Ich habe meine Gründe, mich sehr selten auf „soziale“ Medien und andere populäre Quasselbuden einzulassen – und ich bin sehr skeptisch, wenn ich Überschriften lese wie (1):
10 große Learnings, die Leute in Sachen Dating gemacht haben
Learnings sind übrigens Erfahrungen oder Erkenntnisse – dies nur so nebenbei. Und doch fand ich dann in einer verlinkten Antwort in „Reddit“ eine der seltenen, überzeugenden Stellungnahmen (2):
Gehe die Sache nicht so an, als ob du nach „dem Einen“ suchen würdest. Konzentriere dich stattdessen darauf, die Menschen auszusieben, die nicht infrage kommen. (Wenn du dich auf bestimmte Eigenschaften konzentriert), die ein perfekter Partner haben sollte, wie beispielsweise Aussehen und Karriere, sagt dies nichts darüber aus, welchen Wert diese Person für dich haben wird. Wenn du dich trotzdem auf (deine Vorstellung vom perfekten Partner) konzentrierst, wirst du wirklich eingeschränkt. Es könnte sein, dass dir dann ein paar ganz tolle Leute entgehen, die genau das sein könnten, was du wirklich brauchst.
(Der Beitrag wurde stark gekürzt. Als Folge davon mussten in der Übersetzung Teile hinzugefügt werden, um das Verständnis zu erhalten. Sie stehen in Klammern).
Ich empfehle wirklich jedem und jeder, diesem Rat zu folgen. Egal, wer es geschrieben hat und was die Person anderwärts meinte – sie traf den Nagel auf den Kopf.
Manche Psychologen wollen dir einreden, du könntest deine Partnersuche mit „Checklisten“ gestalten. Ich frage mich oft, ob sie es selber auch tun – und ob sie damit glücklich sind, falls sie es tun.
Was Fragenkataloge, (Checklisten) wirklich sind
Fangen wir mal damit an, was Checklisten eigentlich sind – nämlich Fragenkataloge, mit denen man den Istzustand feststellt. Daraufhin kann man den Sollzustand definieren, und was übrig bleibt, ist die Differenz.
Nehmen wir mal an, du hättest es für dein Leben getan (es muss sich nicht um Partnersuche handeln). Dann wirst du schnell feststellen, ob die Differenz für dich groß oder klein aussieht. Ist sie überschaubar, dann kannst du deine Bemühungen verstärken, das heißt dann Lösungen erster Ordnung. Es kann auch sein, dass du bisher etwas übersehen hast, was dich hindert. Dann bedeutet dies, dass du eine Lösung zweiter Ordnung brauchst.
Einfach ausgedrückt:
1. Eine Lösung erster Ordnung ist „mehr von dem, was du bisher schon getan hast“. Also: Mehr Anstrengungen von dir, besserer Einsatz deiner Möglichkeiten.
2. Eine Lösung zweiter Ordnung ist, etwas anderes tun als bisher, um deine Ziele zu erreichen. Das heißt, du musst die Wege verlassen, die du bisher gegangen bist, und ein neues Konzept für dich finden.
Wer ständig scheitert, versucht ständige, "mehr vom Selben" zu geben
Ich kann dir ein Geheimnis verraten: Menschen, die ständig scheitern, versuchen immer neue Lösungen erster Ordnung. Das heißt, sie strengen sich immer mehr an, bis sie sich bewusst werden, dass sie immer mehr vom Ziel abkommen.
Warum versuchen sie nicht eine ganz andere Lösung?
Es gibt drei Gründe dafür:
- Falsches Lernen. Man hat dich gelehrt, dass es nur einen Weg zum Ziel gibt – und du glaubst immer noch daran.
- Gewohnheit. Das ist der Hauptgrund, warum wir Menschen keine neuen Wege suchen: Du weißt, dass etwas nichts taugt, fürchtest aber, dass du für eine andere Lösung etwas Neues lernen müsstest.
- Selbstüberschätzung. Du glaubst, weit über dem Durchschnitt begehrenswert oder befähigt zu sein, sodass für dich nur eine „perfekte Lösung“ einen Sinn ergibt.
