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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex

Die Woche: Illusionen und zweifelhafte Presseberichte

Diese Woche habe ich der Illusion gewidmet. Und dies einfach deswegen, weil „Liebe“ und „Illusion“ ganz nahe beieinander liegen. Die Frauenzeitschriften, die Schlagerbranche und manche anderen Kräfte versuchen, dies zu verschleiern, und reden von der „romantischen Liebe“ oder gar der „wahren Liebe“.

Ausführliches über die Liebe, die Illusion und den Umgang damit

Aber mit der Illusion ist es nun mal so: Sie verblüfft. Und wenn die Illusion ein Gefühl betrifft, dann gibt es nur drei Wege, damit umzugehen: Ihr blind zu verfallen, wissentlich in sie einzutauchen oder sie zu meiden.

Das Thema ist für mich nicht neu. Bekanntlich bin ich ein Anhänger der Theorien von Paul Watzlawick, der ein namhaftes Buch darüber geschrieben hat. Aber die Idee kam neu auf, als ich einem Schauspieler zuhörte, der die Frage stellte: Wann bin ich eigentlich real – in meinem privaten bürgerlichen Leben oder in der Rolle, die ich im Theater spiele. Und eine Frage wäre: Könnte sich das Spiel mit der Illusion in wirkliche Leidenschaft wandeln? Beantwortet die Frage bitte selbst.

Die Liebeszeitung spürt die Wurzeln der Illusion auf

Doch das nur nebenbei – ich habe dann begonnen, das Thema systematisch vorzubereiten, zum Beispiel in diesem Beitrag. Ihr hättet durchaus die Chance gehabt (und habt sie noch) eure Expertenmeinung oder eure Ansichten einzubringen.

Der Hauptartikel über Liebe und Illusion, der die Fakten ausführlich darstellt (wie ich hoffe), handelt davon, wie nahe Liebe und Illusion zusammenliegen und wie DU damit umgehen kannst, dass dies so ist. Denn leugnen hilft nichts: Fängt dich die Liebe ein, dann kriegst du die Illusion dazu – ob du sie mitbestellt hast oder nicht.

Die Presse klaubt die Brotkrumen eigenartiger "Fakten" auf

Was die Wahrheit der Berichterstattung betrifft – da nimmt unsere Presse nahezu alles als Wahrheit, was sie auf dem Markt zusammenkratzt. Am Morgen höre ich über den Trend der „Nicht-Monogamie“, deutlich gefärbt von einer Firma, die in diesem Teil der Datingbranche tätig ist. Dann wieder wird das Gegenteil als „Zukunftstrend“ vermarktet – nämlich "Open Casting" - diesmal dank cleverer PR wesentlich erfolgreicher.

Das Liebeszimmer - vorläufig nur ein Essay

Das Liebeszimmer, ob als romantischer Zufluchtsort oder als frivole Bühne für Theaterstücke der Lust, habe ich angekündigt – aber noch nicht vollständig „möbliert“. Ich hörte nur, dass sich auch ein Gästezimmer eignet – wenn der eigentliche Zweck sich nur dem Kenner offenbart, nicht aber dem unbefangenen Gast. Weitere Ort der schrägen Lüste sollen umgebaute Dachböden, Gewölbekeller und modifizierte eheliche Schlafzimmer sein. Vorläufig muss ein „Essay zur Verwirrung der Sinne“ reichen – auch dieser Artikel zeigt, dass Illusionen tatsächlich wirksam sein können.

Warum es an der Zeit ist, mehr über die Liebe zu wissen statt weniger

In eigener Sache … das Thema Liebe wird immer von denen als „ausgelutscht“ bezeichnet, die tief (oft zu tief) in der Materie versunken sind. In Wahrheit liegt vieles allerdings noch im Nebel des Hörensagens. „Ich habe einmal gehört, dass …“ wird jedenfalls häufiger geglaubt als „es ist vielfach bewiesen worden, dass…“. Deshalb habe ich mich immer wieder aufs Neue entschlossen, die Liebeszeitung Jahr für Jahr, Monat für Monat und Woche für Woche aufrecht zu erhalten. Sie ist non-profit, aber ich will damit nicht angeben. Und man sollte nicht behaupten, Deutsch zu sprechen, wenn man maschinell übersetzt. Dann „brandmarken“ sich Paare schon mal.

