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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex

Warst du auch immer brav?

Ganz brav gewesen? Wahrscheinlich doch nicht so brav, oder?
Das Thema passt zum gestrigen Nikolaustag: Warst du immer recht brav? Oder fragst du dich, was diese drei mysteriösen Frauen über dich wissen, deren Augen auf dich gerichtet sind wie die Pfeilspitzen?

Nächste Woche soll es um das Thema „brav sein“ gehen. Was strebst du an? Was bedeutet es noch heute für dich, „ungezogen“ zu sein? Oder lebst du „frei und ungeniert“ und folgst dem alten Spruch: Du, was du willst, die Leute reden sowieso über dich?

Was wie schamvoll verbergen, wissen oft nur wir selbst. Aber sollten wir uns eigentlich schämen, wenn wir nicht als „menschlich“ sind?

Ich hoffe, es gibt genug Themen um das Brave, das uns hindert und das Brave, das uns schützt. Folgen wir unseren Trieben? Oder eher dem Verstand? Oder vielleicht gar den unterschwelligen Gefühlen, die den Trieben widersprechen?

Nächste Woche will ich das Thema aufwerfen, wann es uns nützt, „brav“ zu sein, und was den braven Menschen von „lammfrommen“ Menschen unterscheidet.

Ich mache mich jetzt ganz schnell aus dem Staub … bevor auch mich die Augen treffen.

Frechheiten im Dezember – lustvolle Feste, Räusche und leichter Sinn?

Frivole Näherung im Winter - damals
Ich erinnerte mich deutlich an dieses Gedicht:

„Wihnachenobend
denn goht wi no boben,
denn pingelt de Klocken,
denn danzt de Poppen,
denn piept de Müs’
in Grooßvadder sin Hüs’.

Wenn wir genau hinhören, dann geht es um Erinnerungen. Und zwar durchaus gemischte Erinnerungen. Denn nicht nur die Glocken pingeln (läuten) sondern auch die Puppen tanzen … und da weiß man ja: Die Puppen muss man tanzen lassen, die tanzen nicht vorn selbst. Gut, der Dichter sah das anders: Er fand sich in seine Kindheit zurückversetzt.

Muss wohl so sein. Von wegen dem Weihnachtsmann und dem Tannenbaum und den Geschenken und so. Und von wegen der Gedanken, die da noch keusch und rein waren.

In den Dezember mit Wagemut gehen

Aber eigentlich würden wir doch ganz gerne sehen, dass der Dezember etwas mehr als trügerische Erinnerungen bringt, nicht wahr?

Es müssen nicht die Puppen sein, die tanzen … und ein gelinder Rausch ist auch immer noch die beste Voraussetzung, um den Leichtsinn herbeizurufen …

Und oh nein – nicht, wenn das Risiko zu hoch ist. Aber ganz ohne Risiko, ganz brav, immer nur lieb sein, nie die Initiative ergreifen? Ich denke, das passt nicht für Menschen, die in der Mitte des Lebens stehen und mit Recht noch auf lustvolle Abenteuer hoffen.

Oder?

Bild: Nach einer Vorlage eines Kalenderblattes, dort wesentlich frivoler. Retuschiert und nachkoloriert. Original: Kalenderblatt November von Louis-Alfred Boisserand , 1855-1924 - kann hier nicht gezeigt werden.

Wandel in Selbsthilfe-Büchern über das Online-Dating?

Normalerweise habe ich längst aufgegeben, für Bücher über „das Dating“ zu werben. Einfach, weil es „das Dating“ gar nicht gibt.

Kommt nun eine veränderte, verbesserte Sicht der Selbsthilfe-Bücher über das Kennenlernen?

Es könnte sein. Ich kenne das neue Buch (noch) nicht, aber so, wie es der LZ-Rezensent Ralf Julke es beschreibt, hat es Potenzial. Dazu gehört eben auch, dass es keine Dating-Regeln gibt. Für das Kennenlernen von Fremden und die Kommunikation mit ihnen gelten nichts als die „üblichen“ Regeln. Sie gilt es zu finden oder zu ihnen zurückzufinden – je nachdem.

