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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Deine allerersten Male – große Erlebnisse oder herbe Enttäuschungen?

Die Liebeszeitung versucht von Zeit zu Zeit, neue Wege zu beschreiten und neue Autoren / Autorinnen zu gewinnen. Dazu stellen wir Themen zur Diskussion – zum Beispiel die vielen "ersten Male", die uns das Leben geschenkt hat – und wie wir damit umgegangen sind.

Das erste Mal Sex – bleibt das Handy auf Empfang?

Das „erste Mal“ nach traditioneller Art ist schon oft beschrieben worden. Möglicherweise ist dies der Grund dafür, dass kaum noch über die Gefühle geschrieben wird, die dabei entstehen. Heute behaupten viele, das „erste Mal“ wäre kein große Überraschung gewesen. So, wie meine Freundin Ulla. Sie hat sich einen Kerl ausgesucht, der bekannt dafür war, dass er wusste, was er tat. „Keine große Sache“, erzählte sie später … und das habe ich danach oft gehört. Neulich habe ich tatsächlich gelesen, dass fast 20 Prozent der Frauen ihr Mobiltelefon eingeschaltet lassen, wenn sie einen Mann an sich heranlassen. Ob sie es beim ersten Mal auch anließen? Klingt nicht sehr romantisch, ist aber auch nicht ausgeschlossen.

Über „das erste Mal oral“ wird fast nie geredet

Anders ist es beim „Oralverkehr“. Die meisten reden nicht gerne darüber, aber nahezu neun von zehn Erwachsenen träumen davon. Ein „erstes Mal oral“ gab es für mindestens die Hälfte aller Frauen und Männer, während nahezu 90 Prozent darüber heimlich fantasieren. Wie ihr sicher schon bemerkt habt, gibt kaum jemand zu, „es“ schon getan zu haben – es gilt nach wie vor als „ordinär“.

Bleiben diese anderen Sachen … bei manchen Begegnungen geht es bekanntlich gar nicht um „gewöhnliche“ Beziehungen, sondern darum, dass Wünsche erfüllt werden, die ein bisschen von der Norm abweichen. Wenn sie nicht zu heftig sind, werden sie als „Soft-SM“ oder ähnlich bezeichnet, andernfalls gerne als „Erziehung.“ Auch die Wünsche nach „Feminisierung“ oder „Pegging“ gehören dazu.

Das erste Mal anal … kein Thema für euch?

Das „erste Mal“ solche Herausforderung zu durchleben, ist etwas völlig anderes als der erste Zungenkuss, der erste Oralverkehr oder der erste „traditionell vollzogene“ Sex. Der Grund liegt in einer einfachen Formel: Je weniger Personen etwas praktizieren, umso weniger gibt es einen Austausch darüber. Du kannst also nicht einfach deinen Nachbarn fragen: „Du, wie war eigentlich bei deinem ersten Analverkehr?

Sado und Maso – das erste Mal zwischen Empörung und Begierde

Wer sinnliche Schläge austeilt oder empfängt, steht besonders oft im Zwielicht. Erotisch-masochistische Männer werden belächelt und abgewertet, während masochistische Frauen sich erklären lassen müssen, dass sie mit solchen Veranlagungen nicht als „emanzipiert“ gelten können.

Frauen, die erotisch-sadistische Tendenzen haben, werden im gewöhnlichen Leben gemieden, sind aber in bestimmten Szenen gesucht. Männer mit solchen Eigenschaften werden offiziell verachtet, über aber auf manche Frauen einen gewissen Reiz aus.

Diese Art von Beziehungen werden oft als Teile einer „Anderswelt“ angesehen, die in der Zone zwischen Grauschleier und Rotlicht angesiedelt ist. Und nirgendwo wird so viel über die Motive spekuliert, wie in diesem Bereich.

Zu welcher Welt zählst du dich? Schreibst du darüber? Hast du etwas dazu zu sagen? Willst du eventuell sogar etwas darüber veröffentlichen? Oder hast du es schon getan?

Ungewöhnliche erste Dates? Die interessieren auch andere.

