Die Liebeszeitung sprach mit dem Inhaber des Fotostudios VISIBLE©, Kristian Liebrand. Unser Redakteur wollte vor allem wissen, welche Frauen Aktfotos von sich erstellen lassen und warum – und nach Möglichkeit, wie sich Fotograf und Kundin dabei fühlen. Lesen Sie hier das Interview mit Kristian Liebrand und wenn es Sie interessiert, finden Sie hier, wie der Bocholter Fotograf zum Aktfoto kam und wo diese Fotos entstehen. Die Liebeszeitung hatte auch noch Gelegenheit, mit einer Kundin zu sprechen - dieses Interview bringen wir morgen.
Liebeszeitung (LZ): Herr Liebrand, Sie betreiben ein Fotostudio, das vor allem wegen der wundervollen Aktaufnahme bekannt geworden ist. Doch bevor ich auf Ihre Arbeit komme: Wer lässt eigentlich Aktfotos von sich machen?
Kristian Liebrand (KL): Die Bandbreite ist groß und reicht von "A" wie Automechanikerin bis "Z" wie Zahnärztin, wobei das Durchschnittsalter zwischen 20 und 40 Jahren liegt. Es gab auch schon Anfragen von 16- oder 17-jährigen Mädchen, die ich selbstverständlich ablehnte. Das Mindestalter für ein Aktfotoshooting in meinem Studio beträgt 18 Jahre.
LZ: Haben Sie auch wesentlich ältere Kundinnen?
KL: Ja, die älteste Dame war 53, wirkte aber deutlich jünger.
LZ: Da frage ich mich doch: Was ist denn der Sinn solcher Fotos? Wozu brauchen die Damen ausgerechnet Aktfotos von sich?
KL: Selbstbewusste Frauen lassen Aktaufnahmen von sich machen, weil sie Spaß daran haben, sich ablichten zu lassen und ihre Schönheit zu zeigen. Es gibt aber auch Frauen, die es machen, um mehr Selbstbewusstsein zu bekommen. Wenn sie dann sehen, wie toll sie aussehen können, gibt ihnen das oft ein anderes Selbstwertgefühl. Manchmal bekomme ich den Auftrag für ein Fotoshooting, das sich die Kundin ein Jahr später als Belohnung für eine Abnehmphase schenken möchte. Fast alle meine Kundinnen haben zuvor noch nie ein professionelles Fotoshooting gehabt und sehen es als spannendes Abenteuer und eine Herausforderung. Sie wollen einen Tag erleben, den sie sonst nur von Profimodels aus dem Fernsehen kennen. Viele Kundinnen reisen Hunderte von Kilometern an, weil sie solche Fotos nur dort von sich machen wollen, wo sie sich am besten aufgehoben fühlen.
« Es gibt aber auch Frauen, die es machen, um mehr Selbstbewusstsein zu bekommen. Wenn sie dann sehen, wie toll sie aussehen können, gibt ihnen das oft ein anderes Selbstwertgefühl. »
LZ: Dann ist es so, dass die Frauen vor allem selbst Freude am Aktfoto haben? Oder werden diese Fotos auch verschenkt?
KL: Die Fotos sind häufig ein Geschenk für den Partner, aber in erster Linie für sich selbst, oft als Erinnerung. Frauen möchten Fotos von sich haben, die sie sich gerne auch noch nach vielen Jahren anschauen. Die meisten Fotos werden als Fotobuch gedruckt, einzelne, weniger erotische, Fotos schmücken häufig als Leinwandbild die Schlafzimmerwand.
LZ: Aktfotografie galt einstmals als unerotische, kühle Kunstwerke. Wie erotisch dürfen die Fotos heute bei Ihren Kundinnen sein?
KL: Was erotisch ist, liegt immer in der ganz persönlichen Auffassung jeder einzelnen Person. Was für den einen erotisch ist, ist für jemand anderes vielleicht völlig reizlos. Die Grenzen sind fließend. Ich bespreche vor jedem Shooting mit meinen Kundinnen, wie die Stilrichtung der Fotos sein soll. Grundsätzlich gilt, dass die Fotos nicht pornografisch werden sollen, sondern sinnlich-ästhetisch und eine Frau stets respektvoll zeigen.
LZ:Wie kann ich mir Ihre Arbeit vorstellen?
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KL: Ein Akt-Fotoshooting ist eine sehr sensible Angelegenheit. Einfühlungsvermögen ist erforderlich. Ich versuche in jeder Frau ihre Persönlichkeit, den Menschen, zu sehen und nicht das reine Äußere. Die Fotos sollen schließlich typengerecht werden. Jede Frau ist anders und deswegen gibt es auch kein Patentrezept im Umgang mit der Kundin. Es gibt nur einige Grundregeln, die auf Respekt, Achtung der Intimsphäre und Höflichkeit basieren. So entsteht eine vertrauensvolle Wohlfühl-Atmosphäre. Ich versuche immer, schon mit den ersten Fotos, die besonders schönen Seiten der Frau herauszustellen. Wenn die Frau so schon zu Beginn sieht, wie fotogen sie sein kann, macht ihr das Mut. Ein Shooting verläuft immer ohne Zwang oder Zeitdruck und stets in einer lockeren Atmosphäre. Ziel ist es, nicht nur tolle Fotos zu machen, sondern das Fotoshooting zu einem spannenden, unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen, an das sich die Frau lange Zeit gerne erinnern wird.
«Mich reizt die menschliche und technische Herausforderung, die ganz individuelle Schönheit einer Frau mit ausdrucksstarken Fotos sichtbar zu machen.»
LZ:Was fasziniert Sie selber so an dieser Arbeit?
KL: Keine andere Art der Fotografie bietet mir als Designer soviel kreativen Freiraum wie die Aktfotografie. Jedes Shooting ist anders, ich liebe diese Abwechslung. Mich reizt die menschliche und technische Herausforderung, die ganz individuelle Schönheit einer Frau mit ausdrucksstarken Fotos sichtbar zu machen. Daraus leitet sich auch der Name meines Fotostudios ab (visible=engl. „sichtbar“). Besonders schön ist es für mich, wenn die Kundin von ihren Fotos so begeistert ist, dass sie sie am liebsten der ganzen Welt zeigen möchte.
LZ: Zeigen Ihre Kundinnen die Fotos denn der „ganzen Welt“?
KL: Nun, einige Mutige schon – wohl nicht der ganzen Welt, nehme ich an, aber doch recht vielen Freundinnen und Freunden.
LZ: An einer Frage komme ich nicht vorbei: Ganz billig ist die Sache ja nicht – was bezahlt man für eine Aktfoto-Sitzung – und was bekommt man am Ende?
KL: Der Preis sollte eine untergeordnete Rolle spielen. Wichtiger als der Preis, ist die Qualität. Aktfotos macht man nur einmal im Leben und sollten dann so gut sein, dass man sie ein Leben lang gerne anschaut. Der emotionale Wert der Fotos ist also sehr hoch und nimmt im Gegensatz zu den meisten Dingen, die man heute kauft, nicht ab, sondern eher zu. Aber nun zu Ihrer Frage: Das Honorar für meine Arbeit hängt von der Anzahl der gekauften Fotos ab. Das sechsstündige Fotoshooting und eine CD mit 20 bearbeiteten Fotos liegen bei rund 400 Euro. Damit kann man sich dann für wenige Euro bei einem Fotolabor nach Belieben Abzüge bestellen.
Die Fragen stellte
Gebhard Roese, Redaktion Liebeszeitung
Alle hier gezeigten Fotos © 2010 by
Kristian Liebrand