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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Paradoxie: Wer Huren hasst, spricht in ihrem Namen

Eine Hure? Eher eine Art Hure ...

Die Diskussion um Prostitution ist überall wieder aufgeflammt – auch in Deutschland, wo angeblich ein Schlaraffenland für Bordellbetreiber existiert. Die Frage, ob das neue Prostitutionsgesetz den Frauen genützt hat, ist für die ARD - und damit für deutsche Fernsehzuschauer - bereits mit „Nein“ beantwortet. Nach deren Auskünften haben Bordellbesitzer gewonnen – und der Staat, der jetzt die Hand aufhält und Steuern kassiert. Doch wenn sie nicht gewonnen haben, haben sie dann verloren?

Zehn Punkte über Huren und Freier, die gerne verschwiegen werden

Auffällig ist dies:

1. Es gibt in Deutschland etliche Menschen, dir für die Einhaltung von Menschenrechten sorgen wollen – auch für die Rechte der Huren. Wo sind sie?
2. Einige Behörden sind intensiv damit beschäftigt, Migranten abzuwehren – ihnen müssten sogenannte „Zwangsprostituierte“ auffallen.
3. Es gibt nicht eine einzige verlässliche Statistik über den Anteil von „Zwangsprostitution“ am Wirtschaftszweig „Sexuelle Dienstleistungen“. Warum nicht?
4. Immer wieder wird behauptet, „keine Frau würde freiwillig in die Prostitution gehen“ – warum tun es dann nach Tausenden zählende Escorts?
5. Ausstiegsprogramme werden ständig gefordert – aber kaum eine Hure (gemessen an der Gesamtzahl) nimmt den Ausstieg wahr. Die Frage nach dem „Warum“ erübrigt sich, wenn man weiß, was in diesem Gewerbe verdient werden kann.
6. Die Aussage, dass „Freier betraft werden müssen“, weil sie „eine Leistung fordern, die es sonst nicht geben würde“ ist absoluter Unsinn – es sei denn, man hätte Beweise für die These, aber die hat man nicht. Und so bleibt es dabei: In der Prostitution ist das Angebot stets größer als die Nachfrage, weil Prostitution lukrativ ist.
7. Es gibt so viele Arten von Prostitution, dass sie niemand wirklich überblickt – und es gibt genau so viel unterschiedliche Freier-Typen. Wer glaubt, dass jeder Mann, der für Sex bezahlt, scharf auf einen Discount-Puff ist, der muss schon die deutsche „Schnäppchen-Mentalität“ gepachtet haben, sonst würde er dies nicht behaupten.
8. Wenn Huren von den Straßen und aus den Bordellen vertrieben werden, sind sie gezwungen, im Untergrund zu arbeiten, ihre Tätigkeit umzubenennen oder sich über Internet-Agenturen zu verabreden.
9. Freizeit-Huren sind ein Teil der Branche, der immer bedeutender wird. Üblicherweise bezeichnet man sie auch als „Hobby-Huren“, aber in Wahrheit sind sie Nebenerwerbshuren. Dazu gehören auch Angehörige durchaus „edler“ Berufsstände sowie Studentinnen.
10. Gar nicht gezählt werden diejenigen Frauen, die sich mit jeweils zwei bis fünf „festen“ Liebhabern durchs Leben schlagen, die ihren Lebensunterhalt finanzieren. Stichworte sind hier das „Sugar Baby“ und die ganz konventionelle „Geliebte“.

Trostlose Straße im Herbst


Erstaunlich ist immer wieder, dass die Befürworter schärferer Gesetze gegen Freier, Huren oder Bordelle die Huren als Personen nach wie vor verachten. Insofern erscheint es fragwürdig, ob es den Seilschaften, die für schärfere Gesetze kämpfen, wirklich um dasjenige geht, was sie vorgeben: einen besseren Schutz der Frauen, die den Beruf ausüben. Ähnliche gilt ja nicht nur für Huren, sondern auch für andere Sex-Dienstleisterinnen wie etwa Dominas – und darüber hinaus für Stripperinnen und sogenannte „Porno-Darstellerinnen“.

Lesen Sie dazu bitte auch den erhellenden Artikel im „New Scientist

Der rundgelutschte Charakter – der ideale Partner?

„Erkenne dich selbst!“ – ja, das stand einmal in Delphi, und schon damals konnten es wenige: Sei vertrauten lieber auf die berauschte Pythia, die ihnen sagte, was sie zu erwarten hatten.

