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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Großmutters Selfies – die schwierige Lust am eignen Foto

Das Bild ist wahrscheinlich kein Selbstporträt, zeigt aber die charakteristische starre Haltung, die eine Person annehmen musste
"Großmutters Selfies – die schwierige Lust am eignen Foto" ist ein mehrteiliger Bericht, der noch diverse Ergänzungen verträgt. Auch das dahinter stehende Geheimnis, wer diese Bilder schuf, für wen sie gedacht waren und wie sie letztendlich verloren gegangen sind, bedarf noch einer weiteren Klärung.

Sehen Sie, das sind Sie ja immer wieder, diese Selfies. Und ich meine wirklich nicht diejenigen, die jeden Tag mithilfe dieser eigenartigen Angelruten am Strand von Teneriffa gemacht werden. Sondern diejenigen, die manche Damen heute an ihre Liebhaber schicken. Mal im Abendkleid mit großem Dekolleté, mal im Bikini, mal in der Unterwäsche, dann wieder brustfrei oder auch mit offenem Bademantel und rasierter Muschi.

Wer schon einmal ein paar davon mit der Digitalkamera oder dem Handy erstellt und verschickt hat, wird wissen, dass sie nicht immer gelingen, denn der Badezimmerspiegel reflektiert den Blitz oft so intensiv, dass ganze Bereiche des Bildes im Nebel versinken. Und oftmals ist es das das Gesicht, das sich auf diese Weise in einem hellen Nebel auflöst.

Sittlichkeit und andere Schwierigkeiten

Doch wie war das eigentlich mit dem „fotografischen Selbstporträt“, sei es nun stocksteif und edel oder beschwingt und erotisch? Und wie war die Rolle der Frauen in diesem Zusammenhang? Waren adlige Damen und die Ehefrauen von „Industriekapitänen“ immer brav verhüllt und Bordellbewohnerinnen und Friseurinnen eher in ihrer Unterwäsche zu sehen? Und … was war überhaupt technisch möglich, vom „Sittlichen“ einmal abgesehen?

Die tatsächlichen technischen Hürden sind fast vergessen

Ich darf dazu anmerken, dass in verschiedenen fotografischen Zeitschriften die technische Machbarkeit mit der technischen Verfügbarkeit verwechselt wird. Wenn es also heißt, dass man schon um 1900 ausgezeichnete Gerätschaften besaß, die traumhaft scharfe Fotos in jeder Lage erzeugen konnten, so war dies das „theoretisch Mögliche“, aber nicht einmal das, was sich eine Frau aus dem besseren Bürgertum leisten konnte.

"Gut Licht" war der Fotografengruß - weil das Licht meist mies war

Pseudo-Selfies von Frauen sind seit 1880 in Umlauf
Man muss wissen, dass in der Frühzeit der Fotografie in Innenräumen stets ein Mangel an „verfügbarem“ Licht bestand. Wenn wenig Licht, fragwürdiges Filmmaterial und schlechtes Gerät zusammenkamen, was bei Amateuren fast immer der Fall war, konnten keine brauchbaren Innenaufnahmen erstellt werden. Dem Amateur, auch dem sehr engagierten, standen vom Anfang der Fotografie bis in die 1960er Jahre kaum die Mittel zur Verfügung, um diese Hürden zu überwinden. Einige der Gründe führe ich in diesem Artikel auf, soweit sie gewöhnliche Selbstporträts betrifft oder solche, die der Akt- und Erotikfotografie zugeordnet werden können. Wie auch sonst im Leben erliegen auch heutige Autoren oft der Annahme, dass alles, was technisch möglich war, auch tatsächlich verfügbar war. Die beiden Hauptkomponenten, die für erfolgreiche Fotografien (und damit für erfolgreiche Selfies bei wenig Licht) unerlässlich sind, setzen sich aus dem fotografischen Objektiv und dem Filmmaterial zusammen. Die dritte – und die unsicherste - Komponente war (und ist) das Modell, das im Falle des weiblichen Selbstporträts mit der Fotografin identisch ist.

Sinnlich wirken und stocksteif stehen?

