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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Gibt es noch Neues in der Erotik?

Auch hübsche Zehen können die Lust anregen
Gibt es noch etwas Unbekanntes zu erforschen? Kürzlich las ich, dass es im „Meer der Erotik“ noch weitgehend unentdeckte Inseln gäbe.

Also habe ich ein „Forschungsschiff“ ausgeschickt – bestückt mit hart gesottenen Matrosinnen und Matrosen, um mir diese Inseln einmal anzusehen.

1. Die Inseln am anderen Ufer

Homosexualität ist eigentlich kein Thema mehr – aber homoerotisches Verhalten schon. Denn während die als „homosexuell“ benannten Personen sich in ihrem eigenen Universum eingeigelt haben, ist Homoerotik durchaus ein lustvolles Thema. Und es geht wirklich alle an, weil viele Menschen (Frauen wie Männer) davon heimlich träumen.

2. BDSM – ohne B, D, S und M

Die Schöpfer des Begriffs BDSM waren eine kleine, verschworene Gemeinschaft, bevor das öffentliche Interesse an „Sadomaso“ begann. Tatsächlich haben inzwischen viele Paare Teile davon übernommen, ohne dass „BDSM“ zu ihrem Lebensstil wurde. Die Inseln, die es heute noch zu entdecken gibt, bestehen eher aus Rollenspielen als aus 24-Stunden-SM-Beziehungen. Und das Träumen? Der Anteil von Frauen und Männern, die von Machtspielen träumen, liegt teilweise bei 60 Prozent. Es könnte sich also lohnen, darüber nachzudenken.

3. Körperfetische - süße Zehen, sinnliche Finger und mehr

Fetische sind nicht gleich Körperteil-Zärtlichkeiten. Weitgehend bekannt ist die Lust, Füße, Zehen, Hände und Finger zu küssen oder daran zu lutschen. Vor allem die Füße haben gerade wieder Konjunktur. Leidenschaftliche Zungen an sauberen Füßen sind ausgesprochen beliebt. Wie es mit Körperhaaren und weiblichen Brüsten ist, wäre noch zu prüfen. Solche „Fetische“ gelten oft bereits als „altbacken“.

4. Lustbetonte Mode als weibliches Lockmittel

Einige Zeit lang war es verpönt, den weiblichen Körper so zu verpacken, dass er als „Köder“ für lustvolle Männer eingesetzt werden konnte. „Ich mach mich doch nicht zur Hure“, hörte man oft. Doch das Spiel mit dem Begriff „gefällt dir, was du siehst?“, zieht sich durch die gesamte Welt unseres alltägliche Rollenverhaltens. Neuerdings soll Fetischmode wieder sehr populär sein. In ihr wollen Frauen möglicherweise eher als „Domina“ auftreten als in der Rolle der bereitwilligen Geliebten.

5. Herren und Damen, die sich „lieben lassen“ wollen.

Es ist nicht BDSM, wie viele Meinen. Vielmehr ist es erotische Passivität nach dem Motto: „Mach mit mir, was du willst.“ Bei Männern ist die Sache klar: Sie wollen aus der aktiven Rolle fallen, um sich passiv verwöhnen zu lassen. Durchaus auch ohne die SM-Rituale, die „Dominas“ zugeschrieben werden. Und Frauen? Manche erfolgreiche Frau will dann und wann in die „alte Rolle“ zurück und sich einfach sinnlich verwöhnen lassen.

Noch mehr Themen?

Nun, es gibt bestimmt noch mehr Themen – von unerwarteter Nacktheit bis zur Begegnung mit geheimnisvollen Fremden, von Einhörnern bis zu Sexsüchtigen. Und hinzukommen noch erotische Begegnungen von mehr als zwei Personen – auch sie stehen auf der Skala ganz oben.

Was meint ihr? Um welche Themen sollte sich die Liebeszeitung mehr kümmern – und welche sollte sie meiden?

Na? Seid mutig, bitte!

