, oft durch ein Paar imitiert, das in einer Beziehung lebt.

Warum es einfacher ist, Unterwürfigkeit zu beschreiben

Fantasien wie aus dem Bilderbuch - doch wo bleiben die Gefühle?
"Warum es einfacher ist, Unterwürfigkeit zu beschreiben" wendet sich an Autorinnen und Autoren. Der Artikel basiert auf Beobachtungen und Aussagen von Personen, die ihr eigenes erotisches Erleben "zu Papier" gebracht haben.

Etwas aus der Perspektive der Dominanz zu beschreiben, fällt den meisten Autorinnen und Autoren schwer. Denkt mal darüber nach: Wer wirklich dominant ist und vielleicht ein bisschen „echt Sado“ in seine Handlungen einmischt, hat nicht viel zu erzählen. Er oder sie „tut etwas“, überprüfte die Wirkung und arbeitet dann das Skript ab, das er (oder sie) vereinbart hat.

Ich denke, es liegt daran, dass die dominanten Frauen gar nicht schreiben wollen, was in ihnen vorgeht. Sie denken einfach, dass jemand etwas will, was ihn oder sie begeistert, und sie spielen die Rolle, die dazugehört. Mir fällt nicht so recht ein, was ein „guter Dominus“ machen würde. Aber fast jede dominante Frau behauptet, dass sie ihre Rolle für jemanden spielt - es ist also das Spiel des oder der Unterwürfigen, das sie spielt.

Der / die Unterwürfige ist deutlich sensibler für das Geschehen

Wer unterwürfig ist, kennt zwar das Drehbuch, nach dem gespielt wird - es ist schließlich von ihm oder ihr selbst geschrieben. Aber die Gefühle einstehen erst, wenn Worte und Hiebe durch die Luft sausen, ihr Ziel nicht verfehlen und dabei einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Das mag daran liegen, dass der dominante Teil weiß, wann er schlägt, wann es knallt und was das Zucken bedeutet, das etwas darauf folgt. Dieser Vorgang ist nicht auf „das Schlagen" beschränkt. Es kann eine Beschimpfung, eine Entwürdigung oder eine Besudelung sein. Etwas, das möglichst genau auf den / die Unterwürfige(n) einwirken soll - mitten in seine (ihre) Psyche.

Die Empfindungen des „Subs“ sind deutlich anders. Auch wenn er oder sie niemals aufschreiben könnte, wie „die Gefühle“ wirklich sind. Aber schon rein biologisch braucht jede Entwürdigung, jede Beschimpfung oder Besudelung einen gewissen Weg, bis sie als Schmerz, Kränkung oder auch Sinneslust empfunden wird. Oder mal ganz einfach: Was in der Psyche oder im Gehirn ankommt, ist nicht das Gleiche, was als Strafe, Beschimpfung oder Entwürdigung verabreicht wurde.

In den Kopf hineinsehen lassen - die Ereignisse "unter der Haut" beschreiben

Jüngst schreib eine Autorin, dass sie sich gerne in ihre „schlampigen kleinen Kopf“ hineinsehen lässt. Dies sei eine „narzisstische Eigenschaft“, denn bevor du jemals über deine Gefühle schreibst, musst du überzeugt sein, dass es irgendjemanden da draußen interessiert. Und deswegen gehst du am besten gleich in die Tiefe - unter die Haut, mit zusammengebissenen Zähnen, dorthin, wo die Nervenstränge verlaufen und wo Schmerz deinen Körper erbeben lässt. Dort, wo die Lust sich mit Hautrötungen paart, und wo Schreie und Tränen sich mit Wonne vermischen.

Vor der Tastatur und ohne die Möglichkeit, Szenen zu spielen

Das geht fast gar nicht, wenn du einen Charakter überstreifst - jedenfalls nicht als Autor oder Autorin. Warum das so ist? Wenn du auf der Bühne stehst, wächst du in die Rolle hinein, auch wenn du niemals eine Gestalt voller Niedertracht und Bösartigkeit gespielt hast. Wenn du aber vor einer Tastatur sitzt, ist es schwieriger. Denn eine Rolle zu beschreiben heißt nicht, wie eine Person zu empfinden.

