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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Lasst die geheimen Gelüste bitte geheim!

einen mann ausziehen und verführen? behalten sie es lieber für sich!


Die Diskussion um „realen Sex“ und „sexuelle Fantasien“ sind vor Kurzem neu ausgebrochen. Der Grund besteht darin, dass die Psychobranche mittlerweile nicht nur an unseren Hirnen herumschraubt, wenn sie dazu aufgefordert wird, sondern auch dann, wenn sie versucht, unsere Fantasien aufzubrechen. Diese Fantasien haben allerdings nicht den geringsten Krankheitswert, und dies gilt für das Individuum wie auch für die Gesellschaft. Zudem sind die Dinge, die erforscht werden, keine Fakten, sondern virtuelle Erlebnisbereiche, die sich der Bewertung entziehen. Warum etwa sollten Frauen einem Interviewer sagen, dass sie in ihrer Fantasie von anderen Frauen erotisch angeregt werden könnten? Nehmen wir einmal an, dass es 50 Prozent „zugeben“, weil es eine schicke Mode ist, und die anderen 50 damit lieber in Ruhe gelassene werden wollen, obgleich sie ebenfalls über Frauen fantasieren.

Besser wäre es, anderwärts einzugreifen: Dort, wo Sexualität sichtbar gemacht wird, nämlich in der visuellen Pornografie, wird eine Fantasie verbildlicht. Die Fantasie wird also in ein Skript umgesetzt, das nur noch ein schwaches Abbild der Realität ist, und diese muss nun auch noch „gespielt“ werden. Was wir sehen, ist also eine dürftige Kopie der Fantasien, die dann zu einem Trugbild „aufgeschönt“ wird. Kritiker weisen mit Recht darauf hin, dass die meisten Frauen und Männer von ihren Schönseiten gefilmt werden: Nicht einmal ein Zögern darf eintreten, bevor es „zur Sache“ geht, und selbst Schwitzen ist verpönt. Selbst in den härtesten Szenen verläuft nicht einmal die Wimperntusche – und doch halten viele Menschen diese Konstruktionen für die sexuelle Realität, der man nacheifern sollte.

Sie Wahrheit? Frauen sitzen nicht einfach da mit einer feuchten Vagina, und Männer haben kaum jemals einen steifen Penis in der Hose, den man nur „herausholen“ muss – und ja, es gibt Schmerzen. Frauen und Männer beißen häufig dem Partner zuliebe die Zähne zusammen, weinen echte Tränen und ärgern sich darüber, gerade jetzt eben nicht „feucht“ oder nicht „steif“ zu sein, obgleich es im Moment doch so schön wäre. Real? Fantasie? Ständige, ungebrochene Potenz und „Naturgeilheit“ gibt es in der Realität so gut wie nie – aber in der Fantasie durchaus. Überhaupt ist in der Fantasie alles möglich, was in der Realität entweder unmöglich oder viel zu gefährlich wäre.

Manche Menschen aus Swinger- oder BDSM-Zirkeln reden abfällig von Menschen, die nur in der Fantasie die Grenzen des bürgerlichen Seins überschreiten. Sie haben gut reden, solange sie abgeschirmt und unter dem Gebot der Verschwiegenheit ihren Exzessen nachgehen – doch wehe, wenn etwas davon an die Öffentlichkeit dringt: Dem Angestellten droht die Entlassung, dem Unternehmer oder Geschäftsführer die Verunglimpfung. Es ist noch nicht allzu lange her, seit die deutsche Presse die Affäre Mosley, die nie eine war, genüsslich ausgeschlachtet hat. Wir erinnern uns: Mosley war damals in eine BDSM-Falle gelockt worden, wurde aber von der Presse nicht als Opfer, sondern als Täter behandelt.

Vielleicht sollten Sie sich dies überlegen: jede Umsetzung von extremen Fantasien in Realitäten erfordert soziale Kontakte. Zumeist sind dies Kontakte, die man sonst mit Fug und Recht eher meiden würde. Die Frage ist nun: Will man diese sozialen Kontakte überhaupt? Ist eventuell gar ein Doppelleben erforderlich, um beide Seiten der Medaille auszuleben? Wie wirkt sich dies aus? Und wie erpressbar wird man, wenn man so lebt?

Die Antwort muss sich jeder selbst geben. Aber eine sollte gewiss sein: Fantasien sind einfach wundervoll, weil man sie behalten oder teilen kann, wann, wie und mit wem man will. Realitäten hingegen sind dokumentierbar, und von der Dokumentation zur Bewertung ist es nur ein winziger Schritt.