Und der Abgesang - Wenn Illusionen, dann richtig

Ich wünsche euch allen ein Wochenende voller Liebe. Die Mutigen und Selbstbewussten unter euch werden wissen, dass sie sich dann und wann Illusionen hingeben … und wenn, dann rate ich dazu, tief in sie einzutauchen. Es ist allemal besser, als zu streng mit sich selbst zu sein und sich deshalb nie zu verlieben.

Die Legende vom Berkley Horse - oder ein Flagellationsbordell innovativ möblieren

Drei Arten von "Horses", die in Bordellen verwendet worden sein sollen
Eine mehrteilige Betrachtung über Wahrheiten und Mythen um die "englische Erziehung" und die Lust an erotischen Schlägen.

Vierter Teil: Die Legende vom Berkley Horse - oder ein Flagellationsbordell innovativ möblieren

Vorbild für viele Prügelböcke: Boy's Pony
Beginnen wir mal mit dem Begriff. Ein „Horse“ ist eigentlich ein Chevalet, und das bedeutet eine Art Holzgestell. Im Englischen wird auch ein „Bock“, namentlich ein Prügelbock, als „Horse“ bezeichnet. Mit einem Pferd hat das alles also gar nichts zu tun. Noch heute werden unter der Bezeichnung „Spanking Horse“ sogenannte „Spanking Benches“ (Prügelbänke) angeboten. Es mag sein, dass es solche Prügelbänke, auch Pony genannt, für junge Männer oder junge Frauen gab. Dafür spricht, dass die Prügelstrafe an Frauen vollzogen wurde, indem sie jemanden „umhalste“, während ihr nackter Rücken geschlagen wurde. Eine Nachbildung wäre dann das „Pony“ gewesen.

Ein englischer Whipping_Frame
In der Tat sind verschiedene Varianten des „Ponys“ bekannt, das offenbar für jugendliche Delinquenten benutzt wurde. Es gibt einige Zeichnungen, auf denen Zuchthausszenen zu sehen sind. Für die „schweren Jungs“, also große, muskulöse Männer, wurden stabile Rahmen verwendet, an denen sie die Schläge von Birkenruten oder gar Peitschenhiebe ertragen mussten. Sowohl die Ponys wie auch die „Whipping Frames“ waren allerdings verstellbar. Verschiedentlich wurden Varianten gezeigt, die sogar ermöglichten, das Gesäß selbst zu schlagen – also nicht den Rücken, wie es allgemein üblich war.

Und was hat das „Berkley Horse“ damit zu tun?

Das Wundergerät - reduziert auf eine Klappleiter?

Angeblich soll das „Berkley Horse“ für alle Körpergrößen geeignet gewesen sein, und es soll in jedem gewünschten Winkel verstellbar gewesen sein, sogar vielfach. Das war mit den Mitteln der damaligen Zeit durchaus möglich, aber nicht mit einer einfachen Leiterkonstruktion. In Gegenwart und Vergangenheit gab und gibt es verstellbare Konstruktionen deren Ursprung wir in den Prügel-Rahmen finden, die in britischen Gefängnissen verwendet wurden. Eine solide Holzkonstruktion, unter der auch noch eine „auf einem Stuhl sitzende Frictrix“ Platz gehabt hätte, wäre ohnehin wesentlich stabiler als das „Berkley Horse“ in der Zeichnung. Es ist weder belastbar, noch verstellbar. Und die Proportionen entsprechen eher einer Haushalts-Klappleiter.

Eine Klappleiter im Luxusbordell?
Wichtig wäre ja dass eine funktionstüchtiges, im Winkel verstellbares Gerät das Gewicht eines schweren Mannes tragen muss - und zwar in jeder der möglichen Positionen. Liegt der Körper flach und nahezu waagerecht, ist dies unproblematisch. Wird das Gerät aber gekippt, gedreht oder soll es in einem Winkel verharren, so muss es ungewöhnlich gut an Boden oder Wand befestigt werden. Zudem muss der Körper in jeder Lage fixiert werden können. Oftmals reicht es aber, wenn sich das Gesäß etwas anheben lässt, während der Oberkörper von der Flachlage in eine Winkellage gebracht werden kann – für den „Hausgebrauch“ würde da euch ein Kissen unter dem Po reichen.