Beginnen wir mal mit dem Modell, und dies zunächst höchst oberflächlich. Die Belichtungszeiten, die man bei dem üblichen Fotogerät bei „vorhandenem Licht“ benötigte, lagen deutlich im Sekundenbereich. Das heißt, die Pose musste über eine relativ lange Zeit ohne Wimpernzucken gehalten werden – und dies trotz aller mit dem Selbstporträt verbundenen Erschwernisse und der Nervosität, die dabei zumeist entsteht. Sieht man sich die meisten Belichtungstabellen jener Zeit an, so findet man gar keine Einträge für Glühlampenlicht, doch kann man in etwa errechnen, dass man Belichtungszeiten (nach Dr. Max Leo) zwischen zwei und zwölf Sekunden einplanen musste. Wer da nicht blinzelt, muss schon eine sehr eiserne Natur habe,

Das Material für Foto-Amateure war ziemlich mies

Die Hauptprobleme lagen damals bei der Lichtstärke der Objektive, der Länge ihrer Brennweiten, der Scharfzeichnung und nicht zuletzt bei dem schlechten Filmmaterial, das durch Drogisten-Entwicklung häufig noch verschlechtert wurde. Natürlich war es technisch machbar, schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts scharfzeichnende Objektive mit schnellen Verschlusszeiten zu bauen, die auch in der Werbung gezeigt wurden. Doch das half selbst demjenigen nicht, der (beispielsweise) die teuren Faltkamera Ikonta mit dem Spitzenobjektiv Tessar und einer Lichtstärke von 1:4,5 besaß. Mit dem damaligen Filmmaterial reichte dies auf gar keinen Fall, um in einem durchschnittlichen Innenraum bei Tages- oder Kunstlicht Aufnahmen „aus der Hand“, also mit Verschlusszeiten von 1/25 Sekunde oder kürzer herzustellen. Man kann sich leicht vorstellen, dass sich damit kein Blumentopf gewinnen ließ, wenn es um Selbstporträts, insbesondere aber um Akt- und Erotikfotografie in Innenräumen ging. Ganz generell scheiterte die Verbreitung der Fotografie in Innenräumen (und nicht nur der Porträt-, Akt- und Erotikfotografie) zunächst an folgenden Problemen:


