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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Hindert fehlende Kohle junge Leute an der Liebe?

Seht - ein Kaninchen entspringt dem Zauberhut!
Gegenwärtig kann ich gar nicht so viel Satire schreiben, wie mir die Presse Anlässe gibt. Wobei ich den Artikel von Jessica Wagener auf „ze-tt“ noch ganz versöhnlich fand.

Wie so oft bezieht man sich bei ze-tt auf eine Studie - erstellt von der Match-Gruppe. Ich muss zugeben, dass sie „bedingt aufschlussreich“ ist, aber nicht sonderlich spektakulär. Doch was kommt plötzlich aus dem Zauberhut heraus, wenn man in Deutschland eine US-Studie liest? Dies:

Keine Kohle, keine Liebe – eine Untersuchung zeigt, dass Millennials nicht genug Geld fürs Dating haben und sich deshalb zurückhalten.

Na schön -also, ich musste lange suchen, bevor ich in dem Bericht von Match (auch: SinglesInAmerica) diesen Satz finden konnte:

Ein Drittel der jungen Singles gaben an, dass ihre finanzielle Situation sie davon abhalten würde, der Liebe nachzujagen.
Das Karnickel aus dem Hut und die Wahrheit

Nachdem das Karnickel aus dem Hut herausgesprungen war, las ich jedoch noch einige interessante Antworten, die aus der Studie hervorgingen.

Unter dem Stichwort „Langsame Liebe“ fand ich nämlich nicht nur den Satz mit den Kosten, sondern auch, man müsse erst zu sich selbst finden, bevor man mit der Suche nach Liebe begänne. Wie tugendhaft - erstaunlicherweise hatten die Y- und Z-Generation dennoch „im Schnitt fünf Dates pro Jahr“ - in den USA, versteht sich. Überhaupt, so lesen wir in der Studie, seien beide Generationen überaus optimistisch, einen Partner zu finden. Da sind wir aber froh, wenn die fehlende Kohle sie nicht daran hindert.

#Me-Too beeindruckt US-amerikanische Männer sehr

Interessant ist, wie intensiv die #MeToo-Bewegung auf männliche US-Amerikaner eingewirkt hat, allerdings nicht auf alle Generationen gleichmäßig. So wird berichtet, dass 34 Prozent der Männer bei Dates „zurückhaltender“ sein würden, wobei die gegenwärtige Y-Generation davon besonders beeindruckt war - die Männer der Z-Generation hingegen messen der #MeeToo-Bewegung keine so große Bedeutung mehr zu.

Dies könnte unter anderem daran liegen, dass in der neuen Generation inzwischen die jungen Frauen zunehmend die Initiative für den Verlauf der Dates übernehmen.

Mehr lesen im Original

Wer mag und will, kann hier mehr lesen - für Deutschland habe ich nicht viel aus der Studie entnehmen können. Nach meiner Überzeugung haben wir in Deutschland heute ein viel solideres Verhältnis zu Begegnungen zwischen den Geschlechtern, weil wir gar keine altbackene Dating-Kultur überwinden müssen - wir hatten nie eine.

Und - so eine richtige Satire wurde auch nicht aus diesem Artikel.

Die männliche Sexualität – lauter Schrott in Wissenschaft und Medien

Gegensätze vermarkten sich besser als Gemeinsamkeiten
Wenn ich mal eine Prognose wagen darf: Nach den Vorgängen, die man unter dem Begriff #MeToo zusammenfassen kann, wird es bald etliche sogenannte „Studien“ zur männlichen Sexualität geben. Ja, sie werden sogar heiß erwartet, besonders von Journalisten, die ganz begierig darauf sind, daraus zu zitieren.

Prädikat ungenügend: die Forschung „am Weibe“

Vorsicht, meinen Damen und Herren Sozial- und Genderforscher! Ihr habt im vorigen Jahrhundert nahezu jede Behauptung über Frauen aufgestellt, widerrufen, neue Behauptungen in die Welt gesetzt und auch diese wieder radiert. Es ist ja noch nicht so lange her, dass der wissenschaftliche hochgelobte Psychiater Richard von Krafft-Ebing (1) behauptete, „das Weib verhalte sich passiv“ und „sein sinnliches Verlangen ist ein Geringes.“ Der Arzt und hochgelobte „Vater der Psychoanalyse“, Sigmund Freud, dichtete den Frauen allerlei Neurosen an, allen voran den Penis-Neid und der unsägliche Psychiater und Mystiker Carl Gustav Jung glaubte fest an „das Weibliche“ als feste Größe der Psyche. Die Krönung dieser Aussagen reicht noch weit bis zum Anfang des neuen Jahrtausends, als mehrere Autorinnen behaupteten, das weibliche Gehirn funktioniere „grundlegend anders“ als das männliche.