Zeitreise: Das Sugar-Baby kommt ins Internet - und sein Markt wandelt sich

Dritter Teil: Der Wandel der Sugar-Beziehungen im Internet

Im Internet liegen Fakten und Illusionen nahe beieinander. Bei den Sugar-Beziehungen, von denen zuvor die Rede war, begaben sich die Frauen auf bestimmte Partys oder besuchte einschlägige Lokale, um Sugar-Beziehungen einzugehen. Es galt ja, sich als „exklusive Geliebte“ zu vermarkten, mit der man eine längerfristige, beziehungsähnliche Zweisamkeit auf sexueller Basis beginnen konnte.

Die neuen Marktgesetze führten zum Preis- und Wertverfall

Doch mit dem Internet wurde alles anders: Die Damen waren nun keine naiven jungen Frauen mehr, die vom Reichtum geblendet waren. Sie hatten klare Vorstellungen davon, dass sie eine „Geliebte“ sein würden und dass darauf das gesamte „Arrangement“ beruhen würde. Was sie nicht wussten, war der Wandel, der damit einherging, dass sie sich gewissermaßen „öffentlich“ anboten.

Wir müssen nun vom „Markt“ reden, und auf genau diesem Markt ist die Nachfrage nach wirklich langfristigen „Arrangements“ knapp. Denn die Herren, die wirklich wohlhabend und zugleich großzügig genug waren, verließen sich nach wie vor lieber auf diskrete Empfehlungen. Wenn die Nachfrage knapp, das Angebot aber groß ist, verfällt der Preis – das ist ein Marktgesetz. Und genau so kam es: Das Prinzip von Angebot und Nachfrage funktionierte auf den „neuen“ Plattformen nicht mehr.

Schmutzige Erlebnisse, schlechte Erfahrungen

Der Rest ist eine Geschichte, die nicht gerne erzählt wird. Denn der Mangel an wirklich reichen Liebhabern und das Überangebot an Frauen, die nach „finanzieller Unterstützung“ suchten, führte zu einem Rückgang der Exklusivität. Das ist vornehm ausgedrückt und muss eigentlich heißen: Um ausschließlich von Männern leben zu können, benötigte man mehrere Quellen – sprich: eine gewisse Anzahl von Liebhabern. Und zudem kam und kommt es dadurch zu „Einzelbegegnungen“, die oft unter schrecklichen Bedingungen stattfinden. Kurz: Männer verhalten sich wie Freier, und manche Frauen beklagen sich, wie Huren behandelt zu werden. (3)

Neu ist vor allem, dass die Dinge beim Namen genannt werden. Beispielsweise hier:

(Frauen können …) eine Form der Prostitution betreiben, ohne mit dem klassischen Milieu der Prostitution in Berührung zu kommen. Das Ganze hat einen schöner klingenden Namen, nämlich Sugardaddy und Sugarbabe, und man kann sich schönreden, dass man die Männer selbst aussucht…“.

Ähnlich deutlich wird man an anderer Stelle, wie hier im Herrenmagazin GQ (2):

Ein Sugar Daddy sucht in der Tat nach Sex. Und da er dafür (nicht nur gelegentlich) bezahlt, ist er besonders "motiviert", seinen Wünschen nachzugeben, im Sinne von Quantität und Qualität - übersetzt: schöne junge Mädchen, die bereit sind, spezielle Wünsche zu erfüllen.
Ein Sugar Baby hingegen ist ein junges (manchmal bedürftiges) Mädchen, das sich mit teuren Geschenken für ihre Gesellschaft (auch im Bett) entlohnen lässt … (und) weder sie noch die Sugar Girls glauben oder geben zu, dass Sugar Dating streng genommen eine Form der Prostitution und Ausbeutung ist.

Das Ende des Sugar Babys?

