Skip to content
 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Die erste faszinierende Frau – der erste faszinierende Mann

faszination ist nicht immer positiv



Da war es nun geschehen, das „erste Mal“. Die Rede ist nicht zwangsläufig vom Geschlechtsakt. Das „erste Mal“, in dem junge Menschen vom anderen Geschlecht so fasziniert sind, dass sie der Blitz der Liebe trifft, kann alles sein: ein Blick, ein Kuss, das zufällige Berühren des Körpers … und selbstverständlich auch der Zungenkuss, der unwillkürliche Orgasmus, während man einander intim streichelt, oder eben der Geschlechtsakt selbst.

Wer die Liebe nur als reine Reise über eine verwirrende Gefühlswelt in die Sexualität erlebt hat und dabei niemals wirklich faszinierenden Partner hatte, weiß nicht wirklich, wovon hier die Rede ist.

Faszination - in der Liebe schwer erklärbar

Faszination ist schwer erklärbar und nicht identisch mit dem Gefühl des Verliebtseins. Verlieben kann man sich immer und überall, und letztendlich in eine große Anzahl von Personen. Wer will, kann Online-Dating als eine nicht enden wollende Quelle von potenziellen Partnern nutzen, um ständig wieder in Verliebtheit zu schwelgen. Die Faszination einer Person ist mehr – es ist eine magnetisch anziehende Kraft, die uns nicht nur den Verstand raubt, sondern die unsere Sinne ganz auf diese Person ausrichtet.

Faszination bedeutet nicht Schönheit

Wie kommt es zur Faszination? Zunächst gibt es einige Menschen, die durch natürliche Veranlagung und Erziehung auf nahezu alle Menschen faszinierend wirken, besonders aber aufs andere Geschlecht. Sie haben „das“ feminine oder maskuline Verhalten, das sich viele wünschen. Wer jetzt auf den dummen Gedanken kommt, dies sei bei Männern Charakterstärke oder ein sportgestählter Body ist auf dem Holzweg. Auch wer behauptet, bei Frauen seien es die DD-Körbchengrößen an einem schlanken, groß gewachsenen Körper, liegt schief. Solche Menschen sind zunächst viel begaffte Personen, aber sie sind nicht unbedingt faszinierend. Viel wahrscheinlicher ist, dass sie vom Verhalten her so wirken, als können man mit ihnen ins Abenteuer der Lust reisen. Für diese Theorie spricht, dass sie selten charakterfest oder psychisch stabil sind. Der markante, große Mann mit den bereiten Schultern ist möglicherweise ein machohafter, arbeitsscheuer Mann, der sich durchs Leben laviert, und die sinnliche Frau mit dem begehrlichen Blick eine vom Leben gezeichnete, unsichere Frau, die beim jeweils nächsten Mann das große Glück erhofft.

Neben diesen allgemein faszinierenden Personen gibt es noch jene, die genau die Achillesferse des Partners treffen: Diese Person passt in sein persönliches Bild von einer faszinierenden Frau oder einem faszinierenden Mann.

Für die faszinierenden Personen ist das Leben nicht ganz einfach – und für diejenigen, die von anderen fasziniert werden, kann es ebenso schwierig sein. Lassen Sie mich dies kurz erläutern.

Grenzfall Faszination - akzeptieren oder daran verzweifeln?

Ist ein junger Mensch generell faszinierend, so wird er schon vor der Pubertät die Vor- und Nachteile dieser Eigenschaft entdecken. Begehrt zu sein, ist oftmals kein Zuckerlecken: Die eigene Freiheit und Unabhängigkeit muss bewahrt werden, was letztlich bedeutet, recht viele Menschen abweisen zu müssen. Damit umgehen zu lernen, ist nicht einfach und erfordert eine starke Persönlichkeit. Erstaunlich viele Menschen mit natürlicher Faszination scheitern daran – und sie sind es dann auch überwiegend, die als „verfügbar“ am Markt bleiben. Problematisch ist das leben auch für jene, die nur für ganz bestimmte Personen faszinierend seind – sie wissen oftmals nicht, warum das so ist und verzweifeln gelegentlich daran.

Die andere Seite besteht aus Menschen, die fasziniert werden – teils von durchaus erreichbaren Partnern, aber auch von absolut unerreichbaren. Nun kennen wir vermutlich alle die schwärmerische Faszination, der wir irgendwann einmal verfallen sind, aber sie ließ nach einiger Zeit nach. Problematisch wird es für uns erst, wenn wir notorische Verfolger einer bestimmten Personengruppe, oder noch schlimmer, einer bestimmten Person werden.