Hattest du vielleicht ungewöhnliche "Erste Dates"? Wurde dir dabei etwas angeboten, was du als sonderbar oder völlig absurd erlebt hast? Die Liebeszeitung ist besonders interessiert, etwas darüber zu erfahren. Also - lüftet eure Geheimnisse - anonym oder unter einem Pseudonym.

Die Redaktion ist, wie immer, sehr gespannt auf deine Beiträge und Vorschläge.

Versuchs noch einmal – mit Gefühl

Dominanz als Sinnbild
Wenn du einige Dutzend Filme gesehen hast, in denen Frauen und Männer ihre Lüste auf ungewöhnliche Weise ausleben, dann hast du gesehen, wie ein Schritt auf den nächsten folgt. Die Einladung, das Zögern, die Entblößungen des Körpers und der Psyche, die schamvollen und erniedrigenden Szenen, bei denen du den Kopf abwendest. Oder wurdest du neugierig? Hast du jemals überlegt, etwas davon selber zu erleben?

Nach unserer Kenntnis finden sich ziemlich viele Frauen und Männer in den Szenen wohl, in denen die Figuren etwas „unsägliches“ tun. Manche treten an die Stellen der Dompteure und Dompteusen, andere schlüpfen in die Rollen der Verführten, Entehrten und Erniedrigten.

Die Wahrheit: Die Sehnsucht bleibt in uns hängen

Doch was bleibt davon hängen? Meist ein Zerrbild. Und nun kommt das Erstaunliche: Auch diese Bilder, diese Konstruktion und diese weitgehend emotionsfreien Abläufe hinterlassen Bilder, die in unseren Gehirnen etwas wachrufen. Während der Zeit, als die „Shades of Grey“ sehr berühmt waren, haben so gut wie alle erfahrenen Masochisten die Nase über den Unsinn und die Klischees gerümpft, die mit dem Buch verbreitet wurden. Dennoch haben manche Seiten die Leserinnen angeregt, sich selbst in die Rolle der Anastasia zu versetzen, um die Demütigungen und Schläge zu verinnerlichen. Das innere „Aua“ ist nicht das Gleiche wie ein tatsächlicher Schlag, und er kann heftiger ausfallen oder weniger heftig. Aber es ist ein Gefühl, bei dem sich viele Leserinnen gefragt hatten, woher es überhaupt stammt. Schließlich gab es bei den Frauen der Mittelgeneration nur noch vereinzelt „häusliche“ Schläge und zumindest offiziell keine Schläge oder Drangsalierungen in der Schule oder im Internat.

Wie du mit den "sonderbaren" Gefühlen umgehen kannst

Die Antwort ist einfach, aber unpopulär: Das Gemisch aus Angst, Scham, Lust und sinnlichen Abenteuern ist in uns allen „angelegt“. So gut wie jeder Mensch wird sich seiner Angst oder seiner Scham stellen – und wird einen Teil davon überwinden. Wenn die Sinneslust das Ziel ist, kennt die Natur keine Hemmschwellen. Sie hat schließlich die Botenstoffe in der Hand, um uns zu „verrückten“ Dingen zu verleiten. Du hast ethische oder religiöse Einwände? Selbstverständlich kannst du sie haben. Jeder von uns Menschen hat irgendwo eine Grenze – und er/sie versucht, diese so gut wie möglich einzuhalten.

Das ist alles – wirklich alles. Wir lernen nach und nach, mit unseren Gefühlen und den mehr oder weniger großen Ausschlägen nach beiden Seiten zu leben. Wir „zähmen“ sie gewissermaßen und machen Haustiere aus den wilden Bestien.

Also: Versuch es noch einmal - mit Gefühl und bei vollem Bewusstsein. Vielleicht findest du Gefallen daran – und im Grunde hast du damit dein Ziel erreicht.

Das Bild entstammt einem Zirkusplakat. Im Original liegt der Dame ein Tiger zu Füßen.

Die Lust an Schlägen und Abwertungen

Cartoon nach japanischem Vorbild - der Mann als Masochist
Zwei Fragen bewegten Forscher aus Kanada, als sie über erotischen Masochismus forschten: Erstens: „Was ist die Ursache?“ Und zweitens: „Warum tun sie es heute?