1. Größe und Gewicht. Die ersten Kameras waren großformatig und schwer und benötigten zahlreiche Zubehörteile, die getrennt transportiert werden mussten. Neben den Faltkameras, die lange Zeit die Szene beherrschten, war es vor allem die Kleinbildkamera, die diesem Zustand ein Ende bereitete. Auch die BOX hatte einen Anteil daran, konnte aber bei Innenaufnahmen nicht mithalten.
2. Die Konstruktion der Objektive. Gute Objektive waren zu Anfang rar. Selbst das legendäre Zeiss Tessar kam erst nach mehreren Neuberechnungen zu seinem ausgezeichneten Ruf. Die meisten Allgebrauchs-Kameras aber besaßen kein solches Objektiv, sondern Konstruktionen mit einer, zwei oder drei Linsen. Offen gesagt: Die Qualität war zumeist mies, sogar beim Abblenden. Noch in den 1960er Jahren wurden Kleinbildkameras mit erbärmlich schlechten dreilinsigen Objektiven verkauft.
3. Die Lichtstärke. Wie bereits erwähnt, waren gute Objektive unglaublich teuer, und Öffnungen von 1: 6,3 waren auch in den „modernen“ Rollfilmkameras noch äußert üblich – damit konnte man keine brauchbaren Innenaufnahmen herstellen. Die BOX, sozusagen die Volkskamera, hatte gar nur eine Lichtstärke von 1 : 11. Zum Vergleich: Heutige Spitzenkameras haben eine Lichtstärke von 1: 1,4 und weniger.
4. Der Verschluss. Die ersten Kameras hatten gar keine Verschlüsse: Man nahm den Objektivdeckel ab, belichtete nach der Taschenuhr oder durch Sekunden zählen. Dann kam der Deckel wieder drauf. Erst die modernen Lamellen- oder Schlitzverschlüsse machten dem ein Ende. Es heißt aber noch lange nicht, dass jede Kamera eine verstellbare Verschluss-Zeit hatte. Box-Kameras hatten nur eine, und die war viel zu lang, um immer und überall scharfe Bilder zu bekommen.
5. Der Sucher. Besonders bei Klapp-und Boxkameras lag der Sucher hart an der Grenze zur Unbrauchbarkeit. Helle optische Sucher waren nur in die „besseren“ und relativ teuren Kameras integriert, Spiegelreflexkameras waren so gut wie unerschwinglich,
6. Das Filmmaterial. Zuerst gab es gar keine Filme, sondern nur Glasplatten, die nach jedem Bild gewechselt werden mussten. Als es Filme gab, waren sie nicht ausreichend empfindlich, und sie verfälschten trotz des Versprechens, „panchromatisch“ zu sein, die Hauttöne. Sogenannte „hochempfindliche“ Filme waren zunächst noch schlechter – gerade sie hätte man aber für Porträt- und Aktaufnahmen benötigt. Die Qualität deutscher Amateur-Produkte ließ ohnehin oft zu wünschen übrig – flaue Bilder mit Grau-in-grau-Tönen waren oftmals typisch für die Kombination der damals üblichen Filme, der Entwicklungskunst der Drogisten und der Objektive. (1)
7. Das Entwickeln, Vergrößern und Kopieren. Zu Anfang tat der Fotograf dies noch selbst, doch im aufkommenden Amateurgeschäft durch Rollfilme und Kleinbildfilme wurden Drogisten die Ansprechpartner für Fotografen. Dabei wurde zugleich auch eine Sittlichkeitshürde eingeführt. Niemand dufte wagen, „anzügliche“ Fotos beim Drogisten entwickeln zu lassen.
8. Die Belichtungsmessung. Sie war - schlicht gesagt – eine Katastrophe. Die üblichen Belichtungsmesser versagten den Dienst schon bei Schmuddelwetter, und im Innenbereich funktionierten die meisten gar nicht. Man schätze die Belichtungszeit oder benutzte Tabellen – mit sehr wechselndem Erfolg, jedenfalls beim Fotoamateur. Diesmal lag’s an der Technik, die nur zögerlich weiterentwickelt wurde.
9. Die Entfernung. Heute geht man wie selbstverständlich davon aus, dass eine Kamera die Entfernung misst. Früher brauchte man dazu entweder sündhaft teure Entfernungsmesser oder ein Zentimetermaß. Falls sich die Entfernung überhaupt einstellen ließ.
10. Und für „Selfies“: der Auslöser. Selbst gute Kameras verfügten nicht über „Selbstauslöser“, die separat erworben werden mussten und sich nicht immer eigneten. Fernauslöser gab es zwar, sie stellen aber eine weitere Herausforderung dar, weil sie nicht sichtbar sein duften und auch nicht gerade billig waren. Selbst bei den teuersten Kameras wurde der Film nicht „automatisch“ transportiert, sondern musste von Bild zu Bild fortgeschaltet (weitergedreht) werden. Also musste man beim Selbstporträt immer wieder zur Kamera zurücklaufen und „weiterdrehen“, dann erneut die Pose einnehmen und kontrollieren … und so weiter.

Dies ist der erste Teil von bislang drei Teilen der Geschichte der "Selfies".

(1) Selbst-Entwicklung mit Spezialentwicklern und die Verwendung englische Filme waren die Lösung für viele Amateure.

Wenn die Urgroßmutter die Hüllen fallen ließ

Amateuraufnahme, undatiert. - vermutlich aus den 1950er Jahren oder früher
So ungewöhnlich war es nicht, dass die Großmutter oder die Urgroßmutter (und gar die Ururgroßmutter) einige Hüllen fallen ließ und sich dem lechzenden Verlangen diverser Fotografen ergab.

Nun mag man argumentieren, dass derartige Frivolitäten eher in den Schmuddelbereich der Fotografie gehörten und die Damen alles andere als „Damen“ waren. Oder man könnte sagen, dass sie sich nicht aus reiner Lust am frivolen Posieren entblößten, sondern ihre nackten Körper gegen Geld oder wegen der Liebe fotografisch verfügbar machten.