Stalker, Geldhyänen und emotionale Spieler nutzen die Faszination

Wenn Sie jetzt an „Stalker“ denken, liegen Sie richtig – aber eben nicht immer. Neben der spektakulären Welt der Stalker und ihrer Opfer gibt es die umgekehrte Konstellation: Frauen und Männer werden mithilfe ihrer Veranlagung, „fasziniert zu sein“, in Fallen gelockt und dann solange finanziell oder emotional ausgeblutet, bis von ihnen nur noch ein kleines Häufchen Elend übrig ist. Die kriminelle Energie der Ausbeuterinnen und Ausbeuter ist dabei erstaunlich groß, und sie nehmen Geldbeträge in der Größenordnung von wenigen Euro bis zu vielen Hundert Euro ein, falls sie es auf Geld abgesehen haben.

Erstaunlicherweise ist es nicht immer die die kriminelle Energie, die in Betrug mündet. Immer wieder tauchen Menschen auf, die eine Art Spiel mit ihrem Opfer betreiben: Es fließt kein Geld, aber die Täterin oder der Täter versucht dennoch, das Opfer in jeder Hinsicht abhängig zu machen. „Hörigkeit“ nannte man diese Veranlagung früher. Heute ist das Phänomen als bewusstes Spiel mit der Unterwerfung ebenso bekannt wie das infame und geheime Spiel, einen anderen Menschen in emotionale Abhängigkeit zu zwingen.

Kommen wir zum Fazit: Faszinierende Begegnungen mit Frauen und Männern haben oft einen bleibenden Einfluss auf das spätere Leben. Sie können als schöne Erinnerung bewahrt werden oder in Wiederholungszwang enden. Beide Teile, die Faszinierenden und die Faszinierten, müssen sich darüber klar werden, wie sie mit diesem Umstand umgehen können.

Nach dem ersten Sex – was wird aus der Wollust?

(Zweiter Teil von zwei Teilen)

Erster Teil: Das erste Mal Wollust?

lust, wollust, gar nichts? was wird aus dem ersten sex?


Machen wir uns einmal auf den Weg und verfolgen wir eine junge Frau, die gerade „erweckt wurde“. Ich weiß, das ist eine veraltete Bezeichnung für den ersten Sex, aber sie trifft ganz gut das, was ich hier schreiben will. Sie kann nun drei Wege gehen:

1. Ach, das war’s? Na schön – irgendwann mal wieder, aber nicht sobald.
2. Ich möchte genau das, und zwar von ihm, vielleicht wird es auch noch ein bisschen schöner.
3. Das kann nicht alles gewesen sein. Ich möchte viele Erfahrungen mit diesem Mann, aber auch noch einige mit anderen Männern, Frauen oder gar Paaren – da muss mehr dahinter sein als das, was ich bekommen habe.

Diese drei Wege sind natürlich nicht exklusiv gemeint – es gäbe jeden Weg dazwischen. In den letzten Jahren gibt es eine deutliche Tendenz, den dritten Weg zu wählen. Zwischen dem „ersten Mal“ und dem Heiratsalter liegen heute 10 bis 15 Jahre. Die „heftige Zeit“ zwischen dem 18. Und dem 25. Lebensjahr wird zumeist für Experimente genutzt, dann wird es etwas ruhiger um den Drang, sich sexuell zu verausgaben – erst mit Mitte 30 wird der Drang wieder größer, und dann setzt er noch einmal heftig ein – kurz vor der Menopause.

Sklave oder Meister der Lust?

Die alte Frage der Erzieher: „Beherrscht uns die Lust, oder beherrschen wir die Lust?“ ist reichlich akademisch. Mal beherrschen wir die Lust, mal beherrscht sie uns, und das ist nun wirklich keine Schande – problematisch wird die Angelegenheit erst, wenn uns die Lust vor sich hertreibt, wenn sie uns in dunklen Ecken dieser Erde lockt, in denen gierige Hyänen darauf warten, über unsere Kadaver herzufallen.