Das Berkeley Horse und die spätere Literatur

Das Berkeley Horse kommt zwei Mal in der erotischen viktorianischen Zeitschrift „The Pearl“ vor. Einmal wird ein erwachsener Mann daran festgeschnallt, was sich so liest (Lady Pokingham, or They All Do It).

Sie zeigte auf ein schönes „Berkeley-Pferd“, das in die Mitte des Wohnzimmers gerollt wurde. Es sah aus wie eine gewöhnliche Leiter, nur mit rotem Tuch bedeckt und mit einem gepolsterten Fußbrett versehen, auf dem das Opfer stehen konnte, während seine Hände weit über seinen Kopf gestreckt waren. (Er konnte) nur auf Zehenspitzen darauf stehen (und wurde) sofort mit seinen Handgelenken an den obersten Ringen des Pferdes befestigt.

Schon dies ist kaum möglich. Die Hände können bei der oft gezeigten Konstruktion nicht „weit über den Kopf“ gestreckt werden, und es hat keinen Sinn, „auf Zehenspitzen“ darauf zu stehen.

In einem zweiten Beitrag wird das Horse lediglich verwendet, um das die Angst vor der Bestrafung zu vertiefen.

Wir wurden von einer Gouvernante in das speziell genutzte Zimmer begleitet und für die Bestrafung vorbereitet. Es wurde von oben her beleuchtet und verfügte über Leitern, Berkley Horses und andere Gerätschaften. Zum Beispiel gab es Seile, die von der Decke herabhingen, Ringe im Boden und an der Decke, die widerspenstige Opfer festhalten sollten.

Das „Horse“ kann dabei nicht zur Anwendung - ein weiterer Beweis dafür, dass sich die Autoren nicht recht vorstellen konnten, wie es anzuwenden war.

All dies zeigt, dass alle Autoren nur etwas vom „Hörensagen“ wussten. In Wahrheit hatten nur diejenigen Männer das Gerät gesehen, die darauf festgeschnallt und dann geschlagen wurden. Vergessen wir nicht, dass alles in einem Bordell geschah, auch wenn es „nur“ ein Flagellationsbordell war. Dies besagt jedoch nicht, dass die Herren dort keine anderen „fleischlichen“ Wünsche erfüllt bekamen. Niemand konnte erwarten, dass die Berichte darüber „authentisch“ waren.

Die kuriose Leiter und ihre mögliche Herkunft

Das einzige, was der Zeichnung der Zeichnung des angeblich „berühmten“ Berkley-Horse“ nahekommt, ist eine Schilderung des bereits erwähnten Dr. Eugen Dühren, der eine anderes, heute vergessenes Flagellationsbordell erwähnt. Im Wortlaut:

Die kuriose Einrichtung ihres Geschäftes bestand aus einer zusammenklappbaren Leiter, aus Riemen, Birkenruten, Stechginsterbesen und geheimen Vorrichtungen für den Gebrauch von Männern und Weibern.

Was sofort auffällt, wenn man die angebliche Originalzeichnung ansieht, ist die labile Konstruktion, die uns gezeigt wird. Das gezeigte Gerät ist weder stabil genug, einen kräftigen, muskulösen Mann zu halten noch ist es verstellbar. Der Vergleich mit den „Whipping Frames“, die in Zuchthäuser der damaligen Zeit verwendet wurden, zeigt uns, wie eine wirklich gebrauchsfähige Konstruktion ausgesehen hätte. Sie waren nicht nur wesentlich stabiler, sondern auch flexibler im Einsatz, weil sie sich wenigstens an die Körpergröße anpassen ließen. Zudem wurde bei dem Vollzug der „echten“ Körperstrafen so gut wie immer auf den Rücken eingeschlagen, während die erotischen Strafen vorwiegend durch die „Behandlung“ des Gesäßes vollzogen wurden.

