Nachdem nahezu alle Rollenspieler das Wort „Fetisch“ meiden, haben wir uns die Frage gestellt, ob es „Rollenspiele in Uniform“ tatsächlich noch gibt.
Zunächst einmal gibt es nach wie vor „echte“ Uniformen in verschiedenen aktuellen Berufen. Oftmals sind allerdings ältere, nicht mehr übliche Uniformen gefragter. Und schließlich finden wir Kleidungsstücke, die Uniformen ähnlich sind – zum Beispiel Formalkleidung.
Nicht alle Uniformen sind wirklich welche
Mal als dominante Spielerin, mal als spielerisches Opfer - die Frau am KrankenbettDie Uniformen der Feuerwehr, der Polizei, bestimmter Armeeangehöriger und des Personals in ehemaligen oder heutigen Gefängnissen (Wächter/Wächterinnen) scheinen immer noch populär zu sein. Weiterhin sind es Frauen und Männer in Dienstkleidung, die Uniformen ähnelt. Beispiele dafür sind Sekretärinnen oder Lehrerinnen nach britischem Vorbild, aber auch Krankenschwestern, Dienstmädchen, Stewardessen, Stewards, Serviererinnen und sogar Hausfrauen (zum Beispiel in Kittelschürzen). In angelsächsischen Ländern zählen auch Schuluniformen zu den beliebten Einkleidungen für Rollenspieler(innen). Eine neue Variante ist die Bilderbuch-Domina – also eine Frau, die im Rollenspiel dieselbe Rolle einnimmt wie in einschlägigen Fotoserien. Die Gewänder von Priestern, Mönchen und Nonnen sollen in Rollenspielen unpopulär geworden sein – aber es gibt sie noch immer.
Die Uniform - Autorität und dann und wann auch Zeichen für Schwäche
Begierige Blick fallen stets auf Haus- und ZimmermädchenBei der Uniform spielen mehrerer Reize mit: Einmal eine gewisse Autorität, die eine uniformierte Person immer noch ausstrahlt. Sich einer solchen Person zu „unterwerfen“ ist ohnehin das Ziel vieler Rollenspiele, und die Idee der „Strafe“ ist nicht allzu weit entfernt. Dann ist es aber auch die Lust, den Schutz der Uniform mit Blicken zu durchdringen, und manchmal ist es „sowohl als auch“.
Auch der Weihnachtsmann kommt "uniformiert"
Er ist für alles gut - sogar für die Bratwurst
Oh, die berühmtesten aller Uniformträger haben demnächst wieder Konjunktur: Alles, was mit Santa beginnt oder mit Klaus endet. In Deutschland kommt der Weihnachtsmann noch dazu, eine weitere Abart des frommen Menschen Nikolaus von Myra, der allen als Vorbild dient.
Und da gebe ich noch mal einen zum Besten:
Sunnerklus, de groode Mann
Kloppt an alle Döören an.
Lütte Kinner givt he wat,
grote Kinner steckt he inn Sack.
In manchen Ländern ist der Santa oder der Klaus ja zugleich der Gute und der Böse – so wie es auch das Gedicht ausdrückt. Je weiter südlich man kommt, hat der gute Nikolaus dann Gesellen dabei, die böse Menschen in den Sack stecken oder ihnen die Hintern verbläuen.
Wobei mir wider einfällt, dass wir ja längst die Zeit erreicht haben, in der das Gebälk knistert, die Mäuse piepen und die Rute zu tanzen beginnt - na denn ... welche Rolle bevorzugt ihr eigentlich?
Alle Bilder: Liebesverlag.de, Maid und Nurse: Camden (London, England). Wurst-Weihnachtsmann: Leipzig (Deutschland)
Unscharfe Begriffe, unscharfe Bilder - und du fühlst doch etwas, oder?Wer Gefühle erklären will, begibt sich auf dünnes Eis. Die Psychologie sagt uns, dass wir mit dem „Fühlen“ seelische Vorgänge ertasten können. Was so bildhaft und poetisch dargeboten wird, muss freilich näher erläutert werden. Denn das „Fühlen“ steht nicht in „Zeichen“ die man leicht deuten und nachvollziehen kann. Es ist vielmehr ein analoger Prozess - und genau das macht das „Fühlen“ zu einem schwer beschreibbaren Vorgang.