„Falsches lernen“
„Falsches lernen“ ist korrigierbar – und möglicherweise sogar relativ leicht. Im Grunde brauchst du nur den Entschluss, etwas völlig anderes zu probieren als zuvor. Das ist nicht schwer, wenn du deine bisherigen Verhaltensweisen beobachtest und versuchst, sein zu verändern.
Gewohnheit
Auch Gewohnheiten lassen sich verändern – dazu ist es nötig, deine Komfortzone zu verlassen. Wenn du noch jung bist, dann versuche, alle Gewohnheiten zu überprüfen, auch wenn du damit Neuland betrittst.
Selbstüberschätzung
Die Selbstüberschätzung ist ein Elend der Neuzeit. Du denkst, dass du zum oberen Drittel der Menschen gehörst, vielleicht gar zum oberen Viertel. Sehr wahrscheinlich trifft das nicht zu. Und: Die meisten Menschen, die sich selbst überschätzen, ignorieren die Wünsche anderer. Und die meisten (ja wirklich) haben keine Ahnung von den Gesetzen des Marktes.
Das Fazit – überprüfe dein Verhalten
Der erste Schritt, um etwas zu verbessern, ist etwas Bestehendes infrage zu stellen. Du kannst damit beginnen, dein Verhalten gegenüber anderen zu beobachten. Dann kannst du nach und nach ausprobieren, ob es anders besser funktionieren würde. Das ist zweifellos noch keine Lösung, es kann aber zur Lösung beitragen.
Früher gab es einmal Wundertüten, in die man ansonsten schwer verkäufliche Süßigkeiten zusammenmischte. Sozusagen „für jeden etwas“, nur wenig Qualität. Heute werden Wundertüten als „Mischungen von höchster Qualität“ angeboten – letztlich heißt das aber nur: Man weiß nicht so genau, was drin ist.
Datingtrends in Wundertüten
Das lässt sich auch für die Datingtrends sagen, die 2024 angeblich festgestellt und für 2025 vorausgesagt wurden.
Ein wenig weniger - die "Nanoships"
Der erste Trend heißt „Nanoships“ – ein „Nano“ (Elektroniker denken da vermutlich an „Nanofarad“) ist der Es ist der milliardstel Teil eines Begriffs. Da zitiere ich mal, was das für Beziehungen bedeutet (1):
„Keine Begegnung in der Liebe fühlte sich zu klein an, um eine Rolle zu spielen, „Singles finden selbst in den kleinsten Interaktionen einen Sinn – ob es nun etwas Ernstes ist oder nur zum Spaß, diese kleinen Mikromomente (2) führen zu echten Möglichkeiten.“
Das Schicksal schlägt zu - wie im Kino?
Meine Pupillen weiten sich, während ich über einen zweiten „Trend“ lese: Kis-met. Wer daraus „Schicksal“ zu lesen versteht, liegt nicht falsch. Man benötigt nur eine höchst ungewöhnliche Situation, in denen sich zwei Personen kennenlernen und die Hoffnung, dass alles ausgeht wie im Kino.
Lautstarkes Suchverhalten - Loud Looking für Goldgräberinnen?
Noch fast schockstarr über so viel Blödsinn lese ich von einem „Trend“ der eigentlich keiner ist: Hohe Ansprüche, Goldgräbermentalität, heute als „Loud Looking“ bezeichnet. Heißt: Du hast hohe Ansprüche, suchst ganz spezielle, sehr rare „Typen“ und versteifst dich darauf, dass es unbedingt „diese“ sein müssen – sonst geht nichts.
Ehrlich gesagt fand ich einen Teil davon – stark abgewandelt – in einer Frauenzeitschrift. Dort hat man einen Abschnitt aus der angeblichen „Trendanalyse“ genutzt, um schlicht dies zu sagen (3):
Also lasst uns alle das anstrengende Hin und Her im Jahr 2024 lassen und im neuen Jahr stattdessen auf „Loud Looking“, bewusste Entscheidungen und „laute“, klar kommunizierte Absichten setzen. Und ganz ehrlich? Wir feiern's total! Denn mal ehrlich? Diese ganzen Unverbindlichkeiten sind am Ende doch vor allem eines: anstrengend!