Die Frictrix im Inneren dieser Leiter - kaum glaubwürdig

Kommen wir noch einmal zurück auf die angeblich verschwundene frivol-erotische Zeichnung und die Frictrix, die angeblich inmitten der Leiter gesessen haben soll. Wäre das so dargestellt worden, so hätte die Leier im unteren Teil wesentlich breiter sein müssen, um dieser den nötigen „Spielraum“ zu verschaffen. Dann wäre sie bei ähnlichem Winkel allerdings zugleich höher gewesen. Auch dies ist sehr wahrscheinlich, denn das angeblich „Original“ bietet kaum eine Möglichkeit, die Hände zu fixieren. Üblicherweise wurden sie oberhalb des Kopfes platziert , um sowohl Rücken wie auch Gesäß schlagen zu können, ohne die Arme zu treffen. Wir wissen nicht, ob es eine Art „Nierenschutz“ gab, wie er in Zuchthäusern verwendet wurde. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die Kunden eines Bordells genau Vorstellungen davon hatten, an welchen Körperteilen ihnen der Schmerz zugefügt werden sollte. Und niemand wollte an diesem Ort eine Gesundheitskatastrophe riskieren – weder die „Gouvernante“ noch der Kunde. Zeitgenössische Zeichnungen, Fotos und glaubwürdige Nachbildungen zeigen, dass sie Arme vorzugsweise nach oben, nach vorne, seitlich oder gar durch Ausschnitte in den entsprechenden „Möbeln“ aus dem „Schlagfeld“ genommen werden konnten.

Avatare neben dem Original und zwei Nachbauten, jeweils ohne Schräglage, um die Dimensionen zu vergleichen


Innovationen in Flagellations-Bordellen waren durchaus möglich

Das soll nun nicht heißen, dass es keine Innovationen bei der Möblierung gegeben hätte. Zu jedem „Studio“ gehört ein Strafbock, und die meisten von ihnen lassen sich verstellen. Die Methoden dazu waren bereits im 19. Jahrhundert bekannt. Nur Männer, die im Stehen geschlagen werden wollen, benötigen einen aufrechtstehenden, leicht angewinkelten „Rahmen“, an dem sie gefesselt werden können. Dieser Rahmen musste wahrhaftig „schwere Jungs“ aushalten.

Die Wahrheit über das Berkley Horse ist unbekannt

Die Wahrheit von Frau Berkleys Erfindung kennt niemand. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich um eine Rahmenkonstruktion mit einem zweiten Gelenk handelte, etwas in Höhe der Hüfte des Kunden. Damit hätte man den Oberkörper tatsächlich in einem beliebigen (abweichenden) Winkel bewegen können. Zumindest einige der Zeichnungen und späteren Konstruktionen von Schreinern deuten darauf hin.

Eine der Nachbildungen, Anfang 20, JH
Und damit wäre ich am Ende meiner Nachforschungen angekommen. Sie waren aufschlussreich, und sie zeigen, wie wenig wir am Ende der Berichte trauen dürfen, die Herr Ashbee überliefert hat und die von naiv abschreibenden Wissenschaftlern später kritiklos übernommen wurden. Eine Anekdote habe ich dennoch gefunden, die eine andere Dame derselben Epoche betrifft und die ein ebenso schlechtes Licht auf die Buchverleger jener Zeit wirft. Davon kann ich später berichten.

Nachzutragen wäre auch noch, dass vereinzelte Damen in der Neuzeit entsprechende Geräte nachbauen ließen. Ein echtes Berkley Horse zu haben, wäre ja durchaus günstig gewesen, um Klienten anzulocken. Inzwischen sollen sie allerdings verstauben oder zum Verkauf angeboten worden sein. Was bleibt, ist die Legende.