Machen wir einen großen Sprung von der Antike ins „Nachkriegsdeutschland“. Als wir jungen Westdeutschen in die neue Republik hineinwuchsen, wurde ein Teil von uns schon in früher Jugend, spätestens aber beim Eintritt ins Berufsleben, „rundgelutscht“. Dieser Teil wurde sehr bewusst daran gehindert, das zu werden, was er wollte – man drängte ihn vielmehr dazu, unauffällig, dankbar und in gewisser Weise auch unterwürfig zu sein.

Ein anderer Teil folgte der Devise, die eigene Persönlichkeit durchzusetzen, was deutlicher schwieriger war, wenn man auf die gesellschaftliche Bodenhaftung nicht ganz verzichten wollte. Rundgelutscht? Stromlinienförmig angepasst und ewig auf der Schleimspur? Nein, das wollte dieser Teil um jeden Preis vermeiden.

Rebell oder Anpasser - und Psychologie für die Dummbacken


Zu jener Zeit – dun sie reichte weit bis in die 1970er Jahre – war es so „normal“, sich der Meinung anderer zu unterwerfen, dass man nur dann auffiel, wenn man unangepasst lebte. Die westdeutsche Gesellschaft (und auch die Wirtschaft) erkannte erst spät, dass in den jungen, unangepassten Menschen ein potenzial an Gedanken und Verhaltensweisen schlummerte, dass der Gesellschaft nutzen konnte. Man brauchte gar keinen „langen Marsch durch die Institutionen“, wie die Akademiker unter den Rebellen behaupteten. Man wurde gesucht, geholt, abgeworben. Frische Ideen brachen die verkrusteten Führungssysteme auf – und eine neue Zeit begann, die eigentlich hätte so weiterlaufen können.

Doch heute? Es ist noch nicht lange her, dass mir eine Psychologin in einem Interview übers Maul fuhr: Partnersuchende sollten sich bitte an die von Partneragenturen ermittelten Fremdbilder halten, Selbstbilder seien ja so unzuverlässig.

Selbstbilder, liebe Freundinnen dun Freunde, sind unser Eigentum, und sie sind sehr wertvoll für das, was man „unser Sein“ nennt. Selbstverständlich kenne ich die Aufteilung in „Selbstbild – Fremdbild und Wunschbild“, doch das ist eine psychologische These.

In Wahrheit versuchen dynamische, selbstbewusste Charaktere, ihre Einschätzungen und Vorstellungen gegen die Umgebungsmeinung durchzusetzen. Erst wenn sie mehrfach scheitern, ist es erlaubt, sie auf einen möglichen Irrtum hinzuweisen.

Was bedeutet dies alles für die Partnersuche?

Nun – der rundgelutschte Charakter sucht in der Regel nach anderen rundgelutschten Charakteren – man könntet auch sagen, nach Traumfrauen, Traummännern, Ms. Rights, Mr. Rights, Idealpartner oder wie man sonst so sagt. Doch hat er dergleichen gefunden, dann stellt sich plötzlich heraus: Unter der rundgelutschten Oberfläche zeigen sich bei zunehmender Nähe Zacken, Spitzen und Kanten – beim Anderen wie auch bei sich selbst.

Meine Empfehlung: Egal, wie stark Sie bereits „rundgelutscht“ wurden, oder wie angepasst Sie sich bereits verhalten - lernen Sie die Zacken und Kanten ihrer Persönlichkeit kennen – das nützt Ihnen, wenn Sie eine Beziehung zu einer anderen Person aufbauen wollen.

Ein bisschen möchte ich hier noch für die Menschen mit Facetten werben, ebenso wie für die Rebellen und die nicht eindeutigen Charaktere: Sie sind eindeutig die interessanteren Partner. Sicher, man benötigt ein bisschen mehr Toleranz, eine Prise mehr Humor und ein gehöriges Maß an Selbstsicherheit, um sich mit diesen Menschen zusammenzutun. Doch sie haben einen Vorteil: Sie entdecken nicht plötzlich „ganz andere Züge an sich“ – die haben sie nämlich längst entdeckt.

Unterwerfung – die Lust, wieder abhängig zu sein

Die „Shades of Grey“ werfen immer noch lange Schatten. Doch ist es wirklich sinnvoll, unterwürfig zu sein? Muss man das lernen? Ist es angeboren? Kann man es trainieren? Alles unsinnig, meint unsere Kulturredaktion. Submission (Unterwerfung) ist chic, wenn man sie mag – und unerträglich, wenn man sie hasst.

