Wie man in Corona-Zeiten Behauptungen aufstellt
Der Aufbau der Behauptung: Das Virus bringt uns etwas Gutes
Erster Schritt: Nenne eine Tatsache, die jeder akzeptieren wird, Zitat:
Wenn Sie Single sind und sich verabreden, stehen Sie während dieser schrecklichen Pandemie zweifellos vor besonderen Herausforderungen.
Zweiter Schritt: Der ungeheure Experte, der ich bin (nein, nicht ICH) ist im Besitz einer universellen Wahrheit (Zitat):
Aber als biologischer Anthropologe, der rund 40 Jahre lang die Liebe Liebe auf der ganzen Welt studiert hat und dazu die Vorgänge im Gehirn … (bei) dieser alten und universellen menschlichen Leidenschaft (…). habe ich erkannt, dass das Coronavirus Ihnen in gewisser Weise ein Geschenk gemacht hat.
Dritter Schritt: Im dritten Schritt stellt man Nebensachen in den Vordergrund – das spricht vor allem Menschen am, die sich ohnehin unsicher sind (Zitat)
Die Pandemie hat, selbst wenn dies vorübergeht, zwei der größten Herausforderungen des heutigen Datings gelöst: Sex und Geld.
Man kann nachlesen, wie die Autorin darauf kommt, und wird feststellen: "Alte Schule", alles etwas angejahrt, ja, beinahe schon leicht staubig. Die Mütter der heutigen Partnersuchenden, sofern sie US-Amerikanerinnen sind, werden sie ja noch verstehen.
Der Rest des Artikels besteht dann aus ein bisschen Wissenschaft, ein bisschen Forscher-Arroganz und ziemlich viel Meinungen über das, was heute stattfindet und was nach Meinung der Autorin eigentlich sein sollte.
Der Artikel endet so (letztes Zitat):
So bizarr es klingt, diese Pandemie kann zu glücklicheren und dauerhafteren Partnerschaften im Zeitalter nach Corona führen.
Reines Meinungsbild - die "Fakten" sind nur Beigaben
Als Argumente wird wieder benutzt, was auch andere „glauben“, aber nicht wissen, nämlich dass eine lange Vorbereitungszeit ohne physisches Treffen bereits zu einer starken inneren Bindung führen könnte.
Könnte. Oder auch nicht. Oder irgendetwas anderes. Ich habe meine Gründe, Dating-Experten zu misstrauen, gleich, ob sie Anthropologen, Psychologen oder Soziologen sind.
Merke: Nur Menschen, die in der aktuellen Situation Partner suchen, können wir als Experten erst nehmen. Alle anderen reden vom hohen Ross herunter. Ich bin nicht frei davon und – nun ja, auch nicht mehr ganz taufrisch. Aber ich bin immer noch ein Beobachter der „Graswurzeln“ in der Partnersuche.
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