Bildnachweis:

Oben: Drei verschiedene Autoren, anonym.
Links: Ein "Pony" , verstellbar, zum Züchtigen junger Männer in Gefängnissen verwendet, zeitgenössisch, anonym.
Rechts: Das angebliche "original" Berkley Horse, wie es von Ashbee der Nachwelt übergeben wurde.
Mitte: Hilfsmittel zum Größenvergleich, nur Frontseite: Nachbau, Darstellung des "Originals" und ein weiterer Nachbau,
Links: Der Whipping-Frame nach einer zeitgenössischen Skizze und einem Foto, umgesetzt auf die heutige Zeit. © 2023 Liebesverlag.de, dann wieder links (länglich) eine Nachbildung aus dem 21. Jahrhundert. Nur Frontansicht, keine Neigung.


Weitere Quellen der vier Artikel:

Horntip: Books "The Venus Schoolmistress" sowie zwei der drei Bände von Henry Specer Ashbee. 1877 bis 1885. Vol. 1 und Vol. 3.
Für die Aussagen von Iwan Bloch Archive.org.
Für die weiteren erwähnten Erotik-Bücher verschiedene Quellen, unter anderem Biblio Curiosa
Sowie Art And Popular Culture
"The Pearl" Ausgaben 1897 bis 1880 - teils literarisch wertvoll, teils frivol.
Für die Zusammenhänge zwischen der Epoche und der Sexualität: The Origins of Sex, London 2012.
Sowie unter anderem:
Achetron - Berkley Horse https://alchetron.com/Berkley-Horse
Wikiwand - Theresa Berkley
DirtySexHistory - Theresa Berkley Queen of ...
Etliche digitalisierte und nicht digitalisierte Lexika unter anderem Wikipedia deutsch und englisch.


Alle Teile lesen:

Körperstrafen und Definition - Körperstrafen (Definitionen)
Die viktorianische Zeit und das 19. Jahrhundert Adel, Bürgertum, Fassaden.
Das Bordell der Frau Berkley und die einzige Quelle dafür bei Ashbee.
Ein Möbel für ein Bordell. (hier)
Meine Vorgehensweise bei den Recherchen - die Wahrheit.

Kennenlernen lernen – ein neues Buch für dich

Für jeden Single ein Gewinn
Kennenlernen lernen – ein neues Buch für dich, um dein Date zu durchschauen - aber dieses Buch ist viel mehr.

Zuerst: Das Buch heißt anders, nämlich „Date Education“. Der Untertitel ist schon aufschlussreicher: „Durchschaue dein Date“.

Und das trifft den Inhalt sehr genau: Du lernst, deine Partner(innen) zu durchschauen und dich selbst dabei richtig einzuordnen.

Geschrieben hat das Buch Dr. Nasanin Kamani, und nun nicht erschrecken, bitte: Sie ist Ärztin in den Fachbereichen Psychologie, Psychiatrie und Dozentin für Psychosomatik. Und sie ist jung, 1989 geboren.

Bei Büchern dieser Art erwartet uns oftmals ein Psycho-Kauderwelsch. Nicht bei diesem Buch. Es ist für jeden von uns nicht nur absolut lesbar, sondern enthält ein Element, das selten ist: persönliche, unmittelbare Erfahrungen. Begeisternd wird das Buch aber erst durch die vielen Dialoge, die vor und während der „Dates“ entstanden.

Dates sind mehr als Dates - nämlich Dialoge

Dialoge sind bei Weitem aufschlussreicher als die Schilderung von Gefühlen. Und weil Frau Kamani Psychologin ist, erklärt sie uns am Ende auch noch, welche Bedeutung das Gesagte hat oder haben könnte. Zum Beispiel, indem wir (1)

Nachrichten versenden, die stets darauf ausgerichtet sind, der … Stimmung des anderen gerecht zu werden. Je länger dieser Zustand anhält, umso unbefriedigender fühlt sich der Kontakt an, der zu unserem Bedauern an Authentizität und Tiefe eingebüßt hat.

Im Kern bedeutet dies: Wir schwanken dazwischen, es dem anderen „recht zu machen“ und dem Wunsch, unsere eigenen Gedanken „durchzubringen“. Gut zu wissen, dass dies ein Spiel ist - ein notwendiges Spiel, um präziser zu sein.

Wer das Buch lesen will, hat die Wahl in jedes der zwölf Kapitel (inklusive Vorwort und Nachwort) einzusteigen, ohne die anderen elf zuvor anzusehen. Jedes Kapitel spricht für sich selbst, und es ist sehr wahrscheinlich, dass du dich daran wiederfindest.