Man kann dies deutlich abgrenzen: Ein sehr großer Teil der ledigen Frauen und Männer verschafft sich selbst Lust – das wird gerne verschwiegen und ist dennoch ein offenes Geheimnis. Ein anderer Teil leistet sich Gelegenheitslover mit Stil, meist auf der Basis gegenseitigen Gebens und Nehmens, gelegentlich aber auch durchaus gegen Geldzahlungen oder Geschenke. Soweit diese Gruppen betroffen sind, ist die Gefährdung gering. Der dritte Teil kriecht in den Ritzen des Internets und fragwürdigen realen Plätzen herum (nicht zwangsläufig in Bordellen), um suchtartige Erlebnisse zu haben – und sich hernach zu schämen.

Das Fazit: Lust an sich ist keine Schande

Ich will das Fazit für heute kurz halten: Lust an sich ist keine Schande, und wenn sie uns befällt, dann zollen wie Mutter Natur eben Tribut. Auch die Ausweitung der Lust auf wildsinnliche Vergnügungen ist nicht bereits „an sich“ fragwürdig. Suchtartiges Suchen ist hingegen gefährlich, vor allem, wenn man dazu in die Niederungen entwürdigender Plätze hinabsteigen muss.

Vom „ersten Mal“ über die Wollust zur Sexsucht?

(Erster Teil von zwei Teilen)

jetzt das erste mal - und dann?


Die erste Liebe vergisst man nie“, „ein Mädchen vergisst ihr ‚erstes Mal‘ nie …" das und noch viel mehr will der Volksmund wissen. Sagen wir einmal: Der Volksmund hätte gerne, dass es so wäre. Aber ist es wirklich so? Und was bedeutet die „erste Liebe“ ohne Geschlechtsverkehr und was könnte sie bedeuten, wenn schon Sex dabei war?

Der Stoff, der sich in uns einschleicht: körpereigene Drogen

Beginnen wir mal damit, was eigentlich passiert: Irgendwann, unvermittelt, überkommt uns ein Gefühl, das wir zuvor nicht kannten. Der Körper schüttet in Massen Drogen aus, die unseren Verstand betäuben sollen. Wie bitte? Unser guter, lieber Körper, der uns trägt und leitet vergiftet uns von innen heraus, beflügelt uns mit Bärenstärke und Löwenmut, blendet aber den Verstand zeitweilig aus, sodass wir gar nicht mehr alles unter unseren schmalen Hut bringen können? Verflixt noch mal, das geht auf keine Kuhhaut, nicht wahr?

Die Natur siegt: der Zwiespalt, der Kampf, die Unterwerfung

Klar ist: Die Natur will etwas durchsetzen, und dabei ist sie verschwenderisch. Immer wieder pumpt sie uns auf, immer wieder verweigern wir ihr den Dienst. Wir wollen gut und edel wirken, fleißig lernen und brave Töchter und Söhne sein. Wir bemühen uns, an etwas anderes zu denken: die großen Aufgaben der Menschheit, die wichtige Klassenarbeit, das Sportfest, die Musik-Charts. Doch unsere Bemühungen, etwas anderes ins Blickfeld zu stellen als die Lust, sind ziemlich aussichtslos. Wir kämpfen dagegen an, wie verweigern und verschieben – und finden uns dennoch eines Tages mit jemandem Hand-in-Hand wieder. Diejenigen von uns, die keine Berührungsängste mit dem anderen Geschlecht hatten, und die schon immer Freundschaften und sinnliche Beziehungen eingingen, sind ebenfalls im Zwiespalt: Jungen fürchten ihr „erstes Mal“, weil sie als unerfahren gelten könnten, und Mädchen, weil sie fürchten, irgendwie verletzt zu werden.

Risiken und Nebenwirkungen der Pubertät

Beide Erfahrungen – die erste Verliebtheit oder die erste wirklich vollzogene Liebesbeziehung, zu der ohne Frage auch Sex gehört, können „Risiken und Nebenwirkungen“ haben, aber sie sind durchaus von Person zu Person unterschiedlich. Ich will hier gar nicht den medizinischen Bereich und die Fortpflanzung an sich behandeln, sondern nur die langfristigen Auswirkungen. Denn auch dies ist keine Frage: Die erste Verliebtheit, die erste schmerzhafte Trennung, die erste komplett vollzogene Liebe oder ein eher zufälliges „erstes Mal“ verändern unser Leben in der einen oder anderen Weise. Üblicherweise führt eine als ekstatisch erlebte Lust beim „ersten Mal“ vorübergehend zu einem schwelgen in Wollust – doch das ist ganz normal und noch kein wirkliches Risiko.