Die Ursachen für erotische Strafen aus neuer Sicht

Über die Ursache wird seit Jahrzehnten gestritten. Als der kräftige „Hinternvoll“ oder gar die extremen Züchtigungen noch üblich waren, schien die Sache klar zu sein. Hatte ein junger Mann in Schule oder Elternhaus, Erziehungsheim oder bei der „Verschickung“ noch Prügel empfangen, dann blieb da etwas zurück. Diese Annahme beruht auf den allgemeinen Theorien von Freund und anderen: Wer in der Jugend verdorben wird, der reagiert später traumatisch.

Nachdem immer weniger geprügelt, eingesperrt, gedemütigt oder abgewertet wurde, umso mehr geriet die Theorie ins Wanken – jedenfalls für junge Männer. Frauen galten als „von Natur unterwürfig“. Dennoch erhielten sie in vielen Familien noch zusätzlich Schläge - mit der flachen Hand oder dem Teppichklopfer, der früher in jedem Haushalt zur Verfügung stand. Geforscht wurde darüber nie.

Sagen wir es kurz: Die Theorien über Frauen und Männer in Verbindung mit erotischem Masochismus sind heute mehr als zweifelhaft. Kaum einer der betroffenen erotischen Masochistinnen und Masochisten fand die Gründe in den Tiefen der Jugend. Eine überwältigende Mehrheit gab zu Protokoll, dass sie den Ursprung ihrer unterwürfigen Neigungen „nicht oder kaum erklären“ konnten.

Die Neigungen - einfach so aus dem Nichts?

Über Ursachen kann man lange diskutieren. Interessanter war die Frage:

„Warum willst du jetzt solche Neigungen befriedigen?“

Dabei wurde klar: Erotische Machtspiele waren der Hauptgrund. Sie zeigen sich sowohl in emotionale Abwertungen wie auch in dem Wunsch, gezüchtigt zu werden oder selbst zu züchtigen. Etwa die Hälfte der Befragten strebten danach, Dominanz auszuüben – und eine bedeutende Minderheit (zwischen 20 und 25 Prozent) wollte sich unterwerfen.

Da Machtspiele nicht notwendigerweise körperliche Züchtigungen beinhalten, wurde der Bereich gesondert untersucht – und in der Tat ist dies nach Aussage der Forscher der zweithäufigste Grund, um M/S-Spiele einzugehen. Sexuelle Erregung war so gut wie immer dabei - sie kann sowohl eine Folge der psychischen oder gedanklichen Erregung sein wie auch eine Folge von leichten Züchtigungen. Viele Masochistinnen/Masochisten gewinnen besondere Lüste aus den Schlägen, während es anderen offenbar vor allem um die Bestrafung durch eine selbstbewusste, dominante Person geht.

Gefühle bleiben im Hintergrund

Wie bei solchen Studien üblich, wird kaum oder gar nicht untersucht, welche konkreten Gefühle die Menschen haben, die S/M praktizieren. Dies ist auch deshalb sonders schwierig, weil es sich zum großen Teil um „gemischte Gefühle“ handelt, die nur schwer zu erforschen sind.

Auch die Frage, ob Frauen wirklich eine größere Neigung zur aktiven Unterwerfung haben als Männer, bliebt bei nahezu allen Studien offen.

Was fühlt eine Frau, die mit natürlicher Dominanz ausgestattet ist und die Freude daran hat, Personen zu demütigen? Und wie ergeht es einem Mann, der im realen Leben eine Respektsperson ist, aber aus Lust und Wonne die Zehen einer fremden Frau abschleckt?

Das alles ist wenig erforscht – ebenso wie die wundersame Welt der „gemischten Gefühle“, die eine erotische Züchtigung auslöst.

Quellen: (verwirrend ausführlich) oder einfacher. Der Artikel wurde in Zusammenarbeit mit dem Blog "Realfeelings" entwickelt.

Bild: Nach einer Vorlage aus Japan in den 1960er Jahren.

Was ist dran an der viktorianischen Wollust?