Doch der Fotoapparat verlockte durchaus zu eigenen Experimenten – hübsch angezogen konnte man sich durchaus SELBST mit einer BOX fotografieren, wenn man lange genug still saß oder einen Garten hatte. Das fotografische Selbstporträt war den Damen oft nur deshalb verschlossen, weil sie sich nicht trauten, die komplizierten Stand- oder Balgenkameras zu bedienen. Aber die BOX? Die machte es möglich.

Und die frivolen Akt- und Wäschefotos? Sicher – die meisten wurden von Männern produziert, aber längst nicht alle. Frauen, die als Fotografinnen arbeiteten oder einen Berufs- oder Amateurfotografen mit eigenem Labor kannten, wussten durchaus, wie sie sich bar jeder Bekleidung oder – noch frivoler – mit zarten Dessous in Szene setzen konnten. Dazu bedurfte es allerdings einer etwa bessern Ausstattung als einer BOX. War das ein Problem? Nein, keinesfalls, denn längst hatte auch die Hersteller vornehmer und teurer Fotogeräte erkannt, dass reiche, sportliche und abenteuerlustige Damen durchaus als Kunden infrage kamen.

Der Verbleib der meisten Aufnahmen - im Kamin verbrannt?

Und warum gibt es so wenige dieser Aufnahmen? Aus vielen Gründen. Einmal gab es nur äußert selten weibliche Fotoamateure – und das sogar bis in die 1960er Jahre hinein. Und diejenigen, die es gab und die mutig genug waren, sich zu entkleiden und kenntnisreich genug, ein Selbstporträt zu erzeugen, musste erst einmal die Hürde nehmen, diese privat entwickeln zu lassen. Aber das ist längst nicht alles. Wo immer Kinder, Enkel oder Urenkel die Wäsche- oder Aktfotos fanden, wanderten diese in den Ofen oder in den Müll. Und ob es Selbstporträts waren, ob sie der Ehemann oder ein Lover „geschossen“ hatte, wollte man eigentlich gar nicht so genau wissen. Man fürchtete, seine weiblichen Vorfahren damit zu entehren.

Und so wurden viele, viele fotografische Zeitzeugnisse vernichtet. Eigentlich Schade, nicht wahr?

Hinweis: Wenn Sie auch nur ein Fitzelchen von der Wahrheit wissen, schreiben Sie mir ... bitte. Ich bereite gerade eine umfangreiche Dokumentation über weibliche "Selfies" im 20. Jahrhundert vor

Sex und Partnersuche in den 1950ern

Wunschbilder wurden durch Magazine vermittelt ... sie Realität war völlig anders
Die Zeit zwischen 1949 und 1968 war für die damalige Jugend äußerst eigenartig. Zu Bonn am Rhein wurde das Volk moralisch seit 1949 von einem konservativen katholischen Greis beherrscht, dem damals bereits 73-jährige Konrad Adenauer. Unter seiner Herrschaft wurde mithilfe der CDU und unter Mitwirkung seines unnachgiebigen Familienminister Franz-Josef Wuermeling und (über die Verbindungen Wuermelings zur katholischen Kirche) mithilfe des Klerus eine verlogene und völlig unerträgliche Pseudomoral geschaffen.

Jede Moral war besser als die Moral der Eltern

Für die Jugendlichen der damaligen Zeit war es üblich, sich von allem, was die „Erwachsenen“ taten, zu distanzieren. Obgleich man keine Vorstellung davon hatte, wie weit die Eltern in die Ereignisse des „Dritten Reichs“ verstrickt waren, war man der festen Überzeugung, dass ihre Moralvorstellungen ohnehin keine Berechtigung mehr hatten.