Was denkst du über diese Artikel? Sag deine Meinung und deine Erfahrungen, wenn du magst.

Die Woche: Frauenrollen, Wissenschaftler und Männer nebst Online-Dating

Pornografie ist – mit Verlaub – ein ganz gewöhnliches Thema, so wie alles andere, was letztlich nur einen Unterhaltungswert hat. Also beispielsweise Klatsch, Groschenhefte mit Liebes- oder Kriminalgeschichten, und sicher auch einigen Fernsehserien.

Irrtümer aus dem 19. Jahrhundert über Frauen - bis heute aktiv

Dennoch wird das Thema gedeckelt. Eine Frau tut es nicht: Die Kulturwissenschaftlerin Madita Oemig, deren Buch ich seit Wochen besprechen will. Immerhin habe ich mich dazu durchgerungen, einen Artikel zu veröffentlichen, der einen kritischen Blick auf die Rollen von Frauen Männern in erotischen Schriften zulässt. Und was kommt dabei heraus? Wissenschaftler haben sich aufgeschwungen, Ende des 19. Jahrhunderts lauthals zu verkünden, dass Frauen eigentlich keine lustvollen Wünsche hätten.

Zeitgenössischen Autorinnen und Autoren (auch solche, die keine erotischen Schriften verfassten) wussten es besser. Ihr dürft raten, warum sie nicht gehört wurden - die betreffenden „Wissenschaftler“ aber schon.

Warum sollten sich Männer eigentlich ändern?

Wer Argumente dafür hat, sich selbst zu ändern, der ist stets auf dem richtigen Weg. Egal, ob er/sie Mann oder Frau ist oder sich noch ganz anders definiert. Wer allerdings einer Gruppe zuruft: „Ihr müsst euch ändern“, der ist in Gefahr, seine Möglichkeiten falsch einzuschätzen. Es wird Zeit, dies einzusehen. Ansonsten werdet ihr alt und grau, bevor sich für euch etwas verändert. Und überhaupt: was halten die Extremisten eigentlich vom freiheitlichen Gedankengut?

Online-Dating: die Kritik wächst mit dem Frust

Noch nie stand Online-Dating so in der Kritik wie heute. Der Grund liegt in mangelnden Erfolgen der Benutzer, die sich „frustriert“ von den Angeboten abwenden. Dazu wusste ich etwas zu sagen – aber ich habe auch auf die Vorteile hingewiesen. Denn Online-Dating verbindet Deutsche mit Deutschen, Deutsche mit Chinesen und sogar Franken mit Holsteinern.

Diskutieren will das offenbar niemand. Manche sehen betreten zur Seite, andere machen weiter mit, obwohl der Frust sie regelmäßig einholt – nur ändern will niemand etwas. Das wirft – mit Verlaub - ein recht seltsames Licht auf unseren Staat, unsere Gesellschaft und unsere Lebensweisen.

Die lachhaften Dating-Trends

Falls ihr etwas von Dating-Trends hören wollt: Lest Grames Satire über die Penny-Methode. Sie sagt mal wieder alles – frisch aus den Fingern gesaugt.

Auch sonst habe ich nicht viel übrig für Dating-Trends, die niemand wirklich versteht. Übrigens werden neuerdings auch „positive“ Dating-Trends veröffentlicht. Die sind genauso dümmlich wie die „negativen“ Trends, von denen Frauenzeitschriften ständig „berichten“. Wann wird den Damen und Herren Redakteuren endlich klar, dass es beim „Zusammenkommen“ überhaupt niemals um Trends geht?

Abgesang

Ich bin dieser Tage noch immer mit anderen Dingen beschäftigt – sehr persönlichen Dingen. Deshalb hole ich manchmal etwas aus den Archiven, statt neue Themen anzupacken. Immerhin wünsche ich euch mal wieder ein wundervolles Wochenende. Und denkt daran: Ihr seid als Individuen geboren, nicht als Vertreter irgendeiner Gruppe.