Welche Gefühle überwiegen?
Sich zu unterwerfen, bedeutet, sich willentlich einem anderen Menschen unterzuordnen, um fortan nach seinen Gesetzen zu leben. So jedenfalls die Theorie. Eine unterwürfige Person zu sein, heißt also, sich dafür entschieden zu haben, die Macht über sich selbst an einen anderen Menschen abzugeben, oder jedenfalls das Bedürfnis zu haben, dies zu tun.

Vorsicht vor Übertreibungen – wie Machtspiele funktionieren

Die völlige körperliche, mentale und auch sexuelle Unterwerfung, wie sie die Anhänger entsprechender Zirkel sehen, ist allerdings eher eine urbane Legende als eine Realität – und sie ist ein keiner Weise wünschenswert.

Hingegen ist die Übergabe der Macht an einen anderen Menschen im Rollenspiel eine sehr typische menschliche Regung, die wir bereits als Kinder erlernt haben – mal wohl, mal übel. Kinder versuchen ja, herauszufinden, wie weit sie Macht gewinnen können. Und Erwachsene, aber auch Angehörige ihrer Peergroup setzen ihnen dabei Grenzen. Mit anderen Worten: Wir lernen früh, unsere Interessen einerseits durchzusetzen und andererseits, uns den Interessen anderer zu fügen.

Das klingt sehr ernst, aber es ist eben auch ein Spiel.

Das Spiel mit Macht, Lust und Unterwerfung

Wann immer es ein Spiel ist, muss der Unterwürfige wohl eine Freude daran haben, sonst würde er die Rolle nicht übernehmen. Unterwürfig zu sein, hat den großen Vorteil, für seine Handlungen nicht mehr verantwortlich zu sein, denn mit der Macht über sich selbst wird auch die Verantwortung für sich selbst an den anderen „abgegeben“. In den „Spielen der Erwachsenen“, gerade im erotischen Bereich, ist diese Tatsache enorm wichtig. Auch außerhalb aller Zirkel, Szenerien und paraphilen Neigungen kommt es beim Sex stets der Punkt, an dem Frau oder

Mann sich den Wünschen des Partners unterwirft. Darauf werden ganze Mythen aufgebaut, zum Beispiel, „verführt worden zu sein“, die in Sätzen gipfelt wie „Ich wusste überhaupt nicht mehr, wie das geschah.“

Verpönte und lustvolle Unterwerfung – und eine populäre Lüge

Es ist ausgesprochen verpönt, zuzugeben, dass man unterworfen werden will, aber es ist sehr populär zu sagen, dass es „einfach passiert ist“. Über lange zeit hatte man die Geschlechterrollen verantwortlich dafür gemacht, dass sich Menschen beim Sex unterwerfen: Frauen erdulden Sex, Männer haben Freude daran. Das ist kaum noch haltbar. Nag Mutter Natur auch ihren Beitrag dazu leiste, dass dies äußerlich so geschieht: Innerlich lieben es auch Männer, sich zu unterwerfen und sich dabei eben auch herausreden zu können: „Ach, mich überkam es dann einfach.“

Macht wird nicht wirklich abgegeben – alles sollte ein Spiel bleiben

Einem Irrtum gilt es vorzubeugen: Die Übergabe der Macht an einen anderen Menschen bedeutet im Spiel niemals, dem anderen das Spiel eigenmächtig zu überlassen. Dieser Irrtum scheint aus SM-Horrorgeschichten, bewussten Falschinformationen und der Verwechslung von Spiel und Ernst hervorzugehen. So, wie wir uns auch sonst „scheinbar“ unterwerfen, um Macht zu behalten oder sogar dazuzugewinnen, so ist es auch im sexuellen Machtspiel. Man muss kein Psychologe oder Philosoph zu sein, um dies zu erkennen. Sehen wir uns die meisten Männer an, die Lustgenuss aus Unterwerfungen ziehen, so finden wir, dass sie dafür bezahlen, ihre Macht für ein paar Stunden an eine „strenge Frau“ abzugeben, die für sie in dieser Zeit die „Domina“ ist.

Unterwerfung muss nicht erlernt werden

Für die meisten Menschen ist es beim Sex oder auch in erotischen Rollenspielen, nicht nötig, „Unterwerfung“ zu erlernen. Wir besitzen seit Urzeiten diese Fähigkeit, und wir haben sie im Laufe unseres Lebens verfeinert. Und wir waren alle einmal Kinder und erinnern uns an das Spiel wie den Ernst, mit der Macht praktiziert, abgegeben und zurückgewonnen wurde.

