Warum willst du das eigentlich wissen?

Habt ihr schon einmal mit einer Person ein Date gehabt, die euch das letzte Hemd ausziehen wollte? Nein, nicht das T-Shirt, nicht den Slip oder den BH (falls ihr einen tragt).
Es geht vielmehr darum, was Psychologen einmal als „Zwiebelschälen“ (Onion peeling) bezeichnet haben. Das Wort ist in der Psychologie etwas aus der Mode gekommen, aber die Theorie dahinter ist noch bekannt. (Zitat nach mehreren Werken zur Gestalttherapie):
Wie der Name schon sagt, basiert das Zwiebelmodell auf der Struktur einer Zwiebel. Genauso wie Zwiebeln verschiedene Schichten haben und wir durch das Schälen jeder Schicht eine andere Schicht freilegen, ist auch die menschliche Persönlichkeit so. Menschen haben unterschiedliche Schichten ihrer Persönlichkeit und unter jeder Schicht befindet sich eine andere.
Getrieben von Misstrauen
Misstrauische Menschen wandeln diese Theorie ab, indem sie annehmen, dass sich hinter jeder Schicht der „Zwiebel“ eine tiefere Wahrheit liegt. Letztlich bedeutet dies, den Partner oder die Partnerin so lange zu befragen, bis man auf eine Schicht trifft, die nun endlich die „Wahrheit“ enthält. Da die Menschen ihre innersten Gefühle und Gedanken zumeist nicht freizügig äußern, glauben die „Zwiebelschäler“, sie müssten psychischen Druck ausüben.
In einfachen Worten kann man sagen: Sie versuchen, uns in die Ecke zu treiben – so lange bis wir keinen Ausweg mehr sehen. Die meisten von uns weichen dann aus – was die Zwiebelschäler als Beweis dafür sehen, dass wir nicht die Wahrheit sagen wollen.
Wie Verhörtechniken eingesetzt werden, um den Privatbereich zu "knacken"
Es beginnt meist harmlos – etwa mit der Frage: „Woran ist deine letzte Beziehung gescheitert?“ Um es gleich zu beantworten: Das geht den anderen beim ersten Date nichts an. Es ist eine Sache, die zwischen dir und einer anderen Person stattgefunden hat - und sie gehört eindeutig zum Privatbereich.
Im Grunde wollen misstrauische Personen einen Grund finden, der tief in ihrer Persönlichkeit liegt. Ihre Grundeinstellung beruht weder auf gegenseitigem Vertrauen noch verhalten sie sich flexibel. Sie sind auch nicht einfach „kritisch“, sondern nutzen ihr Misstrauen zum Selbstschutz oder zur Selbstbestätigung.
Offenheit fordern und selbst "abblocken" - der Zwiebelschäler in Aktion
Wenn du einen Menschen dieser Art triffst, kann er zunächst durchaus zuvorkommend, offen oder sogar selbstbewusst wirken. Doch diese Person „blockt“ alle Informationen über sich selbst und fordert zugleich, dich zu öffnen.
Ein Makel ist schnell gefunden – wir haben alle unsere Schwächen. Sobald die misstrauische Person diesen gefunden hat, beginnt sie damit, „zu bohren“ oder in unserem Beispiel „die Zwiebel zu schälen“. Am Ende der Prozedur wirst du als Date-Partner abgewertet. Der Zwiebelschäler hat dann ja nicht nur einen Grund gefunden, sondern er behauptet, damit auch ein „negatives“ Persönlichkeitsmerkmal entdeckt zu haben.
Meistens passiert dabei mit dir etwas Ähnliches:
1. Deine Erwartungen an die andere Person schwinden.
2. Du erkennst, dass du ausgefragt wirst.
3. Deine letzte Hoffnung, dem Date noch einen anderen Verlauf zu geben, schwinden völlig.
4. Du fühlst dich unwohl in der Gegenwart des/der anderen.
5. Du machst dir Gedanken, ob du die Schuld am Verlauf des Dates bist.
6. Aus falsch verstandener Höflichkeit wartest du, bis der/die andere aufhört, dich „herunterzuputzen“.
"Verhörmethoden" klarmachen und abwehren
Der beste Rat ist, die „inquisitorischen“ Versuche und Verhörmethoden zu beenden, sobald du sie bemerkst. Wenn dich der andere erst in die Ecke getrieben hat, kann er sein Spiel beliebig lange fortsetzen. Dir bleibt also nichts anderes übrig, als das Spiel des anderen zu unterbrechen oder zu zerstören.
Manchmal wirkt eine eindeutige Antwort - doch was, wenn nicht?
Du kannst versuchen, ihm oder ihr zu sagen, dass du auf bestimmte Fragen nicht antworten willst. „Dazu kennen wir uns noch nicht lange genug“, ist eine akzeptable Aussage - mit ihr ihr sollte der andere zufrieden sein. Eine weitere „Bremsen“ habe ich in der Überschrift genannt. Es handelt sich um eine Gegenfrage: „Hast du einen besonderen Grund dafür, darüber etwas wissen zu wollen?“ Manchmal hilft „verhandeln“, in Kommunikationsjargon auch „Metakommunikation“ genannt. „Ich habe gerade bemerkt, dass du gerade versuchst, mich auszufragen. Ich mag das nicht und bitte dich, es nicht wieder zu versuchen.“
Lässt sich der (die) oder die andere nun gar nicht auf eine Änderung des Gesprächs ein, dann wird eine klare Ansage fällig. Beende das Gespräch sofort mit einem Satz und ohne eine weitere Erklärung. Du kannst durchaus aufstehen und gehen, falls dich der/die andere nun rügt oder gar beschimpft.
Und vor allem: Fühle dich nicht schuldig am „schiefen“ Gesprächsverlauf – denn das gehört zur Strategie der Menschen, die solche „Befragungen“ durchführen.
(1) Die angebliche "psychologische" Lehre dazu wird in "psychologs" erläutert. Anzumerken wäre, dass es in der Therapie sehr lange dauern kann, bis die angeblichen "Schichten" freigelegt werden können. Bei Dates werden eher Abwandlungen von Verhörmethoden benutzt. Die Technik der Befragung, die hier symbolisch als Grundlage verwendet wurde, wird Fritz Perls zugeschrieben. (Aus: "Grundlagen der Gestalttherapie", zuerst erschienen 1973.")