Die Pubertät kommt - zur "Unzeit" für die Eltern

Erstaunlicherweise will man dann bei der Nachkriegsjugend festgestellt haben, dass ihre Pubertät „zur Unzeit“ (1) kam, und man sprach von der „frühreifen“ Jugend. Nachdem man diese Umstand als Störfaktor identifiziert hatte, wurde alles versucht, um die Jugend von der Sexualität abzulenken oder fernzuhalten. Die „innere Belastung durch den Triebschub“, der allen Erwachsenen höchst ungelegen kam, soll sich angeblich gar in Kriminalität, Prostitution und der Verbreitung von Geschlechtskrankheiten manifestiert haben. Besonders vermerkt wird, dass Jugendliche an der „Nötigung zur Unzucht“ mit „erschreckenden 40 Prozent“ beteiligt seien. Zu diesen „erschreckenden 40 Prozent“ konnten jedoch sogar Jugendliche gehören, einer „geistigen Mitwirkung“ an dieser Nötigung bezichtigt wurden.

Geschlechtsverkehr - lieber nicht

Üblicherweise gab es zu jener Zeit relativ wenig junge Mädchen, die zu einem "echten", aktiven Geschlechtsverkehr bereit waren, und diejenigen, die es gab, versuchten ihr Glück oder Verderben lieber bei Jungen, die zwischen drei und sechs Jahren älter waren als sie. Dabei war es keinesfalls so, dass die bürgerlichen Mädchen kein Interesse an erotischen oder gar sexuellen Abenteuern gehabt hätten. Doch die Angst vor Schwangerschaften und der Scham, als uneheliche Mutter dazustehen und dem Jugendamt ausgeliefert zu sein, hielt sie davon ab, risikoreiche sexuelle Beziehungen einzugehen.

Kann man vom Küssen Kinder bekommen?

Mit der sogenannten „Aufklärung“ war es nicht weit her. Üblicherweise überschätzte man das Wissen der Jugendlichen über Empfängnisverhütung und andere sexuelle Gegebenheiten. Die an sich alberne Frage, ob „man vom Küssen Kinder bekommen kann“, war damals alles andere als albern und nur die mutigsten Mädchen hatten vor ihrem 16.Lebensjahr einen Penis gesehen, geschweige denn einen berührt.

Kühle Fassade, laue Masse und heiße Partys

Die intensivere Partnersuche, die mit 16 einsetzte und mit 18 ihren ersten Höhepunkt fand, erwies sich als schwierig. War sie „seriös“, so fand das Bürgersöhnchen das Bürgermädchen in der gesellschaftlichen Umgebung des Vaters. Im etwas schwüleren und verdächtigeren „Mittelfeld“ suchte man sich Partnerin und Partner auf den zahllosen Tanzveranstaltungen, bei denen die Damen brav an Tischen saßen und darauf warteten, aufgefordert zu werden. Wer ein bisschen schneller ans Ziel kommen wollte, konnte Damen kennenlernen, die ihre Beziehungskarriere vermasselt hatten und nun jedem Mann folgten, der nett genug war, mit ihnen zu tanzen. „Ball der einsamen Herzen“ nannte sich das, und die Jungs waren entweder „ziemlich jung“ oder aber älter und verheiratet.

Zum Dank nimmt sie ihn oft in die Hand ...

War die Partnersuche schließlich „offen“ und gänzlich unseriös, so suchte der junge Mann seine ersten Partnerinnen in der unsicheren Welt jener Partys, die als „Melting Pots“ zwischen den „Klassen“ galten. Dort traf der männliche Student dann auf den weiblichen Lehrling aus dem Warenhaus, der selten „völlig unzugänglich“ war. Dabei und als Folge „großzügiger“ Einladungen gaben die Damen dann auch ein paar Nettigkeiten: Die einfachen Gunstbezeugungen bestanden meist darin, dass man die Frau in BH und Höschen sehen durfte oder Gelegenheit bekam, sie „intim zu berühren“. Manche jungen Mädchen hatten schon Routinen entwickelt, für welche Einladungen es welche „Geschenke“ gab – recht harmlose Vergnügungen, wie etwa das „Petting“, eine Art Handverkehr bis kurz vor dem Spermaerguss.