Die Akademisierung: das andere Gehirn

Letzteres ist besonders amüsant, weil kein Wissenschaftler, sei, er nun Psychiater, Psychologe oder Genderforscher, wirklich weiß, wie das Gehirn „funktioniert“. Die Annahmen, die in entsprechenden Büchern veröffentlicht wurden, sind zwar nicht haltlos, beruhen aber im Wesentlichen auf die Funktion von Botenstoffen, die unsere Antriebe und Emotionen steuern. Welche Unterschiede im Handeln daraus tatsächlich resultieren und wie sich die Kultur und das Lernen auswirkt, blieben weitgehend unberücksichtigt. Und was noch schwerer wiegt: Behauptungen über die konkreten Funktionen des Gehirns lassen sich beliebig aufstellen, weil die „Kybernetik des Gehirns“ tatsächlich erst im Kontakt mit der Umwelt zu wirken beginnt. Einfacher: Erst wenn wir in Kontakt mit der Umwelt, auch der sexuellen Umwelt, treten, hat unser Gehirn die Chance, sich zu vervollkommnen.

Nun also ist der Mann dran. Sein Gehirn, das angeblich überwiegend von aggressiven Botenstoffen gelenkt wird, sein Lernen, das von der Männergesellschaft und ihren Ritualen fehlgeleitet wird –wir kennen das längst. Oder „in der Mächtigkeit sexueller Bedürfnisse liegt die Schwäche des Mannes dem Weibe gegenüber.“ Stammt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, wird aber auch heute noch heftig nachgeplappert.

Offenkundige Männer-Sexualität für schwach Belichtete

Oh ja – männliche Sexualität galt und gilt noch als „offenkundig“, als „transparent“ oder als „simpel“.

Männer hatten keine Schwierigkeiten, sexuelle Freuden zu erlangen, sie hatten nur Schwierigkeiten damit, ihren sexuellen Impulsen zu widerstehen oder sie nicht in krankhafte Wege abgleiten zu lassen.


So wird es in einem recht neuen Buch (2) beschreiben, das unter anderem die Verhältnisse um 1904 darlegt. Es könnte aber auch 2004 oder gestern Abend so behauptet worden sein.

Gegensätze werden bewusst hervorgehoben und verbreitet

Das alles klingt sehr danach, als ob wir alles über „männliche Sexualität“ wüssten – und wenn wir dabei noch genauer hinsehen, dann wird sie beinahe überall als „Gegensatz“ zur weiblichen Sexualität beschrieben – die ja so „ganz anders“ sein soll. Es scheint, als würden „Wissenschaftler“ gar nicht daran arbeiten, wie ein Mann denkt und fühlt, sondern wir sie sich sein Denken und Fühlen von dem der Frau unterscheidet.

Das scheint interessanter zu sein, denn aus dem Gegensatz ergeben sich Konflikte und Übergriffe – aus Gemeinsamkeiten würde sich Lust und Freude ergeben, was weitaus uninteressanter für das breite Publikum wäre.

Und so werden wir kaum etwas Erhellendes lesen können, solange „Männer“ als schwanzgesteuerte Ungeheuer ausgemacht werden, vor denen Frauen auf der Hut sein müssten.

Nichts Neues also. Und während Frauen sich ständig neu definieren, weil es gerade in den Zeitgeist passt, können wir Männer nicht einmal etwas „Richtiges“ tun, um uns neu zu organisieren, denn was wir auch sagen, alles wird öffentlich angefeindet oder abgewertet. Und irgendwann wird sich jeder Mann fragen: was soll’s? Wir leben schließlich nicht, um uns dem Diktat des Zeitgeistes unterzuordnen.

(1) Richard Freiherr von Krafft-Ebing: "Psychopathia Sexualis".
(2) Aus "Straight" von Hanne Blank, zitiert wird Havelock Ellis (1904).
Bild: Buchtitel, erscheinen vermutlich gegen 1920.


Top-Thema: Männliche Sexualität und Mythen - in der Liebeszeitung - wo sonst?

Wie reagiert man eigentlich auf Inquisition beim Date?

Auch die Befragung auf einem Kaffeehausstuhl kann sehr schmerzhaft sein
Wie reagiert man eigentlich auf Inquisition und andere verbale Übergriffe beim Date?