War das Sugarbaby damit endgültig „vom Tisch“? Nein, nicht wirklich. Die Illusionen blieben, ebenso wie der Drang mancher Männer nach einer deutlich jüngeren Geliebten. Aber seit „Sugar Babys“ sozusagen „online verfügbar“ sind, ist die Exklusivität verloren gegangen. Und damit auch die Hoffnung, einen einzigen „Sugardaddy“ lange genug „bei der Stange“ halten zu können, um ein kleines Vermögen anzusammeln und es sozusagen „ins Zivilleben“ hinüberzuretten.

Eine letzte Betrachtung haben wird der Zukunft der Sugar-Beziehungen gewidmet. Wie passt eigentlich eine Sugar-Beziehung in eine Zeit, in der Frauen über hohe Einkünfte verfügen und die Gleichheit der Geschlechter als selbstverständlich vorausgesetzt wird?

(1) Grauzone anhand eines neuen Falles (21. JH).
(2) Ebenfalls aus dem 21 JH: GQ.
(3) VICE über die Londoner Sugar Baby Szene.

Dreier einst und jetzt – von Paaren, Einhörnern und Cuckqueans

Fluide Sexualität, Einhörner und Paare
Nur sehr selten werdet ihr lesen, dass es beim Dreier um ein soziales Experiment geht. Aber das ist die Realität.

Beginnen wir noch einmal bei den Wurzeln:

- Sex alleine ist schön – man weiß, was geschieht und hat das Verfahren völlig im Griff.
- Sex zu zweit hat den Vorteil, dass die lustvolle Überraschung dazu kommt: Partner(in) Nummer zwei reagiert spontan, die Gefühle werden dadurch deutlich intensiver und sind weniger planbar. Eine Weile ist das unglaublich interessant, dann ebbt die Lust ab. Manchmal kommen Frauen und Männer dann auf die Idee, wie es wohl mit anderen sein könnte.
- Manche „gehen fremd“, andere suchen sich Mitspieler(innen) aus dem professionellen Bereich. Beides ist verpönt, kann aber oft geheim gehalten werden.
- Schließlich kommen Paare auf den Gedanken, einen Dritten oder eine Dritte einzubinden. Auch Partnertausch mit einem anderen Ehepaar wird gelegentlich erwogen.


Soweit die Theorie. Dabei sind wir von einem durch und durch heterosexuellen Menschen ausgegangen – oder eben einem Hetero-Paar. Ein solches Paar besteht ja nicht nur aus zwei Personen, sondern bildet auch eine soziale und emotionale Einheit. Beide kennen den Körper des jeweils anderen intim und kann vieles vorausahnen, was der andere (die andere) tun wird. Das Paar fühlt sich also hinreichend sicher.

Wer sucht wen?

Paare, die Einzelpersonen suchen, sind normalerweise in der Mehrheit. Sie bilden eine soziale Einheit, sind aber zugleich in ein „völlig normaler Teil“ einer anderen sozialen Gruppe. Sie teilen also in erster Linie Interessen und sicher auch Gefühle miteinander, haben aber auch andere Bindungen – an Verwandte, Freunde, Kollegen und andere Menschen, die sie aus Freizeitinteressen kennen. Sie alle gehören zum offenkundigen Teil ihres sozialen Netzwerkes.

Wen sucht ein Paar – zwei Möglichkeiten plus ein Extra

Wenn sie eine dritte Person für sexuelle Aktivitäten suchen, zählt diese nicht zu den Menschen, die sie sozial „vorzeigen“ wollen. Sie rangiert auf einer Stufe, die zwischen „Dienstleistungen“ und „alterativen Lebensformen“ zu suchen ist. Im Allgemeinen ist eine Person, die gewisse Lüste des Paares erfüllen soll und dafür eine sinnliche, sexuelle, mentale oder auch geldliche Zuwendung erhält. Zumeist wird eine gewisse Bi-Neigung erwartet, mindestens aber die Freude am Sex zu dritt oder an Rollenspielen. Ist die Person eine Frau, die sich nicht bezahlen lässt, sondern eine Erfüllung im Dreier sieht, so spricht man von einem „Einhorn“.
Frauen wurden aus zwei Gründen gesucht: Einmal, weil der männliche Teil des Paares nach Abwechslung suchte – oder weil der weibliche Teil gerne dir „fluide Sexualität“ der Dreier kennenlernen würde. Ein weiterer (seltenerer) Grund wäre eine „Cuckquean“. Dann wäre sie zunächst eine lustvolle Zuschauerin, wenn sich ihr Partner mit dem „Einhorn“ vergnügt. Später sind alle anderen Varianten möglich. Der Ausdruck „Cuckquean“ war noch nicht geläufig, und überhaupt war diese „höchst exklusive“ Form eines „arrangierten Ehebruchs zu dritt“ auf die „besten Kreise“ reduziert.