Bis zur Heirat ein bisschen Petting, sonst drohte der Absprung

Derartige Verfahren waren – außerhalb der etablierten bürgerlichen Verhältnisse, die parallel existierten – nötig, um den Mann möglichst lange an sich zu binden und ihn, wenn möglich, bald zu heiraten. Man erwartete, dass die Frau sehr bald nach Abschluss ihrer Lehre heiratete – und wenn sie zum Zeitpunkt der Volljährigkeit (damals 21) noch auf der Suche war, wurde sie nicht selten ermahnt, nicht „sitzen zu bleiben“. Man konnte sich einfach nicht vorstellen, dass eine Frau in der Mitte ihrer 20er noch „unbemannt“ war. Eltern hatten dann die schlimmsten Befürchtungen, dass sie entweder eine „alte Jungfer“ würde oder in Kreise abgleiten würde, die Liebe lediglich als Lust praktizieren würden. Beides galt als schrecklich und entehrend.

Dies alles ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was damals alles geschah – und was immer und überall verschweigen wurde, vor allem gegenüber den Eltern. Hätten die gewusst, dass es Zungenkuss- und Pettinglehrerinnen unter den Mitschülerinnen gab, dann wäre ihre Welt wohl zusammengebrochen.

Und dies wäre wohl auch dann der Fall gewesen, wenn sie selbst längst hübsche Afrikaner(innen) in ihre Villen einluden, um mit ihnen intime Triolen zu feiern.

(1) Die Aussagen zur "Nachkriegsjugend" wurden teilweise aus "Muchow - Sexualreife und Sozialstruktur der Jugend" von 1959 entnommen. Das Bild entstammt einem "Erwachsenenmagazin" jener Zeit.

Von der Freiheit, an die reine Lust zu denken

Die Magazine der 1950er Jahre zeigten derart "frivole" Fotos

Alles, was wir in den Abgründen unserer Seele ersehnen, ist nur schwer in die Lebenswirklichkeit zu übersetzen. Soweit es die Liebe, die Lust, die Leidenschaft und die Begierde betrifft, finden wir überall Hürden. Das Wildeste und Erregendste ist oft technisch und organisatorisch nicht machbar. Wenn es „machbar“ wäre, so wäre es möglicherweise gefährlich, verboten oder erniedrigend. Doch Widerstände kommen nicht nur von außen, sondern auch aus der eigenen Psyche heraus. Dann wollen wir schamlos sein und schämen uns dennoch, „kneifen“ in letzten Moment vor der Konsequenz, haben Eltern, Erzieher, Lehrer, Cousinen oder Cousins, Schwestern und Brüder im Ohr. Oder einfach schlechte Erfahrungen mit dieser oder jener Ansprache an einen Menschen, Angst vor Ablehnung oder „Furcht vor der eigenen Courage“.

Frauen und ihre geheimen Lüste - in den 1950ern

Das ist und war keinesfalls nur eine Sache, die Männer betrifft. Wie durchsichtig und kurz darf das Nachthemd sein, wenn man auf Klassenfahrt und „süße 16“ ist? Wer schön war, wollte es auch zeigen. Ganz Mutige gingen in die Schlafräume der Jungen, um ihre Brüste zwar verhüllt, aber dennoch deutlicher darzustellen, als es die Moral zuließ. Die etwas „Robusteren“ unter den Damen suchten sich schwache und schüchterne Jungen, um ihnen die Hose herunterzuziehen: Schließlich wollten sie wissen, wie ein richtiger Penis aussah. Wer damals noch nicht lebte: Es gab nicht wenige Frauen, die vor ihrer Ehe niemals einen Penis gesehen hatten – all diese Umstände änderten sich erst gegen die 1960er Jahre. Immerhin – einige junge Damen in der „Mittelstufe“ des Gymnasiums wussten schon, wie ein Penis mit Hodensack aussah, und zeichneten dergleichen dann im Schutz der Physikstunde, die sie ohnehin nicht sonderlich interessierte.