Die Gefahr der Sexsucht – und wie die Natur sie ausbremst

Beginen wir mal mit dem Fragwürdigen: Bereits die erste Verliebtheit kann auf eine Konstellation im Gehirn treffen, die man als „Suchtgefährdung“ bezeichnet. Normalerweise kann unser Gehirn damit umgehen: Wir sind so gepolt, dass wir nach den Botenstoff-Attacken unseres Körpers wieder in den Normalzustand zurückpendeln – hier zeigt sich eine kluge Erfindung der Natur: Der Wahn muss kurz sein, damit wir uns hernach sofort wieder einer möglichen Gefahr stellen können.

Allerdings sind Menschen nicht besonders gefährdet: Der böse Feind lauert nicht neben dem Bett, und so können wir uns tagelang in Liebeswonnen suhlen oder auch mal ein Stündchen in der Mittagspause von der oder dem Geliebten träumen, und manchmal wohl sogar während der Arbeitszeit.

Zwischen Liebessucht (oder Sexsucht), Normalität und eiskalter Kalkulation, wie man einen Partner ins Bett und vor den Traualtar lockt, liegt die Welt des realen Lebens: Nicht süchtig, aber dennoch gelegentlich getrieben, nicht stinknormal, aber dennoch nicht sichtbar liebesverrückt, nicht berechnend, aber wohl ab und an kalkulierend.


Lesen Sie morgen den zweiten Teil in der Liebeszeitung.

Werbung: Der Autor, Gebhard Roese, schreibt auch für Sie und an Ihrer Stelle.

Nur ein Wort - warum wir nicht wissen, was Liebe ist

ein wort für alles: liebe


Seit Jahrhunderten benutzen wir ein Wort, um zu sagen: „Ja, ich habe zu einer Person oder zu etwas eine besondere große Neigung, die über das übliche Maß hinausgeht.“ Das Wort heißt Liebe, und weil jeder das Wort für alles benutzt, bedeutet es inzwischen fast gar nichts mehr.

Mickey Mouse und Jugendstil – alles Liebe?

Ein Wort für alles? Das musste ja schief gehen. Wir liebten Karl May oder Mickey Mouse, erklärten, dass wir die Musik von Elvis oder Little Richard lieben würden, erklärten E.T.A. Hoffmann zu unserem Lieblingsdichter und Charles Mingus (oder meinetwegen Frank Zappa) zu unserem Lieblingsmusiker. Wir waren verzückt in stiller Liebe zu Sängern, Schauspielern, Dichtern oder Zeitstilen.

Warum Lehrer die Liebe nicht erklären können

Unsere Lehrer versuchten, uns den Wert der Liebe zu erklären – nichts misslang ihnen so gründlich wie dieses Unterfangen. Lehrer können in der Regel alles zerlegen, aber sie verstehende Kunst des Integrierens nicht. So lernten wir Eros, Philia und Agape kennen, und wussten so wenig wie zuvor. Immerhin hatten die Griechen offenbar wenigstes drei Wörter für das, wofür wir nur ein einziges hatten: Liebe.

Wertewechsel: Die Liebe und die Pubertät

Wie fast jeder von uns erlebt hat, ändert sich die Bedeutung des Wortes drastisch, wenn jemand in die Pubertät kommt. Plötzlich und ohne Vorwarnung kommt die triebgesteuerte Liebe zum Vorschein, deren Ziel die geschlechtliche Vereinigung ist. Zu diesem Zeitpunkt versuchten die Kirchen, ihre Traktätchen unters Jungvolk zu bringen: „Nicht Sex, sondern Liebe“. Sie verwirrten mehr, als sie erklärten. Wie konnte oder wie kann ein Junge Liebe entwickeln, wenn seine Triebe so verlangend hervortraten? Wie konnte ein Mädchen auf Dauer widerstehen, wenn es doch auch fühlte, was es bedeutet, Erwachsen zu werden?

Liebe lernen? Emotional und körperlich: Fehlanzeige

Die bürgerliche Gesellschaft hat ihre kleinen Fluchten, wenn die Pubertät über ihre Kinder hinein bricht: sie versucht, zu verdrängen, zu „sublimieren“. Nicht nur Körperertüchtigung und kaltes Duschen, auch Schwärmereien und Liebesgedichte sollen helfen, diese Zeit unbeschadet zu überstehen. Bei unserer heutigen, verschulten Jugend fällt die „heiße Phase“ der Pubertät in die intensiven Lernphasen, in denen sich ja angeblich die Zukunft entscheidet. Also den Geist vollstopfen mit Wissen, die Psyche volldröhnen mit Emotionen und dann und wann ein wenig Sex? Um Himmels willen – und das soll wirklich gut gehen?

