Schritt für Schritt zur Ehe - oder "Situationship"?
Unsere Eltern und Großeltern (und auch andere Personen über 40) hatten einst die Idee einer „automatisch fortschreitenden Beziehung“, englisch auch „relationship escalator“ (Beziehungsrolltreppe) genannt. Zitat (1):
Das traditionelle Denken - verliebt, verlobt verheiratet
Nach damaligem Verständnis benötigten die Paare nur wenig Zeit dafür, sich einen „endgültigen“ Partner zu suchen. Bestenfalls zwei oder drei Kandidaten kamen infrage, und wenn man sich mochte, dann wuchs die Beziehung sozusagen automatisch bis zum gesellschaftlichen Traumziel, der Heirat.
Derartige Ideen haben zumindest einen Teil ihres ursprünglichen Glanzes verloren. Für die neuen Generationen, egal ob wir sie „Z“ nennen oder noch „Y“ meinen, sank der Wert der „lange Beziehung nach kurzem Kennenlernen“ deutlich.
Gegenkulturen gibt es seit vielen Jahren
Am Rande der bürgerlichen Fassaden und religiös-ethischer Vorstellungen hatte sich längst eine Gegenkultur gebildet. Beide Geschlechter lernten mehr „infrage kommende“ Menschen kennen, und das lag teils auch daran, dass sie sich mehr Zeit ließen. Mit 16 Schulabschluss, mit 19 Berufsabschluss, mit 22 heiraten? Das erschien vielen Menschen nicht mehr erstrebenswert zu sein. Und viele junge Leute gingen deshalb „Beziehungen auf Zeit“ ein – nicht für eine feste Zeit, sondern solange, wie es eben dauern würde. Wer nach der Schule auf eine gute Universität gehen will, wird dort eine Beziehung suchen. Ebenso geht es Menschen, die „zeitweilig“ im Ausland arbeiten – dort gibt es auch gute Partner(innen). Und wer seine Geliebte oder einen Lover während des Studiums fand, wird auch an die Zeit danach denken: Möglich, dass die Beziehung dann ein Ende findet.
Neues Etikett für eine alte Beziehungsform: Situationship
Nun allerdings hat die „Beziehung auf Zeit mit unklarem Ziel“ einen neuen Namen: die „Situationship“.
Die BBC doziert (2):
Wenn wir das mal herunterbrechen, ist es eine Beziehung, in der man miteinander etwas unternimmt, intim miteinander umgeht und selbstverständlich auch „Sex hat“. Und die “herkömmliche Vorstellung“, die dabei fehlt, ist das „Ziel Ehe“.
Zeit verbringen, Zeit verwenden, Zeit verschwenden?
Und was ist das Problem? Ganz einfach: Viele junge Frauen haben in der Vergangenheit behauptet, sie wollten „keine Zeit mit jemandem zu verschwenden“. Das heißt, sie wollte die konkrete Perspektive „Ehe und Familie“ – ohne diese Aussicht würden sie keine Beziehung eingehen. Diese Auffassung gibt es immer noch, und manche Frauen und Männer fragen definitiv schon beim ersten Date, wie der Partner zu Ehe und Familie steht.
Situationship - eine Gefahr?
Aus diesem Grund ist die „Situationship“ allerdings auch umstritten. Denn obgleich es technisch möglich wäre, mehrere längere Beziehungen zwischen 21 und 30 Jahren nacheinander einzugehen, ist es aus psychologischer Sicht fragwürdig. Wahrscheinlich habt ihr gehört, dass Menschen bei Dates fragen: „Wie lange bist du schon Single?“ Sagt der andere dann: „Seit ein paar Monaten“, dann läuten die Alarmglocken.
Überhaupt verlangen Amateur- wie auch Berufspsychologen sehr viel – die „alte Beziehung“ soll nicht mehr in den Gehirnwindungen stecken, und man müsse „für eine neue Beziehung offen sein“. Dies gilt allerdings nur dann, wenn einer von beiden sich „niemals“ auf eine „Beziehung mit offenem Ausgang“ einlassen würde, während es der andere für völlig normal hält, dass sich eine Beziehung in mehrere Richtungen entwickeln kann.
Und überhaupt vergessen viele Wissenschaftler (namentlich Soziologen), dass beide Partner nicht nur in Beziehungen hineinplumpsen, sondern durchaus auch Möglichkeiten haben, sie zu gestalten. Und insofern ist höchst unklar, was aus dem jungen Paar wird, das sich heute „situativ“ bildet.
Zitate: Beide aus einem BBC-Beitrag.
(1) Elizabeth Armstrong,
(2) BBC-Redaktion.