Wann wurden damals Männer gesucht? Zunächst, wenn sich ein verheirateter Mann seine „fluiden“ homosexuellen Vorstellungen erfüllen wollte, diese Erfahrung aber „gedeckelt“ werden soll. Dann, wenn die Frau sexuelle Abwechslung suchte, oder wenn der Mann als „Cuckold“ gilt – also als ein Mann, der zusehen will, wie ein anderer Mann sich mit „seiner“ Frau vergnügt. „Spiele zu viert“ haben sich nach einem gewissen Boom als „zu kompliziert“ erwiesen, standen aber in den 1960er-Jahren besonders hoch im Kurs. Man nannte sie „Partnertausch“. „Getauscht“ wurden dabei zumeist die Frauen – der Tausch der Männer durch Frauen stand selten zur Debatte, und Fluidität war auf keinen Fall im „Tauschhandel“ enthalten.

Wenn Einzelpersonen suchen ...

Solo-Personen, die Sex mit Paaren suchten, waren zu allen Zeiten seltener, besonders, weil der Vorwurf der Prostitution erhoben werden konnte. Aber auch, weil dabei eindeutiger gleichgeschlechtliche Kontakte vermutet wurden. Gegen 1980 wurde gerade mal eine einzige paar-suchende Frau in 100 Inseraten gefunden, während die Männer immerhin zu 21 Prozent dabei waren.

Wer eine bereitwillige Person (männlich) gefunden hatte, egal zu welchem Zweck, bezeichnete sie meist als den „Hausfreund“, doch die Bezeichnung galt auch für den „Liebhaber mit Duldung des Partners“, der die Liebesdienste meist in Abwesenheit des Hausherrn ausführte. (Im Gegensatz zum „Freund des Hauses“, also einfach einer ledigen Person, zu der normale soziale Kontakte gepflegt wurden).

Die neue Lust am frivolen Spiel

Was sich heute daran verändert hat, ist vor allem die offen gelebte „fluide Sexualität“. Das Wort bedeutet, weder ausschließlich hetero- noch homosexuell zu sein. Auch das Etikett „Bisexuell“ vermeiden viele Angehörige dieser Gruppe. Das heißt, dass sich immer mehr Frauen und Männer ihre sinnlichen Lüste erfüllen lassen wollen – gleich, ob von einem Mann oder einer Frau. Man könnte dies als „Abenteuer, in die Lust einzutauchen“ bezeichnen.

Und mit diesem Satz sind wir nun in der Jetztzeit angekommen. Die Schwelle zum Dreier wird geringer, weil es mehr und mehr um neue sinnliche sexuelle Erfahrungen beim Dreier geht. Und wir werden mehr und mehr mit dem Phänomen sogenannter „Einhörner“ konfrontiert. Das sind meist junge, neugierige Frauen, die bei einem Paar die Schärfung ihrer Lüste suchen.

Einhörner sind weiterhin rar

Allerdings ist etwas noch so wie vor 50 Jahren: Einhörner sind rar. Manche sprechen schon davon, dass sie gejagt werden, was schwierig ist, wie sie im Grunde scheu sind. Und wie so oft, wenn die Nachfrage groß ist und das Angebot klein, besetzten „Escorts“ das Terrain.