Aufgeilen an Wäschefotos

Allein die Versuche wurden damals sehr ernst genommen, und nicht wenige der Mädchen wurden gerügt. Schilderungen des Geschlechtsakts entnahm man – und jetzt komme ich zu den Jungen – „gewissen Romanen“, manchmal handgeschrieben und oft nicht einmal von schlechter literarischer Qualität. Aufgeilen konnte man sich auch an Wäschefotos, die es in den damals aufkommenden Versandhauskatalogen massenhaft gab. Noch etwas aufreizendere Wäsche- und Bikinifotos gab’s in Magazinen, während die Aktfotos zu „ästhetisch“ waren, um wirklich Lust zu machen, zumal wenn man sich behaarte Schamhügel erhoffte. Nur „Bumsfotos“ waren schwer zu bekommen – meist waren sie stark unterbelichtet, und die Damen waren spindeldürr. Und so recht konnte man sich wahrhaftig nicht vorstellen, was die Damen und Herren da taten – die Fototechnik der Amateure ließ es nicht zu.

Die Furcht, öffentlich gedemütigt zu werden

Nun gab es die Hürden nicht nur beim Handeln, sondern auch beim Denken und Schreiben. Es war nicht immer die Furcht vor der Zensur, vor der Bloßstellung oder der Beschämung. Die „inneren Blockaden“ verhinderten, das niederzuschreiben, worauf man eigentlich Lust hatte: die unendliche, ungehemmte und lodernde Wollust. All jenes, das man nicht tun konnte und vielleicht nie tun würde, das aber im Hirn rotierte und heraus wollte. Hätte man es geschrieben und veröffentlicht, es wäre mit Sicherheit der Zensur zum Opfer gefallen, und die Autoren (man nahm an, dass alle männlich waren) wären öffentlich vorgeführt, gedemütigt und diffamiert worden.

Die Gesellschaft wollte Frauen "veredeln" - und versucht es bis heute

Noch in den 1960er Jahren hätte keine deutsche Frau sagen oder schreiben dürfen: „Ja, ich liebe Sex, und ich nehme mir, so oft es geht, einen Liebhaber.“ Und erst recht keine Geliebte. Wer über diese Art von Prüderie lächelt, der sollte sich vergegenwärtigen, dass bis heute keine Gewaltfantasien, sadomasochistische Betätigungen oder Extrem-Rollenspiele toleriert werden, soweit sie explizit geschildert werden. Die Freiheit, wenigstens zu denken, was man will und neben der gewöhnlichen Lust auch das ungewöhnliche Verlangen zu beschreiben, wird heute zwar anders, aber dennoch ähnlich verfemt, wie es in den 1960ern war. Was gestern noch die Kirchen, die ultrakonservative Rechte und ihre Presse verhinderten, wird heute von der „Großen Schwester“ verhindert, die alle Autorinnen und Autoren geistig und moralisch auf „feministisches Neusprech“ reduzieren will.

Die sexuelle Lust ist nicht nicht "edel, hilfreich und gut" - aber sie existiert

Im Grunde wird es Zeit, der neuen Prüderie, dem Rechtspopulismus und der „sozialen Korrektheit“ etwas entgegenzusetzen: Gute erotische Literatur kann nicht „sozial korrekt“ und mit den Gender-Spinnern abgestimmt sein. Sie kann nicht klinisch rein und latexkondomsicher sein. Sie kann nicht eine „Würde der Frau“ hochhalten, die gar keine Würde ist, sondern das bewusste "Treiben lassen" in den Meeren der Wollust.

Die Freiheit, zu denken, was man will und darüber zu schreiben, was „frau“ und „man“ fühlt, wurde gerade erst gewonnen. Aber im Grunde waren wir schon mal weiter, viel weiter. Die «Geschichte der ‚O‘» wurde 1954 geschrieben, von einer literarisch bewanderten Frau, und völlig hemmungslos.

Das Gedankengut der "bürgerlichen" Rechten kommt immer wieder hoch

Ich bin überzeugt, dass ein ähnliches Werk das Feuilleton unserer Bürgerzeitschriften nicht mehr erreichen würde, auch wenn es vielleicht nicht der Bücherverbrennung anheimfiele. Doch das ehemals „gesunde Volksempfinden“ wurde ja jüngst wieder mit „besorgten Bürgern“ aufgefüllt, die unter dem Deckmantel des Familienschutzes wieder rechtskonservative Ideologien durchdrücken wollen.

Dreier – ein Lieblingswunsch der Frauen?