(Es war) die Idee, dass intime Partnerschaften eine lineare Struktur haben sollen mit dem Ziel, konventionelle Teilziele wie Zusammenleben, Verlobung und Heirat zu erreichen.
Das traditionelle Denken - verliebt, verlobt verheiratet
Nach damaligem Verständnis benötigten die Paare nur wenig Zeit dafür, sich einen „endgültigen“ Partner zu suchen. Bestenfalls zwei oder drei Kandidaten kamen infrage, und wenn man sich mochte, dann wuchs die Beziehung sozusagen automatisch bis zum gesellschaftlichen Traumziel, der Heirat.
Derartige Ideen haben zumindest einen Teil ihres ursprünglichen Glanzes verloren. Für die neuen Generationen, egal ob wir sie „Z“ nennen oder noch „Y“ meinen, sank der Wert der „lange Beziehung nach kurzem Kennenlernen“ deutlich.
Gegenkulturen gibt es seit vielen Jahren
Am Rande der bürgerlichen Fassaden und religiös-ethischer Vorstellungen hatte sich längst eine Gegenkultur gebildet. Beide Geschlechter lernten mehr „infrage kommende“ Menschen kennen, und das lag teils auch daran, dass sie sich mehr Zeit ließen. Mit 16 Schulabschluss, mit 19 Berufsabschluss, mit 22 heiraten? Das erschien vielen Menschen nicht mehr erstrebenswert zu sein. Und viele junge Leute gingen deshalb „Beziehungen auf Zeit“ ein – nicht für eine feste Zeit, sondern solange, wie es eben dauern würde. Wer nach der Schule auf eine gute Universität gehen will, wird dort eine Beziehung suchen. Ebenso geht es Menschen, die „zeitweilig“ im Ausland arbeiten – dort gibt es auch gute Partner(innen). Und wer seine Geliebte oder einen Lover während des Studiums fand, wird auch an die Zeit danach denken: Möglich, dass die Beziehung dann ein Ende findet.
Neues Etikett für eine alte Beziehungsform: Situationship
Nun allerdings hat die „Beziehung auf Zeit mit unklarem Ziel“ einen neuen Namen: die „Situationship“.
Die BBC doziert (2):
Eine Situationship ist eine informelle Vereinbarung, typischerweise zwischen zwei Menschen, die sowohl Komponenten emotionaler als auch physischer Verbindung aufweist, jedoch außerhalb der herkömmlichen Vorstellung einer exklusiven, engagierten Beziehung funktioniert.
Wenn wir das mal herunterbrechen, ist es eine Beziehung, in der man miteinander etwas unternimmt, intim miteinander umgeht und selbstverständlich auch „Sex hat“. Und die “herkömmliche Vorstellung“, die dabei fehlt, ist das „Ziel Ehe“.
Zeit verbringen, Zeit verwenden, Zeit verschwenden?
Und was ist das Problem? Ganz einfach: Viele junge Frauen haben in der Vergangenheit behauptet, sie wollten „keine Zeit mit jemandem zu verschwenden“. Das heißt, sie wollte die konkrete Perspektive „Ehe und Familie“ – ohne diese Aussicht würden sie keine Beziehung eingehen. Diese Auffassung gibt es immer noch, und manche Frauen und Männer fragen definitiv schon beim ersten Date, wie der Partner zu Ehe und Familie steht.
Situationship - eine Gefahr?
Aus diesem Grund ist die „Situationship“ allerdings auch umstritten. Denn obgleich es technisch möglich wäre, mehrere längere Beziehungen zwischen 21 und 30 Jahren nacheinander einzugehen, ist es aus psychologischer Sicht fragwürdig. Wahrscheinlich habt ihr gehört, dass Menschen bei Dates fragen: „Wie lange bist du schon Single?“ Sagt der andere dann: „Seit ein paar Monaten“, dann läuten die Alarmglocken.
Überhaupt verlangen Amateur- wie auch Berufspsychologen sehr viel – die „alte Beziehung“ soll nicht mehr in den Gehirnwindungen stecken, und man müsse „für eine neue Beziehung offen sein“. Dies gilt allerdings nur dann, wenn einer von beiden sich „niemals“ auf eine „Beziehung mit offenem Ausgang“ einlassen würde, während es der andere für völlig normal hält, dass sich eine Beziehung in mehrere Richtungen entwickeln kann.
Und überhaupt vergessen viele Wissenschaftler (namentlich Soziologen), dass beide Partner nicht nur in Beziehungen hineinplumpsen, sondern durchaus auch Möglichkeiten haben, sie zu gestalten. Und insofern ist höchst unklar, was aus dem jungen Paar wird, das sich heute „situativ“ bildet.
Zitate: Beide aus einem BBC-Beitrag.
(1) Elizabeth Armstrong,
(2) BBC-Redaktion.