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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Der neugierige Blick auf das lustvolle Geschehen

Der neugierige Blick auf das lustvolle Geschehen ist ein Beitrag über männliche und weibliche „virtuelle“ Voyeure
So freizügig zeigte sich die Frau nur "unter Damen" (ca. 1906)

Falls ich euch noch einmal mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert konfrontieren darf: Damals war die feine Dame von „oben bis unten“ bekleidet. Und dies buchstäblich von der Halskrause bis zu den Zehenspitzen. Entsprechend war die Literatur voll von jungen Männern, die versuchten, nackte weiblich Haut zu erspähen – und es musste durchaus nicht die nackten Brüste sein. Schon eine nackte Schulter oder ein nacktes Bein konnte den Impuls für erotische Fantasien auslösen. Nackte Brüste waren so stark tabuisiert, dass jede Fotografie davon einen Sturm der Entrüstung auslöste – und in natura gab es sie nur im Bordell zu besichtigen.

Der männliche Voyeur im Fokus

Seither hat sich in den Köpfen der Menschen etwas festgesetzt: Der „männliche Blick“ ist daraus fokussiert, Frauen mit den Augen abzutasten, auszuziehen und somit auf ihren Körper zu reduzieren.

Darüber hinaus zeigt uns die zeitgenössische Literatur, wie Männer versuchten, einen Blick auf die Körper der weiblichen Bediensteten zu erfassen, die weniger Hemmungen hatten als die feinen Damen. Und dann und wann begegnet uns ein Autor, der seine männliche Figur zusehen lässt, wie das Dienstmädchen masturbiert.

Wobei ich noch nicht einmal erwähnt haben, dass die Krönung des Zuschauens darin bestand, Menschen beim Geschlechtsakt zu beobachten. Schon kurz nach der Erfindung der Fotografie gingen solche Bilder von Hand zu Hand, und sie bildeten schon in der Anfangsphase viele Variationen des Moments an, indem die Hose heruntergezogen wurde.

Die angeblich erotisch "uninteressierte" Frau

Frauen galten bis weit ins 20. Jahrhundert hinein als völlig uninteressiert an solchen Schilderungen oder Darstellungen. Diese „Veredelungstendenz“ stammt ursprünglich aus der Welt der heterosexuellen, patriarchalisch eingestellten Männer. Eine „anständige Frau“ (1) war demnach eine Frau, die keine eigenen sexuellen Gelüste kannte und keine Neugierde auf den Sexualakt hatte. Aus diesem Grund musste sie auch keine entkleideten männlichen Körper bewundern.

Entsprach dies den Tatsachen?

Auf keinen Fall – die gebildeten Frauen, von den „höheren Töchtern“ angefangen bis zu den Besucherinnen gewöhnlicher Gymnasien, Lyzeen oder Internaten, waren sehr wohl neugierig. Wie ein Mann „beschaffen“ war, wie „es“ ging und wie die Lust mit dem Finger erzeugt werden konnte, wurde von Mund zu Mund weitergegeben und von geschickten Zeichnerinnen sogar bildlich dargestellt. Und der Nachbarsjunge oder (bei Koedukation) der Schulkamerad konnte schnell überredet werden, sich mal „zu zeigen“.

Mich wundert nicht im Geringsten, dass dies alles unter den Teppich gekehrt wurde. Die jungen Frauen jener Zeit hatten „den Schein zu wahren“. Bis weit in die 1970er-Jahre wurde „Jungfräulichkeit“ noch als „hohes Gut“ angesehen, doch noch mehr achteten Töchter und Mütter auf die „Reinheit der Gedanken“.

Späte Erkenntnisse - was Frauen erotisiert

Erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben die ersten Wissenschaftlerinnen festgestellt, dass Frauen körperlich von fast jeder sexuellen Schilderung, besonders aber von entsprechenden Filmen sexuell erregt wurden. Dabei wurde auch deutlich, dass die verbale Aussage „ich wurde nicht erregt“ und die gemessene Erregung im krassen Widerspruch zueinanderstanden. Diese Forschungen wurden von Meredith Chivers durchgeführt. Obgleich sie wissenschaftlich exakt belegt wurden, gelten die Ergebnisse, die mithilfe von Photoplethysmografie erhoben wurden, bis heute als „umstritten“. Da Fazit über Frauen war (2):

Sowohl heterosexuelle als auch homosexuelle Frauen erlebten eine starke genitale Erregung durch männliche und weibliche sexuelle Reize.

Der Hauptunterschied zu Männern war dabei, dass Männer vor allem vom anderen Geschlecht angeregt werden, wenn sie sich als heterosexuell bezeichneten, während Männer, die als Orientierung „Homosexuell“ angaben, hauptsächlich von Männern erregt wurden. (2,3)

Obgleich die biologisch-technischen Studien von Frau Chivers viel genauer sind als einschlägige Umfragen, ergab auch die bekannte kanadische Studie (4) zu sexuellen Fantasien ein ähnliches Bild.

Darin äußerten über 80 Prozent der Männer, sie träumten davon, Voyeure bei sexuellen Begegnungen unter Frauen sei. Aber immerhin über 40 Prozent der Frauen fanden diese Konstellation ähnlich erregend.

Interessant wäre auch, wie viele Frauen und Männer davon träumen, in der anderen Rolle zu sein – also gefilmt, fotografiert oder sonst wie beobachtet zu werden – wohlgemerkt, wieder nur in der Fantasie. Doch davon will ich später mehr schreiben.

Fazit: Der neugierig-lustvolle Blick ist Frauen und Männern eigen

Als Fazit hinterlasse ich: Ja, Frauen und Männer werden durch unterschiedliche erotische Eindrücke erregt. Aber fest steht auch, dass sie relativ leicht von erotischen Szenen erregt werden, auch wenn die meisten Frauen in diesem Fall nicht von „Erregung“ sprechen würden.

(1) Nach Krafft-Ebing.
(2) Die Kurzfassung der Ergebnisse hier.
(3) Anschaulicher in: "What Do Women Want" von Daniel Berger, deutsch "Die versteckte Lust der Frauen", München 2014 (4) Prozentzahlen aus der kanadischen studie: "What Exactly Is an Unusual Sexual Fantasy?"
Christian C. Joyal, PhD, Amélie Cossette, BSc, and Vanessa Lapierre, BSc, Department of Psychology, Université du Québec à Trois-Rivières, Trois-Rivières, Québec, Canada; Philippe-Pinel, Institute of Montreal, Montreal, Québec, Canada.

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