Ei potz – also keine Kis-mets und Nano-Lüste?
Da biegen sich die Zehennägel nach oben – aber Hauptsache, man „feiert“ den eigenen Anspruch. Man? Ich denke, es sind vor allem Frauen, die ihre Ansprüche „laut kommunizieren“, wobei „Kommunizieren“ hier eigentlich „einfordern“ heißen müsste.
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels wurde die Einheit "Nano" falsch bezeichnet. Ich bitte um Entschuldigung. (sehpferd)
(1) hypebae
(2) Mikro und Nano unterscheiden sich gewaltig – aber wen interessiert es schon?
(3) desired
Lange von dem „Kennenlernen“ und den Versuchen, sich einander zu nähern, erfassen Menschen die andere Person als „Gestalt“. Wir haben dies aus der Evolution mitgenommen, und es ist fest in unseren Genen verankert.
Wie Flirten beginnt - mit Begegnungen
Wir versuchen dabei, schon auf einige Entfernung Schlüsse zu ziehen – und das alles in Sekundenbruchteilen. Ist die Person freundlich oder bedrohlich? Frau oder Mann? Alt oder jung? Aufmerksam oder teilnahmslos?
Ist sie eine Person, die aus unserer Sicht begehrenswert ist, dann ergibt sich die Grundfrage: Sucht sie Partner(innen)?
Vom Auftritt der Person bis zu kleinsten Details: Flirtsignale
An dieser Stelle kommen wir zu den Flirtsignalen, die sich zunächst wieder in der „Gestalt“ zeigen – vom Auftritt über das grundsätzliche Verhalten bis zum Detail. Noch ist es nicht einmal erforderlich, dass die Flirtsignale an eine bestimmte Person gesendet werden. Offenheit reicht in der Regel, denn sie bedeutet schon, an interessanten Begebungen interessiert zu sein - mit oder ohne Flirtabsicht.
Wer mit dem Begriff der Gestalt oder dem „Auftritt“ nichts anfangen kann, kennt dennoch meist die „Details“. Neben dem Lächeln und der Sprache der Augen sind es die Bewegungen des Körpers, die weitere Botschaften aussenden.
Flirten - angeboren und erlernt
Die meisten selbstbewussten Frauen haben während ihrer Jugendjahre erlernt, ihr Flirtverhalten zu optimieren. Im Grund sind es dieselben Gesten, dien auch naive Frauen verwenden, aber sie wurden verfeinert und dabei auch kontrollierter eingesetzt. Dazu gehört der Augenkontakt, der etwas länger gehalten wird, als es üblich ist. Wird der Kopf schräg gehalten oder der Hals auf andere Weise betont, so heiß dies: „Ich zeige dir etwas von mir – findest du es interessant?“ Ganz ähnlich (und ebenso harmlos) ist es, Kleider oder Schmuckstücke zu tragen, die auf die Brüste hinweisen. All dies gilt als absolut normal. Stärkere Flirtsignale zeigen sich in den Berührungen des eigenen Körpers: Die Haarpflege ist wirksam, aber noch nicht erotisierend. Wandern die Hände jedoch an andere Stellen des Körpers, so „präsentiert“ die Frau sich sinnlich, auch wenn diese Berührungen nur angedeutet werden. Besonders intim, ja beinahe ordinär wirkt hingegen, die eignen Lippen zu berühren oder die Fingerkuppe zu lecken.
Ratschläge und Regeln enthalten oft Behauptungen
Die meisten „Regeln“ für Flirts sind in Wahrheit Annahmen oder Behauptungen. Denn welche Aktion wirklich dazu geführt hat, einen Menschen zu verlocken, ist nachträglich nicht mehr feststellbar. Der Flirt besteht aus einem Mix von vielen Signalen, die teils bewusst, teils unbewusst ausgesendet werden.