Und die Paare? Eine Escort-Frau zu engagieren, gilt einerseits als ethisch inkorrekt, andererseits sogar als sozial völlig inakzeptabel. Also sagen sich viele Paare, dass es auf keinen Fall infrage kommt, Geld für „so etwas“ zu bezahlen. Für andere ist es völlig inakzeptabel, das „Bett mit einer Hure zu teilen“ – allein der Gedanke befremdet die meisten Frauen. Also wird oft in sozialen Netzwerken oder auf Apps gesucht. In Kurzgeschichten hingegen ist es meist eine Frau oder ein Mann aus dem Bekanntenkreis – dann können wird davon ausgehen, dass sie Geschichte von einem Mann stammt. Frauen sind deutlich empfindsamer, wenn es darum geht, Bekannte oder gar Freunde „einzuspannen“.

Die soziale Ethik des Dreiers

Nun sind wir also bei der Moral angekommen – bei der Ethik des Dreiers, sozusagen. Und eigentlich müssten wir jetzt über Wertschätzung sprechen. Denn die Dritte, sei sie auch moralisch tadelsfrei und ein Einhorn aus Überzeugung, wird auch nicht völlig gleich behandelt, sondern wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Es dient dazu,, Paaren wundervolle Lüste zu bereiten – und das war es. Reicht es dann zu sagen: Sie wollte es doch so?

Abwertungen durch Paare

Immer, wenn sich jemand für etwas „hergibt“, steht er oder sie im Zwielicht. Und dies umso mehr, als die „gute Gesellschaft“ sich dafür schämt, mit „solchen Menschen“ in Kontakt zu stehen. Tut er/sie es aus „sexuellem Altruismus“ oder schenkt er oder sie großzügig sexuelle Lust, dann wird diese Person abgestempelt und entwertet. „Auf Augenhöhe“ gelangt sie nie, weil ihr kein Zugang zu den „üblichen sozialen Kreisen“ gewährt wird.

Wie die „Einhörner“ dies selber sehen, haben wir teilweise in Erfahrung bringen können. Von den jungen Männern hörten wir hingegen noch nichts.

Zum Weiterlesen empfehle ich das GQ-Magazin. Für diesen Artikel wurden mehrere alte und neue Quellen benutzt, unter anderem das Buch "Nur ernstgemeinte Zuschriften erbeten", aus dem die statistischen Erhebungen stammen.(Düsseldorf 1982) Bild: Liebesverlag-Archiv


Wie die Pornografie in einer Zeit der Prüderie entstand

Aber bitte mit Hut ... Szenenfoto aus einem Film (mod)
Es gibt zahllose Erklärungen für „obszöne Literatur“, die man später als „pornografisch“ bezeichnete. Ziemlich verbürgt ist allerdings, dass die heute Form der erotischen Schriftstellerei inklusive der bildlichen Darstellungen, stark vom viktorianischen England geprägt wurde.

Wie dies sein konnte, ist vielfach beschreiben worden, zuletzt kenntnisreich und wissenschaftlich fundiert in „The Origins of Sex“.

Die Geburt der modernen obszönen Schriften

Wundert ihr euch, dass ausgerechnet das „prüde“ viktorianische England den Trend zur Pornografie hervorbrachte? Betrachten wir die „offizielle Leseweise“, so war die Sprache damals frei von Obszönitäten. Die „wohlanständigen Kreise“ hielten eine Fassade aufrecht: Man sprach nicht über sexuelle Dinge oder verschleierte sie so weit, dass die Begriffe „harmlos“ klangen. Gleichwohl wussten insbesondere die britischen Gentlemen, dass es noch eine andere Welt gab. Dazu gehörten Huren, Mätressen, Edelbordelle, speziell für die Lüste gegründete Spezialklubs (1) und die berüchtigten Flagellationsbordelle.