Nimmt man das Wort „Inquisition“ mal als „peinliche Befragung“, so kann uns bei einem Date wirklich passieren, dass wir uns „ausgequetscht“ fühlen.

Wir haben ja gerade gehört, dass verbale Übergriffe der Männer öffentlich angekreidet werden, sei es im #Aufschrei oder in #MeToo. Soweit der verbale Teil betroffen ist, lohnt es sich, über entsprechende Antworten nachzudenken – die Liebepur hatte darüber schon berichtet, als das Thema noch gar nicht aktuell war.

Der fatale Zwang zu antworten

Was geschieht dabei? Wir fühlen und veranlasst, auf Fragen zu antworten. Möglichst offen und präzis und dazu noch wahrheitsgemäß. In der offenen Kommunikation führt ja immer derjenige, der fragt, nicht derjenige, der antwortet. Und weil das so ist, fühlen wir einen gewissen Zwang, uns mit der Frage auseinanderzusetzen.

Müssen wir das wirklich?

Nein, wir müssen es nicht. In der New York Times war gerade ein interessanter Artikel zu lesen. Insbesondere Männer versuchten demnach, Frauen verbal zu erniedrigen oder in dien Enge zu treiben, indem sie „unverschämte“ Fragen stellten, die heftige Emotionen auslösen können.

Als Beispiel zitiere ich hier mal dies (NYT):

Er „fragt“: „Sind alle deine Kinder vom selben Vater?“
Sie „antwortet“: Fantasierst du manchmal darüber, mit verschiedenen Männern Sex zu haben?


Das Beispiel ist natürlich bereits extrem. Der erste Weg besteht in Meta-Kommunikation. Im einfachsten Fall: „Was veranlasst dich, solche eine Frage zu stellen?“ Oder, extremer, „Fühlst du dich großartiger, wenn du Frauen solche Fragen stellst?“

Der Rat, der in der NYT gegeben wird: Wenn er antwortet, dringe intensiver in ihn ein – oder mit anderen Worten: Mach in fertig, so wie er dich fertigmachen wollte. Ist nicht fein, aber oftmals die beste Lösung.

Wichtig: einen kurzen Moment Zeit gewinnen und den anderen sprachlos machen

Es ist nicht, wie viele annehmen, einfach „Schlagfertigkeit“, sondern solche Sätze (und viele andere) dienen dazu, das eigene „innere Gleichgewicht“ wiederherzustellen, während der andere (hier der Mann) noch „nach Luft schnappt“. Der Rat ist also, ihn erstmal „sprachlos“ dastehen zu lassen.

Dabei ist es nicht immer nötig, wirklich schlagfertig zu antworten oder sinnvolle Gegenfragen zu stellen. Die Antworten können pointiert, abwegig, humorvoll oder bloßstellend sein. Wer diese Technik beherrscht (oder im Notfall schnell herbeiholen kann) wird möglicherweise sogar Spaß daran haben: Wie wird er (manchmal auch sie) auf diese Provokation reagieren.

Was wir wissen, ist dies: Alles ist besser, als beleidigt zu sein. Nichts zu sagen ist nur dann eine Lösung, wenn Sie einen Menschen „mit den Augen vernichten“ können. Und nur herumzuzetern ist keine Methode, die man einem Erwachsenen anempfehlen würde.

Belästgung innerlich abwehren

Das Wichtigste ist, die Belästigung, die man „innerlich“ spürt, abzuwehren. Typisch für dümmliche Männer wäre:

Er „fragt“: „Mit wie viel Männern warst du schon im Bett?

Das ist ein der typischen Fragen, die Frauen innerlich beleidigen, obgleich die Frage an sich „neutral“ klingt. Dabei empfiehlt sich, Standardantworten darauf parat zu haben, etwa:

„Bisher waren es 99, mit dir wären es dann hundert.“
„Jedenfalls noch nie mit einem, der so blöde Fragen gestellt hat.“

Oder, nach der Empfehlung, die Sie schon oben gelesen haben:
„Sag erst mal, mit wie viel Männern du schon im Bett warst – und hat es Spaß gemacht?“

Ich kann nicht behaupten, dass Frauen frei davon sind, unverschämte oder provokative Fragen zu stellen, ja, ich denke, dass manche Frauen und Männer bei Dates Provokationen nutzen, um die Reaktion des Gegenübers festzustellen. Damit sollten wir alle leben können, aber wir können nicht damit leben, verbal an die Wand gedrückt zu werden. Und wenn wir das – ob Frau oder Mann – beherzigen und gleich zu Anfang Gegenmaßnahmen ergreifen, kann viel Zoff bei Dates vermieden werden.