Liebe mit Hut - Filmdarstellung eines viktorianischen Romans
Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Pornografie legal und sogar respektabel. Und den viktorianischen Puritanern wurde Heuchelei vorgeworfen, weil sie tagsüber die Beine ihrer Klaviere versteckten und nachts hinter den verschlossenen Türen privater Klubs unsägliche Perversionen begingen. (1)

Forscher haben festgestellt, dass schon zu Zeiten der König Viktoria etwa die Hälfte der pornografischen Schriften um „Erziehung“ ging. Ob diese Literatur ausdrücklich auf die Flagellation ausgerichtet war oder ob sie als Nebeneffekt anderer sexueller Handlungen beschrieben wurde – immer war sie allgegenwärtig.

Männer und Frauen waren gleichermaßen daran beteiligt. Die Erzieherin oder Gouvernante diente in den Romanen jener Zeit sowohl als Verführerin wie auch als Peinigerin, sodass die Plots oft auf „Küssen und Quälen“ hinausliefen.

Entgegen einiger populärer Ansichten wurden die Bücher für die Damen und Herren der Oberklasse geschrieben. Nur sie konnten sich die Bücher leisten, und nur sie entsprachen der Gesellschaft, von der in den Büchern die Rede ist.

Männer und ihr merkwürdiges Verhältnis zur Kontrolle

Erwartet wurde, dass die Männer aus der Oberschicht ihre Gefühle allzeit unter Kontrolle hielten. Dies galt nicht nur für sie selbst, sondern auch für das ganze Haus, das sie repräsentierten, also auch für ihre Ehefrau und die Dienerschaft. Diese Kontrolle gehörte zur Fassade, die die „besseren Kreise“ nach außen vorzeigten – was sie wirklich dachten und taten, war oft das Gegenteil.

Frauen - mal herrschen, dann wieder gefügig sein

Für die Frauen jener Zeit galt, dass sie zwar unterwürfig waren, aber dennoch das Haus und die Dienerschaft in der gleichen Weise führen mussten, wie es der Hausherr getan hätte. Ihre Rolle war also zwiespältig – mal hatten sie sich den Handlungen und Meinungen des Ehemannes zu unterwerfen, mal mussten sie disziplinarisch tätig werden.

Das Unsägliche - Züchtigungen und homosexeuelle Kontakte

Gemeinhin sagte man den jener Zeit nach, dass viele Männer während der Zeit, die sie in Internaten verbrachten, homosexuelle Kontakte hatten, ohne wirklich so veranlagt zu sein. Das galt zwar auch für die Schulen, in denen man die Töchter schickte – doch dort paarte sich die Sinneslust eher mit Schwärmereien. Zudem existierte ein Wort wie „Homosexualität“ noch gar nicht – also konnte man es auch nicht „sein“.

Bei den männlichen Schülern kam hinzu, dass in vielen Internaten die Körperstrafe öffentlich vollzogen wurde. Wenn sie gegen die Regeln des Schulalltags verstießen, wurden sie mit der Rute behandelt, die als „Birch“ oder „Rod“ in die Literatur einging. Die jungen Männer wurden damals über einen bestimmten Bock gelegt, den man „Pony“ oder „Horse“ nannte. Dann wurden die Hosen heruntergezogen – und sowohl die betroffenen Schüler wie auch die Zuschauer hatten ein Erlebnis, das auf viele nachhaltig wirkte.

Es heißt in einer Beschreibung (2):

Jeder Schüler, der Lust hatte, konnte kommen und zuschauen. Für viele dieser Jungen war es natürlich ein traumatisches Erlebnis, aber bei manchen jungen Männern war es ein erotisches Erlebnis besonderer Art.

Aus dieser Sicht lernten die jungen Männer also die masochistische Seite der Erotik eher kennen als den Geschlechtsakt – und für viele gehörten Erotik und Schläge seither zusammen.

Im Flagellationsbordell wurden die Wünsche wahr

Im Erwachsenenalter suchten offenbar viele von ihnen lustvoll-schmerzhafte Kontakte zu Männern, aber auch zu Frauen. Die Flagellationsbordelle schossen wie Pilze aus dem Boden, und die Besonderheit daran war, dass die Herren dort Schmerz und Geilheit in jeder beliebigen Mixtur vorfanden. Denn anders als oft geschildert, waren die meisten der Damen dort Prostituierte – und nur wenige nahmen die Position der Gouvernante ein, die für das Verbläuen des Gesäßes zuständig war.