Eine Frau nackt zu sehen - eine kostspielige Angelegenheit

Wer diese Orte nicht besuchen konnte, hatte „schlechte Karten“. Junge Männer bekamen kaum eine Dame nackt zu sehen, und sie fantasierten eher über die Beine als über Brüste, Gesäße oder das, was im Schritt verborgen lag. Allein den mysteriösen Ort der Lust zu erwähnen, war kaum möglich – und seine Beschaffenheit zu untersuchen oder gar den Versuch des „Gamahuche“ (2) zu unternehmen, war ein Privileg der Männer, die für die Lusterfüllung bezahlen konnten.

Warum die englischen Damen ebenfalls Interesse zeigten

Nun wird auch klar, warum nicht nur die Gentlemen, sondern auch die Ladys Interesse an geschriebener Erotik hatten. Tatsache ist, dass sie überwiegend als „uninteressiert“ an Sex galten – was nicht zutreffen musste, aber die Erwartungen der Gesellschaft gingen in diese Richtung. Die Frau in den erotischen Schriften indessen genoss die Freiheit des sinnlichen Abenteuers, auch wenn es gefährlich war – solange es nicht nachhaltig schadete. Der Begriff „entwürdigend“, der heute dafür gebraucht wird, entspricht eher einer Einstellung des 21. Jahrhunderts. Die Frauenbilder, die in der erotischen Literatur entworfen wurden, waren anders … und natürlich waren sie nicht „realistisch“. Wer hätte dies erwartet?

In einem Lexikonbeitrag heißt es (3):

Erotische Handlungsstränge (in Büchern) versuchten, die (gesellschaftlich erwünschten) Erwartungen zu zerstören, indem sie Frauen zu … Prostituierten und Ehebrecherinnen machten. … Frauen waren ein Symbol für Laster und Versuchung … und Männer galten als Opfer der weiblichen Verführerin.

Das klingt negativ. Doch es ist zugleich eine Tür zum Abenteuer – und wie sich zeigte, lasen gebildete Frauen alsbald solche Bücher, soweit sie ihnen zugänglich waren. Manche, so hieß es, ließen sich diese durch ihre Dienstmägde besorgen, während andere sie durchaus in der zweiten Reihe in dem Regalen der häuslichen Bibliothek fanden.

Ein Problem, das heute wieder in erheblichem Maße diskutiert wird, ist die Darstellung der Frau als „Sexualobjekt“. Dies war in der viktorianischen Zeit nicht anders. In besagtem Lexikon heißt es abermals (3):

Frauen wurden zunehmend in Bezug auf Weiblichkeit, Unterordnung und als Objekt sexueller Begierde definiert.

Um den gewünschten Effekt zu erreichen, mussten „Frauen aus dem realistischen Umfeld“ in die Rolle der „sexuellen Objekte“ gebracht werden: vorzugsweise Hauspersonal, Cousinen, Witwen oder ledig gebliebene Frauen. Meist war es der zufällige Blick auf den nackten Körper, der als Auslöser verwendet wird … und dann kam es darauf an, wie durchtrieben der Mann oder die Frau war, die in der Erzählung als Held oder Heroine vorgeführt wird.

Nicht nur die Frau wird "vorgeführt"

Und dann? Dann passierten all diese aufregenden Dinge. Zwischen Frau und Mann, aber auch zwischen Frau und Frau und andeutungsweise auch zwischen Mann und Mann. Die Gouvernante als Verführerin des jungen Mannes, die Dame aus gutem Hause als Verführerin unbefangener junger Frauen. Und natürlich auch sehr häufig der Mann als skrupelloser Verführer – kein Zweifel. Mit alldem, was ihr so gehört habt …

Auch das Vergnügen der Frauen wurde gezeigt

Vieles, was in den Lexika des 21. Jahrhundert steht, ist nicht ganz korrekt. Das lustvolle weibliche Vergnügen blieb nicht auf der Strecke – es wurde lediglich in einen neuen Zusammenhang gestellt. Die sinnliche Lust unter Frauen, der Cunnilingus, die Dreier und der Sex vor Zuschauern waren sehr beliebt und wurden in Fotos wie in Büchern „unter der Hand“ weit verbreitet. Und auch die Grausamkeit ging manchmal von Frauen aus – und nach solchem Lesestoff gierten Frauen wie Männer jener Zeit.

