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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Künstliche Intelligenz – Gesichter und Profile vergleichen, Profile schreiben, und Antworten?

„Künstliche Intelligenz“ ist zum neuen Orakel geworden, soweit sie von Dating-Anbietern eingesetzt wird. Eines der neuesten Beispiele ist die „Übereinstimmung der Gesichter“. Nun haben inzwischen viele von euch ein Mobiltelefon, das euer Gesicht „erkennt“. Das heißt, dass euer Gesicht in Merkmale zerlegt wird, und die (hoffentlich) mithilfe einer Kamera und der entsprechenden Software wiedererkannt werden können.

Das angebliche Gleichheitsprinzip und künstliche Intelligenz

Tatsächlich wird oft behauptet, dass wir uns „an übereinstimmenden Gesichtsmerkmalen“ orientieren. Dahinter steht die „Ähnlichkeitstheorie“, die sich im deutschen Sprichwort „Gleich und gleich gesellt sich gerne“ niederschlägt. Das Problem bei dieser These ist, dass niemand genaue Daten darüber hat, worin die „Gleichheit“ oder „Ähnlichkeit“ besteht. Und darüber hinaus, ob sie beispielsweise milieubedingt ist, auf welchen Persönlichkeitsmerkmalen sie beruht oder welche anderen Merkmale zur „Gleichheit“ oder „Ähnlichkeit“ herangezogen werden könnten. Tatsächlich begibt sich die Forschung hier auf ein morastiges Gebiet, wie der Schweizer Therapeut Jürg Willi eindrucksvoll erläuterte. Er meinte, dass die Diskussion überwiegend auf einer unklaren oder falschen Fragestellung beruht.

Wenn wir einander gut verstehen, fühlen wir „gleich“

Tatsächlich könnte es sehr einfache Kriterien für die Ähnlichkeiten geben. Die wenigsten Menschen schwimmen quer durch die Sozialsysteme, um dort beliebig nach Partnern zu suchen. Vielmehr orientieren sie sich an Menschen, die sie vermutlich verstehen werden und von denen sie verstanden werden. Sie sind aus nahe liegenden Gründen „ähnlich“.

Der Mythos ähnlicher Gesichter

Bei den Gesichtern ist es so: Wir suchen überhaupt nicht nach „ähnlichen“ Gesichtern – das ist wissenschaftlicher Humbug. Vielmehr suchen wir nach Gesichtern, die uns „vertraut“ erscheinen. Das heißt, sie sind uns ähnlich, weil sie unseren Mustern von „Ähnlichkeiten“ entsprechen und nicht, weil sie tatsächlich „ähnlich sind“. Das gilt für psychische Merkmale ebenso wie für Gesichter. Falls du einen großen Freundeskreis hast oder dich in einer entsprechenden Umgebung (Großstadt) befindest, kannst du leicht den Test machen. Frage dich einfach mal, wie viel junge heterosexuelle Paare dir begegnen, deren Gesichter tatsächlich „gleich“ wirken? Allein die Annahme ist absurd – wie viele Männer gehen als „Doppelgänger“ des Aussehens von Frauen durch? Oder wir oft hat dir wirklich schon jemand gesagt: „Ach ich dachte, er wäre dein Bruder (deine Schwester)?“

KI wird gründlicher – und bleibt dennoch unzuverlässig

Kommen wir zurück zur KI: Vermutlich wird die KI in Zukunft sehr genau feststellen können, welche Gesichter ähnlich sind, weil es dafür Kriterien gibt. Allerdings ist die Mimik durchaus unterschiedlich, was auf Fotos nur selten zu erkennen ist, da diese normalerweise in ähnlichen „Fotografier-Posen“ aufgenommen werden – also alle in einem ähnlichen „Zustand“. Die Vermutung, dass identische Gesichtsmerkmale tatsächlich zu Beziehungen führen, ist nur eine Annahme – ebenso, wie es eine reine Hypothese ist, dass diese Beziehungen besonders tragfähig wären. Das wird noch deutlicher, wenn man dies simplifiziert: „Ich will doch nicht meine Schwester heiraten.“

Texte sind oft nur Schall und Rauch – über Profile und Antworten

Was die „Übereinstimmung“ in Profilen betrifft, ist die KI noch hilfloser. Sich in einem Profil exakt zu beschreiben, erfordert schon im Grunde, dass man sich „selbst kennt“ und sicher auch die Bedürfnisse, die andere erfüllen sollen. Das ist tatsächlich sehr selten der Fall. Meist werden in Profilen eher populäre, austauschbare Begriffe verwendet. Mit denen fängt die KI genau das an, was sie aussagen: Sie findet das Gemeinsame in Belanglosigkeiten – und sie kann gar nichts anders.

Einfältige KI für einfältige Partersuchende

Auf den Plattformen der Besserwisser ist allerdings längst klar: Bei den üblichen Verdächtigen wird behauptet, dass Profile, die mithilfe von KI erstellt wurden, deutlich bessere Chancen hätten. Und natürlich hätten auch entsprechende Anfragen deutlich bessere Chancen. Dabei erweist sich die KI als so einfältig, wie sie nun mal ist. Sie gibt Reiten als Hobby an, die KI schlägt ihm vor, doch mal mit ihr auszureiten.

Die Entmenschlichung durch KI beim Dating

Die Kritik an solchen Spielchen ist durchaus angebracht. Wer mithilfe von KI ein Profil erstellt, erschafft möglicherweise eine Kunstperson, die gar nicht existiert. Und die Antworten – per KI erdacht – klingen ähnlich wie von Kunstpersonen gestaltet. Was sich am Ende begegnet, ist also eine Worthülse, die auf eine andere Worthülse trifft – und wenn man Pech hat, dann handelt es sich wirklich um nicht mehr als eine Worthülse.

Sex zwischen Kunstpersonen – und doch real?

Tatsächlich hat KI bei der Partnersuche in Wahrheit nichts verloren. Echte Profile und authentische Antworten bergen zwar das Risiko des Scheiterns – aber das gehört zum Menschsein.

Verschiebung der Fakten - Sex, Personen und KI-Profile

Spinnen wir den Faden einmal weiter, so ist zweifellos ein Risiko, sich eine Beziehung zu wünschen und in einem ONS zu landen. Dahinter steht ja oft: „Wenn er (sie) aufgrund (seiner) ihrer Persönlichkeit nicht infrage kommt, kann ich immer noch schönen Sex mit ihm (ihr) haben.“ Das ist immerhin eine Entscheidung unter echten Menschen.

Wenn aber ein KI-Profil mit einem KI-Profil vögelt, und beide sich ohnehin nie als Person sehen, sondern bestenfalls als Ausdruck der nackten Begierde – wie würdest du das nennen?

Ich habe die Fakten im Beispiel bewusst auf einen ONS reduziert. Denn es ist allemal einfacher, sich für eine Nacht täuschen zu lassen oder sich selbst zu täuschen als für ein halbes Jahr. Und gerade das kann leicht passieren, wenn die Kommunikation auch nur einseitig von einem Chatbot geführt wird, der mit blumig programmierter KI Liebesschwüre ablässt.

Behauptung: Dating per Gesichtsvergleich
Mehrere, teils kontroverse Fakten zur Ähnlichkeit: Desired.
Quelle für "Profile und Antworten" (deutsch)
Englisch im Original (mashable)
Jürg Willi "Die Zweierbeziehung", Original 1975 Reinbek, zitiert aus der 6.Auflage von 2022.

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