Gefühle lassen sich schlecht beschreiben
Ein Psychologe (1) schreibt dazu:
Das Fühlen kann mitunter sehr facettenreich und weitaus differenzierter als unsere visuelle Wahrnehmung sein. Nicht umsonst gibt es Formulierungen wie „das hat mich tief berührt“ oder „das geht mir unter die Haut“.
Ich will versuchen, euch die Gefühle aus einer anderen Sichtweise nahezubringen.
Eine ausgesprochen aufschlussreiche Definition entnehme ich dem Buch „Die Kybernetik des Gehirns“ (2):
Jeder Reiz muss sich in einer Reaktion des Organismus fortsetzen und nach außen hin wieder abließen. Aber Empfindungen und damit der Reiz ist (nur dann) der Ausgangspunkt einer Leib-Seele-Reaktion, wenn die Empfindung zugleich gefühlsbetont ist (also) etwas Lockendes oder Abstoßendes für uns hat.
Dieser Satz ist deswegen so aufschlussreich, weil wir daraus entnehmen können:
1. Nicht jeder Reiz von außen erzeugt ein erkennbares Gefühl.
2. Reize müssen offenbar eine Art „Reise“ antreten, bevor sie als Gefühle wahrgenommen werden.
3. Soll es zu Emotionen kommen (also wahrnehmbare Folgen), so muss unsere Gefühlswelt von etwas angestoßen werden.
Nehmen wir an, dies wäre der Fall. Dann hätten wir also ein Gefühl, aber wir wären immer noch nicht in der Lage, es einzuordnen. Das ist nur dann verständlich, wenn wir unterstellen, dass Gefühl zunächst immer „analog“ stehen, also sozusagen „fließend und ohne nachvollziehbare Struktur“ in unser Gehirn eindringen. Für die meisten Säugetiere, auch die Primaten, ist das absolut in Ordnung. Die grundlegenden, überlebenswichtigen Gefühle sind dazu da, uns zu nähern, einander abzuweisen oder uns fortzupflanzen. Das muss der Gorilla oder Schimpanse nicht verstehen. Er lebt damit. Und wir? Wir wollen es genauer wissen.
Fühlen und Denken im 21. Jahrhundert
Aus der Sicht des 21. Jahrhunderts ist das Fühlen nicht in einem abstrakten Raum, „Psyche“ genannt, angesiedelt, sondern im Gehirn.
Dazu ist es gut, ein klein wenig über das Gehirn zu wissen. Zudem benötigen wir ein neues Vokabular, weil die bisher verwendeten Begriffe nicht mehr zutreffend sind. Und schließlich müssen wir wenigsten ungefähr wissen, wie das Gehirn auf unsere Gefühle – und damit auch auf unseren Körper – einwirken kann. Das Wichtigsten ist aber, festzuhalten, dass es kein natürliches Gebilde in unserem Körper gibt, das den Namen „Psyche“ verdient.
Was macht unser Gehirn eigentlich „mit Gefühlen“?
Stark vereinfacht verfügen wir über ein Gehirn, das entwicklungsgeschichtlich aus drei Teilen besteht. Das ist wichtig, denn jedes Teilgehirn hat eine andere Funktion. Das Stammhirn steuert sozusagen die lebenswichtigen Funktionen. Weil wir es mit den Reptilien teilen, heißt es auch Reptiliengehirn.
Unser Fühlen und Empfinden, liegt, stark vereinfacht, im „Zwischenhirn“. Das teilen wir mit all den anderen Säugetieren und es liefert uns die Impulse und Stimmungen, die wir aus der Evolution übernommen haben.
Das Großhirn schließlich ist sozusagen die Informationszentrale, aber auch das Archiv. Wir Menschen haben ein hoch entwickeltes Großhirn, sodass wir „differenziert denken“ können und vor allem eine Möglichkeit entwickelt haben, Informationen in Zeichen zu hinterlegen: Die Sprache spielt dabei die entscheidende Rolle.