Sicher - die Schilderungen waren heftig. Zum Teil so heftig, dass sie uns bis heute befremden. Aber das gehörte zum „Nervenkitzel“ – wie im Detektivroman oder dem Vampirfilm.


(1) "The Origins of Sex", London 2012
(2) In zahlreichen Romanen verwendete Umschreibung für den Cunnilingus
(3) Lexikon: Wikipedia (englisch)
Weitere Quellen: Fotos sowie Schriften aus der Epoche - meist in englischer Sprache verfasst, VICE ist in diesem Punkt "NSFW", udn wurde daher nicht verlinkt.

Die frivole Lust, in einer erotischen Rolle aufzugehen

Stets zu Diensten? Im Rollenspiel geht vieles, was im wahren Leben nicht geht ...
Warst du irgendwann einmal ein Laienspieler? Oder hast du in einem Verhaltenstraining einmal eine Rolle angenommen?

Wenn du wirklich überzeugen gespielt hast, dann bist du nach und nach „eins mit der Rolle geworden“. Zu deiner Überraschung hats du vielleicht festgestellt, dass dir diese Rolle nicht einmal behagte – sie wurde einfach ausgelost. Und dennoch hattest du sie nach einiger Zeit so im Griff, dass du tatsächlich gegen deine Überzeugungen geredet und gehandelt hast.

All diese Erfahrungen können dir Helfen, erotische Rollenspiele zu zelebrieren. Kürzlich las ich in einem Blog:

Wenn du dich entscheidest, eine frivole Szene mit deinem Partner zu spielen, ist es immer eine gute Idee, sich vollständig daraus einzulassen. Wenn du es tust, vergisst du deine Überzeugungen, wie auch diene Vorurteile, solange du spielst.

Du musst also im Spiel nicht bleiben, was du bist. Es gibt durchaus Frauen, die extrem feministische Gedanken verbreiten, aber in manchen Momenten danach lechzen, erniedrigt zu werden. Meist schämen sie sich dafür – aber es ist ziemlich normal, wenn intelligente Menschen mit festen Überzeugungen auch mal „loslassen“ wollen. Wir sollten dabei bedenken, dass es anstrengend ist, dauernd unser Selbstbewusstsein oder unsere Überzeugung vor uns herzutragen. Das ist bei Männern ähnlich, die über große Organisationen herrschen. Macht kann ganz hübsch sein, aber auch eine unendliche Belastung, aus der mancher Mann einen Ausweg sucht.

Es kann sein, dass du dich bei einigen erotischen Rollenspielen nicht „wiederfindest“. Viele Frauen finden es völlig unmöglich, eine Stripperin oder gar eine Hure zu spielen, weil sie diese Rolle absolut missbilligen. Für sie ist die dominante Rolle möglicherweise der bessere Weg in erfüllende Rollenspiele. Tatsächlich werden „strenge Lehrerinnen“, „resolute Oberschwestern“ oder „unerbittliche Erzieherinnen“ oft gewünscht.

Erstaunliche viele gute Spielerinnen können und wollen „Switcher“ sein – also zwischen Dominanz und Unterwerfung abwechseln. Ist es die Freude am Spiel? Kann jemand beide Rollen lieben?

Es scheint so, als ob die Freude am frivolen Spiel wichtiger ist als die Rolle, die jemand einnimmt. Eine Schauspielerin würde vielleicht sagen: „Sie sollen alle denken, was ich nicht bin.“ Und eine wirkliche engagierte Rollenspielerin ist in der Lage, ihren Partner tatsächlich mental zu verführen. Er soll sein dürfen, was er nicht ist, und dies, wenn es sein kann, mit der gleichen Hingabe.