Am Schluss will ich euch ein Zitat aus dem letzten Kapitel präsentieren – sozusagen die ultimative Zusammenfassung (2):

Nur wir können die richtigen Fragen stellen, mögen die Antworten für unseren Stolz, unsere Sehnsüchte und unsere Gefühle noch so falsch klingen. Sie sind es nicht. Falsch ist nur der Selbstbetrug.

Nachdem ich dies alles geschrieben und zitiert habe, ein Lob.

Das mit Abstand ehrlichste Buch über das Kennenlernen

Dieses Buch ist mit Abstand das ehrlichste Buch über „Dating“, das jemals am Markt war. Es wendet sich direkt an die Personen, die es angeht und versucht nicht einmal, „höhere akademische Weisheiten“ aufzusatteln.

In diesem Buch wirst du dich wiederfinden. Und deshalb gebe ich eine rückhaltlose Empfehlung ab.

Hinweis: Dieser Artikel ist weder gesponsert noch wurde mir das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt.
Buch: erschienen in Igling, 2022 (emf-verlag) ISBN 978-3-7459-1181-7 Zitate: (1) Seite 202 (2) Seite 285. Das zweitbeste Buch ist nach meiner Meinung "Modern Dating - a Field Guide" - leider nur in englischer Sprache, aber immer noch erhältlich.Es folgt einem anderen Ansatz, ist aber sehr praktisch als Ratgeber.

Die Liebeszeitung - Quelle zutreffender Informationen

Es ist nicht immer einfach, die zutreffenden Quellen für einen Artikel zu finden und sie richtig zu beurteilen.

Und es ist kein Geheimnis, dass auch bei der „Liebeszeitung“ fragwürdige Informationen verwendet wurden, weil wir die Quellen nicht ausreichend auf Glaubwürdigkeit geprüft hatten.

Fake News getarnt als zuverlässige Informationen?

Solche „Fake News“ kommen im Allgemeinen von geschickt arbeitenden PR-Leuten, die an sich wertlose Daten veröffentlichen. Ihr Ziel ist, dass ihre Webseite oder der Name ihres Produkts häufig genannt wird. Damit das nicht so auffällt, behaupten sie, über etwas anderes zu berichten - meist ist dieses Thema dann sehr populär.

Ihr könnte sicher sein, dass die Liebeszeitung die Quellen der Informationen genau überprüft - auch wenn sie uns über Dritte (beispielsweise Zeitungsartikel oder Blogs) bekannt gemacht werden.

Die Liebeszeitung dürft ihr auch bezweifeln

Das Schöne bei uns ist: Ihr dürft bezweifeln, nachfragen oder um mehr Informationen bitten.

Noch ein Wort zu den Beiträgen, in denen kaum Referenzen oder auch gar keine Belege angegeben werden. Sie beruhen auf einer neuen Bewertung bestehender Behauptungen aus dem Volksmund, dem Hörensagen, der Küchenpsychologie und manchmal auch der „richtigen“ Psychologie. Und natürlich stehen wir zur freien Meinungsäußerung - das heißt, dass jede Meinung zählt, die halbwegs begründet werden kann.

Ich bin dieser Tage mit vielen anderen Themen beschäftigt, sodass für Artikel in der „Liebeszeitung“ nicht viel Zeit blieb.

Ich hoffe, ihr bleibt mir und der Liebeszeitung als Leser(innen) dennoch treu.


Beste Grüße an euch alle


Gebhard Roese

Die Wahrheit - was dir niemand über Online-Dating sagt

Das Panoptikum des Online-Datings
Eigentlich gibt es kein Online-Dating. In Wahrheit ist gemeint, Kontakte über Medien zu knüpfen, also beispielsweise über Zeitungsanzeigen, Internet-Anzeigenseiten oder eben über Singlebörsen. Und zu solchen Singlebörsen zähle ich auch alles, was sich zwar anders nennt, aber kaum etwas anderes ist.

Was Online-Dating wirklich ist

Grundsätzlich besteht der Unterschied zum Kennenlernen im öffentlichen Raum darin, sich aus der regionalen und sozialen Enge und ihren Widrigkeiten herauszuwagen.