Pornografie – devote Frauen, herrschsüchtige Männer?

Viktorianische Hingabe - mit Hut
Dies ist ein Essay. Es behandelt an wenigen Beispielen aus frivolen historischen Romanen, wie sich der Zeitgeist mit der Fantasie paart. Zudem zeigt er, wie die Wissenschaft Vorurteile nährt.

Die devote Frau in der Realität und der Erotik des 19. Jahrhunderts

Am Ende des 19. Jahrhunderts erblickte eine neue Romangattung das Licht der Welt, die man als „schlüpfrig“ bezeichnete. Sicher, man konnte vorher schon ähnliches lesen, wenn man beispielsweise Bücher des Marquis de Sade besaß. Aber erst zum Ende dieses Jahrhunderts entstanden Werke, die zwischen „großer Literatur“ und „schludrig geschrieben Machwerken“ standen. Eine große Anzahl von ihnen drehte sich um Frauen, die auf alle erdenklichen Arten sexuell „behandelt“ wurden … was durchaus dem Zeitgeist entsprach. „Die Wissenschaft“ hatte gerade verbindlich festgestellt: Das „gesunde Weib“ hätte weder erotische Bedürfnisse noch war es daran interessiert, eine eigene Sichtweise der Welt zu erwerben. Verhielt sich jenes Weib nicht so, dann wurde es als „krankhaft“ eingestuft. Die Romane der damaligen Zeit handelten deshalb hauptsächlich von der „Unterwerfung“ der Frau unter den Willen des Mannes – emotional und sexuell. Das ist der Grund, warum wir einen Teil der viktorianischen erotischen Literatur als so „entsetzlich“ empfinden: Der Mann nahm sich, was er wollte, weil er glaubte, dass dies sein gutes Recht sei. Zwar gab es gesellschaftliche Einschränkungen – wir dürfen aber nicht vergessen, dass sich derartige Vorgänge weitgehend „hinter den Fassaden der Wohlanständigkeit“ abspielten.

Fragwürdige Wissenschaft, überspitze Realität und der Freiheitsdrang

Im Grunde waren Gedanken an aktive wie passive Unterwerfung nicht einmal Pornografie – sondern eine überspitze Schilderung tatsächlicher Verhältnisse. Ungefähr zu der Zeit, als der Briefroman und viele andere ähnliche Werke erschienen, begann im Vereinigten Königreich der Protest gegen die Männerherrschaft. Obgleich der Vorgang an sich viele Männer empörte, hatten die protestierenden Frauen am Ende mehr Freiheiten - außer sexuellen Freiheiten. Darüber waren sich Frauen und Männer durchaus einig.

Was bis heute zurückblieb, ist eine gesellschaftliche Vorstellung vom „Wesen der Frau“ . Solange sie ihr sexuelles Verlangen „gedeckelt“ hielt und „man ihr nichts nachsagen“ konnte, behielt sie ihren guten Ruf. Doch sobald etwas von ihrer sinnlichen Begierde an die Öffentlichkeit drang , wurde sie zur „Schlampe“ , die es „offenbar mit jedem trieb“.

Davon zeugen auch einige Textstellen im Briefroman „Beauty and the Birch“, der allgemein auf 1905 datiert wird und als besonders ehrenrührig gilt. Darin wird eine junge Frau über alle erdenklichen Maße gedemütigt, und zwar hauptsächlich, weil sie sich in England sexuelle Freiheiten „herausgenommen“ hatte.

Die devote Frau - ein Teil der viktorianischen Erotik

Ein Mediziner hält einen „Einführungsvortrag“, in dem er betont, dass alle Unsäglichkeiten, die er nun vorführen werde, allein die Schuld der Frau seien:

Sie brauchen sich keine Sorgen darüber zu machen, was ihr hier angetan wird. Sie ist sowohl in der Ehe als auch außerhalb der Ehe gut an sexuelle Handlungen gewöhnt, und verhielt sich dabei in ihren Gelüsten eigensinnig und egoistisch … sehen Sie, sie ist eine gebildete Frau, emanzipiert und selbstbewusst.

