Ich las gerade, dass 80 Prozent einer Gruppe von „Befragten“ zum Thema Partnersuche angaben, sich auf eine Person zu konzentrieren. Sie „erwarteten“ dies überwiegend auch von der gesuchten Person.
Das klingt wirklich gut – und unheimlich überlegt, wie man es von einer reifen Persönlichkeit erwarten würde, nicht wahr? Oder ist es eher eine krasse Fehleinschätzung?
Liebe Freunde - ihr könnt ja denken und in Umfragen ankreuzen, was ihr wollt. Das heißt aber nicht, dass dieses Verhalten gut durchdacht ist.
Konzentrieren auf eine Person – hat das Sinn?
Zunächst das Positive: Wenn du irgendeine Person triffst, dann solltest du dich auf nichts anderes konzentrieren als auf genau diese Person und bei dem, was sie sagt, genau zuhören.
Die Haken – lange Suche, viele Zwänge, wenig positive Ergebnisse
Sollten Verabredungen nicht in erster Linie Freude machen und eine Bereicherung deines Lebens sein? Ist „Daten unter Beziehungszwang“ wirklich ein Vergnügen? Sicher weißt du, dass die Mehrheit der Verabredungen nicht zu einer Beziehung führen. Ist es unter diesen Voraussetzungen wirklich sinnvoll, sich zu sehr auf die eine Person zu konzentrieren und damit die Erwartungen anzuheizen?
Ich sage dir vermutlich nichts Neues, wenn ich behaupte, dass die „Konzentration“ auf einen Partner die Erwartungen verstärkt – und die Enttäuschungen dabei umso größer werden.
Bessere Lösung: Auswahl durch sinnreiche Gespräche
Lockere, aber sinnvolle Gespräche sind meistens mehr wert als „Dates“ – aus dem einfachen Grund, weil an Dates fast immer Erwartungen geknüpft werden. Das heißt: Wenn du mit jemandem in ein Gespräch mit offenem Ausgang gehst, bist du entspannter und dein Gegenüber auch. Die Gespräche konzentrieren sich dann drauf, was der/die andere denkt, fühlt und plant. Stellst du fest, dass du in manchen Punkten ähnlich empfindest oder planst, so bitte ihn/sie um eine neue Verabredung.
Die Vorteile – kein Suchzwang, nur sinnreiche Begegnungen
Der Hauptvorteil: Dabei entfällt das lästige Abgleichen von Eigenschaften und Wunschträumen. Und bei beiden entsteht nicht der Zwang, mit dem „zweiten Date“ gleich den Gedanken an eine Ehe oder Familie zu verbinden.
Frage an DICH
Was denkst du darüber? Du kannst hier kommentieren oder dem Autor dieses Artikels schreiben.
- Hast du heute Zeit, diesen Beitrag zu verbreiten oder zu kommentieren?
Dieser Tage werden aus vielen runden Kulleraugen wieder die Kitschtränen erweint, die sich Drehbuchschreiber erhoffen. Daran merke ich – unter anderem - dass Weihnachten naht. Die Feiertage werden als „Feste der Familie“ verklärt, in denen auch die „großen Versöhnungen“ stattfinden. Jedenfalls im Kino.
Familie und Harmonie ... und dazwischen "störende" Singles
Großeltern, Eltern, Kinder in Harmonie vereint - so sieht die Vorstellung der meisten Menschen aus, wenn sie in ihren Weihnachtsträumen schwelgen. Friede, Freude, Gänsebraten.
Klar – die Praxis sieht anders aus – jedenfalls für diejenigen, die weder Großväter noch Väter noch Kinder sind. Und ganz schlimm wird es, wenn sie nicht in einer Beziehung leben – die Singles, um sie beim Namen zu nennen. Sie sind sozusagen die Underdogs der Weihnachtszeit.
Ich höre schon, wie die Gutmenschen der Familiensphäre nun tuscheln: „Ja, aber er/sie hat eigentlich selber schuld, er/sie hätte ja die (bitte Namen einsetzen) heiraten können, und überhaupt…“
Das ewige Gedöns. Fragen nach Freundin oder Freundin, mit dem Hintergrund des begehrlichen Wunsches, es möge doch nun endlich Enkel geben.