Selbstverständlich hat die erotische Unterwerfung Nuancen und Facetten, die nicht leicht zu verstehen oder zu praktizieren sind. Dazu gehört vor allem die „Formaldisziplin“, mit der Rekruten der eigene Wille genommen wird, die Fesselung oder Verwahrung, die Gefühle ganz eigener Art auslöst. Letztendlich zählt dazu auch die körperliche Züchtigung, die von sehr unterschiedlichen Gefühlen begleitet wird, je nachdem, wie sie „nur“ als Schmerz, als Lustschmerz oder als mental-physisches Gehirnfeuerwerk empfunden wird.

Unterwerfung: Irrtümer der Wissenschaft

Wer die Unterwerfung als ernstes soziales Manöver, einen bedrohlichen, angsterregenden Zustand oder als menschenverachtende Horrortat ansieht, kann in der Regel nicht damit spielen. Ebenso hält die angebliche psychologische Erkenntnis nicht stand, dass Menschen, die zur Unterwerfung neigen, schwache Charaktere sind – das Gegenteil ist eher der Fall, soweit es das erotische Spiel betrifft. Letztendlich erweist sich auch eine andere Annahme der Psychologie als fragwürdig: Kaum jemand, der im Erwachsenenalter an Schläge Freude hat, wurde als Kind jemals geschlagen. Vielmehr wird berichtet, dass im Erwachsenenalter eine gewisse Begierde entsteht, im Spiel zu büßen und abgestraft zu werden.

Soll ich oder soll ich nicht? Die persönliche Unterwerfung

Eine goldene Regel sagt: Diene erst dem Mächtigen, damit du von ihm lernst, wie er Macht ausübt. Wenn ein Mensch lernt, Macht zu nehmen und abzugeben, ist er weitgehend dagegen gefeit, „untergebuttert“ zu werden, aber auch dagegen, Macht zu missbrauchen. Wer mit der Macht umgehen kann, kann sich in der Regel also auch freiwillig unterwerfen, und es kann für ihn Erleichterung, Entspannung und lustvolle Freude sein, sich einem anderen Menschen völlig hinzugeben – machtlos, hilflos und abhängig. Konkret heißt dies: Wer selbstbewusst ist und Träume, Wünsche und Vorstellungen hat, wie so etwas geschehen könnte, der kann es versuchen, denn ohne Versuch ist es nicht möglich, die tatsächlichen Gefühle zu erleben. Mehr zu den Vorbereitungen lesen Sie auch in der Liebepur. Dort finden Sie 10 Überlegungen, die Sie vor Ihrem ersten SM-Versuch machen sollten.

Ich denke, wir sollten darauf hinweisen, dass es immer gefährlich ist, mit völlig Fremden zu spielen. „Harmlose“ Versuche in geschützten Umgebungen mit guten Freunden oder Freundinnen sind immer besser als waghalsige Abenteuer. Gerade im Internet gibt es neben Genießerinnen und Genießern auch verschrobene Typen beiderlei Geschlechts und letztendlich auch echte Sadistinnen und Sadisten, die schon manches Unheil angerichtet haben.

Anmerkung: Ich weise darauf hin, dass alle Meinungen, die hier vertreten werden, sorgfältig anhand von glaubwürdigen Quellen überprüft wurden.

Damals: Gesundheitstage, Grüne und Stadtindianer

Die Diskussion um die „Grünen und die Pädophilie“ wird von der deutschen Bürger- und Rechtspresse gerade ausgenutzt, um manche der Erneurer aus den 1968er und 1980er Jahren zu diffamieren. Dabei haben viele Journalisten, die heute wettern und zetern, nicht die geringste Ahnung, wie aggressiv damals sogenannte „Stadtindianer“ (1) auftraten – und sie vergessene auch, dass viele Intellektuelle heute wie damals kaum ein zutreffendes Bild von der Realität hatten. Elfeneinturm bleibt eben Elfenbeinturm.

Wie die Rechts- und Bürgerpresse die Sache heute sehen will

Richtig ist, dass die Grünen schwer unter den ständigen Störungen und massiven Eingriffen in ihre Parteitage litten – dies musste sogar die konservative FAZ zugeben (Zitat des Zitats des jungen Grünen Sven Lehmann, der sich dankenswerterweise die Mühe gemacht hat, nach der Wahrheit zu suchen):

Offensichtlich haben Päderasten die Debatte über die Liberalisierung von Sexualmoral, in der die Grünen sich viele Verdienste erworben haben, als Trittbrettfahrer benutzt, um ihre kruden Forderungen einzuspeisen.