Offenbar wartete die Gesellschaft jener Zeit nur drauf, dass eine solche Person „betraft“ werden müsse. Die Beleg dazu stammen keinesfalls aus fragwürdigen Quellen, sondern von leibhaftigen Wissenschaftlern jener Zeit, die einen untadeligen Ruf genossen. Aus dem gleichen Grund gibt im Roman auch ein Arzt die fadenscheinige Begründung.

Unterwürfige Männer - dominante Frauen

Unter strenger Hand ...

Ob in großen Romanen oder schlüpfrigen Erzählungen – nicht immer waren die Herren dominant und die Frauen über allen Maßen unterwürfig. Als Leopold Ritter von Sacher-Masoch seinen berühmten Roman „Venus im Pelz“ (1870) schrieb, hatte er viele Nachfolger in der Trivialliteratur, die den Frauen Dominanz zuwiesen, den Männern aber eher Unterwerfung.

Auch dabei wurden die Figuren überzeichnet, beispielsweise im wohl bekanntesten dieser Werke, „Die Weiberherrschaft“, das in drei Bänden veröffentlicht wurde (zuerst 1893). In diesem Fall wird ein junger Mann einer privaten Gouvernante zugeführt, die ihn disziplinieren soll.

Verwirrspiele auf der erotischen Bühne

Was dabei herauskommt, ist ein Verwirrspiel, um die Geschlechterrolle des Jünglings und seine völlig „Unterwerfung unter den Rock“. Hier geht es nicht allein um die recht brutale Erziehung durch die Hand von Frauen, sondern um eine Mixtur aus geschlechtlicher Verwirrung, sexueller Begierde und exklusiven Strafen.

In vielen weiteren, meist britischen Geschichten unterschiedlicher Qualität geht es später immer wieder um die „Lust an der Rute“, die bei verschiedenen Gelegenheiten und unter manchem Vorwand auf dem Gesäß lustvoller Damen und Herren landet. Die Rollen wechseln dabei, wie auch die Motive der Beteiligten. Es geht um Strafen und Lüste, Korrekturen und Hingabe, emotionale Kälte und feurige Begeisterung. Kurz gesagt: Der Leser oder die Leserin bekommt das beliebte Lesefutter - ein Wechselbad der sinnlichen Empfindungen.

Diese Sehnsüchte sind immer noch vorhanden – entsprechende Versuche finden wir in zahllosen Kurzgeschichten. Doch sehr selten finden wir eine Schilderung, die unsere Gedanken wie eine Welle mitreißt, sodass wir glauben, selbst beteiligt gewesen zu sein.

Was die Wissenschaft betrifft - wir blicken in einen Abgrund von Unfähigkeit, sich in die Psyche hineinzuversetzen und den Wandel zu begreifen. Und wir schauen auf eine Festung, die von Arroganz geschützt wurde. Die Bespiele am Schluss mögen es belegen.

Nachweise, Quellen, Ergänzungen

(Oben, Mitte) Standbilder aus einem erotischen Film, der nach einer Erzählung aus viktorianischer Zeit gedreht wurde. Nach dem Roman "The Way of a Man with a Maid" (1908 geschrieben).
(Unten) Buchtitel Leipziger Verlag, historisch, ohne Datum.
Die Zitate wurden etwas "entschärft". Der entsprechende Briefroman erschien unter zahlreichen anderen Titeln.
Literatur: The Origins of Sex" zum Wandel der britischen Gesellschaft in der "ersten sexuellen Revolution" , London 2012.
"The Plasure is all mine", London 2013.
Neue Sichtweise auf die Jetztzeit: "Porno - ein unverschämte Analyse",ab Seite 57, Hamburg 2023.