Anja Stiller hat das Buch geschrieben. Es heißt schlicht „Online Dating“ und trägt den Untertitel „Ein Ratgeber zur Liebe in Zeiten des Internets“. Erschienenen ist es im Leipziger Buchverlag für die Frau, gerade jetzt erst.

Wie mir scheint, setzt es genau dort an, wo das Defizit besteht: Bei der Person, die sucht. Sobald sie sich selbst besser kennt und um ihre Bedürfnisse weiß, klappt es auch mit dem Kennenlernen besser. Oder mit dem Alltag.

Klar – die falschen Einschätzungen liegen nicht immer auf der Seite der Suchenden, wie der Rezensent der Leipziger Zeitung bemerkt und schreibt:

Manchmal sind es auch Fakeprofile und bezahlte „Moderatoren“, die freilich gar nicht erst im Sinn haben, einem eine gute Partnerschaft zu vermitteln, sondern nur das Geld der Suchenden.

Und da wir gerade bei „leider“ sind – ein bisschen am „leider“ sind auch andere Schuld. Die Anbieter und ihre übertriebene Werbung, die Männer, die nur „naschen“ wollen, der Wildwuchs von Idioten, den es nun einmal gibt.

Doch wenn wir es genau nehmen, dann ist es wesentlich einfacher, sich selbst zu erkennen und danach zu handeln. Wenn das Buch dazu beiträgt, dann sage ich: Das wäre mal ein Gewinn am Markt der Ratgeberliteratur.

Quelle: Das Buch wird beschrieben in der Leipziger Zeitung.

Die Welt der Nikolausinnen und Nikolausinen und die Genderfrage

NIcola, Nikoline, Nikoläusin? Oder war die Oma beim Kostümverleih?
Wo trennen wir eigentlich das Wort „Nikolaus“? Ganz klar, sagt der allmächtige Herr Duden, Ni-ko-laus. Das gefällt meiner Freundin Nikola aber gar nicht. Stattdessen schlägt sie vor, den Nikolaus am Schwanz abzutrennen, also Nikol-aus. Nein, sagt Anna-Maria, wenn es überhaupt einen Nikolaus gäbe, dann müssen man ihn so trennen: Ni-ko-la-us. Und auch so aussprechen, also nicht wie mit „Laus“ sondern mit „us“, also Nikola-us.

Wie heißt denn eigentlich ein weiblicher Nikolaus?

Überhaupt ist Anna-Marie sauer: Wie kann da jemand gut sein, der weißhäutig, alt, heterosexuell und dazu noch rausche bärtig ist? Man müsse, so sagt sie, doch bitte die weibliche und die männliche Variante in einem Wort unterbringen, zum Beispiel mit dem Genderdoppelpunkt: Also heißt es Nikol:aus, plural Nikol:äuse. In der großen Ansprache müsste der Chef dann sagen: Liebe Nikolausinen und Nikoläuse. Wobei sich die Frage ergibt, ob die weibliche Form von Nikolaus eher eine Nikolausine oder eine Nikolausin wäre. Wiktionary meinte gar, es handele sich um eine Nikoläusin. Also doch eher eine Nikola?

Nach längerer Diskussion war klar – die Sache mit der Frau im roten Bademantel muss geklärt werden. Und was dabei sonnenklar wurde: Kein Mensch will auf „-laus“ enden und auch nicht auf „-aus“. Beispiele mögen zeigen, dass alle Wörter, die auf „-laus“ enden, etwas mit Schädlingen zu tun haben – zum Beispiel die Zuckerrohrwurzelschildlaus. Also, mal klare Ansprache: das geht gar nicht – ob Gender oder nicht: Einen Menschen mit einer Laus zu vergleichen?

Ja, und wie schreibt man nun einen Artikel über die Nilolaus:innen? Vielleicht sagen wir besser: Liebe „Nikolausende“? Wir sagen ja neuerdings auch „Studierende“?

