Skip to content
 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Liebe online suchen - wie privat ist „Privat“?



Noch vor wenigen Jahren galt es als Tabu, öffentlich über die eigene Befindlichkeit zu sprechen, insbesondere aber über jene Teile, die der sozialen Umgebung nicht ganz koscher vorkamen: „Was, sie ist schon 32 und noch nicht verheiratet … das stimmt doch etwas nicht mit ihr“. Kaum jemand hätte veröffentlicht, warum er gerade auf "knackige Blondinenbrüste steht“, geschweige dann hätte ein Mädchen das Datum ihrer Entjungferung veröffentlicht – und wann man zuletzt Geschlechtsverkehr hatte und mit wem – „also, Mädchen, das gehört nun wirklich nicht an die Öffentlichkeit“, hätte man noch vor zehn Jahren gesagt.

Wenn ihr meint, das wäre auch heute noch so, dann irrt ihr. Nichts bröckelt mehr weg als die Privatheit. Den Hauptanteil haben daran derzeit sogenannte „soziale Netzwerke“ im Internet, in die viele Frauen und Männer leichtfertig Daten stellen, die niemand wissen muss, die man aber hervorragend auswerten kann: Data-Mining nennt man so etwas. Aber nicht nur sie bedrohen die Privatheit, denn Foren und Privatblogs sind ebenso gefährlich.

Viele Menschen haben noch vor fünf Jahren keine Vorstellung davon, wie Beiträge im Internet sie verfolgen würden – und sie hatten nicht einmal einen eigenen Anteil daran. Die „gute alte Tageszeitung“, die früher schon vergilbt war, wenn der neue Tag begann, entwickelte im Netz ein dauerhafteres Leben, als sich manche junge Dame wünschte. Nicht nur, dass man sich nackt für eine Herrenzeitschrift unter eigenem Namen ausgezogen hatte – das wäre möglicherweise noch untergegangen. Viel schlimmer war, dass man der Kreiszeitung ein Interview gab – jung und unbefangen, wie man war. Da heißt es dann: „Ich plane eine Model-Karriere“ oder vielleicht gar „es macht mir nichts aus, nackt vor der Kamera zu stehen“. Doch nach fünf Jahren und abgeschlossenem Betriebswirtschaftsstudium sucht man dann einen Job in einer Bank – und dem Personalchef liegend die Aktfotos bereits vor. Es soll Fälle gegeben haben, in denen jemand das Lehramt ausüben wollte und Schwierigkeiten wegen der Nacktfotos bekommen hat.

Löschungswünsche sind an der Tagesordnung

Ich rede nicht „aus der hohlen Hand“. Es vergeht kaum ein Monat, indem nicht irgendjemand mal flehentliche, mal drohende Email an die Redaktion eier der Publikationen, für die ich zuständig bin, schreibt. Dann soll zumeist der Name, ein Link oder eine Verbindung zu einem Unternehmen nicht mehr genannt werden.

Partnersuchende können jetzt bewertet werden

Auch vor der Partnersuche machen die Datenwühler nicht halt: Gerade wurde eine neue Webseite für „Singlebewertungen“ gegründet, die zwar vom ersten Tag an umstritten war, die aber auch Befürworter im Netz hat. Das Online-Dating, das gerade erste jetzt viele Befürworter gewonnen hat, reagiert empfindlich: Wenn es nicht gelingt, diese Single-Bewertungen zu verhindern, so sagen die einen, ist das Geschäftsmodell „Singlebörse“ oder „Online-Partnervermittlung“ möglicherweise im Eimer. Die anderen reagieren gelassen: Sie glauben nicht, dass dieses Modell Erfolg hat, und warten ab, bis sich die Aufregung von selber legt. Wer das Spiel gewinnt, ist noch nicht klar – nur auf beiden Seiten geht es um viel Geld.

Wenn das Internet Lecks hat, könnten Kunden abwandern

Der lachende Dritte wartet schon: Die als „altmodisch“ abgetanen Partnervermittler, die sich in den 1980er Jahren und davor nicht gerade mit Ruhm bekleckerten, haben sich inzwischen teilweise so gemausert, dass man sie wieder empfehlen kann – in den USA ist der Trend bereits deutlich zu spüren, und auch in Deutschland gibt es entsprechende Tendenzen.

Auch die „gute alte Zeitungsanzeige“, die ja auch als Internetanzeige noch existiert, könnte wieder Oberwasser bekommen. Dort ist die Chiffre-Nummer gegenwärtig nämlich noch besser geschützt als bei den Singlebörsen und Online-Partnervermittlern: Allein anhand der Nummer bekommt man keine Daten aus dem Netz.

Was folgt nun aus all dem?

Vor allem sollte man niemals über seine Liebe, seine Lust und seinen Sex im Internet schreiben und schon gar keine Kuschel-, Kuss oder gar Sexorgien veröffentlichen. Auch Nacktfotos oder sonstige Fotos, die sehr erotisch oder sexuell ansprechend sind, sollten niemals ins Netz gebracht werden – gerade dagegen wird täglich verstoßen. Wer Mitglied in einem „sozialen Netzwerke“ ist, sollte möglich wenig Daten von sich preisgebe – gerade soviel, dass ihn Freunde und Kollegen wiederfinden können, aber nicht mehr. Vorläufig, so scheint mir, drohen den Kunden von seriösen Online-Partnervermittlern noch keine Single-Bewertungen. Am meisten gefährdet sind wohl die Mitglieder kostenloser Singlebörsen, weil sich bei den meisten von ihnen jeder ungeprüft anmelden kann. Sehr delikat könnet natürlich die Frage bei Seitensprungagenturen werden – denn bei Ihnen kann die Entdeckung möglicherweise die Ehescheidung bedeuten.

Titelbild © 2006 by Foxtongue

Trackbacks

Keine Trackbacks

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

Noch keine Kommentare

Kommentar schreiben

Umschließende Sterne heben ein Wort hervor (*wort*), per _wort_ kann ein Wort unterstrichen werden.
Standard-Text Smilies wie :-) und ;-) werden zu Bildern konvertiert.

Um maschinelle und automatische Übertragung von Spamkommentaren zu verhindern, bitte die Zeichenfolge im dargestellten Bild in der Eingabemaske eintragen. Nur wenn die Zeichenfolge richtig eingegeben wurde, kann der Kommentar angenommen werden. Bitte beachten Sie, dass Ihr Browser Cookies unterstützen muss, um dieses Verfahren anzuwenden.
CAPTCHA

Formular-Optionen