Männertraum im 19. Jahrhundert (anonym): Dreier mit zwei Frauen


Bei sogenannten „Dreiern“, auch Triolen genannt, betätigen sich zumeist zwei Menschen gleichen Geschlechts mit einem Menschen des anderen Geschlechts in irgendeiner Form sexuell. Das Casual Dating Portal Secret.de wollte genauer wissen, was dahintersteckt und lies die Wünsche durch ein Meinungsforschungsinstitut überprüfen. Original-Zitat:

Acht von 100 Deutschen hatten bereits Sex zu dritt, und die Mehrheit von ihnen schwärmt: „Das war ein tolles Erlebnis.“ In der Konstellation Frau-Frau-Mann sind sechs Prozent erfahren, in der Kombination Mann-Mann-Frau vier Prozent.


Dabei gelten Frauen sowohl als fantasievoller wie auch als experimentierfreudiger, wie es bei „Secret“ hieß. Nach diesen Angaben sind die Träume und Wunschvorstellungen enorm verbreitetet: Rund 30 Prozent der Frauen und 25 Prozent der Männer hatten demnach erotische Tagträume vom Sex zu dritt.

Allerdings sollten nach Meinung der meisten Frauen diesen Träumen besser keine Taten folgen, denn nur 10 Prozent der Frauen konnten sich überhaupt vorstellen, die heimliche Lust auch einmal zu verwirklichen. Männer waren deutlich bereiter, auf ihre Träume auch Taten folgen zu lassen.

Aussagekraft schwächt sich ab, wenn dem Wunsch Taten folgen sollen

Die Umfrage verliert zudem an Aussagekraft, wenn man weiterliest. Offenbar ist der Gedanke an einen Dreier zwar faszinierend, aber so exotisch, dass sich insbesondere die weiblichen Kandidaten kaum Gedanken gemacht hatte, in welcher Konstellation sie diesen gerne erleben würden. Und das bedeutet wiederum, dass ihnen die Vorstellungskraft fehlt, was dabei tatsächlich geschehn könnte. Männer scheinen dabei etwas fantasievoller (oder vielleicht auch realitätsfremder?) zu sein. Sie wollten jedenfalls sehr gerne (25 Prozent) einmal ein Erlebnis „mit zwei Frauen“ haben. Für einen Dreier mit zwei Männern und einer Frau konnten sie sich hingegen kaum erwärmen.

Unsere Meinung: Bei derart offenen und unverhüllten Befragungen werden in der Regel etwas abwehrende Antworten gegeben. Richtig ist aber: In der Praxis sind beide Konstellationen (MMF, FFM) gar nicht einfach zu realisieren.

Wünsche und Fantasien bei "Dreiern" könnten noch weiter verbreitet sein

In anderen Befragungen war der Wunschtraum nach einem FFM-Dreier unter Männern mit 85 Prozent sehr ausgeprägt (Frauen 40 Prozent), während die gegenteilige Konstellation im Bereich von 31 – 45 Prozent lag. Dabei war interessant, dass bei Orgien mit mehr als zwei Männern und einer Frau das Interesse der Männer deutlich nachließ, während das Interesse der Frauen an Orgien mit mehreren Männer durchaus konstant blieb. Das alles, wohlgemerkt, in der Fantasie und nicht in der Realität.

Auch muss man trennen: Paar sucht Dritte(n) ist nicht gleich „Frau sucht Paar“ oder „Mann sucht Paar“, weil die Motive höchst unterschiedlich sind. Wenn Frauen beispielsweise zwei Männer suchen, besteht die Motivation der Frau zumeist darin, von beiden Männern begehrt zu werden. Suchen zwei Männer eine Frau, so handelt es sich zumeist um ein eingespieltes Team, das gerne mit „Sandwich“-Themen experimentiert. Ob und wie Machtfantasien oder Bi-Fantasien an den Konstellationen beteiligt sind, kann kaum abgeschätzt werden.

Hinweise: Die Zahlen beruhen teilweise auf Befragungen durch ein Meinungsforschungsinstitut, teils auf Auswertungen von Mitgliederprofilen bei SECRET. Ein anderer Teil wurde einer der größten Befragung der Gegenwart entnommen: Der Studie der "Université du Québec à Montréal" zu sexuellen Fantasien.