Zuletzt noch etwas von Ruprecht:innen und Krampussen

Nehmen wir, die gut Nikolausine oder Nikolausin würde durch die Lande ziehen, auf Weihnachtsmärkten auftreten oder gar in die gute Stube braver Bürger:innen kommen dürfen. Ergibt sich da nicht die Frage, ob sie noch Sack und Rute trägt? Und falls nicht, benötigt sie dann nicht mindestens eine Magd, die für die Drecksarbeit zuständig ist? Denn was dem Rauschebart recht war, so ein Ruprecht, der böse Menschen verhaut oder in den Sack steckt, das wäre der Nikolausine doch billig, oder? Ein Ruprecht mit weiblichen Zügen, das wäre es doch? Wäre nur noch die Frage, wie man weibliche Ruprechte nennen könnte … und wie der Plural vom weiblichen Krampus heißen könnte … aber damit will ich euch heute verlassen, so wahr ich Johann Fürchtegott Gramse heiße und nicht Nikolaus Gramse.

Wer Spaß an den "Fakten" hat:

Ihr sucht Wörter: Hier.
Ihr sucht den richtigen Plural für "usse" - dann hier.
Ihr sucht die Nikoläusin?
Und natürlich sucht ihr im Duden, nicht wahr?
Bild: Die schöne Großmutter als Nikolaus: Liebesverlag.de

Nikolaus und der Böse an seiner Seite

Ein weiblicher Krampus - nach einer Postkarte, wie sie gegen 1900 verbreitet waren.
Dieser Tage gerät er noch mal in den Fokus: der Böse an seiner Seite. Gemeint ist beim „Guten“ immer der milde, herzige Nikolaus, samt Sack, Bart und Gaben.

Die Guten, die als böse gelten

Der Böse an seiner Seite hat viele Namen: Ich hörte vom Knecht Ruprecht, doch las ich auch, dass jener Ruprecht eher ein „freundlicher Unterstützer“ des besagten Herrn Nikolaus ist, und wörtlich:

Die freundlichen Unterstützer des Mannes mit dem weißen Bart hießen zum Beispiel Klaus Bigger, Schmutzli, Perchte, Krampus oder Rupetz, auch Pelzmärte war zu lesen.

Mal ehrlich – die Perchte als „freundliche Unterstützer“ des Herrn Nikolaus sind mir neu – soweit ich weiß, machen sie einen fürchterlichen Radau.

Die Bösen - zum Dienen erzogen und deshalb gezähmt

Na schön, ich hörte auch von den Bösen, denn hinter Ihnen verberge sich – so las ich – der leibhaftige Teufel, die allerdings zuvor abgerichtet wurden und deshalb mitreisen dürfen. Dazu gehören nun angeblich:

Rubbelz, der teuflische Krampus, Hans Trapp, Beelzebub oder der Schwarze Peter.

Letzterer soll aus ethischen Gründen nicht mehr so genannt werden, denn seit einigen Jahren streiten sich Volk und Ethik-Eliten darüber, ob der „Zwarte Piet“ sozial korrekt ist oder gerade noch tolerabel. Man hat ja sonst keine Themen, nicht wahr?

Wie auch immer – das Böse lauert überall, hat Hörner oder andere satanische Eigenschaften und führt eine Rute mit sich. Letztere beflügelt wieder die Fantasien der Schmerzliebhaber, obgleich wirkliche Ruten mittlerweile zum Luxusgut geworden sind. Und das Gute ist und beibt eben – der Mann mit dem weißen Bart, der herzensgute Beschenker der braven Menschen.

Die seltsame Welt der wilden Gestalten - ohne Frauen?

Schön und gut – oder doch nicht? Wir hören: „Mann mit weißem Bart“ und es scheint, als ob da jemand „binäres Denken“ vor sich hin raunt. Denn der Nikolaus ist weiß, männlich und … ja was eigentlich? Und seine Gesellen, Knechte und gezähmten Teufel? Sollten sie vielleicht Mägde, Zofen, Begleiterinnen oder Teufelinnen sein?

Ja, ich dacht gerade an den Krampus. Ein Krampus ist ein Krampus ist ein Krampus. War der Plural nun „die Krampi“? Oder die Krampusse? Oder gar die Kramptopoden? Und falls die Rolle eine Frau übernehmen sollte?

Nein, ich denke gar nicht erst darüber nach – ich hoffe, dass sich noch jemand erbarmt, es dennoch zu tun.

Zitate und mehr: Weihnachtszeit.

Bild: Nach einer Postkarte, die um 1900 die Runde machte: Damals wurde der Krampus durch Frauengestalten ergänzt. Die Grafik ist kein Original, sondern eine Nachahmung.