Das kannst du gleich mitnehmen:
Nimm dies mit ... es hilft dir Drei Gehirne - und eine schwierige Zusammenarbeit
Wir wissen nicht genau, wie unsere drei Gehirne miteinander kommunizieren. Hingegen wissen wir, dass sie es tun. Man nimmt an, dass der „Meister“ stets das Großhirn ist, weil es in der Lage ist, Informationen über Gefühle zu speichern, erneut abzurufen und mindestens oberflächlich in Worte zu fassen. Generell aber gilt: Wir wissen recht wenig über die Kommunikation innerhalb des Gehirns. Und je mehr Erkenntnisse wir über den Gesamtprozess gewinnen, umso mehr neue Fragen tauchen auf.
Wie Reize Gefühle auslösen
Eines der Geheimnisse will ich an einem Beispiel erläutern: Es betrifft die Verliebtheit. Sie entsteht aus dem Fortpflanzungstrieb. Über den wissen wir, dass er sehr mächtig ist, weil er den Verstand, also das rationale Handeln, vorübergehend ausschalten kann. Das Gehirn nutzt dazu körpereigene Drogen - das ist nichts Besonderes, sondern ein Auftrag der Natur. Nach allgemeiner Auffassung von Ärzten und Psychotherapeuten, aber auch anderen Wissenschaftlern, geschieht dies im Tierreich überwiegend durch Geruchsreize, beim Menschen allerdings hauptsächlich durch „Sehen und Berühren“. Dazu sagt man auch „optische und taktile Reize.
Merkwürdigerweise kann der Mensch diese Reize aber auch aus dem Gedächtnis hervorrufen, ohne dass es optische oder taktile Reize gab. Einfacher ausgedrückt: Der Mensch kann „aus dem Stand“ Gefühle entwickeln.
Zwei neue Begriffe: analog und digital
Zunächst muss ich zwei Begriffe erklären. Einen habe ich schon benutzt, benutzt, und er heißt „analog“. Eigentlich heißt das nur: Da passiert etwas, das wir nicht genau beschreiben oder verstehen können, weil es fließt, sich also ständig ändert. Wenn du Musik hörst, nimmst du sie „analog“ auf, also nicht in Noten. Die meisten von uns sind nicht in der Lage, die Noten niederzuschreiben, die sie hören. Nehmen wir einmal an, so ähnlich wäre das mit den Gefühlen. Der Musiker spielt ein Stück, und es kommt in deinem Gehirn an, ohne dass du die Noten sehen kannst. Du vermisst sie normalerweise auch nicht. Das liegt wieder daran, dass du keine Notwendigkeit siehst, sie in Noten wiederzufinden.
Das zweite Wort heißt „digital“. Es sagt aus, dass etwas in Zeichen steht. Nach dem Beispiel mit der Musik wirst du erkannt haben, dass Gefühle nicht in Zeichen in dein Gehirn eindringen. Solange du glaubst, darauf verzichten zu können, ist alles klar. Zwischen DIR und den ANDEREN gibt es einen Fluss von Gefühlen, die du nicht genau verstehen musst – es reicht, wenn du sie empfindest. Die Sprache gewinnt erst dann an Bedeutung, wenn du etwas erklären musst - und das ist immer dann der Fall, wenn du dir über “deine Gefühle klar werden“ willst.
Nimm dies bitte mit:
Nimm dies mit ... damit wird alles leichter
Warum Entscheidungen aus Gefühlen heraus schwierig sind
Was der Philosoph als „freien Willen“ bezeichnet, nenne ich hier bescheiden eine „Entscheidungsmöglichkeit“. Und an diesem Punkt wird die Sache kompliziert, denn der „Entscheidungsprozess“ der dahintersteht, ist so gut wie unerforscht. Was wir wissen, ist vor allem dies: Einerseits beruhen gerade die starken Gefühle aus intensiven biochemischen Prozessen, die wir kaum beeinflussen können. Andererseits fällen wir Entscheidungen über einen komplizierten Prozess, der von unserer Herkunft, unserer Erziehung und unserem Verständnis der Welt abhängig ist. Und nicht nur das: dabei sind auch Erfahrungen aus ähnlichen Situationen beteiligt - und manchmal die Angst vor den Folgen unserer Entscheidungen.
Achtung! Dieser Artikel wird für die Buchversion völlig neu überarbeitet udn dient nicht mehr als zweites Kapitel des Buches.