Das heißt, du lernst Menschen kennen, die ganz woanders leben und die ganz anders aufgewachsen sind als du. Sie können also einen anderen sozialen Status haben – also eine höhere oder niedrigere Bildung - oder nur mehr Macht und Einfluss. Das Einkommen kann zwischen „bettelarm“ und „recht wohlhabend“ differieren, und die Lebensgeschichte zwischen „linear“ und „chaotisch“. Auch die Altersgruppe ist nicht eindeutig fixiert: Sicher kannst du nicht zwischen 18 und 68 beliebig wählen, aber Altersunterschiede von zehn Jahren plus/minus gelten inzwischen als „ganz normal“ in den mittleren Jahren.

Kurz und knapp: Du kannst jeden und jede kennenlernen, wenn er oder sie nur will.

Wahrscheinlich hast du schon das böse Wort von der „Resterampe“ gehört. Das bedeutet: Du triffst durch Zeitungsanzeigen, bei Singlebörsen oder Apps auch Menschen, die aus nachvollziehbaren oder befremdlichen Gründen lange Zeit keine Beziehung hatten – oder auch noch nie. Du wirst ebenso Menschen mit körperlichen und/oder psychischen Gebrechen kennenlernen und auch solche, die leichte Persönlichkeitsstörungen haben. Ich werde darüber noch einen weiteren Artikel schreiben, denn die „Resterampe“ ist ein Phänomen, das eigentlich unter Marktgesichtspunkten zu betrachten ist. Wie entsteht der „nahezu unvermittelbare Rest“? Woraus besteht er? Gibt es Hoffnung für die Menschen, die dort warten? Aber auch: Wer fischt im Trüben, um die „Restposten“ auszunutzen?

Was du klären kannst, bevor du dich auf Online-Dating einlässt

Ich schreibe dies alles nicht, um dich mutlos zu machen, sondern nur, damit du weißt, auf wen oder was du treffen könntest. Die Kernfrage lautet: Lässt dein Lebensstil und deine Toleranz zu, jeden beliebigen Menschen zu treffen? Darf er zum Beispiel mit 28 Jahren noch gänzlich unerfahren sein? Muss er eindeutige sexuelle Präferenzen haben oder würdest du auch einen Menschen treffen, der sich nicht festlegt? Was sagst du zu leichten, aber vielleicht lästigen sexuellen Irritationen, wie beispielsweise zu Soft-SM-Liebhabern? Was zu Ideologien, und wie beurteilst du andere Ethnien?

Was ich damit sag, ist nicht mehr und nicht weniger als dies: Menschen kennenzulernen bedeutet, dich mit ihrem bisherigen Lebensweg auseinanderzusetzen. Das ist völlig unabhängig davon, wie tolerant du bist. Wenn du selbst glaubst, den Weg mit dem „anderen“ Menschen nicht dauerhaft gehen zu können, weil er dich belastet, dann lass es bleiben.

Es kann belastend sein, liebenswerte Menschen abzulehnen, weil du Zweifel an einem gemeinsamen Lebensweg hast. Aber es ist ungleich belastender, wenn du dich nach einigen Jahren des vermeintlichen Glücks trennen musst, weil du selbst an der Beziehung zerbrichst.

Online-Dating setzt stabile Persönlichkeiten voraus

Wenn du stabil und abenteuerlustig bist und keinen Druck verspürst, sofort eine Beziehung einzugehen, kannst du mit Online-Dating viel interessante Menschen kennenlernen und Lebensumstände kennenlernen, die dich verblüffen werden. Und genau das ist sehr lohnend, weil du am Ende deiner Reise weißt, was für sich geht und was nicht.

Zum Stichwort „Reise“ fällt mir noch ein, dass Online-Dating oftmals verlangt, den Wohnort zu überprüfen - und mit ihm auch die Arbeitsstelle sowie die sozialen Kontakte, die du jetzt hast.

Mit etwas Glück wirst du nicht nur reicher an Erfahrung, sondern findest am Ende auch den Menschen, mit dem du deine Zukunft planen willst.