Angebliche "Wissenschaftliche" Beweise:

Wie allgemein bekannt, hat die Frau in ihrem ursprünglichen Wesen, also unverdorben, unberührt und gesund, nur selten - wenn überhaupt - ein sexuelles Verlangen. Sie unternimmt auch keine Schritte, die auf ihr sexuelles Verlangen hindeuten - aus dem ganz einfachen Grund, dass sie ein solches Verlangen nicht spürt.

Der Arzt William Andrus Allcorr, 1856.

Ist (das Weib) geistig normale entwickelt und wohlerzogen, so ist sein sinnliches Verlangen ein geringes. Jedenfalls … ist das Weib, welches dem Geschlechtsgenuss nachgeht (eine) abnorme Erscheinung (...). Das Weib verhält sich passiv. Es liegt dies in seiner sexuellen Organisation und nicht bloß in den auf dieser fußenden Geboten der guten Sitten begründet“

Der forensische Psychiater Richard von Krafft-Ebing, Stuttgart 1886.

Lustvolle Erniedrigungen

Seit Jahrzehnten Gegegstand der Fantasien - sinnliche Erniedrigungen
Was bedeutet es, lustvoll erniedrigt zu werden?

In der Frauenpresse (1) erschien neulich ein Artikel zum Thema – nicht zum ersten Mal. Die Erniedrigung muss also jemanden interessieren. Und so, wie es scheint, interessieren sich immer mehr Frauen für lustvolle Spiele mit heftigen Emotionen. Es ist also also an der Zeit, ein wenig mehr darüber zu erfahren.

Was ist eigentlich los bei der Erniedrigung?

Worum geht es beim Spiel mit der Abwertung, der Erniedrigung, der Unterwerfung?

Zunächst einmal: Die Möglichkeit, zu dominieren und/oder erniedrigt zu werden, gehört bei Menschen dazu, um die Rangordnung zu erproben. Das ist sowohl Spiel wie auch ernst – und wir tun es ja nicht den ganzen Tag, sondern nur dann und wann.

Spiele mit der Macht - starke Rollen und die Lust am Spiel

Wenn jemand diese Neigungen in ein Spiel mit der Macht umwandelt, dann sprechen wir von einem „Rollenspiel“. Das heißt: Wir spielen entweder die dominante Person oder die unterwürfige Person. Beide Rollen verlangen etwas Schauspielkunst und Einfühlungsvermögen. Dennoch hat die unterwürfige Rolle den Vorteil, „die Verantwortung beim Betreten des Spielzimmers abzulegen.“ Der oder die Unterwürfige kann also behaupten, für nichts, was nun geschieht, verantwortlich zu sein. Da ist Teil des Spiels und keinesfalls die Realität – denn die Handlungen des Spiels (der „Plot“) ist – zumindest im Groben – zuvor besprochen worden.

Bei diesen Spielen geht es also darum, die Rangordnung spielerisch zu durchbrechen. Am leichtesten ist dies für den Unterwürfigen, weil er/sie nach dieser Rolle lechzt, sie also nicht nur „annimmt“. Beim anderen Spieler ist es oft so, dass er/sie die Rolle zunächst nur „annimmt“, dann aber oft in sie „hineinwächst“. Sogenannte „Switcher“ beherrschen beide Rollen.

Halten wir fest: Erniedrigungen sind ein Spiel mit der Macht.

Worte, Taten, Körperkontakte und Illusionen

Worte und Taten sind die Hauptwerkzeuge der dominanten Person. Als Spieler(in) nimmt sie sich heraus, die andere Person abzuwerten, zu entehren und zu beleidigen. Neben der Möglichkeit, dem anderen „psychisch zu nahe zu kommen“ hat sie weitere Trümpfe, denn sie kommt dem Unterwürfigen auch körperlich nahe. Dabei wird die gesamte Bandbreite des Spiels offengelegt: Es geht um bewusste Grenzüberschreitungen, am Beispiel:

- Es geht nicht darum, dass sich die andere Person auszieht. Vielmehr geht es darum, dass sie sich schämt, sich zu entkleiden oder entkleidet zu werden.
- Unerheblich ist, welche Mängel die andere Person wirklich hat. Es geht darum, sie wegen einiger Mängel zu beschämen.
- Das Ziel ist nicht, den anderen zu berühren, sondern dies ohne jede Hürde tun zu können.