Nach Weihnachten sind Singles wieder Erwachsene
Wenn „die Kinder“ zu Besuch kamen, werden sie spätestens in der Nachweihnachtswoche wieder auf sich gestellt sein. Sie können dann erwachsen sein – und wahlweise bedauern oder froh darüber sein, kinderlos zu leben oder im Kreis einer eigenen Familie zu leben. Aber was sie auch tun – es ist ihre Sache.
Ein paar Worte an Menschen, die keine Singles (mehr) sein wollen
Ein Wort zuletzt an die Singles selbst: Fast alle, die in einer Beziehung leben oder gar verheiratet sind, haben sich irgendwann auf einen Kompromiss einzulassen. Und der heißt: Die kannst nicht zugleich so weiterleben, wie du als Single gelebt hast und zugleich in einer Beziehung sein.
Nein - hier geht es nicht um "Mitgefühl", sondern darum, wie Autorinnen und Autoren mit Gefühlen umgehen, die sie in Wahrheit nicht kennen.
Ich las neulich von einer Frau, die Mittelalterromane schreibt. Sinngemäß schrieb sie, es sei wirklich schrecklich für sie, sich in die Folterszenen jener Zeit hineinzuversetzen. Sobald sie darüber schriebe, würde sie von dem Schrecken erwischt, selbst zu erleiden, was ihre Protagonisten in ihren Storys erdulden müssen.
Glaubwürdig schreiben - sich hineinversetzen in die fremde Person
Da sind wir wieder bei den Gefühlen: Glaubwürdig zu schreiben, bedeutet einerseits, sich in die Personen hineinzuversetzen – andererseits aber auch, Distanz von ihnen zu wahren. Das kann heißen, die körperlichen und physischen Vorgänge vor einem Geschlechtsakt möglich bildhaft zu schildern – gleich, ob von einer Frau oder einem Mann die Rede ist. Zugleich gilt es, wieder auf den Punkt zurückzukommen, in dem die nüchterne Realität greift: Es gibt ein Leben nach dem Sex.
Schmerzlust, Schmerz und was sonst noch zählt
Ähnlich ist es mit den Erlebnissen, die Menschen im Gewirr von Lust und Schmerz erleben. Wo hatten wir doch noch gleich Schmerzen, wo fühlten wir uns gefoltert? Bei einer medizinischen Untersuchung, die ohne Narkose durchgeführt wurde? Oder einfach bei der attraktiven Zahnärztin, vor der wir unseren Schmerz verbergen wollen?
Die meisten von uns dürfen sich daran erfreuen, keine wirklichen schweren Erniedrigungen oder gar Folterqualen ausgesetzt zu werden. Wer über die Schmerzen bildhaft schreiben will, versucht, ähnliche Gefühle abzuwandeln. Ach ja, damals, als die Narkose nicht ausreichend wirkte, oder als unsere Nerven mit Stromstößen vermessen wurden, wir uns in der Küche mit heißem Fett verbrannt haben …
Bildhaft schildern anhand von Erinnerungen anderer Art
Man mag darüber streiten, ob man solche Gefühle überhaupt bildhaft beschreiben sollte … aber wenn es jemand tut, dann sollte er/sie so realistisch wie möglich schreiben. Und dazu gehört eben auch, das Zischen eines Rohrstocks oder das unerträgliche Warten auf eine Bestrafung anhand völlig anderer Situationen zu schildern.
Und nicht zu vergessen: Selbst beim „normalen Sex“ läuft vorher und nachher im Kopf ein Film ab, an den wir uns später erinnern. Häufig sind diese Gefühle viel wichtiger für die Story als der kurze Moment, als wir den eigenen Orgasmus spürten.
Ein Nachwort an Menschen, die sich in andere "wirklich" hineinversetzen wollen
Sich wirklich in eine andere Person „hineinzuversetzen“ ist so gut wie unmöglich. Wenn wir es versuchen, denken wir in Wahrheit an etwas „Ähnliches“. Möglicherweise geht in dieser Person aber grade etwas ganz anderes vor - und sobald wir dies erfahren, sind wir enttäuscht von der anderen Person. Deshalb ist „echtes Mitgefühl“ wirklich ein kompliziertes Thema.
Die Älteren werden sich noch erinnern, als aus jedem Radio der Hit klang: „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“ ("Everybody’s somebody’s fool“). Die nächste Zeile empörte sogleich die Presse, die damals noch auf „bürgerliche Wohlanständigkeit“ baute:
Sie kommt und geht von einem zum ander'n.