Gleich, wie dies alles ausging oder ausgeht – die Liebe bleibt jedenfalls auf der Strecke. Man kann Liebe nur lernen, wenn man sich Zeit dafür nimmt, und um den Begriff zu füllen, würde man noch mehr Zeit benötigen.

Liebe, Sozialkitt und Vereinfachungen

Liebe ist im Deutschen deshalb fast alles, was irgendwie mit Zuneigung zu tun hat. Gott lieb uns, aber eben auch nicht, weil er ein zorniger Gott sein kann, unter uns allen ist die Liebe eine Art zwischenmenschlicher Sozialkitt. Wer die liebe so sieht, muss Philosoph, Soziologe oder Theologe sein. Im jüngst erschienen Buch „Das Ende der Liebe“ wird provokativ über den Sozialkitt „Liebe“ geschrieben - die innige Liebe, wie sie die meisten Deutschen verstehen, war gar nicht gemeint.

„Unser täglich Liebe“ als einfaches Gefühl

Wenn wir im Alltag über die Liebe reden, so meinen wir die Liebe, die uns entweder sehr nah oder gerade ganz fern ist: das Gefühl, mit jemandem von ganzem Herzen verbunden zu sein, in einer erdachten Einheit von Psyche, Körper und Geist.

Romantik – Mutter des Liebeskitsches

Die Mutter des Liebeskitsches, den wir heute überall vorfinden, ist die romantische Liebe. Sie ist eine reine Kopfgeburt, die zu früheren Zeiten beispielsweise darin bestand, dass der Jüngling „errötend den Spuren“ der Jungfrau folgte. Soviel ist klar: Ist es unschicklich, in der Nähe eines Mädchens gesehen zu werden, so ist der Knabe bereits „vom Gruß beglückt“ und wird dies eine „romantische Begegnung“ nennen. Hier die Begierde – dort der innere oder äußere Widerstand der Hingabe – so entsteht das Gebäude deutscher Liebesromantik. In Wahrheit ist die Liebe in Deutschland weitgehend unromantisch, ja nicht einmal sinnlich. Junge italienische Frauen liebkosen Stunde um Stunde ihre Liebste auf Parkbänken, und junge Ungarinnen sitzen ebenso lange rittlings in der Öffentlichkeit auf ihren Liebsten, während sie nichts anderes tun als Händchen zu halten, einander zu küssen oder zu streicheln.

Liebe – oft eine unbestimmte Empfindung

Liebe? Wen sie überfällt, für den wird sie ein sehr unbestimmtes, widersprüchliches Gefühl. Wie anders sollte es auch sein? Mutter Natur pumpt gewaltige Mengen von Drogen in unseren Kreislauf, um uns die Vernunft zu rauben und uns zur Kopulation zu bewegen. Väterchen Moral sagt uns, dass wir dem am besten gar nicht folgen sollten: Trugbilder, nichts als Trugbilder. Der Herr Pfarrer mag es gar Teufelswerk nennen. Ja, und wir? Wir sind Menschen, und Menschen leben mit Widersprüchen.

Keine festen Regeln mehr – Liebe neu schaffen

In unserer heutigen Zeit erleben wir einen Wandel: Die Zeiten fester Regeln für die Liebe sind vorbei – jedes Paar muss sie sich selber neu schaffen. Interessanterweise wird gerade in dieser Zeit viel von „der Liebe“ gesprochen, die es gar nicht gibt, und auch ein anderes Phänomen ist zu entdecken: Je mehr sich Frauen und Männer gesellschaftlich angleichen, umso mehr bestehen die Ideologen darauf, dass die Unterschiede betont werden. Der Liebe kommt dies nicht zugute.

Die Liebe – wie kompetent sind Sie eigentlich?

Meine persönliche Stellungnahme zur neue Artikelserie „Liebe an sich“

Der Herausgeber zum Thema
Um es gleich vorwegzunehmen: Sachverstand hat jeder, und Lebenserfahrung haben mindestens einige wenige Menschen. Neulich wurde mir mal wieder diese eklige Frage gestellt: „Was qualifiziert sie eigentlich, über die Liebe zu reden?“ Ich antworte auf solche Fragen normalerweise gar nicht, weil sie von nichts als Dummheit zeugen. „Was qualifiziert sie eigentlich zu leben, Herr Fragesteller?“ Na sehen sie, sie wissen es nicht, aber sie leben trotzdem.