Das Interessanteste an der Zeit: Die neue, pornografische Literatur wurde keinesfalls nur von Männern gelesen. Auch Frauen fanden sich in den Figuren der Bücher wieder – entweder, weil sie heimlich „so waren“ oder weil sie „gerne so gewesen wären“. Das gilt nicht nur für die viktorianische Zeit. Ende des 20. Jahrhunderts blühte diese Art von Erotik noch einmal auf – lange, bevor die „Shades of Grey“ Millionen von Frauen in aller Welt faszinierten.

(1) Zitat Salon (Teil 1) Das Zitat beinhaltet einen Fehler: Tischbeine und Klavierbeine zu verstecken stammt aus einer Satire.
(2) Zitat Salon

Schicke Demütigungen und die Lust an der luxuriösen Züchtigung

Unterwerfung als Spiel - Demut, Abwertung oder Genuss?
Demütig zu sein ist gut, wenn man ein Knecht oder eine Magd ist. Eine Dame von Stand oder ein entsprechender Herr kennt keine Demut, es sei denn, beide würde den Gottesdienst besuchen. Da ist die Demut obligatorisch. Wer sie dort vermissen lässt, wird des Hochmuts bezichtigt.

Beide Eigenschaften gelten indessen als nicht sonderlich positiv, denn wer sich auf die eine oder andere Seite stellt (1),

verkennt den wirkliche(n) Wert der eignen Persönlichkeit (der …) von dem Hochmütigen höher, von dem Demütigen dagegen niedriger angeschlagen wird, als er tatsächlich ist.


Wobei ich bei denjenigen bin, die gerne Personen demütigen und solchen, die gerne gedemütigt werden.

Als entsprechend „chic“ gilt derzeit, sich für kurze Zeit und in angepasster Umgebung einer möglichst herben, aber dennoch schönen Herrin zu unterwerfen, in Ausnahmefällen auch einem entsprechenden Herrn. Wobei zu erwähnen wäre, dass der Hetero-Mann es zumeist nicht als hübsch empfindet, von einem Mann gedemütigt zu werden, während die Frauen sich durchaus auch von strikten Damen erniedrigen lassen.

Doch horcht … da war noch etwas, das mich aufhorchen ließ, denn blumig ging es weiter (1):

Die Demut geht, falls die Geringschätzung seiner selbst lediglich eine Maske, der demütige Schein nur geheuchelt, in Duckmäusertum und das ihr gebührende Lob in Verurteilung über.


Übersetzt aus dem Gelehrtendeutsch des 19. Jahrhunderts bedeutet dies: Schande über alle, die Demut heucheln. Was wieder heißt: Es gab offenbar zahlreiche Personen, die sich die Maske der Demut aufsetzten.

Die Lust an der erotischen Demut - vor 1900

Damals gab es den Begriff der Rollenflexibilität noch nicht. Das heißt, du konntest nicht einfach spielen, was du wolltest. Zwar gab es auch damals schon Gouvernanten oder „Englischlehrerinnen“, die erwachsenen Herren knechteten, wenn sie gut dafür bezahlten. Dennoch galt es als ausgesprochene Perversion, sich vor einer Dame zu erniedrigen. Schließlich war es – man denke - mit Entblößungen intimer Körperteile verbunden, deren Name eine Lady niemals aussprechen würde.

Masochisten und die Demut

In moderner Sprache würde das mit dem Begriff „Masochismus“ heißen (2):

Der Masochismus beschreibt die sexuelle Präferenz, dass ein Mensch erregt bzw. befriedigt wird, indem er Schmerzen zugefügt bekommt oder erniedrigt wird, d. h., sie oder er unterwirft sich seinem Partner. Die Unterwerfung erfolgt etwa durch den Einsatz von Fesseln, Peitschen, Halsbändern und Züchtigungsinstrumenten.

Die simulierte Demut der Neuzeit

Möglicherweise ist der Masochismus ein Weg, die Demut zu simulieren – und am Ende wieder herauszukommen, ohne Schaden zu nehmen. Das Spiel mit der Demut kann jederzeit begonnen, zeitlich begrenzt und auf ein Zeichen hin wieder aufgegeben werden. Das ist ziemlich chic und verlockt manchen Mann, es zu versuchen.

(1) Meyers historisches Lexikon.
(2) Stangl, Lexikon