Sind Keuschheitsgürtel wirklich sicher und unbedenklich?
vorbild für den männlichen keuschheitsgürtel?
Die Hersteller von Keuschheitsgürteln überbieten einander mit Superlativen. Masturbieren und Fremdgehen seien damit nicht möglich, die Enthaltsamkeit sei sicher gewährleistet, hygienisch ist alles einwandfrei, auch ohne dass der Gurt jemals abgelegt wird (das ist ungefähr so, als wenn Sie ständig mit angelegtem Uhrarmband duschen, falls Sie ein Gefühl für die Hygiene brauchen). Und natürlich sind die Gurte alle „angenehm im Tragen“. Was ist da wirklich dran?
Liebesspiele mit Keuschheitsgürteln
Zwar eignen sich Keuschheitsgürtel für Liebesspiele, bei denen mit „T&D“ gespielt wird (Reizen und Verweigern), doch gibt es beim Spiel zu zweit interessante Alternativen, wie zum Beispiel das Fesseln (Plüschhandschellen reichen völlig). Generell gilt aber für Spiele zu zweit: je mehr man die Reaktionen auf die erotischen Reize sieht, umso interessanter wird das Spiel – und beim Keuschheitsgürtel gibt es nicht viel zu sehen. Lediglich beim Spiel mit (teils unwissenden) Dritten in der Öffentlichkeit kann das Spiel mit dem Gürtel erregender sein.
Tragekomfort von Keuschheitsgürteln
Kein Keuschheitsgürtel trägt sich wirklich komfortabel. Wie jedes Geschirr (es handelt sich meist um ein solches) verhält es sich im Sitzen anders als im Stehen oder Liegen – und es passt sich dem Körper nicht an. Es ist also Unsinn, vom „Tragekomfort“ zu sprechen. Frauen und Männer, die Sport treiben, sollten niemals einen solchen Gurt tragen – nicht nur wegen des Feixens beim Duschen.
Gesundheitliche Fragen und Hygiene
Wir dürfen keine gesundheitlichen Ratschläge geben, außer einem: bevor Sie sich entschließen, einen Keuschheitsgürtel länger als ein paar Stunden zu tragen: Fragt bitte einen Urologen nach den Risiken. Mir ist geläufig, dass manche Urologen Raubeine sind – aber das ist nicht bei allen so. Lasst euch notfalls einen Privattermin bei einer freundlichen Urologin oder einem verständnisvollen Urologen geben. Dort kann man sich auch kompetent erkundigen, wie „hygienisch unbedenklich“ Keuschheitsgürtel wirklich sind.
Sicherheit (persönliche) beim Tragen von Keuschheitsgürteln
Jeder, der einen Keuschheitsgürtel trägt, begibt sich in die Gefahr, bei einem Notfall (Unfall oder dergleichen) nicht sofort ausreichend versorgt werden zu können. Bei schweren Unfällen kann vor allem Metall, aber auch Kunststoff, die Unfallwirkung verstärken. Vollverschlussgürtel sind besonders gefährlich. Jeder, der einen Keuschheitsgürtel in der Öffentlichkeit ohne die Anwesenheit des „wissenden“ Partners trägt, muss ein Duplikat des Schlüssels mit sich führen.
Sicherheit (Keuschheit) bei Keuschheitsgürteln
So gut wie kein Keuschheitsgürtel erfüllt tatsächlich den Zweck absoluter Keuschheit. Die angebrachten Schlösser sind Standardschlösser, für die es erstens leicht Nachschlüssel gibt und die zweitens mit entsprechenden Werkzeugen geöffnet werden können. Zudem sollte jeder Mensch, der sich tatsächlich so einen Gürtel „verpassen“ lässt, über einen persönlichen Notfallschlüssel verfügen. Je nach Konstruktion des Gürtels ist zumeist Analverkehr möglich, und aktiver Oralverkehr ebenfalls. Frauen können trotz des angelegten Gürtels Orgasmen haben – sogar bei Männern werden (allerdings sehr schmerzhafte) Orgasmen beobachtet. Männer können sexuell auch über die Prostata stimuliert werden und dadurch sogar recht heftige Orgasmen bekommen.
Fazit: Für Spiele geeignet, für Keuschheit kaum
Unser Fazit: Der einzige Grund, den wir finden konnten, ist der, einen Keuschheitsgürtel auf Partys zu tragen und sich dann heftig „anmachen“ zu lassen, während der Partner zusieht. „Geschlechtsverkehr“ im Sinne von Anal- und Oralverkehr ist allerdings auch dann zumeist möglich. Alle anderen Gründe überzeugten uns nicht – und das Risiko des dauerhaften Tragens halten wir für viel zu hoch.
Titelbild © 2005 von Peter Baker.