Nehmen wir einmal an, ich könnte sagen: „Oh, ich habe ein Studium der Psychologie abgeschlossen“, dann wären die meisten Menschen zufrieden mit der Frage der Qualifikation – ich selbstverständlich nicht. Die Liebe ist nichts, was ursächlich mit Psychologie zu tun hat. Sie hat eigentlich gar nichts mit irgendeiner Wissenschaft zu tun, weil sie ein Gefühl ist, das völlig unbeschreibbar ist. „Liebe ist ein unordentliches Gefühl“, überschreibt Richard David Precht sein Buch zum Thema.

Da haben wir es – Gefühle kann man nicht genau beschreiben – das wusst zwar schon Goethe, aber das sagt ja nichts aus. Das Unmögliche, die „Lösung dritter Ordnung“ wird immer wieder versucht. Ein Gefühl zu beschreiben ist doch legitim, oder etwa nicht? Ja, das ist es. Schriftsteller versuchen dies manchmal, gelegentlich sogar mit Erfolg. Aber dann haben sie ein Gefühl einer Person beschrieben, nicht das Gefühl, das alle haben. „Alle“ haben gar keine Gefühle. Ich habe einmal versucht, in Selbsterfahrungsgruppen zu beweisen, wie verlogen der Satz „ich fühle mit dir“ ist. Sie erraten das Ergebnis? Ich kann es nicht beweisen, aber auch das Gegenteil kann nicht bewiesen werden. Wer glaubt, mit jemandem zu fühlen, fühlt mit sich das, was er glaubt, dass ein Anderer fühlt – basta. Oder nicht basta. Wenn es ihm gut tut, zu glauben, dass er fühlt, wie ein anderer fühlt, dann soll er das tun.

Ich habe viele Bücher zum Thema gelesen – nicht nur die schnell dahingeschriebenen Bücher, die den Markt überschwemmen und von denen die Wichtigtuer und die Clowns in Talkshows reden, sagen wir mal das unsäglich schlechte Buch „Das Ende der Liebe“ von Sven Hillenkamp, dessen Wert für die Bedeutung der Liebe unterhalb des Gefrierpunkts liegt.
Interessanter wäre beispielsweise „Die individuelle Liebe“ von Gregor Philipp Lindner. Auch er hat eine provokante These, auch er entzweit die Gesellschaft – aber er macht sich wenigstens die Mühe, trotz schlechter Quellenlage zu forschen.

Das Dümmste und das Klügste liegt bei der Beschreibung der Liebe eng nebeneinander. Der Gipfel der Inkompetenz finden wir dabei nicht einmal in der Philosophie – sie steht sozusagen außen vor als Mahner und Erläuterer der Möglichkeiten der Liebe – das erscheint mir legitim. Nein, der Gipfel der Inkompetenz finden wir in der Evolutionspsychologie, die weder etwas mit Evolution noch mit Psychologie zu tun hat. Sie ist verantwortlich für die meisten Fehlannahmen über die Liebe im 21. Jahrhundert – Stichwort: „Wir verhalten uns bei der Partnerwahl noch genauso wie die Steinzeitmenschen.“

Geschichtsblindheit ist ein weiteres Phänomen, das uns daran hindert, die Jetztzeit so wahrzunehmen, wie sie ist. Die Liebe wurde sowohl von Zwängen befreit wie auch von Mysterien entzaubert, und dennoch verzaubert sie uns immer wieder aus Neue, weil es ja WIR sind, die es gerade leben, nicht „Leute“ oder „Jemand“. Doch so, wie wir die Liebe heute erleben, hat sie dennoch keine Generation vor uns erlebt (dies gilt vor allem für die nach 1970 Geborenen). Wenn ich immer wieder höre, wie die Liebe „früher“ war (und insbesondere, dass sie damals „viel romantischer war“), dann geht mir der Hut hoch. Wann denn? Und für Frauen vielleicht auch? Freie Partnerwahl anno 1912? Es ist erbärmlich anzusehen, wie dumm vermeintliche Intellektuelle sein können.

Fragen Sie nun bitte noch einmal: „Wie kompetent sind Sie eigentlich?“ – und falls Sie jemanden kennen, der kompetenter ist, dann zögern sie nicht, seine Schriften zu lesen statt meine.