Allerdings hinderte dies die Zeitung nicht, sich einzelne Gestalten der damaligen Zeit herauszupicken und die Vorgänge von damals, die nur aus der Zeitgeschichte heraus verständlich sind, journalistisch auszuschlachten. Fragt sich, warum die Presse das jetzt, vor der Bundestagswahl tut. Die Vorgänge selbst waren ja damals nicht geheim, also kann man auch nicht von „Enthüllungsjournalismus“ sprechen.

Stadtindianer auf dem Gesundheitstag in Bremen – 1984

Der Gesundheitstag 1984 in Bremen brachte es an dem Tag: In die Gesundheitsbewegung, die den Gesundheitstag als Alternative zum Ärztetag begründet hatte, hatte lästige Besucher bekommen: Stadtindianer. Sie störten die Starveranstaltung, beschimpften von der Bühne aus die Veranstalter, und gingen in einzelne Vorträge, um die Referenten davon abzuhalten, über berechtigte Kritik am damaligen Gesundheitswesen zu sprechen. Damals revolutionierte das „Lebensweisen-Prinzip“ gerade das Gesundheitswesen. Man sucht danach, „gesunde Lebensweisen“ durchzustehen und propagierte die völlige körperliche, geistige und soziale Gesundheit. Das ist der Hintergrund, aber er beschreibt die Situation nicht nicht genügend.

Man muss sich diese Situation einmal vorstellen: Damals (1984) wurden Homosexuelle und ander sexuelle „Abweichler“ immer noch diffamiert, und zwar ziemlich unabhängig davon, wie die Gesetzeslage war. Es war ganz selbstverständlich, dass man darüber diskutierte, wie „soziale Gesundheit“ und „sexuelle Freiheit“ miteinander harmonierten – darüber ist man sich ja bis heute nicht einig.

Schwere Lage für Grüne und Alternative – lästige Stadtindianer

Die Stadtindianer, dies sich diesen Namen von linken politischen Gruppen in Italien „ausgeliehen“ hatten, hatten sich in den Kopf gesetzt, die Grüne Partei, aber auch die Gesundheitstage zu infiltrieren und für ihre Bedürfnisse zu „instrumentalisieren“. Sie waren nicht die Einzigen – damals gab es noch andere Gruppen, die aus Realitätsblindheit oder krankhaften Veranlagungen versuchten, bislang als Tabu angesehene Themen in Gesundheitstage einzubringen.

Stadtindianer waren nicht die Einzigen, die nervten

Bei der Fülle der einströmenden Einflüsse war es sehr schwer, die Absichten überhaupt zu erkennen, geschweige denn, sie gleich richtig einzuordnen. Normalerweise waren alle Delegierten und Referenten dort offen und tolerant – aber sie mussten eben auch lernen, sich abzugrenzen. Das Abgrenzen von unerwünschten Einflüssen ist nun allerdings ein Lernprozess, der nicht von heute auf morgen eintritt – und das hatte nichts mit der Grünen Partei oder der Gesundheitsbewegung zu tun. Wenn man sich zugleich gegen Gruppen wehren musste, die Krankheiten verschlimmern wollten statt sie zu heilen, oder Frauengruppen, die Männer grundsätzlich als gesellschaftliches Übel ansahen, dann ging die relativ kleine Gruppe der „Stadtindianer“ schon mal unter.
Niemand war ein Freund der Stadtindianer – dazu waren sie zu lästig

Eines aber ist sicher: Die Stadtindianer hatten nirgendwo wirkliche Freunde – sondern jeder, der sie traf, hasste sie, schon wegen ihres rotzfrechen Auftretens. Die Philosophen, Soziologen und Psychologen, die ihnen damals noch zuvorkommend gegenübertraten, litten eben an jeder Verblendung, der schon viele Angehörige dieses Berufsstands erlegen sind: Realitätsverlust. Der ist zwar gefährlich, aber nicht strafbar.

(1) Deutsche Stadtindianer-Gruppen versuchten ab ca. 1980, Pädophilie „schönzureden“ und aggressiv öffentlich zu verteidigen.

