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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Dating: Fehlt diesem Buch nicht ein „n“?

Buchtitel sind ja in der letzten Zeit recht lang geworden. Ich will ja nicht gerade behaupten, je länger der Titel, umso sinnloser das Buch. Doch die geschlechtsspezifische Datingliteratur für Frauen droht nach und nach zu einem Ärgernis zu werden.


Das neue Buch trägt den Bandwurmtitel: „Frauen nach der Paarungszeit: Warum wir jetzt viel wollen und Männer so wenig bieten“ – damit wird schon klar, wohin die Richtung geht, und das steht im Klappentext: „Die Erwartungen sind hoch. Wer sich jetzt noch mal bindet, will keine faulen Kompromisse mehr.“

Nehmen wir mal an, das Buch sei ernst gemeint – dann müsste es wohl heißen: “Seid mutiger, Kompromisse einzugehen und passt euch der Realität an.“

Doch weil die Brigitte-Autorin Vera Sandberg offenbar ein Buch schreiben wollte, das Frauen zum Lächeln bringt, heißt es eben anders. Ich hätte da einen Alternativvorschlag: Man sollte in den Titel ein „n“ einfügen, dann hieße es:

Frauen nach der Paarungszeit: Warum wir jetzt viel wollen und Männern so wenig bieten“ – dieser Titel wäre zwar wohl unverkäuflich, aber wesentlich realistischer.

Die Zungenspitzen glänzen lüstern

Unser Induna ist wieder einmal fremdbeschäftigt. Was läge da näher, als einmal Ubomi Ulobi nach einem Artikel zu fragen, unser literarisches Phantom. Hier ist ihr (oder sein?) Artikel.

feuchte zungenspitzen können sehr erotisch sein


Die Welt ist ärmer geworden. Das vergangene Jahrhundert brauchte eine blühende, lustvolle Dichtung hervor, die über alle Maßen lüstern war und Bücher, deren Besitz sich die Bürger schämten, die aber gleichwohl unendlich sinnlich waren und sogar die Gelüste braver Bürgerinnen beflügelten.

Dichter und Schriftsteller beschrieben damals die ersten Frauen, die es wagten, lüstern zu sein. Mal waren es wunderschöne, sich unschuldig gebende Huren, mal waren es Damen der Halbwelt, und bisweilen waren es die Bürgerstochter selbst, die eine der wenigen Lücken der Freiheit nutzten.

Da weiß ein junges Mädchen, dass es heiraten wird, und dies keinesfalls zu ihrer Freude, so, wie viele Mädchen jener Zeit freudlos heirateten. Was tut sie in dieser Situation? Nun, sie besucht einen Künstler und lässt sich in die Liebe einführen, zögernd-wollüstig, wie es die Zeit erforderte.

Alle diese Schilderungen sind hautnah, sinnlich und dennoch Literatur. Du kannst spüren, wie „Perlen auf das Triangel“ fallen, und wie dich die "Sümpfe von Parfüm" aufsaugen, die aus den Schößen der Frauen strömen.

Sind die Waffen der Schriftsteller inzwischen stumpf geworden? Ignorieren sie die wundervollen, sinnlichen Momente der Liebe, Lust und Leidenschaft? Wollen sie sich nicht mehr herablassen in den Rausch von Parfüm, Schweiß und Dessous?

Wenn wir lesen, wollen wir dabei sein, wollen die lüstern glänzenden Zungenspitzen vor uns sehen und in uns fühlen. Was sonst?

Vielleicht ist es ja der Film, der uns verroht. Selbst das Fernsehen zeigt eher lächerliche Sexszenen, denen die Schauspieler nicht einmal gewachsen sind, als lustvolle Verführerinnen (deren schauspielerische Kraft ich mich kaum bei der Qualität der üblichen Verdächtigen vorstellen kann). Na, und die einschlägige Branche? Ich denke, wir haben genügend Frauen gesehen, die wenig sprechen, weil sie immer den Mund voll haben, und Männer, die dauerhaft, aber gelangweilt der Liebe frönen.

Ich wünschte mir, es gäbe sie, die sinnliche, wundervolle Literatur, die Frauen lobt, die sich dem Mann hingeben, und die sich nicht als Fleischberge sieht, die morgen anderwärts gebraucht werden.

„Welke Rosen auf zerwühlten Kissen!
Mühsam ordnest du dein goldnen Haar,
Schwer von der Liebe. Unter den Wundern.
Die mir der wachsende Tag zeigt, bist du das größte.

Auszug aus „Morgendämmerung“ - Gedichte von Wilhelm Klemm (1881-1868)
Das im Titel und in weiteren Auszügen zitierte Gedicht „Réunion“ stammt von Georg Scholz (1890 – 1945)

Foto von Von mauro.puppett_photography © 2007