Wenn Wissenschaft auf Arroganz trifft, dann kommt vielleicht heraus, dass sich die Frühlingsgefühle „höchstens“ im Kopf abspielen. Da fragen wir uns natürlich, wo sie denn eigentlich sonst entstehen sollen.
Der Hintergrund für das arrogante Geschwätz: „Früher“ (wann immer dieses „früher“ wohl mal gewesen sein mag) galten Hormone als Auslöser der Frühlingsgefühle, aber nachdem unser angeblich allgegenwärtiges Kunstlicht dafür sorgte, dass der Hormonspiegel im Frühling weniger über- (oder unter-) schwappt, ist man in Erklärungsnot für die Frühlingsgefühle.
Wissenschaftliche Arroganz: Frühlingsgefühle gibt es nicht
Doch ein Wissenschaftler, zumal ein deutscher Wissenschaftler, sagt natürlich nicht: „Oh, wir wissen es nicht“, sondern sagt schnell mal so richtig von oben herab: „
Gibt es nicht“.
Klar, und weil es sie nicht gibt, taugen auch die Ersatzerklärungen von diesen erbärmlich dämlichen Laienwürstchen, wie wir sie sind, nichts: Gerade hatten wir uns doch noch darauf gerettet, dass nackte Beine. Bäuche und Brüste möglicherweise die Liebesglut in uns auslösen könnten, da kommt ein Wissenschaftler auf diese Idee: Die leichte Bekleidung sei kein Frühlingsphänomen, sondern die dadurch hervorgerufene erotische Anregung dürfte auch im Winter stattfinden.
Wir sind alle zu blöd, um zu wissen, wie wir uns fühlen
Woraus wir mal wieder lernen: Wir sind alle viel zu blöde für unsere Gefühle, haben keine Ahnung, was mit uns im Frühling passiert und bilden uns mehr oder weniger nur ein, überhaupt ein Leben zu führen, wie wir es selbst empfinden. Na, schönen Dank, verehrte Wissenschaftler: Wir raten euch doch sehr, mal in Freiburg, wo ihr ja herzukommen scheint, im Frühling durch die Fußgängerzone zu gehen und euch anzusehen, wie sich tatsächliche Menschen unter lebensnahen Bedingungen verhalten.
Dieser Artikel wurde angeregt durch einen
ZEIT-Beitrag von Sigrid Neudecker und von
Judith Alwin auf Herzklopfen.
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