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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Wilde, raue Nächte

Ein Jahr voller Verücktheiten ...
Nun kommt sie wieder, die Zeit „zwischen den Tagen“. Der „alte Kalender“ ist inaktiv geworden, der „neue Kalender“ noch nicht gültig. Genau genommen ist es der Mondkalender, der jetzt dem Sonnenkalender einen Streich spielt und der nun einmal 11 Tage weniger kennt als der Sonnenkalender. Gut, es könnten auch zwölf sein, in Nächten gezählt. Jedenfalls herrscht in dieser Zeit auf Erden die „Zeit der Zeitlosigkeit“.

Diese Zeit bringt - der Mythologie folgend - allerlei Geistergestalten hervor. Sie benutzen die „Zeit der Zeitlosigkeit“ um ihren Schabernack zu treiben, aber auch, um alles zu ermöglichen, was „innerhalb der Zeit“ nicht möglich ist.

Wildes Brauchtum

Das zitiere ich mal auszugsweise (MDR):

Von diesen Tagen wird in der Mythologie angenommen, dass die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt würden und die Seelen der Verstorbenen und Geister Ausgang hätten. In einigen Gegenden heißt es sogar, die Tiere könnten in diesen Nächten sprechen. Die geistige Welt soll in den Raunächten Verbindung zur realen Welt suchen. Auch darum sollen die Träume in diesen zwölf besonderen Nächten in Erfüllung gehen. Die Bräuche selbst unterscheiden sich von Ort zu Ort, doch einige tauchen überall auf.

Die Esoteriker weisen den „12 Nächten“ ausschließlich positive Eigenschaften zu. Wir sollen die Stille suchen, zurückblicken und loslassen und Frieden schließen. Der Körper soll aktiviert werden, aber möglichst erst zum Jahreswechsel. Ja, und dann? Dann kommen die Wünsche an das neue Jahr.

Niemand käme auf die Idee, in diesen Nächsten „zu sündigen“ nicht wahr? Im Gegenteil. Das Böse wird ausgeräuchert, vorsichtshalber mit Weihrauch - man kann ja nie wissen. Und wem das nicht genug ist, der vertrieb (jedenfalls noch in den 2010er-Jahren) die bösen Geister mit ohrenbetäubendem Lärm.

Und wie war es mit Sex?

Oh, oh, ganz schlecht. Denn menschliche Raunächtler kommen immer so verkleidet, was es - in Abweichung von Friedrich Holländer - den Damen dennoch nicht verleidet, sich bedenkenlos hinzugeben.

Vielleicht sollte deswegen niemand Sex haben? Die NZZ will wissen, was zu früheren Zeiten passierte:

Anstatt sich zu lieben, solle der, der sich ein Kind wünsche, ein Zuckerstück auf die Fensterbank legen, erklärt die Religionswissenschaftlerin und Ethnologin Ursula Seghezzi. Damit werde Frau Holle angelockt, die mit den kleinen Seelen übers Land ziehe, um sie «an die Frau» zu bringen. So werden die Raunächte auch «Mutternächte» genannt.

Auch eine Methode der Zeugung - durch Mystik. Wer doch lieber bei der konventionellen Methode bleiben will, dem geben ja alle den Rat „es“ jetzt möglichst unauffällig zu tun, damit das „Böse“ gar nicht erst geweckt würde. Und damit die Laken weiß bleiben, denn die darf man während der Raunächte nicht waschen. Na schön. Also, wenn die Zeit stehen geblieben ist, und eine Frau wegen eines Zuckerstücks schwanger wird, wie soll frau dann bei der zuständigen Behörde im tatsächlich existierenden nächsten Jahr die Geburt eintragen lassen? Oder die Vaterschaft?

Der real existierende Raunachts-Sex

Also, rein statistisch kommen im September sehr, sehr viele Kinder zur Welt - die zweithöchste Anzahl des Jahres. So ganz keusch geht es also doch wohl nicht zu. Zumal, weil der Glühwein und der richtige Wein, der Schampus und weitere „geistige“ Getränke die Bereitschaft zu allererlei ehelichen und außerehelichen Kuscheleinheiten erheblich anheizten. Und im Bett ist es im Winter sowieso kuscheliger als sonst.

Oh, ich vergaß, dass die rauen Burschen der Finsternis garstig sind und böse weibliche wie männliche Gestalten durch die Winternächte reiten. Sie es auf Besen oder fliegenden Rossen. Vielleicht sind auch noch ein paar versprengte Weihnachtsgespanen dabei, weil der Herr auf dem Schlitten in irgendeinem Kamin steckengeblieben ist.

Und da fragt sich natürlich auch noch, wer den sehnsüchtig wartet, dass ihm jemand ... na ihr wisst schon. Die Sache mit der Rute ... heißt es nicht, dass die gewissen Markierungen, die eine Rute hinterlässt, am 6. Dezember wie von Zauberhand wieder verschwinden? Und wie ist das eigentlich mit den Sünden, wenn gar kein Kalender aktiv ist? Werden die dann automatisch gelöscht?

Ich sag mal so viel: Wer jetzt noch auf einen verirrten Weihnachtsmann, einen Krampus, ein Hexlein oder eine junge Frau als Lichtgestalt hofft, die Zündhölzchen verkauft, wird vermutlich leer ausgehen. Oder auf eine Betrügerin /einen Betrhger hereinfallen.

Dem Rest von euch steht die Welt wieder offen, sobald die weiblichen und männlichen Hochnasen gemerkt haben, wie besch... Die Einsamkeit ist und wie schön es ist, wenn jemand jemandem unter die Haut geht.

Hoffen wir also, dass die Raunächte doch beim Nachdenken helfen.