Das war zu viel für jene Zeit: Die Liebe ein Spiel und dann gar noch mit „Bäumchen wechsle dich?“
Warum die Liebe doch eine Art "Spiel" ist
Zurück zur Gegenwart: Auch heute finden wir zahnlose Menschen, die sagen: „Mit der Liebe spielt man nicht!“ Das lässt sich ethisch begründen und klingt deshalb gut – aber, wie so oft, ist es keinesfalls die Realität.
Die Natur hat uns mit körpereigenen Drogen ausgestattet, damit wir mit der Liebe spielen. Dahinter könnte man einen Punkt setzen, denn das ist die Realität. Nur - sollten wir dies tun, dann müssten wir sofort mit energischem Protest rechnen.
Machen wir einen Ausflug in die Kindheit. Habt ihr öfter mal „schön gespielt?“
Ja? Und habt ihr jemals einem Erwachsenen beschreiben können, was „schön gespielt“ bedeutet?
Wahrscheinlich nicht. Später habt ihr vielleicht gehört, dass wir im Spiel bewusst die Realität hinter uns lassen. Wir sind, was wir nicht sind, können aber alle sein, was wir wollen. Das Spiel entbindet uns von den schnöden Realitäten, gibt uns, was wir brauchen, um unsere Fantasie zu entwickeln – und ja, natürlich, und auch um zu lernen.
Die Natur spielt die Ouvertüre
Also ist die Liebe ein Spiel. Die Evolution hat alles erfunden, was wir dazu brauchen. Dank unserer Fähigkeit, zu spielen, werden wir nach und nach zur Person mit Verstand und Verantwortung. Aber spielen können wir auch später noch - wir müssen uns nicht einmal entschließen, es zu tun. Eine geballte Ladung der Körperchemie reicht, um leichtfertig Sex zu haben. Als Liebesrausch getarnt, wirkt dieser Vorgang sinnlicher, vielleicht gar romantischer. Und wir haben eine Entschuldigung, die wir aus vielen Mündern kennen: „Ich verstehe gar nicht, wie es mir geschehen konnte" .
Und ja – wir können Spiele mit Liebe und Schmerz spielen, können uns einlassen und im Spiel vergessen, dass wir inzwischen Väter, Mütter, Prokuristen und Friseurmeisterinnen sind.
Wir können das, und wir tun das bisweilen. Manchmal mit zaghaftem Vortasten und manchmal auf „Biegen oder Brechen“.
So etwas gefällt nicht jeder und jedem, und ich verrate euch, warum: Alle möchten gerne ihre Spiele zu ihren Regeln spielen. Aber kaum jemand möchte eine Figur in einem Spiel sein, das nach den Regeln eines anderen gespielt wird.
Und übrigens; das alles gilt für Frauen wie für Männer – und alle anderen auch.
Text aufgrund eines sachlichen Fehlers am 18.09.2024 geändert.
Heute könnt ihr in fast allen Zeitungen eine Meldung lesen, die sich irgendwie mit dem sogenannten Dating-Burn-out beschäftigt.
Verbreitet wurde sie von der „dpa-infocom“. Gedruckt bzw. ins Netz gestellt haben sie relativ viele Zeitungen, Wochenzeitungen und andere Presseorgane (hier der Link zur ZEIT).
Auffällig an diesem Bericht ist, dass sie zwar Forschungsergebnisse, aber eben auch viele Meinungen und möglicherweise sogar Ideologien enthält.
Natürlich können solche Artikel auch zur Meinungsbildung dienen – doch wer den Artikel liest, erkennt schnell einen merkwürdigen Mix von Tatsachen, Appellen und Absonderlichkeiten. Die Liebeszeitung wies bereits mehrfach auf solche Phänomene hin.
Alles zusammengenommen wäre mein Rat: Lesen, aber nicht verinnerlichen. Es gibt viele Meinungen, es gibt eigenen Zeitgeist, und es gibt psychologische, soziologisch und feministisch eingefärbte Sichtweisen. Aber am Ende des Tages zählt nur, dass es für viele Menschen kaum einen anderen Weg gibt, als die Partnersuche mit Mut und Umsicht anzugehen. Und das sollte eigentlich jede und jeder von euch schaffen.