Normal sein heißt nicht, niemals zu naschen

Süße Lust aus Neugiiede

Junge Mädchen sind oft höchst verwirrt, wenn sie ihre ersten erotischen Erfahrungen mit dem eigenen Geschlecht machen. Zumeist ergeben sich die Kontakte aus Zufällen, wie zum Beispiel gemeinsamen Übernachtungen mit Kuscheleien und Küssen. Danach fragen sich diese jungen Frauen häufig, ob sie „lesbisch“ seien, denn das ist ein Reizwort unter der Jugend.

Es geht um nichts: die Bi-Erlebnisse junger Frauen

Dabei geht es eigentlich um fast gar nichts: Der eigene Körper will entdeckt sein, und die Freundin hilft dabei ein wenig nach. Verführungen sind sehr selten – sie kommen eher bei den 18 – 25-jährigen Frauen vor, wenn man Eigenangabe für glaubwürdig hält. In den englischsprachigen Ländern heißt dies (ins Deutsche übersetzt) „Bi-Neugierde“. Sie wechselt offenbar in verschiedenen Lebensaltern, doch scheint es so, als ob Frauen über 30 einen „Anlass“ brauchen – meist in Form einer Verführerin.

Wie glaubwürdig Studien sind, wird immer wieder bezweifelt, doch wenn man diesen Satz vorausstellt, wird deutlich, dass es deutliche bisexuelle Wünsche unter Frauen gibt:

Erträumt ist noch nicht erwünscht, erwünscht ist noch nicht vorbereitet, und vorbereitet ist noch nicht ausgeführt.


Dennoch überraschen die Zahlen, die in einer Studie exemplarisch ermittelt wurden: 60 Prozent der heterosexuellen Frauen fanden andere Frauen erotisch attraktiv, 50 Prozent fantasierten über Sex mit anderen Frauen und 45 Prozent hatten bereits andere Frauen sinnlich geküsst.

Wer tatsächlich auf der gleichgeschlechtlichen Wiese grasen will, braucht neben der Absicht auch noch einen gehörigen Schuss Selbstüberwindung, einen Ort, an dem die Suche wahrscheinlich ist und eine Gelegenheit. Wenn bestimmte Orte aufgesucht werden, ergibt sich zudem die Möglichkeit, in vollem Bewusstsein der Situation verführt zu werden.

Die Forschungsergebnisse wie auch die einschlägigen Beobachtungen legen nahe, dass Frauen, die derartige Erlebnisse haben, nicht auch gleich die „Fraktion“ wechseln. Wie bereits der Name des Etiketts „Bi-neugierig“ andeutet, sind diese Frauen weder bisexuell noch lesbisch, sondern einfach neugierig auf weibliche Körper. Eine vergleichbare Einstellung unter Männern ist selten, kommt aber auch vor.

Frauen haben niedrigere Hürden

Der Hauptunterschied zwischen Bi-neugierigen Frauen und Männern liegt offenbar darin, dass sich Frauen eher „trauen“, über den Zaun der Geschlechterhürden zu steigen, weil sie von früher Jugend an gewöhnt sind, sich weiblichen Körpern vertrauensvoll zu nähern. Sie sind und bleiben „normal“, also heterosexuell, und sehen ihre homoerotischen Phasen eher als „Ausflüge“ an. Normal zu sein, beinhaltet für sie also durchaus, einmal zu „naschen“.

Bei Männern ist der „Zaun“ offenbar höher. Zwar sind auch manche Hetero-Männer bi-neugierig und nicht wenige lechzen nach passiv-analen Freuden, doch wünschen sie sich dabei zugleich feminine Zuwendung. Ein gängiges Stichwort dafür ist „Pegging“, eine Methode, die Prostata zu reizen, Analverkehr zu haben und dabei eine attraktive Frau vor sich zu sehen. Der zweite Schritt, diese Frau durch einen Mann zu ersetzen, ist technisch selbstverständlich völlig unproblematisch, erweckt aber emotionale Hemmungen. Im Gedankengebäude des Mannes soll ebene ein Frau das Vollziehen, was man eigentlich nur als „Analverkehr“ bezeichnen kann.

Bi-Neugierig ist nicht bisexuell

Bisexualität und Bi-Neugierde verhalten sich ungefähr wie Ernährung zu Süßigkeiten: Das eine erlebt man, am anderen nascht man. Es ist daher ein wenig unsinnig, bei jedem Seitensprung mit dem gleichen Geschlecht gleich von Bisexualität auszugehen, getreu dem Grundsatz: Wer einmal geangelt hat, ist noch kein Fischer.