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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
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Baden-Württemberg: Anti-Regenbogenkampagne für wen?

Manchester - romantisch, aber hier auch "Queer"
In Baden-Württemberg soll die "Akzeptanz sexueller Vielfalt" als Ziel im Bildungsplan 2015 festgeschrieben werden. Doch das Volk mault. Warum?

Irgendwie blieb das unklar, denn angeblich sind auch die Kampagnenreiter dafür, „Homosexuelle, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle und Intersexuelle nicht zu diskriminieren.“ Was also unterscheidet sie von jenen, die über diese Lebensformen besser aufklären und eine höhere Akzeptanz erreichen wollen?

1. Risiken und Chancen – die Chancen sollen nicht genannt werden?
Ich habe es mir angesehen und kann nur sagen: völliger Unfug, der mit einigen populistischen Behauptungen gekrönt ist. Da wird davon gesprochen, dass „Angehörige der LSBTTIQ-Gruppen (schon das alleine ist ein Affront) (1) ein höheres Gesundheitsrisiko hätten, unter anderem, weil sie stärker suizidgefährdet wären.“ Ebenso wird angeführt, dass die „deutlich geringere Lebenserwartung homo- und bisexueller Männer“ sowie „das ausgeprägte Risiko psychischer Erkrankungen bei homosexuell lebenden Frauen und Männern“ ein Grund sei, diese Lebensformen nicht ausführlich zu behandeln. Wer in irgendeiner Wiese seine Sexualität in besonderer Weise auslebt und damit gegen kein Gesetz verstößt, gibt sich in erster Linie eine Chance – und Sexualität ist immer risikobehaftet, auch bei Heterosexuellen.

2. Die allgemeine Ethik verbietet angeblich die Gleichstellung.
Lebensstile sind keine Frage einer allgemeinen Ethik, sondern der Veranlagung, der Geschichte eines Menschen und letztendlich seines freien Willens. Eine „ethische Beurteilung“ der Minderheiten durch die Mehrheit fällt daher aus – und ein Verhalten, das nicht gegen Gesetze verstößt, ist immer zulässig.

3. „Geschlechtserziehung“ gehört angeblich nur zu „Bio“.

Punkt drei der Kampagnereiter ist besonders fragwürdig: Sexualerziehung gehört angeblich in den Bio-Unterricht. Wieso das so ist, wenn es doch angeblich um so großartige ethische Fragen gehen soll, sagen die Initiatoren nicht. Es dürfte jedem Lehrer, der seine Sinne beieinanderhat, klar sein, dass Jugendliche mehr über Sexualität und Lebensformen wissen wollen, als es Ihnen der Bio-Unterricht vermittelt. Oder sollten die betroffenen Lehrer etwa fürchten, mit Fragen konfrontiert zu werden, die ihnen unangenehm sind? Etwa die, warum so viele bekannte Künstler homosexuell waren? Was sagen diese Lehrer dann? Gar nichts mehr?

4. Ehe und Familie werden schon genug geschützt.
Das GG schützt Ehe und Familie in besonderer Weise. Das bedeutet aber nicht, dass dadurch die Meinungsfreiheit eingeschränkt würde. Es bedeutet auch nicht, dass alternative Lebensformen verboten wären oder das irgendjemand, der keine bürgerliche Ehe anstrebt, diskriminiert werden darf. Was die Kampagnereiter dazu schreiben, ist absolut nicht stichhaltig. Man streut dem Volk Sand in die Augen.

5. Ja, Schule ist ein Ort, an dem Homosexuelle ausgegrenzt werden.
Man könnte sagen, die Mädchen und Jungs wüssten es nicht besser, wenn sie „Schwule“ und „Lesben“ diskriminieren und diskreditieren. Aber Lehrern sollte es eigentlich auffallen – und sie sollten sich mutig dagegen wenden. Stattdessen sagen die Schulmeister „Es gibt aber keinen empirisch nachweisbaren Zusammenhang zwischen Suizidgefährdung und Diskriminierung.“ Na, schönen Dank für die Belehrung.

6. Aber ja, es gibt noch andere Mängel …
Punkt sechs der Kampagnenreiter will uns sagen, dass die Welt auch sonst nicht perfekt ist. Zitat: «Man sucht dagegen in „Verankerung der Leitprinzipien“ vergeblich nach ähnlichem Engagement in den Bereichen ethnischer Herkunft, Behinderung, Alter, Geschlecht oder Weltanschauung/Religion.» Kein Mensch bezweifelt, dass es sich dabei um wichtige Themen handelt, und es steht jedem Lehrer frei, diese Themen ausführlich zu behandeln. Es gibt Religion und Ethik und sicherlich auch manche Möglichkeit, dergleichen im Deutschunterricht oder sogar im Sportunterricht zu behandeln. Also ist dieser Punkt ein reines Ablenkungsmanöver von den eigentlichen Zielen der Kampagne.

Persönlich möchte ich dazu sagen, dass Gruppen, von der Katholischen und Evangelischen Kirche bis zu den LSBTTIQ-Gruppen, nicht gerade meine ungeteilte Sympathie genießen. Und in der Tat gibt es in diesen Gruppen Übertreibungen, wie wir sie auch aus anderen Gruppierungen mit weltanschaulichem Anspruch kennen. Weil wir gerade dabei sind: Es gibt keine Pflicht für Heteros, im „Familienverband“ Mitglied zu sein und keine Verpflichtung für Homosexuelle, einer LSBTTIQ-Gruppe anzugehören. Was zählt, ist die Lebensweise des Einzelnen.

Was ist es wirklich, was die Anti-Regenbogenkampagnetreibt? Ist es der schwäbische Pietismus? Oder der für manche verbissene Schwaben typische Generalverdacht, dass alle Sexuelle zwar sein muss, aber bitte nicht öffentlich besprochen werden darf?

Praktische Auswirkungen werden die Aktivitäten des schwäbischen Realschullehrers wohl nicht haben, der die Kampagne angezettelt hat. Dennoch wirft es ein bezeichnendes Licht auf gewisse Kreise in Schwaben, die den Zeiger der Uhr in Gegenrichtung laufen lassen wollen. Religiöse Gründe sind dabei kaum auszuschließen. Sie sollten diesen Widerspruch mit den Original-Thesen vergleichen - sie werden noch weitaus absurder begründet, als die hier geschildert werden kann.

(1) LSBTTIQ ist eine weitgehend gebräuchliche, aber auch umstrittene Bezeichnung für Interessenverbände der Homosexuellen (Männer und Frauen) Bi-sexuellen, Transsexuellen, Transgender-Menschen, Intersexuellen und sogenannten „Queeren“. Als „Angehöriger dieser Gruppe“ bezeichnet zu werden, ist abwegig, da es sich um einen Verband handelt, den nicht jeder einzelne Betroffene unterstützt.

Weitere Informationen:

DER SPIEGEL (Thema: Hetze gegen sexuelle Vielfalt)
Süddeutsche (Thema: Wider die Toleranz)
Focus: Bericht über einen Unterstützer.
Open Petition: Die Petition zur Kampagne.
Idea-Artikel: Plan und sexuelle Vielfalt.
Stellungnahme: Lsbttiq-Verband





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