Wie die Macht spielerisch demonstriert wird

Spiele dieser Art existieren in unendlichen Variationen. Üblicherweise demonstriert die dominante Person ihre Macht durch:

- Beleidigungen verbaler Art, die keinen Widerspruch dulden.
- Erzeugen von Angst, Furcht oder Einsamkeit, auch durch extreme Dunkelheit oder Heiligkeit.
- Den Beweis, dass der Partner/die Partnerin ihr völlig ausgeliefert ist.
- Eine beliebige körperliche Annäherung.
- Die Möglichkeit, Strafen zu verhängen, zu vollziehen oder auszudehnen.
- Hemmung eines oder mehrere Sinne, üblicherweise Hören oder Sehen.
- Manipulationen durch „Mehrfachbindung“ (Doublebinds) oder solche mit dem Zeitgefühl.

Bekannte und beliebte Rollenspiele

Es gibt ohne jeden Zweifel sehr extreme Spielsituationen, die hier nicht beschrieben werden können. Normalerweise sind die Szenarien aber einfach: Auf der einen Seite spielen Personen, denen Macht zugewiesen wird. Dazu gehören Lehrer(innen), Erzieher(innen), Gouvernanten, älteren Verwandte, namentlich Nenntanten oder jede andere Art von Respektsperson.

Die andere Seite wird von jungen bis mittelalten Erwachsenen verkörpert. Das wären dann Schüler(innen), Zöglinge, Neffen oder Nichten oder aber jede andere Art von Personen, die sich darin gefallen, unterwürfig zu sein.

Oft sind lustvolle Erniedrigungen nur Abenteuer der Sinne

Manchmal besteht das Spiel ausschließlich aus der Machtfrage, der Disziplin oder der Vergeltung durch Strafen. Dann ist es ein Abenteuer der Sinne, das zwischen Furcht und Hoffnung wie in einer Traumsequenz. Und schließlich ist es der Klassiker: Im Hintergrund lauert ein erotisches Begehren, das während des Spiels ständig herausgefordert wird.

Es gibt ganz sicher andere Spielformen, die hier nicht zur Debatte stehen können, weil sie tatsächlich unter dem Motto „Schuld und Sühne“ ausgeführt werden.

Doch um sich ein Bild zu machen, was in solchen sinnlichen, zwiespältigen und abenteuerlichen Rollenspielen passiert, eignet sich das, was du gerade gelesen hast, recht gut.

Manchmal besteht das Spiel ausschließlich aus der Machtfrage. Vor allem Aufsteiger der Gesellschaft haben ein dumpfes Gefühl, eigentlich für ihren unverschämten Egoismus bestraft zu werden. Früher waren es oft Manager oder Politiker (alle männlich), die sich durch Schläge reinwaschen wollten. Heute haben auch erfolgreiche Frauen das Gefühl, mit der Karriere eine Schuld auf sich geladen zu haben. Sie sehen in den Züchtigungen offenbar eine Art „innere Beichte“, die von Schuld befreit. Und schließlich gibt es den Klassiker: Im Hintergrund lauert ein ein erotisches Begehren, das während des Spiels ständig herausgefordert wird.

Es gibt ganz sicher so viele Spielformen, wie es Menschen gibt, die sich auf Rollenspiele einlassen. Doch um sich ein Bild zu machen, was in solchen sinnlichen, zwiespältigen und abenteuerlichen Rollenspielen passiert, eignet sich das, was du gerade gelesen hast, recht gut.

Was meinst du? Was kannst du dir vorstellen, was nicht? Egal, was du jetzt denkst: Empfehle diesen Artikel anderen, wenn du ihn magst. Und wenn du ihn nicht magst, dann sag es uns.

(1) Beispielsweise in der Jolie.
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Bild: Vermutlich japanischer anonymer Künstler