Und die „üblichen Ratschläge“? Sie funktionieren nicht. Behauptet wird beispielsweise, dass Männer innerhalb von drei Sekunden auf die Flirtsignale einer Frau reagieren müssten, um Erfolg zu haben. In Wahrheit senden flirtbereite Frauen bewusst und unbewusst eine Vielzahl von Signalen aus, von denen einige Freude, andere Sympathie und manche eben auch die gewisse „Spielbereitschaft“ ausdrücken. Denn der Flirt ist – anders als es die „Experten“ behaupten - nichts mehr als ein Versuch, sich die eigene Attraktivität von anderen bestätigen zu lassen. Das bedeutet nicht, dass die Person Single ist – und schon gar nicht, dass sie nach einer Paarung lechzt.
Dieser Artikel existiert in einer anderen Version auch im "Neuen Liebeslexikon".
Es hat mal wieder geblubbert - ein Dating-Portal will festgestellt haben, welche Trends 2015 die Renner beim Online-Dating werden. Auffällig waren für mich vor allem zwei Punkte: eine falsche verstandene Romantik und das Männer-Casting. Darunter verstehen die Befrager offenbar die Suche nach dem „richtigen“ Mann und versuchen, sein Rollenbild zu fixieren.
Romantik ist in Wahrheit der Wunsch nach Liebe
Romance – ein Dating Portal will festgestellt haben, dass Frauen mehr und mehr „romantische“ Wünsche haben. Ob das wahr ist oder nicht, entlarvt die korrekte Übersetzung – in Wahrheit streben sie nach Liebe, also nicht nach §irgendeiner Beziehung“. Behauptet wird ferner, dass sich die Liebe mehr und mehr in „nette Gesten“, in Neusprech „Mícro-Romance“ zeigt.
Männer suchen per „Casting“
Wenn euch das Wort oder der Satz merkwürdig vorkommt: Selbst die Pressemitteilung ist völlig unverständlich. Es geht darum, ob der Mann in die Rolle passt, die eine Frau von einem Mann erwartet. Und klar ist, dass es dazu einer „Ein Ordnung der Rollenfächer“ bedarf. Daher bemüht man folgendes Orakel:
(In diesem Jahr) Jahr haben wir (?) mehr über Rollenbilder und Stereotypen bei Männern gesprochen als je zuvor.
Und warum?
Mit Blick auf 2025 ist für über die Hälfte … der deutschen Frauen klar, dass sich die Diskussion über Männlichkeit weiterentwickeln muss, damit Männer endlich für sich selbst definieren können, was positive Männlichkeit für sie bedeutet.
Nun gut – falls ihr nun auch verwirrt seid (und vielleicht Frauen) … ja, all dies wurde von und für Frauen geschrieben und anhand von Stellungnahmen von Frauen festgestellt.
Sollte mal ein Mann auf die Idee kommen, Frauen-Casting für 2025 zu prognostizieren, wird ihm vermutlich ein Shitstorm drohen.
Die Zukunft ist wichtig - vorausgesetzt, sie kommt nicht knallhart auf den Tisch
Wichtiger scheint mir der Punkt zu sein, dass Frauen inzwischen mehr auf „Nachhaltigkeit“ achten. Das hängt mit den globalen Unsicherheiten zusammen, die immer wieder in dem Wunsch nach einer sicheren Zukunft deutlich werden. Deutsche Frauen übertreibe dabei offenbar ein bisschen:
Rund jede dritte der befragten deutschen Frauen, so heißt es sinngemäß, möchte beim Dating „ab sofort früher Klarheit“ über Themen wie Haushalt, Wohnen, Klimafragen und berufliche Ziele schaffen.
So wichtig dies auch sein mag: Beziehungen entwickeln sich nicht anhand eines Abgleichs von Wunschvorstellungen, sondern haben eine Eigendynamik. Womit wir eigentlich wieder bei der Frage wären: Wollen Frauen nun 2025 Liebesbeziehungen oder vorgezogene Verhandlungslösungen für Ehe und Familie?
Und in diesem Sinne … klar ändert sich immer mal wieder etwas. Aber Prognosen über Dating-Trends haben sich stets als fragwürdig erwiesen.
Die Daten entstammen verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften, die eine Pressemitteilung des Anbieters veröffentlicht haben. Nachlesen kann man sie zum Beispiel in der "Braunschweiger Zeitung" .